W. H. R. Rivers

Forscherportrait

Auf einen Blick

Abb. 1 William Halse Rivers Rivers (1864-1922)

(red) William Halse Rivers Rivers (Abb. 1) (* 12. März 1864 in Chatham; † 4. Juni 1922 in Cambridge) war ein britischer Anthropologe, Ethnologe, Neurologe und Psychiater. Besondere Bekanntheit erlangte er seinerzeit vor allem im letztgenannten Bereich für seine Arbeit mit traumatisierten Soldaten des Ersten Weltkriegs, aber auch aufgrund seiner anthropologischen Arbeiten zu Sippen und Blutsverwandtschaften. Zudem erregte Rivers, der sich zu einem entschiedenen Verfechter des Diffusionismus entwickelte und zum "Begründer des diffusionistischen Trends in Britannien" [1] wurde, im Jahr 1898 durch seine persönliche Beteiligung an einer von Alfred C. Haddon geleiteten Expedition zur Erforschung der Torresstraße Aufmerksamkeit, die als 'Torres-Straits-Expedition' in die Wissenschaftsgeschichte einging.

Biographische Notizen

Der deutschsprachigen Wikipedia sind bezüglich seiner Herrkunft und jüngeren Jahre folgende Informationen zu entnehmen: "Rivers war der älteste Sohn von Henry Frederick Rivers (1830–1911) und Elizabeth Hunt (1834–1897). Seine Geschwister waren Bruder Charles Hay (1865–1939) und die Schwestern Ethel Marian (1867–1943) and Katharine Elizabeth (1871–1939). Die Familie entstammte der britischen gehobenen Mittelklasse, die zahlreiche Cambridge-Absolventen und Mitglieder der britischen Marine hervorgebracht hatte, von denen die bekanntesten der Seekadett Williams Rivers und sein Vater Gunner Rivers waren, die beide an der HMS Victory ihren Dienst verrichteten. [2]

Rivers besuchte zunächst eine private Vorbereitungsschule in Brighton und von 1877 bis 1880 die Tonbridge School in Cambridge, wo er als begabter Schüler auffiel und Auszeichnungen in Alten Sprachen und für seine Gesamtleistung erhielt. [3] Der Familientradition entsprechend hätte auch Rivers an der Universität von Cambridge studieren sollen. Da er aber während seines letzten Schuljahres an Typhus erkrankte, konnte er sich nicht um ein Stipendium bewerben, und seine Familie war finanziell nicht in der Lage, ihm das Studium in Cambridge zu finanzieren. [4] Daher schrieb er sich Rivers an der [ Universität von London] zum Medizinstudium ein und arbeitete am St. Bartholomäus Krankenhaus. Dass er sein Studium 1886 im Alter von 22 Jahren abschloss, macht ihn bis heute zum jüngsten Absolventen dieses Studienganges an der Universität von London [5]." [6] (Mehr über seinen späteren Lebenslauf im Wikipedia-Artikel)

W.H.R. Rivers als Diffusionist

Dazu heißt es bei Günter Kehrer und Hans G. Kippenberg: "In England [7] gilt W.H. R. Rivers als der erste systematische Verfechter des Diffusionismus. Anfänglich eindeutig Anhänger evolutionistischer Argumentationen, bekundete Rivers 1911 seine »conversion« zum Diffusionismus und kritisierte den »crude evolutionary standpoint« des Großteils seiner britischen Kollegen. [8] In seinen Arbeiten über Melanesien und Australien gelangte er zu der Ansicht, das Wanderungswellen zweier ursprünglich patrilinear bzw. matrilinear organisierter Völker zu den zu seiner Zeit vieldiskutierten »dualen« Sozialstrukturen des pazifischen Raumes geführt haben [9]." [10]



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Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

  1. Quelle: Gail King und Meghan Wright, "Historische Forscher-Persönlichkeiten des Diffusionismus" bei Atlantisforschung.de
  2. Siehe: W. H. R. Rivers, "Psychology and Politics" Verlag Routledge, Neuauflage 1999, ISBN 0-415-20955-2, S. 149 f.
  3. Siehe: Tonbridge School: Skinners’ Day In: The Tonbridgian. Oktober 1878, S. 334–335
  4. Siehe: L. E. Shore, "W. H. R. Rivers", in: The Eagle, 1922, S. 2–12
  5. Siehe: Richard Slobodin, "W H R Rivers - Pioneer Anthropologist, Psychiatrist of The Ghost Road", Sutton Publishing Ltd, 1997, ISBN 0-7509-1490-4
  6. Quelle: Wikipedia - Die freie Enzyklopädie, unter: "William Halse Rivers Rivers" (abgerufen: 31. Januar 2020)
  7. Red. Anmerkung: Hier sollte oder müsste es wohl unmissverständlich heißen "für England", bzw. "die Entwicklung in England betreffend".
  8. Siehe: Stocking, Radcliffe-Brown, S. 142 (Quellenangabe bei Kehrer und Kippenberg; Titel und Jahrgang des betreffenden Buches waren dort ad hoc nicht auffindbar; Red.)
  9. Siehe: ebd.
  10. Quelle: Günter Kehrer und Hans G. Kippenberg, "Handbuch religionswissenschaftlicher Grundbegriffe" Band II (Apokalyptik-Geschichte), Stuttgart, Berlin, Köln (Verlag W. Kohlhammer), 1990, S. 223

Bild-Quelle: