Die Externsteine - eine prähistorische Nachrichtenstation

von unserem Gastautor Gernot L. Geise

Anfang der Neunzigerjahre stellte der EFODON e.V. im Zuge des Projektes „Holzhausen“ groß angelegte Untersuchungen bezüglich des Keltenschanzen-Vorkommens an. (s. a. Das Rätsel der Keltenschanzen von Gernot L. Geise. D. Red.) Dabei ergab sich praktisch als „Nebeneffekt“, dass wir auf das ehemalige keltische Nachrichtensystem stießen, von dem nirgendwo in der Literatur ein Hinweis zu finden ist. Nach der theoretischen Rekonstruktion machten wir verschiedene praktische Versuche und konnten damit nachweisen, dass dieses Nachrichtensystem nicht nur möglich, sondern auch sehr sinnvoll angelegt war. Einer der Hauptknotenpunkte dieses Nachrichtensystems waren offenbar die Externsteine im Teutoburger Wald. Die Forschungsergebnisse des EFODON e.V. sind zusammengefasst in dem Buch „Das keltische Nachrichtensystem“.

Abb. 1: Die Externsteine, Fels 1: ganz rechts in der Bildmitte die „Reklusenzelle“. Links daneben die Hauptgrotte mit ihren Zugängen.

Die Externsteine sind ein sagenumwobenes Monument, eine riesige Steinreihe, die in der Nähe von Horn-Bad Meinberg (bei Paderborn) in den Himmel ragt. Die Formation dieser Steine ist jedoch nicht einzigartig, so imposant sie auch auf den Besucher wirken. Südwestlich in etwa vier Kilometern Luftlinie befinden sich die sehr ähnlichen Klippen der Velmerstot. Weiter im Süden die Teutoniaklippen, und noch südlicher, bereits im Altkreis Brilon (jetzt Hochsauerlandkreis), das „Felsen- und Klippenmeer“ mit Opferstein und der Bergspitze „Nadel“, und die Bruchhauser Steine.

Daran lässt sich erkennen, dass die Externsteine durchaus kein Unikat sind. Sie sind auch nicht etwa - wie es auch schon behauptet wurde - von Menschenhand aufgetürmt worden, sondern mit dem Untergrund verbundener Fels. Geologisch gesehen handelt es sich um Osningsandstein, der durch tektonische Ereignisse steil gestellt wurde.

Vieles an den Externsteinen ist rein natürlichen Ursprungs, aber durch Verwitterung oft und stark verändert. Auch der Bewuchs von Bäumen und Sträuchern trug dazu bei, dass ganze Teile durch die Wurzeln der Pflanzen regelrecht herausgesprengt wurden. Während bei einigen vorgenannten anderen Klippen zwar früheste menschliche Aufenthaltsspuren ergraben, aber keine Steinbearbeitungen vorgefunden wurden, stellt sich die Frage, was gerade die Externsteine an sich haben (oder hatten), denn Steinbearbeitung macht man in dieser Größenordnung nicht nur zum Zeitvertreib. Und es ist viel Menschenwerk an den Externsteinen vorhanden.

Die Externsteine bestehen aus einer lang gestreckten Reihe von wandähnlich aufrecht stehenden Felsen, deren wichtigste die „Felsen 1 bis 4“ sind. Weitere acht bis neun Felsen in östlicher Richtung sind größtenteils mit Erde bedeckt und schauen nur teilweise aus ihr heraus. Obwohl man auch an ihnen menschliche Bearbeitungsspuren erkennen kann, werden sie meist nicht beachtet. So viele Sagen sich auch um diese Kolosse ranken, es gibt mindestens ebenso viele Theorien, um was es sich bei diesen Felsungetümen handeln soll. Allgemein wird hier die These angenommen, es handele sich um ein altes Germanenheiligtum. Schon der legendäre Karl der Große soll hier die einstmals auf dem Hauptfelsen aufgestellte Irminsul zerstört haben, um die heidnische Religion zu bekämpfen.

Abb. 2: Das Externsteinrelief. Links davon das „Petrus-Relief“ mit dem Zugang zur „Petrus-Grotte“, rechts neben dem Relief der Zugang zur Hauptgrotte.
© Volker Ritters

Über die Irminsul ist man sich nicht ganz klar, um was es sich hierbei handelte. Es gibt zwar Darstellungen von ihr, aber über den Zweck sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt. Meist wird die These vertreten, die Irminsul sei das Abbild der Weltenesche. Allerdings würde ich einen Baum etwas anders darstellen. Doch hier ist jetzt nicht der Ort, um über die Irminsul zu diskutieren. Die Thesen, um was es sich bei den Externsteinen gehandelt hatte, gehen von einer Kultstätte - mal heidnisch, mal christlich - bis zu modernen Deutungen, es habe sich hierbei um ein prähistorisches Raumfahrtzentrum gehandelt. Alle Variationen sind vertreten, weil man eben nicht mehr weiß, was es wirklich war.

