Die Bedeutung von Atlantis für die spanischen Eroberer Amerikas
Pedro Sarmiento de Gamboa - Die Geschichte der Inka, 1572
Von Ferdinand Speidel ins Deutsche übersetzte - Atlantis oder das Atlantis-Problem betreffende sowie den Viracocha-Mythos tangierende - Auszüge aus der kommentierten englischsprachigen Fassung durch die Hakluyt Society in Cambridge, 1907
Die Veröffentlichung des Textes des Sarmiento-Manuskripts der Universitätsbibliothek Göttingen ermöglichte es, den Mitgliedern der Hakluyt Society die authentischste Erzählung in Verbindung mit der Geschichte der Inka von Peru vorzulegen. Die Geschichte des Manuskripts und der es begleitenden Dokumente ist sehr interessant. Der Vizekönig Don Francisco von Toledo (Abb. 2), der Peru von 1569 bis 1581 regierte, ließ es zur Information von Philipp II. (Abb. 3) erstellen. Dem König wurden aus Cusco vier Leinwände gesandt und eine Geschichte der Inka, die von Capitan Pedro Sarmiento de Gamboa (Abb. 1) geschrieben wurde. Auf drei Leinwänden waren die Bilder der Inka mit ihren Frauen und auch die Sage über die Schöpfung von Viracocha. Auf der vierten war eine Karte von Peru, die von Sarmiento gezeichnet wurde.
Sarmiento erwähnt in seiner Geschichte der Inka, dass diese der zweite Teil seines Werkes sein sollte, das aus insgesamt drei Teilen bestand. Der erste Teil über die Geographie von Peru wurde nicht geschickt, da er noch nicht fertig war, ebenso wie der dritte, der ein Bericht über die Eroberung sein sollte.
Der wichtigste davon, die Geschichte der Inka mit dem Titel „Indica“ ist glücklicherweise erhalten. Die Königskopie fand ihren Weg in die berühmte Bibliothek von Abraham Gronovius, die 1785 verkauft wurde, von dort gelangte sie in die Universitätsbibliothek von Göttingen, wo sie 120 Jahre lang ungedruckt und nicht herausgegeben verblieb. Erst 1906 wurde der Text in Berlin von dem Bibliothekar Dr. Richard Pietschmann veröffentlicht. Das ermöglichte dem Rat der Hakluyt Society (ein gemeinnütziger Verein mit dem Ziel der Verbesserung des Weltverständnisses) ihren Mitgliedern bald nach der ersten Veröffentlichung eine englische Übersetzung zu präsentieren.
In einem einleitenden Kapitel erläutert Sarmiento seine Gliederung der Geschichte, die er im Auftrag des Vizekönigs Don Francisco de Toledo verfasste. Im nächsten Kapitel befasst sich Sarmiento mit der Verteilung des Landes auf der Erde:
„'Das Land, von dem wir lesen, dass es im ersten und zweiten Weltzeitalter existierte, war in fünf Teile gegliedert. Die drei Kontinente, von denen die Geographen üblicherweise schreiben, Asien, Afrika und Europa, sind durch den Fluss Tanais (Don), den Fluss Nil und das Mittelmeer, das Pomponius >unser< Meer nennt, geteilt. Asien wird von Europa durch den Fluss Tanais (Don), jetzt Silin genannt, getrennt und von Afrika durch den Nil, obwohl Ptolemäus es durch das Rote Meer und die Enge bei der Arabischen Wüste teilt. Afrika wird von Europa durch >unser< Meer, beginnend an der Straße von Gibraltar und endend mit dem Meotis-See [der Moeris-See?], geteilt. Die anderen beiden Teile sind folgendermaßen gegliedert: Ein Teil wurde und sollte immer noch >Catigara< im Indischen Meer genannt werden, ein sehr ausgedehntes Land, das jetzt von Asien getrennt ist. Ptolemäus beschreibt es als zu seiner Zeit und zu der Zeit Alexanders des Großen als mit Asien in der Richtung von Malakka verbunden.“ [1]
„Ich werde es an späterer Stelle behandeln, denn es hat viele und sehr wertvolle Geheimnisse und ein große Zahl von Seelen, denen der König, unser Herr, den heiligen katholischen Glauben verkünden kann, damit sie gerettet werden können, denn das ist das Streben Seiner Majestät in diesen neuen Ländern mit barbarischer Idolatrie. Der fünfte Teil wird oder wurde die Atlantische Insel genannt, so berühmt wie ausgedehnt, und die alle anderen übertraf. Ihre Bewohner und ihre Beschreibung wird behandelt werden, denn es ist dieses Land, oder zumindest ein Teil davon, der westlichen Indicas von Kastilien.“
Im nächsten Kapitel erfolgt die „Beschreibung der vorzeitlichen Atlantischen Insel“:
„Die Kosmographen berichten nicht von dieser vorzeitlichen Atlantischen Insel, denn als sie schrieben, gab es keine Erinnerungen an ihren sehr hohen Wohlstand im zweiten und vielleicht auch im ersten Zeitalter. Aber von dem, was der göttliche Platon (Abb. 4) berichtet und von den Resten, die wir sehen und die mit dem übereinstimmen, was wir lesen, können wir nicht nur sagen, wo sie war und wo Teile von ihr waren, wie wir es in unserer Zeit sehen, sondern wir können sie fast genau beschreiben, ihre Größe und ihre Lage. Dies ist die Wahrheit und derselbe Platon bestätigt es als wahr in dem Timaios, in dem er ihre wahrhaftige und wunderbare Geschichte wiedergibt.
Wir werden zuerst von ihrer Lage sprechen und dann von ihren Bewohnern. Die Aufmerksamkeit des Lesers ist wünschenswert, denn auch wenn es sich um sehr alte Geschichte handelt, ist es so neu in der üblichen Lehre der Kosmographie, dass es solche Überraschung auslösen könnte, um Zweifel an der Geschichte zu erregen. Von den Worten Platons, der sich auf Solon (Abb. 5) beruft, dem weisesten der Sieben von Griechenland, der sie mit Aufmerksamkeit vom gelehrtesten ägyptischen Priester in der Stadt Delta (Sais im Nildelta) vernahm, erfahren wir, dass diese Atlantische Insel größer war als Asien und Afrika zusammen und dass das östliche Ende dieser riesigen Insel nahe der Enge war, die wir jetzt die von Gibraltar nennen. Vor der Öffnung der besagten Meerenge hatte die Insel einen Hafen mit einer engen Einfahrt; und Platon sagt, die Insel sei wahrlich kontinental gewesen.
Von ihr gab es eine Durchfahrt durch das Meer, das sie umgab, zu vielen anderen benachbarten Inseln und zu dem Festland von Europa und Afrika. Auf dieser Insel gab es Könige von großer und bewundernswerter Macht, die über sie und viele naheliegenden Inseln und auch über die größten Teile von Europa und Afrika herrschten, hin bis zu den Grenzen von Ägypten, wovon ich berichten werde. Die Ausdehnung der Insel ging vom Süden, wo die höchsten Berge waren, bis zum Norden. Die Berge übertrafen alle, die jetzt bestehen, sowohl durch ihre Wälder, als auch in der Höhe und der Schönheit. Das sind die Worte Platons über diese reich bescherte und herrliche Atlantische Insel. Es ist nun meine Pflicht, das Gesagte klarer darzustellen und daraus die Lage der Insel abzuleiten.
Aus Platons Aussage, dass diese Insel einen Hafen nahe der Säulen des Herakles hatte, dass sie größer als Asien und Afrika zusammen war, und dass sie sich nach Süden erstreckte, entnehme ich deutlich drei Dinge zum Verständnis des Ganzen. Das erste ist, dass die Atlantische Insel weniger als zwei Leagues (etwa 10 km) vor der Öffnung der Meerenge lag, oder ein wenig mehr. Die Küste der Insel verlief dann nach Norden nahe der von Spanien und war verbunden mit der Insel von Cadiz oder Gadiz oder Caliz, wie wir es jetzt nennen. Ich behaupte das aus zwei Gründen, zum einen mit Befugnis und zum anderen durch mutmaßlichen Nachweis.
