Tiamat und Marduk - Ergänzende Bemerkungen

...zu D.S. Allans und J.B. Delairs astro-mythologischer und katastrophistischer Interpretation des babylonischen Schöpfungsberichts in ihrem herausragendem Werk >Cataclysm!<


von Ferdinand Speidel und Bernhard Beier

Abb. 1 Das Frontcover von D.S. Allans und J.B. Delairs epochalem Werk 'Cataclysm!'

Da davon auszugehen ist, dass nur wenigen Leserinnen und Lesern von Atlantisforschung.de das Buch 'Cataclysm!' [1] (Abb. 1)* von D. S. Allan und J. B. Delair vorliegt, stellen wir nachfolgend, als Ergänzung zu unseren vorausgegangenen Beiträgen [2] zu diesem Thema, für das Verständnis ihres kataklysmischen Modells wesentliche Aussagen zusammen.

Zunachst eine Zusammenfassung von Hinweisen aus dem Kapitel "Signposts to a cosmic battle" ("Wegweiser zu einer kosmischen Schlacht", S. 204), die planetologische Unregelmäßigkeiten in unserem Sonnensystem (Abb. 2) aufzeigen:

  • Der Orbit des Merkur ist nicht kreisförmig.
  • Venus rotiert für ihre Größe sehr langsam und in die entgegengesetzte Richtung, entgegen allen anderen Planeten, mit Ausnahme Plutos.
  • Die Erde hat keinen kreisförmigen Orbit, der Mond umkreiste die Erde in früherer Zeit näher als jetzt.
  • Mars dreht sich, gemessen an seiner Größe, sehr langsam und hat einen exzentrischen Orbit; seine beiden unregelmäßig geformten Monde umkreisen ihn mit hoher Geschwindigkeit.
Abb. 2 Im planetaren System unserer Sonne kam es nach Allan und Delair zu Störungen durch einen von außerhalb stammenden größeren Körper.
  • Jupiter dreht sich für seine Größe und Masse extrem schnell; seine beiden äußersten bekannten Monde umkreisen ihn über die Pole, entgegen allen anderen Planetenbegleitern. Einer seiner Monde, Callisto, besteht anscheinend ausschließlich aus Eis.
  • Saturn rotiert ebenfalls ungewöhnlich schnell und hat keinen kreisförmigen Orbit. Außer seinen Ringe hat auch Saturn einige Trabanten, die überwiegend aus Eis bestehen, und einer, Phoebe umkreist Saturn entgegen dessen Laufrichtung. Hier ist Chiron zu erwähnen, ein anomaler Kleinplanet, der zwischen Saturn und Uranus kreist. Er könnte einen „losgerissenen“ Satelliten eines der Planeten sein, ein Asteroid oder ein toter Kometenkern.
  • Uranus ist ebenfalls schnell rotierend und hat keine kreisförmige Bahn, er hat einen Neigungswinkel von 60 °, einige seiner Satelliten haben eine Neigung von 90 °.
  • Neptun rotiert auch relativ schnell auf einer exzentrischen Bahn; zwei seiner Monde laufen in retrograder Richtung.
  • Pluto bildet mit seinem Satelliten Charon quasi einen Doppelplaneten, die Umlaufbahn ist sehr exzentrisch und kreuzt die von Neptun.

Schlussfolgerung von D. S. Allan und J. B. Delair:

  • Das Bild unseres Sonnensystems lässt darauf schließen, dass es durch äußere Störungen zu Unregelmäßigkeiten kam.

Unter der Überschrift "The Candidates" ("Die Kandidaten", S. 207 ff) gehen sie der Frage nach möglichen Verursachern dieser Störungen ein. Dazu heben sie hervor:

  • Ein fremder Himmelskörper, der in der Lage war, solche Unregelmäßigkeiten zu verursachen, müsste eine große Masse und ein entsprechendes elektromagnetisches Potential haben.

Diesbezüglich schließen Allan und Delair Körper aus unserem Sonnensystem aus.

