Die Feuerläufer von Mbenga

Nachfahren der Bewohner eines versunkenen Kontinents?

von John Plummer (1905)

Abb. 1 Eine historische Aufnahme der Feuerläufer von Mbenga (Fidschi-Inseln) aus dem Jahr 1905

Sydney, N.S.W., 1. Juni - Gerade bin ich von einem Besuch der Insel Mbenga zurückgekehrt, die zur Gruppe der Fidschi-Inseln gehört. Mbenga (Abb. 2) ist nur ein Punkt im Ozean, aber auf ihr leben die vermutlich ungewöhnlichsten Menschen des Erdenrunds. Sie sind "Feuerläufer". (Abb. 1)

Die Insel hat nicht mehr als vier Meilen im Durchmesser, doch sie ist ein richtiges Paradies. Ihre Hügel erheben sich 1400 Fuß [ca. 427 m; d.Ü.] über den Meeresspiegel, und sind von der allerschönsten und üppigsten Vegetation bedeckt. Es gibt acht Dörfer mit etwa 700 Einwohnern auf Mbenga, die fast alle zu einem Stamm gehören, der als Na Ivitankata - die "Lieblinge der Götter" - bekannt ist, und aus dessen Reihen die Feuerläufer rekrutiert werden. Eine Feuerlauf-Darbietung kann ohne Weiteres arrangiert werden, nachdem ein paar Tage zuvor eine Ankündigung erfolgt ist. Die Modalitäten dafür sind lediglich ein lebender Ochse und ein paar Geschenke, um welche die Besucher sich zu kümmern haben.

Abb. 2 Kartographische Darstellung der Lage des Eilands Mbenga (Beqa) im Gebiet der Fidschi-Inseln

Die Vorbereitungen für die Zeremonie sind äußerst simpel. Ein großes Loch oder eine Grube mit einem Durchmeser von 25 Fuß [ca. 7,60 m; d.Ü.] und einer Tiefe von sechs bis acht Fuß [ca. 1,83 m bis 2,44 m; d.Ü.] wird bis zu einer Höhe von ungefähr vier Fuß [ca. 1,22 m; d.Ü.] unterhalb der Oberfläche mit Holz gefüllt. Das Ganze wird dann mit Steinen aufgefüllt, die nicht größer als eine Kokosnuss sind. Etwa 20 Stunden bevor das Feuerlaufen beginnt, wird der Inhalt der Grube angezündet, und wenn das Brennmaterial verzehrt ist, werden neue Holzscheite und Äste oben auf dem brennenden Haufen platziert, wobei die Steine schnell rotglühend werden. Wenn die Zeit gekommen ist, mit dem Feuerlaufen anzufangen, beginnen einige der Eingeborenen, bewehrt mit langen Stangen, die glühende Kohle von der Oberfläche der Steine zu entfernen [...]

Wenn die Grube bereit ist, ziehen sich etwa 20 junge Männer hinter einen Schirm aus üppiger Vegetation zurück, um sich für den Anlass herauszuputzen. Sie bieten freilich ein wackeres Bild. Ihre Arme, Ober- und Unterschenkel sind mit Girlanden und Gebinden aus Blumen und Kletterpflanzen geschmückt; ihre muskulösen Körper sind eingeölt, und ihr langes, mit gebranntem Kalk blondiertes Haar ist zurückgekämmt. Ihre ganze Kleidung besteht aus einer Art Rock, der Nationaltracht Sulu, mit einem Gürtel aus Hibiskus-Fasern.

Abb. 3 Blick von einer Lagune der Insel Mbenga auf den Pazifik. Erstreckte sich hier einst jene gewaltige Landmasse, die heute Le(Mu)ria genannt wird?

Wenn sie in stolzer Haltung paarweise zur Grube marschieren, beginnt die Menge ermutigende Worte zu rufen. [...] Da gibt es kein Zurückweichen. Barfuß umrunden sie die Grube, wobei sie ihre Füße offen und ehrlich auf die Steine setzen, zwischen denen fortwährend kleine Flammen emporzüngeln. Die für das Laufen angesetzte Zeit beträgt jeweils zwischen 25 und 35 Sekunden, was ausreicht, einen gewöhnlichen Fuß schwer zu verbrennen.

Wenn die Feuerläufer die Grube verlassen, werden große Mengen grüner Blätter auf die Steine geworfen, und dann stürmen die Feuerläufer hinein und trampeln die Blätter nieder, bis sie ganz in den Massen von Dampf verschwinden, die dabei erzeugt werden; und diese Darbietung wird wieder und wieder durchgeführt. Danach werden, wenn ein Ochse als Preis für die Vorstellung hergegeben wurde, seine zerlegten Teile in die Grube geworfen, bedeckt mit Massen frischer Blätter, die [erneut] von den Feuerläufern niedergetrampelt und hernach mit einem großen Haufen aus Erde bedeckt werden. Ein paar Stunden später werden die Bratenstücke herausgeholt und bei einem nativen Festmahl gegessen.

Es existiert die Vermutung, dass in den alten Zeiten des Kannibalismus die Körper von Gefangenen, die dazu verdammt waren verspeist zu werden, auf diese Weise zubereitet wurden, doch die Eingeborenen schweigen in dieser Angelegenheit hartnäckig.

Australische Wissenschaftler erklären, in den Feuerlauf-Zeremonien Spuren von Evdenzen zugunsten der Theorie des untergegangenen Kontinents Lemuria [1] zu sehen, zu dem gehört zu haben man von vielen der pazifischen Inselgruppen annimmt, und welcher ursprünglich in vergessenen Zeiten einen Abschnitt Asiens bildete. Es ist bekannt, dass die Zeremonie des Feuerlaufens in Tibet in exakt der selben Weise praktiziert wird wie auf den Fidschis, wo sich dessen Praxis stark von jener unterscheidet, mit der viele wilde Völkerschaften vertraut sind. Dieser Eindruck wird durch das Faktum verstärkt, dass bei den Fidschianern und anderen Polynesiern Spuren von Lehren zu finden sind, die ihren Ursprung nur in Indien gehabt haben können.


Anmerungen und Quellen

Dieser Beitrag von John Plummer erschien am 27. Juni 1905 mit der Überschrift ">Fire Walkers< Are People of a Lost Continent" in der Zeitung The Seattle Star aus Seattle, Washington. Übersetzung ins Deutsche und redaktionelle Bearbeitung durch Atlantisforschung.de nach CHRONICLING AMERICA - Historic American Newspapers, unter: The Seattle star., June 27, 1905, Night Edition, Page 3, Image 3

Fußnote:

  1. Red. Anmerkung: In der englischsprachigen Originalfassung des Textes ist hier von "Lennoria" die Rede; ganz offensichtlich ein Übertragungs-Fehler des Autors oder des Setzers des Artikels, den wir oben korrigiert haben.

Bild-Quellen:

1) CHRONICLING AMERICA - Historic American Newspapers, unter: The Seattle star., June 27, 1905, Night Edition, Page 3, Image 3 (Bild-Bearbeitung durch Atlantisforschung.de)
2) Wikipedia - Die freie Enzylopädie, unter: "Beqa", auf Basis von: NordNordWest (Urheber) bei Wikimedia Commons, unter: File:Fiji location map.svg (Bild-Bearbeitung durch Atlantisforschung.de)
3) Mark Heard aus Kanada (Urheber) bei Wikimedia Commons, unter: File:Beqa Lagoon - Fiji.jpg