Die Befugnis ist die, dass Platon in seinem Kritias, in dem er berichtet wie Poseidon die Herrschaft über die Insel unter seinen zehn Söhnen teilte, sagte, dass der zweite Sohn in der Muttersprache >Gadirum< hieß, was in Griechisch >Eumelos< bedeutet. Diesem Sohn gab er die äußeren Teile der Insel nahe der Säulen des Herakles, und von seinem Namen wurde der Ort Gadiricum genannt, was jetzt Caliz ist. Wir sehen den Nachweis, und ich habe es mit meinen eigenen Augen gesehen, mehr als eine Leuge [ca. 5 km] draußen im Meer und nahe bei der Insel von Caliz unter dem Wasser die Überreste von sehr großen Bauwerken aus einem Mörtel, der fast unvergänglich ist, ein eindeutiges Zeichen, dass diese Insel einst viel größer war, was die Erzählung im Kritias von Platon bestätigt.“ [2]
„Der zweite Punkt ist, dass die Atlantische Insel größer war als Asien und Afrika zusammen. Daraus schließe ich auf ihre Größe, die unglaublich oder zumindest riesig war. Es würde der Insel eine Länge von 2.300 Leugen [ca. 11.000 km] von Ost nach West geben. Denn Asien hat 1.500 Leugen in gerader Linie von Malacca an seinem östlichen Ende bis zur Grenze von Ägypten; und Afrika hat 800 Leugen von Ägypten zum Ende der Atlantischen Berge oder „Montes Claros“, gegenüber den Kanarischen Inseln; das macht zusammen 2.300 Leugen an Länge. Wenn die Insel größer war, wäre es mehr im Umkreis. Rund um die Küsten hätte sie 7.100 Leugen, denn Asien hat 5.300 und Afrika 2.700 Leugen, etwas mehr oder weniger, was zusammen 7.100 Leugen ergibt, und es wird gesagt, dass es mehr war.“ (Hier hat sich wohl ein Rechen- oder Übersetzungsfehler eingeschlichen.)
„Nachdem wir das Maß ihrer riesigen Größe betrachtet haben, kommen wir zum dritten Punkt, der wirklichen Lage über die sich die große Insel erstreckte. Platon sagte, dass sich die Insel nach Süden erstreckte; gegenüber dem Norden. Daraus sollten wir entnehmen, dass sich die an Spanien angrenzende Seite von der Straße von Gibraltar nach Cadiz dann nach Westen dehnte und einen Bogen entlang der Küste von Afrika machte, aber sehr nahe daran, zwischen West und Süd, was die Seeleute Südwest nennen. Denn sie war gegenüber Nord, das bedeutet zwischen Ost und Nord, Nordost genannt, sie muss deshalb ihre Richtung nach Südwest, West-Süd-West oder Süd-Südwest gehabt haben. Sie würde die Kanarischen Inseln mit einschließen, die nach dieser Betrachtung ein Teil davon wären, und von dort verlief das Land nach Südwest. Im Süden dürfte sie sich eher nach Süden und Süd-Südwest ausdehnen und der Route folgen, die wir nehmen, wenn wir von Spanien zu den Indies segeln, und mit diesen westlichen Indies von Kastilien einen Kontinent bilden, indem sie sich an den nach Südwest oder West-Südwest erstreckenden Teilen mit ihnen verbindet und sich mit den Indies vereint, sie waren alle ein Ganzes.
Abb. 6 Auf dieser Karte von Athanasius Kircher von 1675 (aus:
Arca Noë) sind ganz ähnliche Vorstellungen zu im Atlantik versunkenen
Landmassen zu erkennen, wie sie auch Sarmiento schon 1572 äußerte.
