Homo sapiens giganteus orientalis

Abb. 1 Hatten die Riesen der prädiluvialen Welt sechs Finger? Zumindest auf Abbildungen aus dem Orient - wie auf dieser Statue im Eretz Israel Museum, Tel Aviv, ist diese Besonderheit zu erkennen. (Foto: © ARTE)

(bb) In den mythischen und sagenhaften Überlieferungen des alten Orients haben Riesen keineswegs den Charakter von Märchen- oder Fabelwesen, sondern sie treten als historische Figuren auf, die in der Welt der Menschen höchst präsent sind. So schrieb Flavius Josephus im 2. Jahrhundert: "Bis dahin gab es noch eine Rasse von Riesen (Abb. 1), die derart große Körper und Gesichtsausdrücke, so völlig unterschiedlich von anderen Menschen, besaßen, dass sie wunderlich anzusehen waren ... Die Gebeine dieser Männer werden noch bis zum heutigen Tage gezeigt, und sie ähneln in keiner [...] Weise denen anderer Menschen." [1]

Der wohl bekannteste Riese der Alten Welt des Orients ist zweifellos Goliath (Abb. 2), der von David mit einer Steinschleuder besiegt wurde. Lange Zeit wurde allgemein vorausgesetzt, dass es sich bei ihm um eine fiktive Figur gehandelt habe. "Häufig wird Goliath mit Gestalten wie dem Berggeist Rübezahl oder dem Riesen aus dem Märchen "Hans und die Bohnenstange" verglichen. Dass es ihn wirklich gab, ist nicht belegt. Doch ein genauer Blick auf den Text der Hebräischen Bibel zeigt, dass Goliath seinen Platz in der Geschichte hat" [2], heißt es in einem Online-Bericht des Magazins A Vela dazu.

Vom grenzwissenschaftlichen Standpunkt aus reicht der "genaue Blick" auf die Bibel natürlich keineswegs aus, um die Historizität Goliaths oder der orientalischen Riesen sicherzustellen. Immerhin bieten mythologische Quellen wie das Alte Testament wesentliche Schlüssel-Informationen, die ein tieferes Verständnis prähistorischer und menschheits-geschichtlicher Zusammenhänge möglich machen; häufig genug transportieren sie auch, in mythisierter Form, Fakten zu historischen Ereignissen und Persönlichkeiten über Jahrtausende hinweg. Grund genug, bei unserer Suche nach morgenländischen Riesen einen etwas genaueren Blick auf die alttestamentarischen Riesen zu werfen.


Goliath, die Rephaim und andere >späte< Riesen des Morgenlands

Eine explizit historische Überlieferung im mythischen Gewand stellt vermutlich auch die Geschichte vom Kampf des, im Dienste der Philister stehenden, Goliath gegen den Hirtenjungen David dar. Laut Altem Testament (Samuel 17, Vers 4 u. Samuel 21, Vers 19) stammte Goliath aus Gath und gehörte dem Stamm der Refaim oder Rephaim ("Die Schwächenden" oder "die Toten" - 2 Sam. 23:13; 1 Chron. 11:15) an, einem Volk von Riesen, das vor etwa vier Jahrtausenden im prähistorischen Palästina gelebt haben soll.

Abb. 2 Der Riese Goliath in seinem letzten Kampf. Nicht nur ausgemachte Euhemeristen halten es für durchaus möglich, dass es sich bei ihm um eine historische Person gehandelt hat.

In "Die Riesen und die Nephilim: Söhne der Götter?" heißt es über sie: "Die Rephaim waren ein Volk von Riesen (Deut. 3:11 ), die östlich des Jordans lebten. Sie waren wahrscheinlich die Ureinwohner Palästinas bis zur Einwanderung der Canaaniten. [...] Die Anakim, Zuzim und Emim waren Stämme dieser Rephaim. In Hiob 26:5 wurden sie beschrieben als >die, die herabgekommen sind< (Anm.: >die Schatten< oder die Rephaim und Jesaiah 14: >die Toten.< Es bedeutet hier "die Schatten" oder >die hinweggegangen Geister in Sheol<). Bei Sam 21:16, 18, 20, 33 ist >Riese< eine Wiedergabe der Einzahl ha raphah, möglicherweise ist dies der Name des Vaters der Riesen, auf den sich hier bezogen wird, oder er war der Gründer der Rephaim. In der Vulgata lautet es hier >Arapha<. (Dazu auch : 1 Chroniken 20:5,6,8; Deuteronomium 2:11,20 ; 3:13 Josua 15:8, u.a., wo dieses Wort ähnlich wiedergegeben wird als >Riese<.) In der überarbeiten Version steht als Anmerkung >die Schatten< (Jesaiah 26:14)." [3]

Der Autor Reinhard Prahl, ein Kenner altägyptischer Geschichte, notiert in seinem Aufsatz 'Mythos und Realität der Riesen' dazu: "Interessant ist auch die Erwähnung von Goliaths Rüstung: Sein Panzerhemd aus Kupfer wog 5000 Schekel (ca 57 kg), die eiserne Klinge seines Speeres 600 Schekel (6,8 kg) (1Sa 17:4-7)." Außerdem erfahren wir dort: "Goliaths Bruder, Lachami, besaß einen Speer, dessen Schaft „wie ein Weberbaum war“ (1Ch 20:5)." [4] Natürlich könnte es sich bei all diesen Angaben um maßlose Übertreibungen handeln, aber es gibt gute Gründe für die Annahme, dass hier Tatsachen überliefert wurden.

So verweist Prahl auf archäologische Evidenzen, welche die Benutzung solch riesiger Waffen durch gigantische Menschen stützen: "Der französische Hauptmann Lafenechére machte in Agadir in Marokko einen Fund, der uns erschreckend an die Bibel erinnert. Er grub eine Werk-statt voller Jagdgeräte aus, darunter 500 Doppeläxte, die im Schnitt 8 Kilogramm wogen. Berechnungen und Messungen der Griffe führten zu einem erstaunlichen Ergebnis. Die Benutzer der Doppeläxte müssen um die vier Meter groß gewesen sein. Zur Erinnerung: Goliath von Gath war etwa 3,17 Meter groß [...] Berechnen wir den Durchschnittswert, passen die Ergebnisse hervorragend zusammen." [5]

Abb. 3 Das Gilgal-Refaim in Gaza, auch "Ogs Steinkreis" genannt, ähnelt nicht nur dem Megalithiker-Observatorium von Stonehenge: Auch eine starke Ähnlichkeit mit dem von Platon beschriebenen Grundriss der Atlanter-Metropole ist unverkennbar. Ein Zufall?