In den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts wurde an den Externsteinen unter Prof. Dr. Andree-Münster eine groß angelegte Grabungskampagne durchgeführt, die den damals aufkommenden Germanenmythos untermauern und den Nachweis erbringen sollte, dass es sich bei den Externsteinen um ein altgermanisches Nationalheiligtum handele. Der Nachweis konnte jedoch nicht erbracht werden. Dann kam der 2. Weltkrieg, und seit der Nachkriegszeit werden alle archäologischen Funde aus der Zeit des 3. Reiches nicht beachtet. So auch die Funde aus der Andreeschen Grabung, die bis heute dem Publikum vorenthalten werden, in Museumskellern in Detmold lagern und langsam verfallen.

Bei der Beschreibung der Externsteine beschränke ich mich auf die für unsere These relevanten Dinge. Neben den hier geschilderten befindet sich noch der sogenannte „Sargstein“ bei den Steinen, er stammt jedoch wahrscheinlich aus dem Mittelalter, als die Templer/Freimaurer diesen Platz nützten. Dazu gehört wohl auch der so genannte „Altar“ bzw. „Kanzel“ vor Fels 2. Der „Hängegott“, ein Bildnis, das eine entfernte Ähnlichkeit mit einem Gekreuzigten hat, scheint nur eine Laune der Natur zu sein, so wie eine Reihe weiterer „Figuren“ und „Gesichter“, die man hier und dort mit einiger Phantasie in den Felswänden erkennen kann.


Das Relief

An Fels 1 befindet sich das sogenannte Kreuzabnahmerelief. Es zeigt - so wird es gedeutet - einige Menschen, die Jesus vom Kreuz nehmen. Unter ihren Füßen (der untere Teil des Reliefs) erkennt man gerade noch eine sich windende Schlange. Dieser Teil ist verwitterter als das Hauptbild und wird heidnischer Zeit zugeordnet. Das Relief soll angeblich schon mindestens tausend Jahre alt sein, wie es immer noch in den Lexika und in den Fachbüchern steht.

Abb. 3: Die Externsteine: In der Bildmitte Fels 2 mit dem durch ein Brückchen erreichbares Sazellum.

Doch Volker Ritters hat in seinem Buch [1] nachgewiesen, dass es sich hierbei um ein templerisch-es Einweihungsbild als Freimaurer-Arbeitstafel handelt, die erst nach 1511 errichtet wurde. Mit Hilfe der von ihm wiederentdeckten Verborgenen Geometrie in alten Kunstwerken konnte er sogar den Hersteller des Reliefs dingfest machen: Es war Lucas Cranach d. Ä., der sich mit seiner Signatur im Relief verewigt hat [2]. Somit kann die These ad acta gelegt werden, bei diesem Platz handele es sich um ein frühchristliches Heiligtum.

Ein Blick auf die Landkarte zeigt den Grund für die Exklusivität der Externsteine: Der Bogen des gesamten Osnings (Teutoburger Wald und Eggegebirge) bietet nur wenige Überquerungspässe für Fernwege. Während sich im Lipper Raum der Pass bei Oerlingshausen und die Dörenschlucht anbieten, folgt im weiteren Verlauf nach Süden nur noch das Diemeltal. Dennoch vermittelt die Flussrichtung der Lippe von West, und die des Baches Wiembeke von Nordost einen Pass, den der vorzeitliche Mensch nutzte, da die Flüsse normalerweise immer gute Pässe vorgaben. Da die Lippe und in ihrer Folge die Strothe wie in einen Trichter mitten ins Gebirge weisen, ist nicht schwer zu erraten, dass an diesem Flusslauf die Überquerung gesucht wurde. Die Strothe wendet sich jedoch kurz vor Horn jäh nach Osten, dass sich der Reisende in einer Falle sah.