Der Beweis dafür ist, dass die Atlantische Insel 2.300 Leugen Länge hatte, und die Entfernung von Cadiz bis zur Mündung des Flusses Marañón oder Orellana und Trinidad an der Küste von Brasilien ist nicht weiter als 1.000, 900 oder 1.100 Leugen und stellt den Teil dar, wo dieses Land mit Amerika verbunden war; es erscheint klar, dass um die Differenz zu den 2.300 Leugen zu vervollständigen, der ganze Rest des Landes von der Mündung des Marañón und Brasilien bis zur Südsee, das jetzt Amerika genannt wird, in die Berechnung einbezogen werden muss. Folgt man dieser Richtung kommt man nach Coquimbo. Berechnet man, was noch fehlte, so wäre das viel weniger als 2.300 Leugen. Misst man den Umfang, dann war die Insel mehr als 7.100 Leugen rund, denn das ist ungefähr der Umfang der Küsten von Asien und Afrika. Wenn dieses Land mit dem anderen verbunden war, was es tatsächlich nach der Beschreibung war, hätte es einen viel größeren Umfang, denn sogar jetzt haben diese Teile der westlichen Indies, gemessen mit dem Kompass und der Breite mehr als 7.100 Leugen.
Aus all dem kann gefolgert werden, dass die Indies von Kastilien mit der Atlantischen Insel einen Kontinent bildeten und dass folglich diese Atlantische Insel, die sich von Cadiz über das Meer erstreckte, das wir durchqueren zu den Indies, und das alle Kosmographen den Atlantische Ozean nennen, weil die Atlantische Insel darin war, über die wir heute fahren, in alten Zeiten Land war. Schließlich berichten wir über das Gebiet zu jener Zeit und über die Bewohner.“
In seinem nächsten Kapitel beschreibt Sarmiento die „Ersten Bewohner der Welt und vor allem der Atlantischen Insel“:
„Nachdem wir die vier Teile der Welt beschrieben haben, denn von Catigara (Abb. 7), welches der fünfte ist, werden wir am richtigen Ort sprechen, den ihm die Alten zugewiesen haben, ist es angebracht, über die Rassen zu sprechen, die sie bevölkerten. Alles was ich behandeln muss, ist persönliche und heidnische Geschichte. Der Grundwert und die Perfektion der Geschichte bestehen in ihrer Genauigkeit, indem alle Ereignisse gründlich durchforscht und die Zeiten und Perioden der Geschehnisse geklärt werden, so dass keine Zweifel daran bleiben. Auf diese Weise ist es mein Anliegen, die Wahrheit zu schreiben, soweit meine Fähigkeiten dazu, eine solch frühe Angelegenheit wie die erste Bevölkerung dieser neuen Länder, es mir ermöglichen.
Zur besseren Darstellung der vorliegenden Geschichte möchte ich ihr die nicht zu verleugnende Grundlage voranstellen und die Zeit in Übereinstimmung mit der Chronologie der Hebräer in den Tagen vor unserem Retter Jesus Christ zählen und auch die Zeiten nach seiner heiligsten Geburt gemäß unserer Mutter, der heiligen Kirche, und keinen Gebrauch der Berechnungen der chaldäischen oder ägyptischen Deuter machen.
Wenn wir folglich über das erste Zeitalter von Adam bis zur Sintflut (Abb. 8), das 1656 Jahre dauerte, hinweg gehen, beginnen wir mit dem zweiten Zeitalter, welches das des Patriarchen Noah, dem zweiten universellen Vater der Sterblichen. Die heilige Schrift zeigt uns, dass acht Personen in der Arche (Abb. 9) vor der Flut gerettet wurden. Noah und seine Frau Terra oder Vesta, benannt nach dem ersten, mit einem Kristall entzündeten Feuer als erstes Opfer, wie es Berossos sagt; und seine drei Söhne, nämlich Ham und seine Frau Cataflua, Sem und seine Frau Prusia oder Persia, Japhet und seine Frau Funda, so wie wir es in den Chroniken lesen. Die Namen von einigen dieser Leute gibt es noch und noch heute können wir sehen, woher sie stammen, wie die Hebräer von Heber, die Assyrer von Asur, aber die meisten von ihnen sind so verändert, dass die menschliche Intelligenz nicht ausreicht, es in dieser Art zu prüfen. Außer diesen drei Söhnen hatte Noah nach der Flut noch andere.
Die Nachkommen dieser Menschen vermehrten sich und wurden sehr zahlreich, so teilte Noah die Welt unter seinen ersten Söhnen auf, damit sie sie bevölkern konnten, dann fuhr er zum Euxenischen Meer [Schwarzen Meer], wie wir von Xenophon erfahren. Der Riese Noah fuhr dann durch das Mittelmeer, wie Filon sagt und Annius wiederholt, und teilte das gesamte Land unter seinen Söhnen auf. Er beauftragte Sem mit einigen seiner nach der Flut geborenen Söhne, Asien vom Nil bis zum östlichen Indien zu bevölkern.