Auch Quervergleiche mit archäologischen Funden aus Jordanien, Israel, Syrien und Ägypten lassen, laut A Vela, "heute jedoch Rückschlüsse zu, die die reale Existenz Goliaths [und seiner riesigen Verwandtschaft] in den Bereich des Wahrscheinlichen rücken". [...] Textüberlieferungen aus Syrien und Ägypten erwähnen ebenfalls die Existenz von Riesen. Ende der 80er Jahre gruben britische Archäologen in Jordanien Skelette aus, bei denen es sich möglicherweise um Überreste von Riesen handelt. In der Grabungsstätte Tel es-Sa'idiyeh förderte der Archäologe Jonathan Tubb mit Mitarbeitern des Britischen Museums die Gebeine ungewöhnlich großer Menschen zutage. Sind diese Skelette tatsächlich der Beweis, dass im Land der Bibel Riesen lebten? Der Vergleich dieser Knochenfunde mit den Urtexten der Bibel könnte diese Frage beantworten und zugleich die Wahrheit über Goliath offenbaren..." [6]

Ein weiterer, namentlich genannter Angehöriger der Rephaim war der Riesenkönig Og: "Im Deuteronomium findet man König Og von Baschan, der Einzige der letzten " Rephaim" von dem berichtet wird: 5.Mo 3,11 "Denn nur Og, der König von Basan, war von dem Überrest der Riesen übriggeblieben. Siehe, sein Bett, ein Bett von Eisen, ist es nicht in Rabba der Kinder Ammon? Seine Länge mißt neun Ellen und seine Breite vier Ellen, nach dem Ellenbogen eines Mannes." 5.Mo 3,13 "und das übrige von Gilead und das ganze Basan, das Königreich Ogs, gab ich dem halben Stamme Manasse. (Der ganze Landstrich Argob, das ganze Basan, dieses wird das Land der Riesen genannt.)" [7]

Spuren der Rephaim blieben anscheinend noch bis in die Gegenwart hinein erhalten: "Hoch oben auf den Golanhöhen steht noch heute ein 5.000 Jahre altes Monument (Abb. 4), das so genannte Gilgal-Refaim, bestehend aus fünf konzentrischen Steinringen. Wurde das Monumentalwerk, das dem englischen Stonehenge ähnelt, von Riesen errichtet? Einiges spräche dafür, denn die Stätte liegt im Gebiet Bashan, dem "Land der Riesen". Nicht nur die Verfasser der Bibeltexte glaubten daran, dass Riesen ihr Land bevölkerten. Viele Quellen der Antike berichten über Riesen, und auch auf Siegeln und Tempelmauern dieser Zeit befinden sich entsprechende Darstellungen." [8]

Die Ähnlichkeit des Gigal Refaim mit ähnlichen Megalith-Strukturen in Europa und Nordafrika sowie mit dem bekannten Grundriss der Metropolis von Atlantis sei hier nur am Rande erwähnt. Abgesehen davon gibt es solche Strukturen auch auf der Arabischen Halbinsel: "Rätselhafte ringförmige Stein-Formationen, die an jene in Europa erinnern, findet man auf entlegenen Hügelkuppen und in Tälern in ganz Saudi-Arabien. Die Ringe sind 5 mal 100 Meter im Durchmesser und sind von Stein-Wällen von einem oder zwei Fuß Höhe umgeben. Einige der Ringe haben >Schwänze<, die sich über hunderte von Metern erstrecken. Aus der Luft haben die Muster eine verblüffende Ähnlichkeit mit Designs, die in Peru's Nazca Plateau gescharrt wurden. Über diese Kreise ist nur wenig bekannt, und über ihren Zweck weiß man rein garnichts." [9]

Abb. 4 Nachfahren der biblischen Giganten? Zwei orientalische "Riesen" auf einer historischen Fotographie aus dem 19. Jahrhundert (Foto: © Steve Quale)

Die Israeliten stießen jedenfalls bei ihrer - von Juden und Christen beschönigend als "Landnahme" bezeichneten - Invasion des "Gelobten Landes" u.a. auf riesenhafte Menschen. Im Buch Mose finden wir Überlieferungen von Berichten der israelitischen Kundschafter: "26 Und sie gingen und kamen zu Mose und zu Aaron und zu der ganzen Gemeinde der Kinder Israel in die Wüste Paran nach Kades; und sie brachten ihnen und der ganzen Gemeinde Bescheid und zeigten ihnen die Frucht des Landes. 27 Und sie erzählten ihm und sprachen: Wir sind in das Land gekommen, wohin du uns gesandt hast; und wirklich, es fließt von Milch und Honig, und dies ist seine Frucht. 28 Nur, daß das Volk stark ist, welches in dem Lande wohnt, und die Städte befestigt, sehr groß; und auch die Kinder Enaks haben wir dort gesehen. [...]

32 Und sie brachten unter die Kinder Israel ein böses Gerücht [sic!; bb] über das Land aus, das sie ausgekundschaftet hatten, und sprachen: Das Land, welches wir durchzogen haben, um es auszukundschaften, ist ein Land, das seine Bewohner frißt; und alles Volk, das wir darin gesehen haben, sind Leute von hohem Wuchse; 33 auch haben wir dort die Riesen gesehen, die Kinder Enaks, von den Riesen; und wir waren in unseren Augen wie Heuschrecken, und also waren wir auch in ihren Augen.<" [10]

Wer waren diese 'Kinder Anaks/Enaks'? Wie in >Die Riesen und die Nephilim: Söhne der Götter?< festgestellt wird, liefert das alte Testament einige Hinweise zur Beantwortung dieser Frage. Die "Anakim (Deut. 2:10,11,21; Jos. 11:21,22; 14:12,15) genannt >Söhne von Anak< Num. 13:33; >Kinder von Anak< (Jos. 15:14), [waren] ein Nomadenvolk und Volksstamm von Riesen, die von Arba abstammten (Jos. 14:15), dem Vater von Anak. Sie wohnten im Süden von Palästina, in der Nähe von Hebron (Genesis 23:2, Jos. 15:13). In der Zeit Abrahams (1 Genesis 14:5) bewohnten sie die Gegend, die später als Edom und Moab bekannt waren, östlich des Jordans. Sie waren wahrscheinlich die letzten Übriggebliebenen der Ureinwohner Palästinas, die dort lange vor den Kanaanitern lebten. Ihr furchterregendes, kriegerisches Erscheinen, wie es von den Spähern beschrieben wurde, erfüllte die Israeliten mit Entsetzen." [11]

