Huttons Sinnspruch

Johán B. Kloosterman: Ein katastrohistisches Manifest (II)

Abb. 1 James Hutton (1726-1797)

James Huttons (Abb. 1) Sinnspruch von 1795 über die Unendlichkeit der Zeit, mit [der Formulierung] "kein Überbleibsel eines Anfangs, keine Aussicht auf ein Ende" [1], bis zum Überdruss in den Handbüchern der Geologie zitiert, wurde so ähnlich schon 150 Jahre zuvor von Isaac de La Peyrère (in: 'Praeadamitae' [2]) formuliert, einem calvinistischen Adligen, der seine Ideen wahrscheinlich aus der jüdischen Tradition wiederholter Zerstörungen und Neuschöpfungen heraus entwickelte - eine Tradition, die in die Zeit der mittelalterlichen Rabbiner Isaak von Akkon und Raschi von Troyes und [sogar bis hin zu] Rabbi Abahu von Caesarea in talmudischer Zeit zurückverfolgt werden kann. Hutton, [ein Kind] der Schottischen Aufklärung, kannte seinen Voltaire, und Voltaire war der erste, der La Peyrère positiv erwähnte.

Ich beschuldige Hutton nicht des Plagiats. In einer Zeit, in der gebildete Europäer Latein und Französisch ssprachen und belesen waren, mussten die Autoren nicht auf ihre Quellen hinweisen. La Peyrères und Huttons Aussagen über die Ewigkeit der Welt gehen gleichermaßen auch auf den Pythagoräer Ocellus Lucanus zurück, der eine ähnliche Formulierung benutzte: "αναρχος και" ατελευτητος" - ohne Anfang und ohne Ende.

Der jahrhundertealte Widerstand katholischer und protestantischer Fundamentalisten gegen die geologische Zeitskala beruht auf ihrer wörtlichen Auslegung der hebräischen Bibel, während die jüdische Tradition mit einer viel breiteren Basis kein Problem mit dieser Zeitskala hat. Und auch nicht die Hindu-, Maya- oder Māori-Überlieferungen und so weiter.

Für die Verbindung einer Milliarden Jahre umfassenden Zeitskala mit dem Uniformitarismus gibt es keine Grundlage in der Geistesgeschichte. Der kurze "biblische" (gelesen: christliche) Zeitplan wurde im 18. Jahrhundert in Europa von Uniformitaristen und Katastrophisten aufgegeben.

Und mithin können Aussagen über die Ewigkeit der Welt [auch] nicht verifiziert werden, sie gehören also eher dem Bereich der Metaphysik als jenem der Wissenschaft an. Sie stehen im Widerspruch zur Urknall-Hypothese zum Ursprung des Kosmos und zum sehr alten, aber endlichen Alter der Erde, wie es aus Extrapolationen und Messungen des radioaktiven Zerfalls abgeleitet wurde.




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Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

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