Ham gab er mit einigen weiteren Söhnen Afrika von den Rinocaruras [Horn von Afrika?] bis zur Straße von Gibraltar. Europa wurde erwählt für Japhet mit den restlichen nach der Flut geborenen Söhnen, die alle Söhne von Tuscan waren, von welchen die Tadescos, Alemanes und die ihnen benachbarten Nationen stammen. Auf dieser Reise gründete Noah an den Küsten des Mittelmeeres einige Städte und Kolonien und blieb dort zehn Jahre bis 112 Jahre nach der weltweiten Flut. Er befahl seiner Tochter Araxa mit ihrem Mann und Kindern in Armenien, wo die Arche liegt, zu bleiben und das Land zu bevölkern. Er ging dann mit dem Rest seiner Begleiter nach Mesopotamien und ließ sich nieder. Dort wurde Nembrot [Nimrod?] von den Nachkommen Hams zum König erhoben. Dieser Nembrot, so sagt Berossos, erbaute Babylon 130 Jahre nach der Flut.
Die Söhne Sems wählten Jektan, Sohn von Heber, zu ihrem König. Jene von Japhet wählten Fenec zu ihrem König, von Moses Assenes genannt. Unter ihm gab es nur 310 Jahre nach der Flut 300.000 Menschen. Jeder König zog mit seinen Leuten aus, um den Teil der Welt zu bevölkern, der von dem Patriarchen Noah für sie auserwählt war. Obwohl Noah die Teile der Welt unter seinen drei Söhnen und ihren Nachkommen aufgeteilt hatte, hielten sich viele von ihnen nicht an diese Grenzen. Denn einige von einem Stamm siedelten auf den Ländern eines anderen Bruders. Nembrot, der vom Stamm Hams war, blieb in den Teilen von Sem und viele andere waren in gleicher Weise miteinander vermischt.
So wurden die drei Teile der Welt von diesen und ihren Nachkommen bevölkert, über die ich nicht weiter in Einzelheiten gehen möchte, denn unser Plan ist es, in unserer Erzählung fortzufahren bis wir zu den Bewohnern der Atlantischen Insel kommen, die das Thema dieser Geschichte ist. Sie war so nahe bei Spanien, dass Caliz so nahe beim Festland in Richtung des Hafens von Santa Maria lag, dass eine Planke als Brücke diente, um von der Insel nach Spanien zu kommen. So kann niemand daran zweifeln, dass die Bewohner von Spanien, Jubal und seine Nachkommen, jenes Land bevölkerten, wie auch die Bewohner von Afrika, das so nah war. Deshalb wurde sie die Atlantische Insel genannt, weil sie von Atlas, dem Riesen und sehr weisen Astrologen bevölkert wurde, der zuerst in Mauretanien siedelte, das jetzt Barbarien genannt wird, wie Godefridus und alle Chroniken uns lehren. Dieser Atlas war der Sohn Japhets von den Nymphe Asia und Enkel von Noah. Dafür gibt es keine Quelle außer der obigen, bestätigt durch den göttlichen Platon, wie ich zu Anfang erklärte. Es wird erforderlich sein, seine Hilfe zu suchen, um dem Leser den Nachweis über die Bewohner der Atlantischen Insel zu geben.“
Im nächsten Kapitel befasst sich Sarmiento mit den „Bewohnern der Atlantischen Insel“:
„Wir haben die Lage der Atlantischen Insel und jene aufgezeigt, die entsprechend der allgemeinen Bevölkerung der Welt wahrscheinlich ihre ersten Bewohner waren, nämlich die frühen Spanier und die ersten mauretanischen Vasallen des Königs Atlas. Diese wunderbare Geschichte war in alten Zeiten schon fast vergessen, Platon alleine hat sie erhalten, wie schon zuvor erwähnt, und er sollte auch zum Übrigen konsultiert werden.
Im Kritias sagt Platon, dass Poseidon den Teil der Atlantischen Insel erhielt, und dass er zehn Söhne hatte. Er teilte die gesamte Insel unter ihnen auf, die zuvor und zu seiner Zeit das Reich der schwimmenden Inseln genannt wurde, wie uns Volaterranius sagt. Poseidon teilte sie in zehn Regionen oder Königreiche auf. Die wichtigtste, Venus genannt, gab er seinem ältesten Sohn mit Namen Atlantis [Atlas; d.Red] und ernannte ihn zum Oberherren der gesamten Insel, die demnach den Namen Atlantica erhielt und das Meer das Atlantische, ein Namen, den es bis in unsere Tage trägt. Der zweite Sohn, Gadirum, erhielt den Teil, der Spanien am nächsten lag und der jetzt Caliz ist. Dem dritten Sohn gab Poseidon einen Teil, sein Name war Amferes, der des vierten war Eutoctenes, der des siebten Alusipo, des achten Mestores, des neunten Azaen und des zehnten Diaprepem.
Sie und ihre Nachkommen herrschten über viele Zeitalter und waren die Herren vieler anderer Inseln, die keine anderen gewesen sein konnten als Hayti, das wir Santo Domingo nennen, [|Kuba]] und andere, die auch von Emigranten der Atlantischen Insel bevölkert wurden. Sie herrschten auch über Afrika bis nach Ägypten und über Europa bis nach Tyrrhenien und Italien.
Das Geschlecht von Atlas erstreckte sich über eine lange Folge von Generationen, und sein Reich wurde immer von den Erstgeborenen regiert. Sie besaßen einen solch nachhaltigen Schatz an Reichtümern, dass keiner der Eingeborenen je alles sah, und dass kein Neuling es je erkennen konnte. Dieses Land hatte alles in Überfluss, was zum Unterhalt des menschlichen Lebens notwendig war, Weideland, Holz, Medikamente, Metalle, wilde Tiere und Vögel, Zuchttiere, einschließlich einer großen Zahl von Elefanten, die wohlriechendsten Duftstoffe, alkoholische Getränke, Blumen, Früchte, Wein und alle Gemüse zur Nahrung, viele Datteln und andere Dinge für Geschenke. Diese Insel erzeugte alle Dinge in großer Fülle.
In alter Zeit war sie heilig, schön, bewundernswert und fruchtbar und auch von großer Ausdehnung. Es gab ausgedehnte Königreiche, kostbare Tempel, Paläste, die Bewunderung auslösten, so wie es aus dem Bericht von Platon über die Metropole der Insel hervorgeht, sie übertraf Babylon, Troja oder Rom mit all ihren reichen Gebäuden, den eigentümlichen und wohl erbauten Festungen, und sogar die sieben Wunder der Welt, die die Vorfahren in hohen Tönen preisen.
In der Hauptstadt dieses Reiches war ein Hafen, den so viele Schiffe und Händler aus allen Richtungen ansteuerten, dass durch die große Ansammlung ein großer und beständiger Lärm die Bewohner wie vom Donner gerührt ließ. Die Zahl dieser Atlantiden, die für den Krieg bereit waren, war so groß, dass alleine in der Hauptstadt eine Garnison mit 60.000 Soldaten war, die immer auf Farmen verteilt waren, von denen jede ein Furlong [Achtelmeile] maß. Die anderen lebten in den Wäldern und anderen Orten, und sie waren zahllos. Sie zogen in den Krieg mit 10.000 doppelspännigen Kriegswagen mit jeweils acht bewaffneten Kriegern, mit sechs Schleuderern und Steinewerfern auf jeder Seite. Für das Meer hatten sie 200.000 Schiffe mit jeweils vier Mann, also 800.000 Mann alleine für das Seewesen. Dies war erforderlich wegen der großen Zahl beherrschter Nationen, die regiert und in Gehorsam gehalten werden mussten.
Der von Platon berichtete Rest des Themas wird in der Folge besprochen, denn ich wende mich nun unserem wichtigsten Punkt zu: es geht darum, die Schlussfolgerung herzuleiten, dass diese Menschen, die ihre Banner und Symbole nach Europa und Afrika trugen, die nicht angrenzend sind, auch die Indies von Kastilien überrannt und besiedelt haben müssen, die Teil des gleichen Festlands waren. In ihrer Herrschaft nutzten sie viel Strategie.