Zu den direkten Verwandten der >Rephaim< gehörte auch der Stamm der 'Emim': "Die Emim waren ein kriegerischer Volksstamm [...]. Sie waren >groß, viele und so hochgewachsen, wie die Anakim< (Gen. 14:5 ; Deut. 2:10,11 ). (Easton's Enzyklopädie der Bibel)< Bei den Zamzummim (Deuteronomium 2:20) soll es sich um die alten Bewohner des Landes Ammon gehandelt haben: >5.Mo 2,20: Für ein Land der Riesen wird auch dieses gehalten; Riesen wohnten vordem darin, und die Ammoniter nennen sie Samsummim.<" [12]

Da die israelitischen Invasoren (wie ihre Anführer ihnen und ihren Nachfahren einredeten) "im göttlichen Auftrag" handelten, waren ihnen natürlich selbst die Furcht und Schrecken verbreitenden Riesen nicht gewachsen, und der Feldherr "Josua vertrieb die verschiedenenen Stämme letztlich alle aus dem Land, außer einem Rest, der Zuflucht in den Städten Gaza, Gath und Ashdod fand (Josua 11:22). Die Riesen der Philister, auf die David stieß (Samuel 21:15-22), waren die Nachkommen der Anakim. (Easton's Enzyklopädie der Bibel)." In der Genesis 14 heißt es weiter: "Ein Jahr später, trafen Kedorlaomer und seine Verbündeten ein. Sie besiegten die Rephaim in Ashteroth-Karnaim, die Zuzim in Ham, die Emim in der Ebene von Kiriathaim." [13]

Die Israeliten scheinen die 'Anakim' ("Kinder Enaks") mit den 'Nephilim' in direkte Verbindung gebracht zu haben, den Riesen "des vorsintflutlichen Zeitalters" (Genesis 6:4 ; Numeri 13:33): ">Nephilim< bedeutet soviel wie >die Gewaltigen< oder >die Gefallenen< (Genesis 6:4 ). Sie wurden aber auch als >die Wächter< bezeichnet. Diese waren die >gewaltigen Tyrannen dieser Tage<, die über die anderen herfielen. Das Wort könnte auch vom Stammwort >Wunder< oder >Ungetüme< oder auch >Wunderkinder< heißen. In den Numeri 13:33 wurde dieser Name einem kanaanitischem Volkstamm gegeben, einer Rasse von beträchtlicher Statur, >den Söhnen von Anak.< Die überarbeitete Version dieser Passagen übernimmt einfach das Original: Nephilim. Der Abschnitt der Numeri 13:26-33 erzählt eingehend von den Nephilim aus Kanaan, die Josua und die anderen hebräischen Spione erblickten. Überdies soll laut einer jüdischen Erzählung ein Nephilim namens Arba die Stadt Kiriath Arba errichtet ha-ben, die nach ihm benannt wurde und nun unter dem Namen Hebron bekannt ist." [14]

Abb. 5 David und Goliath aus Kleinasien? Wohl kaum. Auch wenn dieser Eindruck auf den ersten Blick entstehen könnte. Der abgebildete Riese könnte immerhin ein ferner Verwandter des Giganten aus Palästina sein. (Foto: © Steve Quale)

Auf "normalwüchsige" Menschen müssen diese Riesen des Orients einen psychologisch überwältigenden Eindruck gemacht haben. Visualisieren und emotional nachvollziehen lässt sich diese Aussage anhand eines Anhängers (Abb. 5) mit vermutlich kleinasiatischem Ursprung, den der Grenzwissenschafts-Autor Steve Quale auf seinen Internet-Seiten vorstellt. Nach Quales Angaben soll der Anhänger 4500 Jahre alt sein und einen Durchmesser von einem ¾ Inch (1 Inch = 2,54 cm) haben. Ein Archäologe habe ihn im Jahr 1920 in der Türkei an Privatpersonen weitergegeben.

Auch wenn wir Quales Meinung keineswegs teilen, die Abbildung stelle "einen Riesen mit einem Alien-Begleiter dar", finden wir die Darstellung immerhin hochinteressant. Offenbar wollte der Künstler den dramatischen Größenunterschied zwischen Riesen und 'Normalsterblichen' augenfällig machen. Möglicherweise handelt es sich auch um ein sagenhaftes oder mythisches Motiv, das allerdings nichts mit der Geschichte von David und Goliath zu tun zu haben scheint: die bärtige Gestalt des 'kleinen Mannes' mit dem langen Hals, links im Bild, passt so gar nicht zu dem jugendlichen 'Helden' aus der Bibel. Außerdem lässt die Interaktion der beiden, einander zugewandten, Figuren keine eindeutige Animosität erkennen, auch wenn die kleine Person einen Stab oder Dolch auf den Riesen zu richten scheint.

Immerhin könnte es sich bei dem Riesen auf diesem Medaillon um einen entfernten Verwandten der Giganten aus Palästina handeln, auch wenn eine ethnologische Zuordnung kaum möglich erscheint. Lediglich eine physiognomische Besonderheit wird von Quale zu Recht konstatiert: "Morphologisch verlaufen sowohl die Nase des Riesen als auch die des Aliens in einem besonders auffälligen Winkel." Gänzlich unverständlich erscheint uns dagegen Quales Aussage über eine angebliche Bekleidung der abgebildeten - aufgrund der sichtbaren Genitalien eindeutig unbekleideten - Personen: "Beide Kreaturen scheinen Kleidung zu tragen: der Gigant von der Hüfte abwärts; das Alien vom Hals abwärts." [15]


Die >Wächter< - Riesen in den Apokryphen

Das Alte Testament berichtet, in vorsintflutlicher Zeit seien "Engel" vom Himmel gestiegen und hätten sich mit den Menschen vermischt: "Als die Gottessöhne zu den Töchtern der Menschen sich gesellten und diese ihnen Kinder gebaren, waren die Riesen auf Erden. Das sind die Recken der Urzeit ["Gibborim"], die hochgerühmten." (1. Buch Mose, Kap. 6, Vers 4) Bei "Die Riesen und die Nephilim: Söhne der Götter?" wird auch noch auf weitere Zitate in anderen Büchern des Alten Testaments hingewiesen:

"Die Söhne der Götter (Bene Elohim), wurden bereits in der Ugaritischen Mythologie und in Phönizischen und Ammonitischen Inschriften erwähnt. Das zeigt, dass sie in den alten Religionen weit verbreitet waren. >Gott< (EL) wird auch in den frühen hebräischen Texten auch nur im Plural (Elohim: >die Götter<) erwähnt. Ob die Söhne der Götter früher für die >Engel< (Malochim : >Botschafter<) standen, ist nicht ganz geklärt. >Als sich die Menschen über die Erde hin zu vermehren begannen und ihnen Töchter geboren wurden, sahen die Gottessöhne, wie schön die Menschentöchter waren und sie nahmen sich von ihnen Frauen, so wie es ihnen gefiel.< (Genesis 6:1 und 6:2) >In jenen Tagen gab es auf der Erde die Riesen und auch später noch, nachdem sich die Gottessöhne mit den Menschentöchtern eingelassen hatten diese waren die Mächtigen der Ewigkeit (...). ( Genesis 6:4 )<" [16]

Abb. 6 Bei Baalbek wurde der bislang größte bearbeitete Megalith der Welt entdeckt. Er liegt im Beqaa-Tal, 85 Kilometer von Beirut entfernt. Dieser monströse Steinblock aus rotem Granit wird auf ein Gewicht von ca. 1200 Tonnen geschätzt. Seine Maße liegen etwa bei 68x14x14 Fuß. Wurde er von den "Riesen" geschaffen?

Das 'Buch Henoch', eine der apokryphen Schriften, die - vor allem aus ideologischen Gründen - keine Aufnahme in den Kanon des 'Alten Testaments' fanden, berichtet weiter dazu: "Die ganze Erde ist durch das schändliche Werk der Azazyel korrumpiert worden.(...) Merzt alle (...) aus (...) und auch die Nachkommen der Wächter , denn sie haben die Menschen tyrannisiert. (Henoch 10:12,18) >Gehe und sage den Wächtern des Himmels: Die ihr zuvor den hohen und heiligen Himmeln entsagt habt (....) und bei den Frauen gelegen (...) und Riesen gezeugt habt (...) Jetzt, da die Riesen, geboren aus Geist und Fleisch, böse Geister auf Erden genannt werden, soll die Erde ihre Wohnstätte sein (...). (Henoch 15:1,2,8)".

'Henoch 1', "auch als >Äthiopische Apokalypse< bekannt, entstand ungefähr im Zeitraum von 200 J. v. Chr. bis 50 J. v. Chr und gehört somit zu den ältesten pseudoepigraphischen Büchern der Welt. Es ist leider nur in Äthiopien vollständig erhalten geblieben. In diesen Schriften erwähnt Henoch, dass bösartige Wächter auf der Erde gelandet waren. Ihr Anführer hieß Azazyel. Sie nahmen sich menschliche Frauen und zeugten mit diesen die Riesen, die sich dann wie Sklavenhalter über die Menschen erhoben. >Die ganze Erde ist durch das schändliche Werk des '[der?; bb] Azazyel korrumpiert worden...", was für die Israeliten (und andere) offenbar zur "offiziellen" Begründung für ihren Genozid an den Riesen wurde: "Merzt alle (...) aus (...) und auch die Nachkommen der Wächter, denn sie haben die Menschen tyrannisiert. (Henoch 10: 12, 18)<" [17]

"Denn die Engel des Herrn - die die Wächter genannt werden - stiegen herab zur Erde, sie sollten die Menschenkinder anweisen, damit sie auf Erden in Gerechtigkeit und Aufrichtigkeit handelten", heißt es in einer weiteren apokryphen Quelle, dem Buch der Jubiläen. "Nach dem >Buch der Jubiläen< sind diese Wächter die Söhne der Götter, die vom Himmel gesandt wurden, um die Menschenkinder zu unterweisen, aber nachdem sie vom Himmel gekommen waren, verkehrten sie mit den Menschentöchtern. So >fielen sie ab< und wurden dafür als >Gefallene Engel< verdammt. Diejenigen, die im Himmel verblieben, waren die >Heiligen Wächter<." [18]

Auch die apokryphen >Schriftrollen vom Toten Meer< berichten: ">200 Engel stiegen vom Himmel herab, die als Wächter bekannt waren, jeder von Ihnen nahm sich eine menschliche Frau< Diese Verbindungen brachten Kinder von außergewöhnlicher Größe hervor, deren unersättlicher Appetit und Streitsucht waren so gewaltig, daß vier Erzengel (Uriel, Raphael, Gabriel und Michael) kamen und diese Riesen in einem erbarmungslosen Kampf erfolgreich vernichteten. Die letzten Spuren der Zerstörung beseitigte dann die darauf folgende Sintflut." [19]

Abb. 7 "200 Engel stiegen vom Himmel herab, die als Wächter bekannt waren, jeder von Ihnen nahm sich eine menschliche Frau". Das Motiv der 'Wächter-Engel-Riesen' findet sich in den meisten altorientalischen Kulturen.

Im übrigen scheinen diese Verbindungen zwischen >Wächtern/Riesen/Engeln< durchaus problematischer Natur gewesen zu sein. Der Paläo-SETI-Forscher und Sachbuchautor Walter-Jörg Langbein (siehe auch: Riesen - es hat sie gegeben) zitiert hierzu aus dem >Kebra Negest<: "Von den Riesen weiß das heilige Buch der Äthiopier, das >Kebra Negest< zu berichten: >Jene Töchter Cains aber, mit denen sich die Engel vergangen hatten, wurden schwanger, konnten aber nicht gebären und starben. Und von denen in ihrem Leibe starben einige, und andere kamen heraus, indem sie den Leib ihrer Mutter spalteten, kamen sie am Nabel heraus. Als sie dann älter wurden und aufwuchsen, wurden sie zu Riesen.<" [20]