Auf S. 209

Abb. 3 Der Pulsar Vela (PSR B0833-45) im gleichnamigen Sternbild - ein Überrest des dortigen Supernova-Ereignisses, das sich vor mehr als 11.000 Jahren ereignete
  • Es wurde festgestellt, dass alleine in unserer Galaxis jährlich etwa 40 Novae und alle 30 Jahre eine Supernova explodieren. Wenn diese Zahlen über die letzten 15.000 Jahre konstant waren, dann waren es in unserer Galaxis nicht weniger als 600.000 Novae und 500 Supernovae.
  • Von den in unserer Galaxis festgestellten Supernovae explodierte eine überraschende Zahl unerwartet nahe unseres Solarsystems – mindestens fünf zwischen 15.000 und 11.500 Jahren v.Chr. Von diesen ist die Vela Supernova (Abb. 3), ein explodierter Stern (G263.9-3.3) in ungewöhnlich naher astronomischer Entfernung von unserem Sonnensystem, ein wahrscheinlicher Kandidat. Nach neueren Berechnungen explodierte er entweder vor etwa 14.300 Jahren oder vor etwa 11.000 Jahren.

Auf S. 210

  • Allan und Delair nehmen an, dass „Phaeton“ bei der Explosion einer astronomisch-nahen Supernova hervorgebracht wurde, also ein Teil astraler Materie war. Zur Überbrückung der Entfernung von 45 Lichtjahren müsste „Phaeton“ eine Geschwindigkeit von einem 50. oder einem 100. Entwickelt haben, was im Bereich des Möglichen liegt.

Kapitel: "Phaeton an exception to the rule" (Phaeton als Ausnahme von der Regel, S. 211 ff)

  • In diesem Kapitel weisen die beiden auf Sagen aus aller Welt, die nach ihrer Ansicht “Phaeton” mit seinen verschiedenen Namen beschreiben.

Kapitel "The Mesopotamian Connection" (S. 214 ff) und "War in Heaven" (S. 218 ff)

Marduk & Tiamat 1.jpg
  • In dem Epos werden Erde und Mond (Ki und Sin) nicht namentlich genannt und erscheinen als nicht betroffener Beobachtungspunkt. Es gibt auch keine Zeit an, zu der der „neue Gott Marduk“ in das Sonnensystem eindrang. Es schildert Marduks Ankunft und die entstehenden Auswirkungen auf die Ordnung des Systems.

Das Enuma Elisch wird generell als Schöpfungsmythos angesehen, das die Entstehung der Welt beschreibt. Folgt man der Interpretation der beiden britischen Wissenschaftler mit der angegebenen Zuordnung, macht ihre Version, mit Apsu als Sonne und Tiamat als Versinnbildlichung von Wasser als den wesentlichen Lebensspendern durchaus Sinn.

Hier eine Kurzfassung der ersten vier Tafeln des Enuma Elisch (Abb. 4), die alleine von Allan und Delair herangezogen werden.

1. Tafel

Abb. 4 Zwei antike Tontafeln mit Teilen des babylonischen Schöpfungs-Mythos Enuma Elish, der nach Ansicht von Allan und Delair die kataklysmische jüngere Geschichte unseres Sonnensystems in mythisierter Form widerspiegelt
  • Apsu (Sonne) und Tiamat (der verlorene Planet) schufen die Götter im Himmel. Zuerst waren es Lahmu (Mars) und Lahamu (Venus). (Mommu, Merkur, wird hier nicht erwähnt, er gilt als Minister Apsus). Von Lahmu und Lahamu stammten Anshar (Saturn) und Kishar (Jupiter). Anshars Nachkomme war Anu (Uranus), der Nudimmud oder Ea (Neptun) zeugte, der der Meister seiner Väter wurde.
  • Doch die Götter störten mit ihrer Unruhe Tiamat. Apsu ging mit seinem Minister Mummu oder Mommu (Merkur) zu ihr und sagte, er wolle die Götter töten. Tiamat widersprach ihm heftig, aber Mummu bestätigte ihn in seiner Meinung.
  • Die Götter erfuhren von dem Plan. Ea ließ Schlaf über Apsu fallen und tötete ihn und band Mummu. Ea errichtete seine Wohnstatt auf Apsu und zeugte mit Damkina einen Sohn mit Namen Marduk. Dieser schuf Winde, die Tiamat und auch die Götter störten. Marduk ging zu Tiamat und forderte sie auf, Apsu an den Göttern zu rächen. Tiamat schuf mit ihren Verbündeten verschiedene Ungeheuer und ernannte Kingu zum Herrscher. Dazu befestigte sie die Tafel des Schicksals an seiner Brust. So wurde er in den Rang Anus erhoben.