Aber am Ende langer Zeiten geschah es, vielleicht wegen ihrer Sünden und mit göttlicher Zustimmung, dass ein großes und andauerndes Erdbeben mit einer unaufhörlichen Flut bei Tag und Nacht die Erde öffnete und diese kriegerischen atlantischen Menschen verschlang. Die Atlantische Insel blieb verschlungen im großen Meer, das deshalb wegen des Schlammes der versunkenen Insel nicht schiffbar war.
Diese besondere Flut kann zu den fünf Fluten hinzugezählt werden, die von den Vorfahren erfasst wurden. Diese sind die allgemeine von Moses, die zweite in Ägypten, die Xenophon (Abb. 12) erwähnt, die dritte Flut in Achaia in Griechenland zur Zeit von Ogyges Atticus, die von Isidor als Ereignis in den Tagen Jakobs beschrieben wird, die vierte in Thessalien zur Zeit von Deukalion und Pyrrha, in den Tagen von Moses gemäß Isidor, nach Annius im Jahre 782. Die fünfte Flut geschah nach Xenophon in Ägypten zur Zeit von Proteus. Die sechste war diese, die einen solch großen Teil der Atlantischen Insel zerstörte und ausreichte, den nicht versunkenen Teil abzutrennen, so dass alle Sterblichen in Asien, Afrika und Europa meinten, dass alle ertrunken wären.
Dadurch ging der Verkehr und der Handel der Menschen aus diesen Regionen mit denen von Europa und Afrika verloren, so dass jegliche Erinnerung an sie verloren wäre, wenn nicht die Ägypter gewesen wären, die Erhalter der ältesten Taten von Mensch und Natur. Die Zerstörung der Atlantischen Insel über mehr als 1.000 Leugen Länge war zu der Zeit, als Aod [Ehud] das Volk Israels regierte, 1.320 Jahr vor Christus und 2.162 Jahre nach der Schöpfung gemäß den Hebräern.
Ich ziehe diesen Schluss aus dem, was Platon über die Unterhaltung zwischen Solon und dem ägyptischen Priester berichtet. Denn nach allen Chroniken lebte Solon zu der Zeit von Tarquinius Priscus, dem König von Rom, als Josiah König von Israel in Jerusalem war, 610 Jahre von Christus. Von dieser Zeit bis zur Zeit als die Atlantiden eine Blockade über die Athener verhängt hatten, waren 9.000 Mondjahre vergangen, die in Sonnenjahren 869 sind. Alles zusammengerechnet ergibt sich das obige Resultat. Sehr bald danach muss die Flut gekommen sein, da es heißt, sie sei zur Zeit von Aod, oder 748 Jahre nach der Sintflut von Noah gewesen. Demnach ist zu vermerken, dass die Insel von Caliz, die Kanarischen Inseln (Abb. 13), die Salvages [?] und Trinidad Teil des versunkenen Landes sein müssen.
Abb. 13 Die Kanaren betrachtete Sarmiento de Gamboa
als östliche Überreste der versunkenen 'Atlantischen Insel'.
Es kann angenommen werden, dass diese zahlreichen Nationen von Atlantis ausreichend waren, um jene anderen Länder der westlichen Indies von Kastilien zu bevölkern. Auch andere Nationen kamen zu ihnen und bevölkerten einige Provinzen nach der erwähnten Zerstörung. Strabo und Solinus sagen, dass Odysseus nach dem Fall von Troja nach Westen, nach Lusitanien fuhr, Lissabon gründete und nach dessen Bau sein Glück auf dem Atlantischen Ozean zu suchen, auf dem Weg, den wir jetzt zu den Indies nehmen. Er verschwand und niemand erfuhr danach, was aus ihm geworden war. Das wird von Pero Anton Beuter, einem edlen, valencianischen Historiker gesagt, und, wie er erwähnt, war dies die Meinung von Dante Alighieri, dem bekannten florentinischen Poeten.