Halten wir fest: Gewisse Parallellen der alttestamentarischen und apokryphen Texte zu den Gigantomachien der alten Griechen und Römer sind augenfällig: Hier wie dort wird ein Entscheidungskampf göttlicher Kräfte gegen die aufrührerischen Riesen beschrieben, die klar von den loyalen Giganten (den "Heiligen Wächtern" im >Buch Henoch< und z.B. den "Hekatoncheiren" der Hellenen) zu unterscheiden sind. Während die hellenische Mythologie die Riesen durch den Richtspruch des Zeus von der Erdoberfläche in die Unterwelt verbannt, werden sie z.B. im Buch Henoch vom Himmel AUF die Erde verstoßen: "Gehe und sage den Wächtern des Himmels: Die ihr zuvor den hohen und heiligen Himmeln entsagt habt (...) und bei den Frauen gelegen (...) und Riesen gezeugt habt (...) Jetzt, da die Riesen, geboren aus Geist und Fleisch, böse Geister auf Erden genannt werden, soll die Erde ihre Wohnstätte sein (...)" (Henoch 15:1,2,8) [21]

Sowohl in den hebräischen als auch in den graeco-romanischen Mythen sind die >Riesen/ Wächter Engel< übermenschliche Wesen ("Halbgötter"), die aus vorsintflutlicher Zeit stammen. Die Sintflut selber erscheint in den alttestamentarischen und apokryphen Texten als göttliche Strafaktion, die sich vor allem gegen diese "abgefallenen Engel" und ihre "verruchte" Nachkommenschaft richtete: ."In den Apokryphen des Propheten Baruch wird die Zahl der Riesen, die in der Sintflut umkamen, mit 4 090 000 sogar explizit angegeben." [22] Wenn wir den orientalischen Riesen also auf die Spur kommen wollen, sollten wir daher also auch einen kurzen Blick auf jene alten Überlieferungen werfen, die für sich in Anspruch nehmen (können), Erinnerungen an jene prädiluvialen Epochen zu beinhalten.


Babylonier, Ägypter und Riesen

Wie wir heute wissen, beruhen alttestamentarische und apokryphe Texte auf weit älteren, vor allem sumerischen, Überlieferungen, in die auch Elemente aus Mythologie und Religion der Babylonier einflossen. Dabei muss in unserem Kontext auffallen, "dass das Land der Babylonier >Sumer< hieß: >Land der Wächter<. Carl Sagan schrieb hierzu: >Die sumerische Zivilisation wird von den Nachfahren der Sumerer selbst als nicht menschlich dargestellt. Eine Aufeinanderfolge von fremdartigen Kreaturen tauchte während verschiedener Generationen auf, deren Zweck es war, die Menschheit zu lehren. Sie werden als >Wesenheiten >Halbgötter< und als >Persönlichkeiten< beschrieben, niemals jedoch als Götter." [23]

Abb. 8 Gilgamesch, der Heros der alten Sumerer, gehörte ebenfalls zur "Spezies" der Riesen, wenn wir seine Beschreibung ernst nehmen.

Gilgamesch, der Held des sumerischen Urzeit-Mythos (Abb. 8), gehörte offenbar auch in die Kategorie der 'Riesen' und 'Wächter', wenn wir seine Beschreibung betrachten: "Göttlichen Ursprungs war auch der legendäre Held Gilgamesch, der nach Angaben altsumerischer Keilschrifttexte nur zu einem Drittel Mensch, zu zwei Dritteln hingegen Gott war. Riesenhaft waren seine Körpermaße! Er soll eine Größe von elf Ellen, also von umgerechnet 5,50 Metern, gehabt haben und neun Spannen (circa zwei Meter) breit gewesen sein." [24] Vieles scheint darauf hinzuweisen, dass es einst im gesamten Orient, bis nach Ägypten hinein, Verwandte von ihm gegeben hat.

Dzu stellt der Autor von 'Die Riesen und die Nephilim: Söhne der Götter?' fest: "Scheinbar bestand eine starke kulturelle Verbindung zwischen Sumer und dem frühen Ägypten. Zum Beispiel wurden Ptah und die anderen Götter >Ntr< - Wächter genannt. Während ihrer so genannten >Ersten Zeit< (Zep Tepi) regierten die Götter das Land. Es war ein goldenes Zeitalter, in der die Menschheit das Geschenk der Zivilisation empfing. Zu jener Zeit soll es dort Wesen gegeben haben, die halb Mensch und halb Gott waren - die Urshu (ein weiteres Wort für Wächter). Es gab noch andere Wesen, die übernatürliche Kräfte besaßen, die Neteru. Diese lebten bei den Menschen auf der Erde in den Heiligtümern in Heliopolis und entlang des Nils. Sie schienen eigentlich zwar weiblich oder männlich zu sein, konnten aber ihr Geschlecht und ihr Aussehen nach Belieben ändern. Aber obwohl sie stärker und intelligenter als die Menschen waren, so konnten sie doch krank werden und sterben, sie waren also keine Götter." [25]

Das Ägyptische Totenbuch heißt es über die >Wächter<: "... Möge ich nie unter die Messer (Anm.: der Wächter) kommen, die grausames Leiden verursachen. Denn ich kenne ihre Namen und ich kenne das Wesen >Matchet<, das sich unter ihnen im Hause des Osiris befindet. Er läßt Strahlen aus seinen Augen schießen, und ist selbst unsichtbar (...). Die Ägypter glaubten, dass die Wächter von "Ta-Ur" (Entferntes/Fremdes Land) gekommen waren. Der Name >Ur< bedeutet eigentlich >Ältestes<, kann sich aber auch auf die tatsächliche Stadt Ur in Süd-Mesopotamien beziehen. So hieß das rote Meer, das Ägypten und das damalige Mesopotamien verbindet >Ta-Neter<, was soviel heißt wie >Platz der Wächter<. Von hier aus sollen die göttlichen Wesen gekommen sein. Dass die ersten ägyptischen Götter vielleicht semitischen Ursprung waren, könnte auch erklären, warum es für >Ptah< eigentlich keine ägyptische Bedeutung gibt, aber im Semitischen bedeutet sein Name: >Er, der die Dinge durch Meißeln und Öffnen gestaltet<." [26]

Auch wenn wir hier viele Fragen (WER waren die "Wächter" - und WOHER kamen sie?) ungelöst im Raum stehen lassen müssen: der "Wächter"-Mythos erscheint jedenfalls eindeutig als gemeinsames kulturelles Erbe der Kulturen Mesopotamiens und Ägyptens - und er steht in direktem Zusammenhang mit dem Phänomen der Riesen. Im Gegensatz zu seinen östlichen Nachbarländern (und auch anders als im west-mediterranen Raum) scheinen Giganten im Reich der Pharaonen jedoch nur als mythisierte Erinnerung an die prädynastischen - und vor-sintflutlichen - Gründerzeiten des Reichs existiert zu haben.


Die Riesen-Särge von Sakkara

Der Großraum von Sakkara stellt das größte archäologische Grabungsgebiet in Ägypten dar. Obwohl Altertums-Forscher dort seit Napoleons Ägypten-Feldzug (1798-1799) Ausgrabungen vorgenommen und viele interessante, bisweilen auch brisante, Funde gemacht haben (siehe z.B.: Prinz Sabus Geheimnis von Klaus Aschenbrenner), so ist gerade die 'Unterwelt' Sakkaras bis heute kaum erforscht. Dazu schrieb Prof. Hans Schindler-Bellamy, Wien: "Unter Sakkara gibt es Labyrinthe von unschätzbarer Größe und unermeßlicher Ausdehnung", und ein Ägyptologe aus Kairo vertraute Walter-Jörg Langbein an: "Wir haben erst zehn, maximal 20 Prozent des unterirdischen Sakkara erfaßt." [27]

Abb. 9 Der nördliche "Friedhofs-Komplex" von Sakkara: 1) Djoser's Pyramiden-Komplex - 2) Unausgegrabenes Areal - 3) Unbezeichnete Einfriedung - 4) Pyramide des Userkaf (5. Dyn.) - 5) Pyramide des Unas (6. Dyn.) - 6) Pyramide des Sekhemkhet - 7) Unbezeichnete Einfriedung.

Eines der größten Rätsel der Katakomben, auf das man in den zahllosen Gängen, Grüften und Kammern bisher gestoßen ist, stellen die mysteriösen 'Riesen-Särge' dar, über die Langbein 1998 ausführlich in seinem Buch "Bevor die Sintflut kam" berichtete. Entdeckt wurden die ersten dieser Särge im Jahr 1851 von dem Franzosen Auguste Mariette. "So ratlos wie Auguste Mariette vor rund 140 Jahren war", schrieb Langbein, "sind es die Archäologen unserer Tage noch immer. Wenn sie ehrlich sind, geben sie das auch zu. Sie haben nach wie vor keine echte Antwort auf die Frage, wozu diese gigantischen Särge dienten. Ihren Ausmaßen nach sind sie für Riesen geschaffen worden. Ein Beispiel mag dies verdeutlichen. Länge 3,85 Meter, Breite 2,25 Meter, Höhe 2,50 Meter. Dicke der steinernen Sarkopharg-Wand: 43 Zentimeter.

Auf diesem Monster von einem Sarkophag ruht ein passender, nicht minder gigantisch anmutender Deckel. Er ist 62 Zentimeter dick. Vorsichtigen Schätzungen verschiedener Archäologen gemäß wiegt so ein Sarg mit Deckel rund 100 Tonnen!" Einen Besuch bei diesen Stein-Monstren in der Unterwelt Sakkaras schildert Langbein folgendermaßen: "Ein dickes Bakschisch öffnet mir eine eiserne Tür, die jämmerlich krächzt, nach einem Tropfen Öl lechzend. Modriger Gestank schlägt mir entgegen.

Langsam stellen sich meine Augen auf die Dunkelheit ein. Ich schalte meine starke Stabtaschenlampe ein. Die Decke des riesigen Gewölbes mag zehn Meter hoch und vier Meter breit sein. Die Länge schätze ich, meine Schritte zählend, auf 300 Meter. Rechts und links vom Hauptgewölbe reiht sich Nische an Nische. Und in jeder Nische steht ein Monstersarg aus härtestem Assuan-Granit. Jeder Sarkophag ist aus einem einzigen Klotz gefertigt und von Assuan nach Sakkara befördert worden. Entfernung: etwa 1000 Kilometer." [28]

Langbein fragt nun völlig zu Recht: "Wie mag man vor ungezählten Jahrtausenden solche Steinriesen befördert waren? 1000 Kilometer weit? Und warum? Wozu? Zu welchem Zweck? Die wichtigste Frage aber lautet: Wer oder was sollte hier bestattet werden? Die Antwort sei, so behauptet es die archäologische Literatur, längst gefunden worden. Sie steht in den einschlägigen Fachbüchern, auch in populärwissenschaftlichen Werken über Ägypten. Sie wird vor Ort von einheimischen Reiseführern heruntergeleiert: In diesen Särgen wurden die heiligen Apisstiere bestattet." [29]

Zu den ersten, die vehement Zweifel an dieser Spekulation äußerten, gehört der bekannte Paläo-SETI-Forscher Erich von Däniken: "Der Bestsellerautor aus der Schweiz, erfolgreichster Sachbuchautor aller Zeiten, recherchierte gründlichst nach, er las die Originalberichte von Auguste Mariette, dem Mann der als erster Europäer vor Ort ausgrub. Richtig ist: Der französische Archäologe erwartete in der Tat Stiermumien in den Riesensärgen. Nur: Er fand keine, so intensiv er auch suchte. Viele der Monstersärge waren leer, als Mariette sie öffnete. Waren sie von Grabräubern entdeckt und geplündert worden? Das ist eigentlich schwer vorstellbar. Denn was soll so ein Räuber mit einer Stiermumie angefangen haben?

Abb. 10 Die Region um Sakkara ist das größte archäologische Grabungsgebiet in Ägypten, birgt gewaltige, unterirdische Labyrinthe aus Gängen, Grüften und Kammern. Hier der oberirdische Bereich des "Serapeums": "I. 3000 Meter lange Sphinxalle, II. Halbkreis mit griechischen Weisen, III. Dromos, IV. Sphingen Nektanebos`II., V. Tempel Nektanebos`II., VI. Ägyptischer Tempel mit Apisstatue, VII. Griechischer Tempel, VIII Tempel Nektanebos`I."

