Wer erbaute den Kaimanawa-Wall?

von William R. Corliss (1996 und 1997)

Etwa 30 Kilometer südlich des Lake Taupo, in Neuseeland, steht ein rätselhaftes Arrangement von Stein-Blöcken. (Abb. 1) Es "sieht aus" wie eine Mauer; ein von Menschen errichteter Wall. [1] Außerdem "sieht" er alt aus; einigen Annahmen zufolge vielleicht 2000 Jahre alt. Wer baute ihn? Die Emotionen gehen hoch in Neuseeland, wo drei Hypothesen entwickelt wurden:

Abb. 1 Der "Kaimanawa Wall" in Neuseeland. Prähistorisches Artefakt oder "Spielerei" der Natur?
  • Der Wall wurde vor 2000 Jahren von den ersten Siedlern auf Neuseeland, den Waitahas, gebaut, die nachfolgend fast von den Maori ausgerottet wurden, die dort vor nur 800 Jahren ankamen. Es gibt politische Probleme mit dieser Theorie, weil die Maori darauf bestehen, dass SIE die ersten Neuseeländer seien, und ihren daher Wiedergutmachung für von den später gekommenen Europäern enteignetes Land zustehe.
  • Der Wall stellt lediglich die Überreste einer alten Sägemühle dar, die gerade erst vor etwa 50 Jahren errichtet wurde.
  • Der Wall ist einfach eine natürliche Felsformation, die ordentlich in rechteckige Blöcke auseinander gebrochen ist - wie jene Platten aus Strand-Felsen ["beach rock"], aus welchen die umstrittene "Bimini Road" der Bahamas besteht.

Zukünftige Studien des "Walls" werden diese Liste zweifellos auf einen Punkt reduzieren. Lassen Sie uns inzwischen einen Blick auf den Wall werfen. B. Brailsford aus Christchurch ist Forschungsleiter am Kaimanawa Wall gewesen, wobei er von dem Amerikaner D. H. Childress und anderen unterstützt wurde. (Abb. 2) Die Steine, aus denen der Wall besteht, sind 4 Tonnen schwere Blöcke aus Ignimbrit, einem weichen vulkanischen Gestein, das leicht mit Steinwerkzeugen zu bearbeiten gewesen wäre. Der Wall trägt auf seiner Oberseite eine Rotbuche mit einem Umfang von 2,9 Metern und mehr als einen Meter angesammelten Humus. Brailsford, der vom Listener interviewt wurde, zufolge:

"Es gab keinen Zweifel daran, dass die Steine geschnitten worden sind. Die vier sichtbaren Steine an der Frontseite des Walls waren einheitlich 1,6 Meter hoch und 1 Meter breit. An einer Stelle konnte er seinen Arm in eine von den Wurzeln geschaffene Höhlung stecken und die Rückseite - sowie die Vorderseite der nächsten Lage fühlen. Die Oberflächen waren unheimlich glatt, ohne Säge- oder Beil-Spuren. Die Fugen zwischen den Steinblöcken waren schmal wie eine Messerklinge." [2]

"Weiter den Hügel hinauf ragten die Spitzen anderer Steine heraus, was nahelegt, dass eine ausgedehntere Struktur in dem Hügel begraben liegt." [3]

Abb. 2 B. Brailsford (oben) und D.H. Childress bei der Untersuchung von Neuseelands Kaimanawa Wall. (Foto: T. Brown)

Der Streitpunkt, dass ein Prä-Maori-Volk in Neuseeland lebte, wird auch durch Knochen der Kiore gestützt, einer nicht in Neuseeland beheimateten Rattenart, die möglicherweise von den ersten Siedlern eingeschleppt wurde. Einige Kiore-Knochen wurden auf ein Alter von 2000 datiert - Jahrhunderte, bevor die ersten Maori ankamen.