2. Tafel

  • Ea erfährt von den Plänen Tiamats und begibt sich zu seinem Großvater Anshar und berichtet ihm. Der Versuch Eas und Anus, Tiamat Einhalt zu gebieten, schlägt fehl.

3. Tafel

  • Anshar schickt Gaga, seinen Minister, zu seinen Vätern Lahmu und Lahamu, damit er ihnen über das Geschehene und die Absicht Tiamats berichte, auch über die Niederlagen Eas und Anus. Marduk sei aber bereit, Tiamat entgegen zu treten, wenn Anshar ihm sein außergewöhnliches Schicksal bestätige. Lahmu, Lahamu und die Igigis erschraken. Sie begaben sich mit Gaga zu Anshar.

4. Tafel

  • Der Rat der Götter lässt Marduk zunächst seine Fähigkeiten unter Beweis stellen, dann inthronisieren sie ihn. Marduk nimmt seine Waffen, die vier Winde und die sieben Winde der Vernichtung und zieht Tiamat entgegen. Er umgibt sie mit einem Netz und lässt Tiamat durch den Bösen Wind aufblähen, dann tötet er sie mit einem Pfeil. Er nimmt die anderen Götter und Ungeheuer gefangen, auch Tiamats Gatten Kingu, dem er die Schicksalstafel wegnahm.


Der Weg Marduks

Abb. 5 Kopie der Abbildung des Gottes Marduk in Begleitung eines drachenartigen Wesens auf einem babylonischen Rollsiegel
  • Nach Meinung von Allan und Delair könnte es bei der Annäherung Marduks an das Sonnensystems schon am Kuiper-Gürtel zu einer Explosion gekommen sein, die die Aluminium-26-Wolke dort erklären könnte.
  • Auf seinem Weg durch das System, so beschreiben es die sieben Tafeln, häuften die Götter (Planeten) ihre furchterregenden Blitze auf ihm und ließen ihn blendendem Glanz erscheinen. Dahinter könnten sich thermoelektrische und wahrscheinlich elektromagnetische Entladungen der äußeren Planeten handeln.
  • Marduk, geboren im Herzen der Tiefe (des Weltalls), traf als erstes auf Ea (Neptun), weshalb er wohl auch als Eas Sohn betrachtet wurde. Das Schwerefeld Neptuns war ausreichend, um den Kurs des Eindringlings zu bestimmen. Könnte die Begegnung der Grund sein, warum Neptun, seine Monde und Pluto, vielleicht ein weiterer früherer Mond Neptuns so unregelmäßige Bahnen verfolgen?
  • Marduks weiterer Weg führte ihn entgegengesetzt zum Lauf der Planeten zu Uranus, aus dem große Stücke gerissen wurden, die Marduk nun umkreisten.
  • Nun passierte Marduk Anshar (Saturn), der wie Uranus und Neptun eine sehr schnelle Eigenrotation hat, kann sie darin die Ursache haben?
  • Möglicherweise wurde Marduk für einige Zeit durch die Gravitationsfelder der äußeren Planeten eine Zeit aufgehalten. Dadurch könnte der Orbit von Tiamat beeinflusst worden sein, so dass ihr Begleiter Kingu aus seinem Orbit um Tiamat gezogen wurde.

An diesem Punkt bezweifeln die anderen Götter/Planeten das Recht Tiamats, ihrem Begleiter Kingu den Status eines Gottes zu verleihen und versuchen, Kingu zu töten, scheitern aber.

  • Sie geben dem Eindringling Marduk die Aufgabe, dies für sie zu tun.
  • Gaga (Chiron) erhält von Anshar den Befehl, sich vor die Götter zu stellen, das bedeutet, Gaga wurde von Marduk aus Saturns Gravitationsfeld gezogen und verfolgte einen eigenen Kurs.
  • Als Marduk sich nun Tiamat nähert, fordern ihn die Götter/Planeten auf, nicht nur Kingu zu töten, sondern auch Tiamat. Marduk erklärt sich bereit, aber unter der Bedingung, dass sie ihm eine erhabene Stellung zugestehen.
Abb. 6 Eine Skizze der Route des Irrläufers 'Marduk' auf seinem zerstörerischen Weg durch unser Sonnensystem (D.S Allan und J.B. Delair, 1997)

Möglicherweise hat er sich schon Tiamat stark genähert, ihren Orbit gestört und ihren Satelliten Kingu herausgelöst, befindet sich aber noch im Schwerkraftfeld der äußeren Planeten.

  • Als er die Zustimmung der Götter erhält und sich aus ihrer Umklammerung löst, stößt er mit voller Wucht auf Tiamat. In der nun folgenden Begegnung wird Tiamat zerrissen, Marduk zog Teile von ihr wie auch ihren Satelliten Kingu auf seiner weiteren Bahn zum Zentrum des Systems mit sich.

Das babylonische Epos begleitet den Weg Marduks durch das Sonnensystem bis zu diesem Punkt. Aber Marduks Weg war noch nicht zu Ende.

  • Aus dem bisher Beschriebenen folgern Allan und Delair: Kann es Zufall sein, dass das Epos beschreibt, wie Marduk die äußere Schale von Tiamat zerstört; dass die Brüche der Marskruste denen der Erde ähneln; dass ein Planet (bei den Griechen Elektra) vermeintlich verschwindet, zu einer Zeit, als sich Mars und Venus (möglicherweise Fehlinterpretation) am Himmel bekämpften; dass die Erde enorme Veränderungen durch Phaeton / Marduk erfuhr?

S 227 - Bei Eratosthenes ist zu lesen: * „Der Stern des Mars wurde von dem Stern Venus verfolgt; dann erfasste Venus ihn und entflammte ihn mit brennender Leidenschaft“.

  • Hier wurde Venus evtl. für den herannahenden Marduk gehalten, der Mars möglicherweise in seinen heutigen Zustand versetzte.

S. 229 - Mit Bezug auf griechische Überlieferungen versuchen Allan und Delair den Weg Marduks mit der Begegnung mit Mars und der Annäherung an das System Erde/Mond nachzuzeichnen.

S. 230 - Auf dem weiteren Weg zur Sonne führte Marduks Weg an Erde/Mond vorbei, wofür sich in vielen Überlieferungen Nachweise finden. Keinen solchen Bezug können Allan und Delair für die Begegnung mit Venus finden.

S. 231 - Sie vermuten aber, dass Marduk dann weiter in Richtung Sonne zog und sehen eine Bestätigung dafür in dem persischen Pahlavi-Texts, in dem es heißt:

Mievish-Muspar (Marduk), ein feuriges Objekt, das mit Schwänzen versehen war, und das vor langer Zeit die Erde angegriffen hatte, wurde im gegenseitigen Einverständnis der Sonne eingefügt, so dass er (Muspar / Marduk) kein Unheil mehr anrichten könne.

  • Auf dem Weg zur Sonne muss Marduk auch den von Venus gekreuzt und sichtbare Zeichen verursacht haben, die für die Überlebenden der Flut jedoch nicht erkennbar waren, da auf der Erde „der Himmel eingestürzt“ und über Monate oder Jahre bedeckt war.

Im folgenden Teil des Buches - „Anatomy of a Disaster“ (S. 241 ff) - beschreiben die Autoren dann die Begegnung mit der Erde, was aber mit der Geschichte „Marduks“ nicht mehr im Zusammenhang steht.



Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

Bild-Quellen:

1) Inner Traditions - Bear & Company / Bildarchiv Atlantisforschung.de
2) Nachcommonsverschieber bei Wikimedia Commons unter: File:Sonnensystem.jpg
3) Jebur bei Wikimedia Commons unter: File:Vela Pulsar jet.jpg
4) Ellie Crystal, auf crystalinks.com unter: "Babylonian Creation Myths - Enuma Elish"
5) RuM bei Wikimedia Commons unter: File:Marduk and pet.jpg
6) D. S. Allan und J. B. Delair, "Cataclysm! Compelling Evidence of a Cosmic Catastrophe in 9500 B.C.", Inner Traditions - Bear & Company 1997 (Bildarchive Ferdinand Speidel und Atlantisforschung.de)