Wie ein Besessener", so Langbein, "suchte Mariette weiter. Schließlich fand er eindeutig unversehrte Särge, ganz offensichtlich noch genauso verschlossen wie vor ungezählten Jahrtausenden. Mühsam wurde einer der tonnenschweren Deckel nach dem anderen beiseite geschoben. In den Sarkophargen fanden sich ...keine Stiere. In jedem Sarg lag eine stinkende, bitumige Masse, die beim kleinsten Druck zerbröselte. In der ekelerregenden Masse: Knochen, die man offenbar schon bei der Bestattung mit Ausdauer zerkleinert, zerstückelt hatte. Bis heute konnte nicht festgestellt werden, von welchen Tierarten die Gebeine stammten. Wenn sie überhaupt auf Tiere zurückgehen! Nur Stiere, das steht eindeutig fest, waren niemals in den riesigen Steinsärgen bestattet worden. Was dann?" [30]

Die Vermutung, es habe sich dabei um die Leichen prä- oder postdiluvialer Riesen gehandelt, liegt auf der Hand; um so schwerer erscheint jedoch ihre ethnologische oder anthropologische Zuordnung. Ein besonderes Kennzeichen, das sich auf alten Abbildungen solcher orientalischer Riesen (Abb.1) immer wieder findet, besteht jedenfalls in der Sechsgliedrigkeit ihrer Hände und Füße. Auch im Alten Testament finden wir einen Verweis (1Ch 20:5) darauf, in welchem es über Goliaths Bruder Lachami heißt: "Er hatte an jeder Hand sechs Finger und sechs Zehen an jedem Fuß." [31] Interessanter Weise scheint diese Anomalie zwar unter den Giganten häufig gewesen zu sein, war aber durchaus nicht für alle charakteristisch.

Bei der beschriebenen Anomalie könnte es sich somit um eine Mutation innerhalb anatomisch ansonsten "normaler" Populationen von Riesen gehandelt haben, oder aber, es gab im Orient zwei unterschiedliche Giganten-Typen - mit fünf bzw. sechs Fingern und Zehen - die in Verbindung miteinander standen und genetisch kompatibel waren, so dass aus Verbindungen zwischen ihnen Kinder des einen oder des anderen Typus hervorgehen konnten. Für diese Hypothese spricht im übrigen auch die frappierende Parallele zu den nordamerikanischen Riesen, mit denen wir uns später besonders ausführlich beschäftigen werden.

Dazu sei jedoch vorweg geschickt, dass es auch dort, jenseits des Atlantik, mit ziemlicher Sicherheit mindestens zwei [32] Riesen-Typen gegeben zu haben scheint; nämlich ebenfalls einen 'anatomisch normalen' Typus nebst einer Sonderform, die sich durch doppelt ausgebildete Zahnreihen in Ober- und Unterkiefer auszeichnete (siehe dazu: Homo sapiens gigantus duplodontialis - Die 'original amerikanischen' Riesen mit den doppelten Zahnreihen). Auch dort scheint eine Vermischung beider Archetypen (sowie mit indigenen Natives) stattgefunden zu haben, was sich in der partiellen Ausbildung der Doppelbezahnung ("Hyperdontia" bzw. "Duplodontia") vieler in der Literatur beschriebener Specimen äußert.

Abb. 11 Auch im westlichen Mittelmeerraum sollen Riesen gelebt und - wie hier auf Sardinien - megalithische Bauwerke hinterlassen haben. Diese Spuren der >Giganten< weisen offenbar zum Atlantik hin.

Trotz aller vorliegenden mythologischen und archäologischen Hinweise und Indizien versuchen "nüchtern denkende" Wissenschaftler immer wieder, medizinische Ursachen für den Riesenwuchs EINZELNER Personen geltend zu machen, da sie nicht bereit sind, die anthropologische Natur des Giganten-Problems zu akzeptieren, sondern es lediglich als individuelles, pathologisches Phänomen betrachten. Zwar stellt hypophysärer Riesenwuchs, wie wir bereits festgestellt haben (siehe: Ursachen für das Auftreten von riesigen Menschen - und Giganten), aufgrund der damit verbundenen Symptomatik keine valide Erklärung für die Berichte über prähistorische Riesen dar; aber offenbar können konventionelle Denker eher mit dieser Fehlinterpretation leben als mit der Vorstellung gigantischer Sonderformen des Homo sapiens.

Zu diesen Interpreten gehört auch der Neurologe Professor Vladimir Berginer, "der von der historischen Existenz Goliaths überzeugt ist." Für ihn ist "die Schlacht zwischen David und Goliath ein historisches Faktum. Goliath beschreibt er als Riesen mit stattlichen drei Metern. Ein solcher Riesenwuchs kann durch einen Tumor der Hirnanhangdrüse hervorgerufen werden. Eine solche Krankheit wird >Akromegalie< genannt. Nach Berginers Überzeugung litt Goliath an dieser Krankheit." Doch "nur wenige Wissenschaftler teilen seine Ansicht." [33]

Wir müssen uns Berginers akademischen Kritikern - wenn auch aus gänzlich anderen Gründen als sie - anschließen und kurz und knapp dagegenhalten, dass ein an Akromegalie erkrankter Drei-Meter-Mann kräftemäßig weder in der Lage gewesen wäre, Goliaths Rüstung (s.o.) zu tragen, noch seine Waffen zu führen. Auch die uns bekannten Abbildungen - vergl. Abb. 3 – prähistorischer Giganten zeigen keineswegs schmalbrüstige, hochgeschossene 'Bohnenstangen' [34], sondern kräftig gebaute 'Muskelmänner' mit ausgewogenen Proportionen.

Fassen wir zusammen: Es gibt sowohl mythologische Indizien als auch archäologische Evidenzen, welche die Hypothese einer vormaligen Existenz von Riesen im Nahen Osten und in Nordafrika stützen. Zudem existierten offensichtlich zwei unterscheidbare Grundtypen dieses 'Homo sapiens gigantus orientalis' (mit fünf bzw. sechs Fingern und Zehen). Aufgrund des Verbreitungsgebiets entsprechender mythologischer Überlieferungen sowie unter Berücksichtigung archäologischer Funde entsteht der Eindruck, dass sie einst in Jordanien, Israel/Palästina, Syrien, Ägypten und der Türkei beheimatet waren. Bei diesen Riesen handelte es sich NICHT um pathologisch erklärbare Einzelexemplare, sondern um Populationen oder Ethnien, deren genauer Charakter noch zu ermitteln ist.

Hier lassen sich Zusammenhänge mit der ägyptischen Mythologie und mit den Gigantomachien der Hellenen erkennen, die wir bereits näher beleuchtet haben. Auch Verbindungen mit den neolithischen Megalthikern und ihren Steinkreis-Bauten nach dem "Atlantis-Muster" scheinen möglich. Kamen ihre Vorfahren - zusammen mit anderen Proto-Semiten - einst vom Atlantik in den östlichen Mittelmeer-Raum? (vergl.: Gedanken zur wahren Natur der atlanto-europäischen Megalith-Zivilisation von Dr. Horst Friedrich) Last, but not least, stellt sich in die-sem Zusammenhang auch die Frage nach Querverbindungen zum äußersten Westen des Atlantikraums und zu jenem, von Theopompus erwähnten, "Land der Nimmer-Wiederkehr", das wir spekulativ mit dem nordamerikanischen Teil-Kontinent gleichgesetzt haben. Prüfen wir daher nun, was uns die Mythen und Legenden der amerikanischen Indianer über versunkene Meeres-Inseln, Kataklysmen und über Riesen verraten können.