Man muss nicht betonen, dass Neuseelands Archäologen und Anthropologen nicht scharf darauf sind, ihr fundamentales Paradigma drastisch zu revidieren, welches die Entdeckung und Besiedlung Neuseelands den Maori zuschreibt. Aber Brailsford und Childress sind noch ikono-klastischer: Sie vermuten Verbindungen zu einer prä-polynesischen Kultur; einer Kultur, die auch anderswo im Pazifik und entlang der West-Küste Südamerikas megalithische Strukturen hinterließ.


UPDATE: Risse im Kaimanawa Wall?

Es musste ja so kommen! Die Publizität, die der Kaimanawa Wall durch Neuseelands Zeitungen erlangte (siehe oben), hat die Scientific Community dazu gebracht, sich den umstrittenen "Wall" einmal näher anzuschauen. Das neuseeländische Department of Conservation beauftragte den Geologen P. Wood mit dieser Beurteilung.

"Er identifizierte den Felsen als 330 000 Jahre alten Rangitaki-Ignimbrit. Indem er die Linien der Blöcke sowohl horizontal als auch vertikal verfolgte und sie reihenweise fotografierte, deckte er ein System von Fugen und Frakturen auf, das auf den natürlichen Abkühlungsprozess der Ignimbrit-Platten zurückgehe. Was Brailsford [...] für von Menschen gemachte Schnitte gehalten habe, sei nichts weiter als ein Typus natürlicher Felsbildung." [4]

P. Andrews, der Autor dieses Artikels, verglich die regelmäßigen Fugen des "Walls" mit den hübschen hexagonalen Prismen, die man in vielen Basalt-Schichten findet. Er präsentierte zwei Fotografien des "Walles". Eines davon ähnelte dem Foto in Science Frontiers Nr. 107 (Abb. 2) und zeigte regelmäßige Fugen; das zweite, vom selben Aufschluss, zeigte winklige Frakturen und Fugen, die sicherlich nicht wie das Werk von Menschen aussehen.

Wenn wir Gegen-Argumente von Befürwortern eines künstlichen Ursprungs des Walls erhalten, werden wir sie diesem Dossier hinzufügen. Eine vergleichbare Situation gibt es auch bei den viel bekannteren "Wällen" und "Straßen" von Bimini. Wir haben selber Küstenfels-Ablagerungen gesehen, die so regelmäßig zusammengefügt sind, dass sie wie vom Menschen geschaffen ausschauen.


Anmerkungen und Quellen

Dieser Beitrag von William R. Corliss wurde aus zwei sepataten Berichten kompiliert, die seinem grenzwissenschaftlich / anomalistischen Magazin Science Frontiers entnommen wurden:

"WHO BUILT THE KAIMANAWA WALL?" (© 1996-2000 William R. Corliss), aus Science Frontiers Nr. 107, Sept. / Okt. 1996; Übersetzung ins Deutsche nach http://www.science-frontiers.com/sf107/sf107p00.htm durch Atlantisforschung.de

"CRACKS IN THE KAIMANAWA-WALL STORY?" (© 1997-2000 William R. Corliss), aus Science Frontiers Nr. 110, März / April 1997; Übersetzung ins Deutsche nach http://www.science-frontiers.com/sf110/sf110p02.htm durch atlantisforschung.de

Fußnoten:

  1. vergl. auch William R. Corliss´ Beitrag zum vermutlich auf natürlichem Wege entstandenen Chatata-Wall in Tennessee, der vor mehr als einhundert Jahren eine ähnliche Kontroverse ausgelöst hat.
  2. Quellen: Chapple, Geoff; "Megalith Mystery," Listener, S. 28, 4. Mai 1996. Anonym; "Kaimanawa Wall a Natural Volcanic Rock Formation," New Zealand
  3. Quelle: ebd.
  4. Quelle: Andrews, Philip; "New Zealand: Recent Ash, Ancient Wall," Geology Today, p. 136, July-August 1996. Cr. R.E. Molnar

Bild-Quellen:

1) http://www.inthelight.co.nz/personal/kwall/images/kwallpanorama.jpg (nicht mehr online)
2) http://www.science-frontiers.com/sf107/sf107p00.htm