Gigantologie

Definition

Abb. 1 Das Deckblatt der Gigantologie des Jean Riolan von 1668

(red) In literaturgeschichtlicher Hinsicht steht der Begriff Gigantologie traditionell für eine Abhandlung, einen Bericht, ein Traktat oder Lehrwerk über - bzw. eine Beschreibung von - Riesen. [1]

In diesem Sinne wurde der Terminus Gigantologie vermutlich durch den französischen Arzt und Anatomen Jean Riolan (1577-1657) eingeführt, der 1668 seine Abhandlung "Gigantologie. Histoire de la Grandeur des Geants, où il est demostré, que de toute ancienneté les plus grands hommes et geants, n'ont esté plus hauts que ceux de ce temps" veröffentlichte. Darin stellte er allerdings Existenz urzeitlicher Riesen in Frage und vertrat die Annahme, die Menschen seinen nie größer als in der Gegenwart gewesen. [2]

Abb. 2 Ein ausgesprochen gut gestaltetes 'Foto' (digitale Fotomontage) eines angeblich vor kurzem im Nahen Osten entdeckten 'Riesenskeletts'

Obwohl die vormalige Existenz urtümlicher Populationen 'riesenhafter' Menschenwesen seitens der Schulwissenschaft bereits im 18. Jahrhundert stark bezweifelt [3] und spätestens seit Mitte des 19. Jahrhunderts [4] gänzlich in Abrede gestellt wurde [5], gibt es auch heute wissenschaftliche oder populärwissenschaftliche 'Gigantologien', die sich jedoch ausschließlich mit dem Phänomen der Riesen in literatur-, kultur- und wissenschaftsghistorischem Kontext befassen. [6] In den vergangenen Jahrzehnten ist allerdings eine ganze Reihe außenseiterischer Privatforscher zu der Ansicht gelangt, dass die Sagen, Mythen und Legenden der Völker über die Riesen eine weitgehend krypto-anthropologische Grundlage haben, die es zu erforschen gilt.

Gigantologie ("Riesenforschung") ist heute also auch die Bezeichnung für ein alternatives bzw. grenzwissenschaftliches, bislang außeruniversitäres und nicht 'offiziell' anerkanntes Forschungsgebiet, das sich vorwiegend mit der Frage nach der Historizität (prä-)historischer Populationen riesenhafter, konstitutionellen Hochwuchs überschreitender, Menschen oder Hominiden beschäftigt. Wissenschafts-systematisch oder typologisch lässt sich die Gigantologie im anthropologischen Kontext als ein Teilgebiet der Krypto-Anthropologie, in ihrer Bezugnahme auf alte Überlieferungen als Teilgebiet der Mythologie, definieren.

In krypto-archäologischer Hinsicht besteht eine der Hauptaufgaben der Gigantologie darin, historische und aktuelle Fundmeldungen über Skelett- und Knochenfunde oder Mumien von Riesen sowie deren Gebrauchsgegenstände zu archivieren und auszuwerten. Besondere Bedeutung kommt dabei der Identifikation von 'Fakes' oder anderen artifiziellen, aber als authentisch deklarierten Darstellungen (Abb. 2), erfundener Berichten sowie möglicher Fehlinterpretationen bzw. der Authentifizierung ernst zu nehmender Entdeckungen zu.

Teilbereiche gigantologischer Forschung

  • Historische Gigantologie
Sie umfasst jenen Bereich grenzwissenschaftlicher Riesenforschung, der sich mit der Sammlung und Analyse schriftlicher Zeugnisse und Überlieferungen (z.B. Sagen, Berichte in Historien und Zeitungsmeldungen) sowie mit Darstellungen von Riesen aus prä- und protohistorischen sowie geschichtlichen Zeiten beschäftigt.
  • Krypto-anthropologische Gigantologie
Neben der historischen Gigantologie stellt die anthropologische bzw. krypto-anthropologische Gigantologie ein weiteres wichtiges Teilgebiet der Riesenforschung dar. Sie befasst sich vordringlich mit biologisch-humanwissenschaftlichen Aspekten des 'Riesenproblems', wie der Frage nach den Ursachen der Entstehung von Populationen bzw. Gemeinschaften riesenhafter Menschenwesen, deren typologischer Klassifizierung und den Gründen für das schlussendliche Verschwinden der Riesen-Gemeinschaften.





Externum


Anmerkungen und Quekken

Fußnoten:

  1. Siehe: Engl.: Domain Name Dictionary Serarch, unter "gigantology" Def. dort: "An account or description of giants". (= "Ein Bericht über oder eine Beschreibung von Riesen"; d. Red.)
    Vergl. zur Verwendung des Begriffs im Französisch auch: Dico – Citations, unter Définition Gigantologie:
    Gigantologie
    Nature: s. f.
    Prononciation: ji-gan-to-lo-jiey
    Etymologie: Du grec, géant, et, histoire.
    Définition du mot Gigantologie: - Histoire des géants; traité sur les géants. (= "Geschichte der Riesen; Abhandlung [Lehrbuch, Lehrwerk, Traktat] über die Riesen"; d. Red.)
  2. Quelle: Georges Louis Le Clerc de Buffon und Heinrich J. Schaltenbrand (Übersetzer), "Sämmtliche Werke, sammt den Ergänzungen, nach der Klassifikation von G. Cuvier: Allgemeine Gegenstände; Bd. 2, Band 2", Köln, 1840, S. 272 (Google eBook)
  3. Siehe dazu bei Atlantisforschung.de z.B.: Bernhard Beier, "F.S. Clavijero und die Riesen von Anahuac"
  4. Anmerkung: Damals wie heute wird seitens der universitären Forschung lediglich das einstige Vorkommen riesenhafter Primaten bzw. Hominiden akzeptiert (in speziellen Fällen wurde hier auch der heute veraltete Begriff "Riesen-Affenmenschen" gebraucht). Siehe dazu z.B.: Hans Weinert, "Die Riesen-Affenmenschen und ihre stammesgeschichtliche Bedeutung", R. Müller & Steinicke, 1948; sowie bei Atlantisforschung.de: François de Sarre, "Von Riesen und von Menschen...", Teil II, "King-Kong hat es wirklich gegeben"
  5. Siehe z.B.: F. A. Brockhaus, "Bilder-Conversations-Lexikon für das deutsche Volk - Ein Handbuch zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse und zur Unterhaltung", Dritter Band (M-R), Leipzig, 1839, Stichwort: "Riese"
  6. Siehe z.B: Ernst Probst, "Riesen", GRIN Verlag, 2008; Toralf Schrader, "Riesen und Zwerge in der mittelalterlichen Literatur", GRIN Verlag, 2008; sowie: Katja Schulz, "Riesen: von Wissenshütern und Wildnisbewohnern in Edda und Saga", Winter, 2004

Bild-Quellen:

1) Jean Riolan, "Gigantologie. Histoire de la Grandeur des Geants, où il est demostré, que de toute ancienneté les plus grands hommes et geants, n'ont esté plus hauts que ceux de ce temps", Paris, 1668 (Google eBook)
2) Giant Human Skeletons unter: Giant Human Skeleton Hoaxes by University Archaeologists, Sunday, February 5, 2012