Fortsetzung:

Die Indianer-Nationen, ihre Mythen und Überlieferungen

1. Teil: Indianische Ursprungs-Mythen, Atlantis und Meropa (bb)


Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

  1. Quelle: Flavius Josephus, zitiert nach www.moundbuilders.org unter: http://moundbuilders.org/allegewi-giants/allegewi-giants-gazetteer/double-rowed-teeth-giants.htm (nicht mehr online)
  2. Quelle: ARTE, nach A Vela - Das Kunstmagazin, unter: http://www.a-vela.de/tv040726e.html (nicht mehr online)
  3. Quelle: "Easton's Enzyklopädie der Bibel", zitiert nach: "Die Riesen und die Nephilim: Söhne der Götter?", online unter http://www.planetenschirm.de/innephilim.htm (nicht mehr online)
  4. Quelle: Reinhard Prahl, "Mythos und Realität der Riesen", bei Atlantisforschung.de
  5. Quelle: Reinhard Prahl, op. cit.
  6. Quelle: Quelle: ARTE, nach A Vela - Das Kunstmagazin, unter: http://www.a-vela.de/tv040726e.html (nicht mehr online)
  7. Quelle: Anonymus, "Die Riesen und die Nephilim: Söhne der Götter?", online unter http://www.planetenschirm.de/innephilim.htm (nicht mehr online)
  8. Quelle: Quelle: ARTE, nach A Vela - Das Kunstmagazin, unter: http://www.a-vela.de/tv040726e.html (nicht mehr online)
  9. Quelle: Anonymous, "Saudis Seek Experts to Solve a Desert Mystery", Kayhan International, S. 7, 1. Januar 1978; nach: William R. Corliss, "STONE CIRCLES IN SAUDI ARABIA", Science Frontiers, Nr. 3, April 1978, online unter http://www.science-frontiers.com/sf003/sf003p01.htm
  10. Quelle: Anonymus, "Die Riesen und die Nephilim: Söhne der Götter?", online unter http://www.planetenschirm.de/innephilim.htm (nicht mehr online)
  11. Quelle: ebd.
  12. Quelle: ebd.
  13. Quelle: Easton's Enzyklopädie der Bibel, nach "Die Riesen und die Nephilim: Söhne der Götter?", online unter http://www.planetenschirm.de/innephilim.htm (nicht mehr online)
  14. Quelle: Anonymus, "Die Riesen und die Nephilim: Söhne der Götter?", online unter http://www.planetenschirm.de/innephilim.htm (nicht mehr online)
  15. Quelle: Steve Quale, "Genesis & Giants"
  16. Quelle: Anonymus, "Die Riesen und die Nephilim: Söhne der Götter?", online unter: http://www.planetenschirm.de/innephilim.htm (nicht mehr online)
  17. Quelle: ebd.
  18. Quelle: ebd.
  19. Quelle: ebd.
  20. Quelle: Das Kebra Negest, nach Walter-Jörg Langbein, "Bevor die Sintflut kam", Ullstein (Berlin), 1996, S. 33
  21. Quelle: Anonymus, "Die Riesen und die Nephilim: Söhne der Götter?", online unter http://www.planetenschirm.de/innephilim.htm (nicht mehr online)
  22. Quelle: H.-J.-Zillmer, "Darwins Irrtum", Langen Müller, 1998, S. 272
  23. Quelle: Anonymus, "Die Riesen und die Nephilim: Söhne der Götter?", online unter http://www.planetenschirm.de/innephilim.htm (nicht mehr online)
  24. Quelle: Walter-Jörg Langbein, "Bevor die Sintflut kam", Ullstein (Berlin), 1998, S. 32
  25. Quelle: Anonymus, "Die Riesen und die Nephilim: Söhne der Götter?", online unter http://www.planetenschirm.de/innephilim.htm (nicht mehr online)
  26. Quelle: ebd.
  27. Quelle: Walter-Jörg Langbein, "Bevor die Sintflut kam", Ullstein (Berlin), 1996, S. 43
  28. Quelle: ebd., S. 43, 44
  29. Quelle: ebd., S. 44
  30. Quelle: ebd., S. 44, 45
  31. Quelle: Reinhard Prahl, "Mythos und Realität der Riesen", Atlantisforschung.de
  32. Anmerkung: In indigenen Legenden und mythischen Abbildungen (Felsbilder, etc.) finden sich bisweilen auch Hinweise auf einen dritten Typus - Mit SECHS FINGERN an jeder Hand. Vergl. dazu: Whyte Eagle, "North American Giant Types", online unter http://pub69.ezboard.com/fancientlosttreasuresfrm16.showMessage?topicID=20.topic
  33. Quelle: ARTE, nach A Vela - Das Kunstmagazin, unter: http://www.a-vela.de/tv040726e.html (nicht mehr online)
  34. Anmerkung: An hypophysärem Riesenwuchs erkrankte Personen mögen dem Autor diese plakative, aber "flapsige" Beschreibung nachsehen, die keineswegs Geringschätzung zum Ausdruck bringen soll!

Bild-Quellen:

1) Boris Hänßler, Online-Kulturmagazin a Vela (leider eingestellt, nicht mehr online)
2) GRACE COMMUNION INTERNATIONAL (Bildadresse)
3) moundbuilders.org (ehemalige Bildadresse) (die 'Urahnin' aller Riesenforschungs-Webseiten; leider auch schon vor Jahren aus dem Internet verschwunden)
4) Bild-Archiv & © Steve Quale
5) Bild-Archiv & © Steve Quale
6) geocities.com, unter: tasosmit2001 - Ancientmysteries (nicht mehr online)
7) Deane, John Day on Giants, Sons of God, Daughters of Men, bei Remnant of Giants
8) uni-erlangen.de (Department Mathematik), Bildadresse; Bild dort nicht mehr online)
9) Welcome to Nemo, Ancient Egypt, unter: Burial ground of Sakkara North
10) Welcome to Nemo, Ancient Egypt, unter: Dynasty 3
11) Christian Hausen, Granat, Smaragd und andere Alpine Mineralien, unter: Bildergalerie - Steinzeit