Das Gelände zwingt direkt auf die Steine zu. Von Osten führt die Wiembeke ebenfalls jeden Reisenden an die Steine. Der Kamm Bärenstein - Externsteine - Knickenhagen stellt die Wasserscheide zwischen Rhein und Weser dar. Wir haben hier eine natürliche Engstelle. Sie wird noch interessanter, weil der Eggeweg als Höhenweg, über den Kamm der Egge von Süden kommend, hier unseren West-Ostweg kreuzt, um als Hermannsweg auf der Höhe nach Nordwest weiter zu laufen. Der Schritt zu einer Machtposition an diesem Punkt ist geografisch bedingt und somit vorgegeben. Die Funktion eines „Schlosses“ - eine Verschließung des Durchgangs - mit Maut oder Zollzahlung ist eine normale Folge menschlich-merkantilen Strebens.


Das Sazellum

Man sollte mehr den Blick so wenden, dass man von den Steinen in die Landschaft schaut - wie es die Steine vorschreiben. Ein einziges Teil gibt die Blickrichtung vor: das sogenannte Sazellum auf Fels 2, auch „Höhenkapelle“ genannt, das nur durch eine kleine Brücke von Fels 3 aus erreichbar ist. Es ist schon jeher der Hauptzankapfel zwischen verschiedenen Weltanschauungen, auf die wir hier jedoch nicht eingehen wollen.

In der Tat sieht selbst Arendt Franssen, der Mitausgräber bei der Andreeschen Grabung an den Externsteinen, das Sazellum so, wie er es gar nicht sehen will - und beging einen fatalen Irrtum: „Dass dieser Raum im letzten Jahrhundert lange Zeit als christliche Kapelle gedient hat, wird von niemanden bezweifelt, ist urkundlich belegt und so offensichtlich, dass es sich erübrigt, darüber ein Wort zu verlieren.“ Das aber genau hätte er doch tun sollen: Belegt ist das zwar, aber es ist dennoch nicht offensichtlich! Denn die Gestaltung des Raumes zeigt Wesentlicheres, wenn man Weltanschauungen weg lässt und sachlich an das Objekt herangeht.


Abb. 4: Das Sazellum mit dem „Altar“.

Schon 1927 hatte Wilhelm Teudt auf die „seltsamen Linien“, der Warttürme hingewiesen [3]. Seine mühselige Kleinarbeit nützte jedoch nicht viel, seine Thesen wurden zugunsten der nationalsozialistischen Sache missbraucht, ausgeschlachtet und dann urplötzlich fallengelassen. Ungeachtet dessen hatte Teudt im Ansatz damit doch recht. Auch die Grabungen an den Steinen durch Prof. Andree in den Jahren 1934/35 wurden nicht beendet und die Herstellung einer „Germanischen Pflegestätte“ kam nicht zustande, wurde auch nicht weiter betrieben. Oskar Suffert gab dazu sogar zu Protokoll, dass weitere Untersuchungen durch die SS bei Strafe verboten worden seien (1935) [4]. War man sich damals schon darüber im klaren, dass es sich bei den Externsteinen keinesfalls um ein „Heiligtum“ handelte? Erkannte man in den Fundrelikten bereits die Nichthaltbarkeit der „germanischen“ Theorie?

Aufgrund der Vorarbeit von Wilhelm Teudt, der schon 1927 feststellte, dass die Externsteine das Zentrum einer Wartturmanlage seien, überlegten wir uns, wie dieses Szenarium in der Praxis ausgesehen haben mochte. Während man sich anderenorts nur mit der NS-Verstrickung Teudts befasste, seine Vereinnahmung in die braune Gedankenwelt, wurde dabei außer acht gelassen, dass seine Gedankenansätze zu diesem Thema richtig waren und weiter untersucht werden sollten.


Das Sazellumfenster

Im Oktober 1990 hatte Reinhold Lück das Sazellum einer genauen radiästhetischen Untersuchung unterzogen und kam zu dem Schluss, dass der sogenannte Altar gar keiner ist. Es sei eine Sitzbank für einen Wächter, der hinausschaut [5]. Darauf weist auch hin, dass die „Sitzbank“ eine durchgescheuerte abgerundete Sitzfläche aufweist. Schon Dr. Mundhenk geriet darüber in Verwunderung: „Begreiflicherweise ist der Altarständer durch allzu häufige menschliche Berührung stark abgenutzt. Erstaunlich aber ist es, daß die scharfe Außenkante bisher unter dem Andrang der Menschen wenig gelitten hat.“ [6]

Abb. 5: Blick aus dem Sazellum-Fenster der Externsteine. In der Mitte am Horizont die Baumgruppe neben dem Ludrenplatz „Alte Haide“, zu dem wir eine Lichtverbindung schaffen wollten (Pfeil).

