Krakatau & Co.

Wie Vulkane die Menschheitsgeschichte beeinflussten

von Tony O’Connell

Abb. 1 Eine historische Aufnahme des Vulkans Krakatau vor seiner explosiven Eruption im Jahr 1883

Krakatau (Abb. 1), der indonesische Vulkan, der 1883 so heftig ausbrach, erzeugte mit dieser Eruption viele historisch verzeichnete Effekte, die häufig als Maßstab für die Erörterung der möglichen Folgen ähnlicher Ereignisse in der Vergangenheit dienen, insbesondere hinsichtlich der Zerstörung von Thera [1] - einer führenden Kandidatin zur Lokalisierung von Atlantis - im zweiten Jahrtausend vor Christus. Der Ausbruch des Krakatau hatte einige Jahre lang nachteilige Auswirkungen auf das globale Klima.

Abb. 2 Der britische Wissenschafts- Journalist David Keys betrachtet einen massiven Ausbruch des Krakatau als Ursache der vielen katastrophischen Ereignisse im 6. Jahrhundert n. Chr.

Dies war jedoch nicht das erste Mal, dass ein Ausbruch des Krakatau katastrophale globale Folgen hatte. David Keys (Abb. 2), ein Archäologie-Journalist, beschreibt in seinem Buch Catastrophe [2] die Auswirkungen eines Krakatau-Ausbruchs 534/5 n. ​Chr. Dieses Buch war Gegenstand eines Dokumentarfilms des britischen Senders Channel Four. Einige Jahre vor der Veröffentlichung seines Buches schrieb Keys einen Artikel mit dem Titel Comet may have caused catastrophe on Earth [3], in dem er einen Vulkanausbruch als Ursache für Ernteausfälle, Seuchen, Kriege, soziale Unruhen und weitverbreitete Todesfälle im 6. Jahrhundert ablehnte, doch sein nachfolgendes Buch befürwortet [4] einen massiven Ausbruch des Krakatau als Verursacher.

Etwa zur gleichen Zeit war Mike Baillie dabei, sein Buch Exodus to Arthur zu veröffentlichen, in dem er nachdrücklich argumentierte, dass die Katastrophen der Mitte des 6. Jahrhunderts durch einen Kometeneinschlag verursacht wurden. Fünf Jahre später verfasste Baillie zusammen mit Patrick McCafferty ein weiteres Buch, das Kometen mit der irischen Mythologie in Zusammenhang bringt: The Celtic Gods. Darin weisen die Autoren darauf hin, dass sich der von Keys vorgeschlagene Großausbruch in keinem der verschiedenen grönländischen Eisbohrkerne in Form einer Vulkansäure-Spitze widerspiegelt! [5]!

Abb. 3 Hier der heutige Krakatau bei einer nächtlichen Eruption mit starkem Lavafluss

Diese Debatte über die Ursache der globalen Katastrophen Mitte des 6. Jahrhunderts scheint noch lange nicht vorbei zu sein. Ein Bericht [6] aus dem Jahr 2015 legt nahe, dass eine Reihe nordamerikanischer Vulkanausbrüche im Jahr 536 das Klima Europas so stark beeinträchtigte, dass dies zum endgültigen Untergang des Römischen Reiches beitrug. Darüber hinaus gibt es jetzt Hinweise [7] darauf, dass der Ausbruch des Vulkans El Chichón in Südmexiko um 540 n. Chr. zur Zerstörung der Maya-Zivilisation führte. Matthew Toohey vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel hat die Möglichkeit eines Doppel-Ereignisses vorgeschlagen! [8]

Anfang des 19. Jahrhunderts war der Ausbruch des Tambora, ebenfalls in Indonesien, noch mächtiger [9]. Auch der brachialste Ausbruch der letzten zwei Millionen Jahre fand in Indonesien statt, und zwar vor 74.000 Jahren, als der Mt. Toba mit verheerenden Folgen für den indischen Subkontinent und darüber hinaus ausbrach [10]. Die Toba-Caldera ist jetzt der Tobasee. Eine kürzlich durchgeführte Studie legte nahe, dass das Mt.Toba-Ereignis zum fast vollständigen Aussterben des Menschen führte. [11]

Der Thera-Ausbruch entsprach dem Krakatau-Ereignis des 19. Jahrhunderts, gemessen anhand des Vulkanexplosivitätsindex (VEI), der auf quantitativen Kriterien basiert, wie in Walter Friedrichs Buch über Thera [12] [13] erörtert. Innerhalb eines Jahrzehnts wurde der Explosivitäts-Wert für Thera von Professor Floyd McCoy von der Universität Hawaii neu bewertet, der ausführlich über den spätbronzezeitlichen Ausbruch von Thera geschrieben und im Rundfunk berichtetet hat. Dies beinhaltete ein Papier, das der Atlantis-Konferenz 2005 vorgelegt wurde. Darin bemerkte er: „Neue Funde von Tephra - Asche und Bimsstein - sowohl an Land als auch am Meeresboden weisen auf einen weitaus größeren Ausbruch hin als bisher angenommen, was darauf hindeutet, dass mindestens 100 km3 Tephra (Schüttvolumen) ausgestoßen wurden, vielleicht sogar mehr. Mit einem solchen Volumen wird der Ausbruch auf dem Vulkanexplosivitätsindex (VEI) mit 7,0 bewertet, was mindestens dem Ausbruch von Tambora von 1815 („das Jahr ohne Sommer“) entspricht, zehnmal stärker ist als der Ausbruch von Krakatau im Jahr 1883 und ungefähr 100 mal so stark wie jener des Mount St. Helens im Jahr 1980." [14]



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Anmerkungen und Quellen

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Dieser Beitrag von Tony O’Connell (©) wurde seiner atlantologischen Online-Enzyklopädie Atlantipedia.ie entnommen, wo er am 09. Juni 2010 unter dem Titel "Krakatoa" erstveröffenlicht wurde. Übersetzung ins Deutsche und redaktionelle Bearbeitung nach dem Stand vom 26. April 2020 durch Atlantisforschung.de.

Fußnoten:

  1. Red. Anmerkung: Zu Thera als 'Atlantis-Kandidatin' und den Minoern als Atlantier siehe bei Atlantisforschung.de u.a.: Tony O’Connell, "Kretominoische Atlantis-Hypothesen"; sowie: "Vulkanismus und Atlantisforschung" und "Santorin" (red)
  2. Siehe: David Keys, "Catastrophe", London (Century Books), 1999
  3. Siehe: David Keys, "Comet may have caused catastrophe on Earth: Collision of celestial body gaining support as likely reason behind string of disasters in the sixth century", 25. Juli 1994, bei independent.co.uk (abgerufen: 27. April 2020)
  4. Siehe: David Keys, "Catastrophe" (1999), S.269
  5. Siehe: Mike Baillie und Patrick McCafferty, "The Celtic Gods: Comets in Irish Mythology", Stroude (Tempus), 2005, S. 164
  6. Siehe: unexplained-mysteries.com, 9 Juli 2015, unter: "Volcanoes hastened fall of the Roman Empire" (abgerufen: 27. April 2020)
  7. Siehe: Jonathan Amos, "El Chichon eruption implicated in Maya upheaval", 20. April 2016, bei BBC NEWS (abgerufen: 27. April 2020)
  8. Siehe: GEOMAR; "Zwei Vulkane lösen spätantike Krisen aus", 22.04.2016, bei archaeologie-online.de (abgerufen: 27. April 2020)
  9. Siehe: volcanodiscovery.com, unter: "Tambora volcano" (abgerufen: 27. April 2020)
  10. Siehe: Creative by Nature, 24. Oktober 2014, unter: "Did Humans Almost Die Out 70,000 Years Ago?" (abgerufen: 27. April 2020)
  11. Siehe: Robert Krulwich, "How Human Beings Almost Vanished From Earth In 70,000 B.C." (Krulwich Wonders - Robert Krulwich On Science), 22. Oktober 2012, bei npr.org (abgerufen: 27. April 2020)
  12. Siehe: Walter Friedrich, "Feuer im Meer. Der Santorin-Vulkan, seine Naturgeschichte und die Atlantis-Legende", Spektrum Akademischer Verlag, 1994 (Erstausgabe) - Überarbeitete und aktualisierte Neuauflage 19. Oktober 2004 im selben Verlag) ISBN-10: 3827415829 / ISBN-13: 978-3827415820
  13. Siehe dazu bei Atlantisforschung.de auch: Tony O’Connell, "Walter Friedrich: Feuer im Meer (Rezension)"
  14. Floyd McCoy, in: Stavros Papamarinopoulos,"The Atlantis Hypothesis (1st Conference, Proceedings)", Athen (Heliotopos), 2007, S. 311

Bild-Quellen:

1) G. Clerc-Rampal (Urheber) bei Wikimedia Commons, unter: File:FMIB 36833 Volcan Krakatoa (Detroit de la Sonde), Avant et Apres l'Explosion de 1883 -Avant-.jpeg
2) Bild-Archiv Tony O’Connell (Atlantipedia.ie)
3) ebd.