Montezumas Bücherei
Hoffnung, dass sie völlig dem Grab entrissen wird
aus New Ulm Post, 15. Dezember 1922
Die Völker-Altertumsforscher in Mexiko freuen sich, daß er so langsam gelingt, die geheimnisvollen Bilderschriften der Mayas zu entziffern, - sie werden sich noch mehr freuen, wenn man dazu gelangt, über alle Zweifel hinaus, auch die Bilderschriften der Azteken, die "Steinerne Bibliothek" der Montezuma-Herrscher, lesen zu können und damit sich ein zauberhelles Licht über viele Jahrhunderte amerikanischer und sonstiger Geschichte und Vorgeschichte verbreiten zu sehen.
Nicht als ob die Azteken-Steinbilder mehr Aufschluß über die Vergangenheit bieten könnten, - im Gegenteil gehen die Maya-Schriften offenbar noch weiter zurück und schildern angeblich sogar den Untergang des Erdteils Atlantis. Auch sind die Azteken-Schriften, obwohl von jüngerer Herkunft, schwerer zu entziffern, da die Mayas außer ihrer Bilderschrift noch ein Schriftsystem hatten, die Azteken jedoch nicht. Doch allenthalben existierten Schriftzeichen nur für die Priester, mit dem alleinigen Recht zum Schreiben und zum Zeichnen. Zu allen hin ließ ein fanatischer spanischer Bischof die ganze Bibliothek Montezumas verbrennen, die verbrennbar war: 27 Bände aus Hirschhaut und Fasern!
Mir den vielen steinernen "Büchern" in allen Städten des großen Nahua-Staatenbundes hielten sich die spanischen Vandalen nicht weiter auf. Die meisten dieser Steinschriften wurden aber in entlegene Wälder verschleppt (wie auch Maya-Schriften.) Nach und nach förderte man indes fast alle diese Steine wieder zu Tage, - sogar Monumente, die ihren ursprünglichen Platz behalten hatten und nur durch neues Wachstum der Wildnis tief überwuchert worden waren.
Aber wer liest uns alle die Bilderschriften? Das ist eine ganz kolossale Arbeit, mit welcher die Gelehrten erst gegen Ende 1920 anfingen. Es ist schier eine Wunderleistung, daß in der kurzen Zeit bereits über 300 Bilderschriften der Azteken mit Bestimmtheit entziffert worden sind. Denn all diese Schriften sind sogenannte Ideographien, das heißt, Gedankenbilder des betreffenden Priesters, während ein anderer dieselben Gedanken oder Dinge erheblich anders ausdrückt.
Der Grundausdruck mußte aber wesentlich gleich sein. Auch bieten etliche lebende Azteken-Nachkommem wertvolle mündliche Auskunft. Er geht vorwärts.
Anmerkungen und Quellen
Dieser Beitrag eines namentlich ungenannten Autors erschien - mit oben genanner Überschrift (Montezumas Bücherei - Hoffnung, dass sie völlig dem Grab entrissen wird) in der Ausgabe vom 15. Dezember 1922 der deutschsprachigen Einwanderer-Zeitung New Ulm Post aus Minnesota, USA. Bei Atlantisforschung.de präsentieren wir ihn als zeit- und wissenschaftsgschichtliches Dokument in einer redaktionell bearbeiteten Fassung nach der digitalisierten Version des Artikels bei CHRONICLING AMERICA - Historic American Newspapers, unter: New Ulm Post. volume, December 15, 1922, Image 12.
Bild-Quelle:
- New Ulm Post, 15. Dez. 1922, nach: CHRONICLING AMERICA - Historic American Newspapers (Bild-Bearbeitung durch Atlantisforschung.de)