Wir meinen, dass die Abnutzungen durch das lange Sitzen des Wachpersonals auf dieser Bank herrührt. Opferhandlungen an einem Altar hinterlassen keine solche Spuren! Dabei kommt ein weiteres Detail ins Spiel: der „Altar“ steht exakt auf einem radiästhetischen Gitterstreifen. Das heißt, dass ein potentieller Wächter mit einem Bein im positiven, mit dem anderen Bein im negativen Feld saß. Hierdurch werden Ermüdungserscheinungen wirksam verhindert.

Sitzt man einmal auf dieser Bank und schaut bequem hinaus, so fällt der Blick zunächst auf den Wald am Horizont. Doch schaut man genauer hin, fallen zwei Merkmale am Horizont auf: Ein heller Fleck und eine herausragende Baumgruppe. Der helle Fleck ist die „Fissenknicker Mühle“ (heute ein Restaurant) und die Baumgruppe liegt am Eichendorffweg in Horn-Bad Meinberg Ortsteil Fissenknick.

Der langgestreckte Wald im Hintergrund und weiter nach Westen ist der Leistruper Wald. Das ist es also, was zu sehen beabsichtigt gewesen war. Die Erbauer des Ausgucks müssen Daten und Fakten, Sinn und Zweck, Ziel und Ausrichtung schon vorher perfekt gekannt haben, denn eine solche Steinbearbeitung lässt sich nicht mehr im Nachhinein korrigieren.

Abb. 6: Perfekt angelegt: Das Beobachtungsloch im Sazellum ist von unten normalerweise nicht erkennbar. Nur aus einem bestimmten Winkel kann man es erkennen. Hier in der Bildmitte, mit Teleobjektiv aufgenommen.

Allgemein wird das Sazellum als „Sonnenbeobachtungsobservatorium“ und das Sazellumfenster als „Sonnenbeobachtungsloch“ bezeichnet. Zur Sommersonnwende soll die Sonne direkt durch das Loch fallen, jedoch verhindert der Bewuchs vor dem Horizont dem Sehenden eine Demonstration. Weiterhin fällt der Sonnenstrahl nicht etwa gerade durch das „Sonnenloch“, wie man annehmen müsste, sondern schräg an die linke Wand. Das gab uns zu denken. Und noch ein Detail: Das Beobachtungsloch des Sazellums ist von unten normalerweise nicht erkennbar. Nur aus einem ganz bestimmten Blickwinkel kann man es mit einem Teleobjektiv fotografieren. Die Erbauer hatten geschickt eine Anordnung gewählt, die eine perfekte Tarnung garantierte.

Der Flurname „Fissenknick“ („Fissen“ = Visieren) zeigte uns, dass wir auf der richtigen Spur waren. Der visuell wichtigere Punkt ist die Baumgruppe, die am Eichendorffweg steht. Sie war für uns jedoch vorerst nur ein Anhaltspunkt.


Die Grotten

In der Hauptgruppe der Felsen befinden sich mehrere Grotten, die einst nicht miteinander verbunden waren. Die "Reklusenzelle", rechts in Fels 1, ist so klein, dass in ihr kein Mensch stehen oder liegen kann. Aufgrund der Bearbeitungstechnik stammt sie wohl aus der selben Zeit wie die anderen Grotten, ist jedoch eventuell unvollendet geblieben. Heute ist sie durch ein Gitter verschlossen.

Die „Kuppelgrotte“ wird auch „Petrusgrotte“ genannt, weil an ihrem etwas erhöht gelegenen, vergitterten Zugang in einer überwölbten Eingangsnische ein stark verwittertes Relief in die Wand gearbeitet ist, das „Petrus“ mit einem Schlüssel in der Hand darstellen soll. Hierzu benötigt man allerdings arg viel Phantasie. Prof. Wagner vom Heidelberger Max-Planck-Institut kam bei der Nutzung der Höhlen auf eine zeitliche Datierung um -1000 bis -2000, das ist die Hallstatt- und Laténe-Zeit. Die Untersuchungen der Höhlen ergaben, dass in dem sogenannten „Petrusgang“ neben der großen oder „Hauptgrotte“ Feuer mit einer Hitzeentwicklung um 500° C aufwärts gebrannt haben müssen, wodurch eine Datierung erst ermöglicht wurde.

Abb. 7: Der „Luftschacht“ gleich rechts neben dem Zugang zur „Petrusgrotte“. Er wurde benötigt, um in diesem Raum über einen längeren Zeitraum ein größeres Feuer unterhalten zu können.