Wenn dies richtig ist, können wir Odysseus von Insel zu Insel folgen, bis er nach Yucatán und Campeachy kam, Teil des Territoriums von Neuspanien. Denn in jenem Land haben sie das griechische Verhalten und die Kleidung der Nation von Odysseus, sie haben viele griechische Wörter und benutzen griechische Buchstaben. Davon habe ich selbst viele Zeichen und Beweise gesehen. Ihr Name für Gott ist >teos<, das Griechisch ist, und auch überall in Neuspanien verwenden sie das Wort >Teos< für Gott. Ich muss auch sagen, dass ich bei der Durchreise feststellte, dass sie von alters her einen Anker eines Schiffes als Idol verehren und einen gewissen Ursprung im Griechischen hatten, was nicht auf den ersten Blick als absurd abgetan werden sollte."
- Fortetzung (Teil II)
Anmerkungen und Quellen
Die redaktionelle Bearbeitung dieses Beitrags von Ferdinand Speidel (Erscheinungsdatum: 31.01.2014) hat sich auf Illustration mit eigenen Bildunterschriften, Verlinkung von Stichworten mit eigenen und externen Internet-Informationsquellen sowie auf das Einziehen einiger zusätzlicher Absätze bei längeren Textpassagen beschränkt. Die Anmerkungen im Textkorper sowie als Fußnoten stammen bis auf wenige - durch den Vermerk 'd. Red.' gekennzeichnete - Ausnahmen nicht von uns oder vom Übersetzer (F. Speidel), sondern von den Herausgebern (Hakluyt_Society) der englischsprachigen Fassung (1907) des Werkes "Historia del reino de los incas" von Sarmiento de Gamboa aus dem Jahr 1572.
Fußnoten:
- ↑ Anmerkung: Claudius Ptolemäus, von ca. 100 bis 160 n.Chr., übernahm die Information zu Catigara von Marinos von Tyros, griechischer Geograph, der Ende des 1. bis Anfang des 2. Jahrhunderts n.Chr. lebte.
- ↑ Anmerkung: Dr. Pietschmann zitierte von Juan Bautista Suarez de Salazar „Grandezas y antigüededades de las isla y ciudad de Cadiz" (Cadiz 1610): „Das, was alle, die das Meer passieren bestätigen, war, dass im Süden bei klarem Wasser in einer Entfernung von einer Leuge unter dem Wasser Ruinen von Bauwerken zu sehen sind, was ein guter Nachweis dafür ist, dass das Meer in diesem Teil über das Land gesiegt hat."
Bild-Quellen:
- 1) Raimundo Pastor bei Wikimedia Commons, unter: File:Pedro Sarmiento de Gamboa (RPS 16-11-2014) Alcalá de Henares.png (Lizenz: Creative-Commons, „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international“.
- 2) Rbraunwa bei Wikimedia Commons, unter: File:Francisco de Toledo.JPG
- 3) Andreas Praefcke bei Wikimedia Commons, unter: File:Illustrerad Verldshistoria band I Ill 095.jpg
- 4) Uploadalt bei Wikimedia Commons, unter: File:Karte Pomponius Mela.jpg (Bildbearbeitung durch Atlantisforschung.de)
- 5) Bildarchiv Atlantisforschung.de
- 6) Robert B. Stacy-Judd, "Atlantis - Mother of Empires", Los Angeles (De Vorse & Co.), 1939 (Adventures Unlimited Press, 1999) - Bildarchiv Atlantisforschung.de
- 7) Kattigara bei Wikipedia, unter: File:Waldseemuller map closeup with Catigara and Mallaqua.jpg
- 8) Mattes bei Wikimedia Commons, unter: File:Baldung, Hans - Die Sintflut - 1516.jpg
- 9) Chappe95 bei Wikimedia Commons, unter: File:Deluge masseot abaquesne faience ecouen.jpg
- 10) G.N.Petrov bei Wikimedia Commons, unter: File:Jubal.jpg
- 11) Gemälde von Dovilio Brero - Bildarchiv Atlantisforschung.de
- 12) Gabor bei Wikimedia Commons, unter: File:Xenophon.jpg
- 13) HansenBCN bei Wikimedia Commons, unter: File:Canarias-rotulado.png