In seinem Referat auf der 1. Horner Fach-Tagung 1989 brachte Ulrich Niedhorn auch die Entstehung dieses Raumes zur Sprache. Die Petrus-Grotte hat früher keinen Zugang zu den anderen Räumlichkeiten gehabt. Erst nachträglich wurde sie mit einem unbeholfenen „Korridor“ mit diesen verbunden. Bemerkenswert ist der kleine „Luftschacht“ gleich neben dem Zugang an der unteren rechten Seitenwand, der in der Literatur manchmal als „Lichtschacht“ tituliert wird. Dazu kommt, dass die „Kuppel“, weder natürlichen Ursprungs sein kann, noch von Menschenhand angelegt worden sein soll. Durch die Rotverfärbung des Gesteins kam Niedhorn zu dem Befund, dass einmal hohe Temperaturen in dem Raum gebrannt haben müssen. Nachdem alle möglichen Gewerbebetriebe aus praktischen Gründen hier nicht ansässig gewesen sein konnten, blieb nur ein Gedanke übrig: ein Krematorium! Diese Überlegung von Niedhorn unter dem Aspekt „Wozu entfacht man in einem Gewölbe ein Feuer?“ hat alle Punkte berücksichtigt.

Dazu wurde bei der 2. Horner Fachtagung 1991 von Prof. Wolfhard Schlosser eine kernphysikalische Analyse von Gesteinsproben aus der Kuppelgrotte und anderen Höhlen der Externsteine vorgelegt. Dabei erwies sich, dass schon rund 1100 Jahre vor unserer Zeitrechnung Menschen Feuer in den Steinen gelegt hatten. Bislang ging man nur von einer Höhlennutzung etwa ab dem Mittelalter aus. Diese Untersuchungen müssen zwar mit Vorsicht betrachtet werden, denn kernphysikalische Untersuchungen zeigen gerade in Verbindung mit Brand recht ungenaue Werte. Allein der Nachweis, dass hier Feuer unterhalten wurde, spricht für sich. Dass auch vor der Funktion der Externsteine als Nachrichtenknotenpunkt bereits dann und wann Feuer darin unterhalten wurden, spricht nicht gegen unsere These.

Es ist archäologisch erwiesen, dass in der Hallstatt/Laténe-Zeit Feuerbestattungen stattfanden. Und wenn man bei der besonderen, exponierten Lage der Externsteine (inkl. Knickenhagen und Bärenstein) von einem „heiligen“ Bezirk sprechen möchte, dann setzt eine Brandbestattung auch eine Leichenverbrennung voraus. Genau das ist hier passiert.

Wie in der Kuppelgrotte, so muss man auch in der Hauptgrotte oder „Großen Grotte“ einen Feuerplatz annehmen, da hier - beispielsweise unter der großen „Rune“ - ebensolche Rotverfärbungen im Gestein zu finden sind. In der Mitte der Grotte befindet sich eine halbkugelförmige Vertiefung im Boden, die ebenfalls zu allerlei Spekulationen Anlass bot. Unter anderem wurde sie schon als „Taufbecken“ bezeichnet. Wir nehmen jedoch an, dass auch hier ein Feuer gebrannt haben muss, da dieser Platz für die Signalstation sehr wichtig war.

Abb. 8: Das „Mikrofonloch“ an der rechten Wand neben dem zweiten Zugang zur Hauptgrotte.

In der Praxis muss es so ausgesehen haben, dass man im Sazellum Nachrichten von Sternberg, Brake, Schaumburg, Schieder und Pyrmont (Feuerberg) und anderen empfing, von oben (Sazellum) nur direkt vom Dörenberg bei Sternberg via Hellberg/Leistruper Wald. Die Türen und/oder Fenster der unteren Grotte - die sicher in späteren Zeiten erheblich verändert worden sind - weisen auf markante Punkte in der Umgebung hin, so dass jeweils eine „Umsetzstation“ die Nachricht weiter gab, ohne dass der Platz verraten worden wäre.

In diesem Zusammenhang ist es interessant, dass (zumindest) das Grottensystem mit einer Art vorzeitlicher Sprechverbindung ausgestattet ist. Wie dieses System angelegt wurde, welche Räumlichkeiten noch damit verbunden sind oder waren und wie es überhaupt funktioniert, ist nicht bekannt. Wohl mehr durch Zufall hat man an der rechten Wandseite des zweiten Zugangs zur Hauptgrotte ein Loch gefunden, welches eine Art Verstärkerfunktion aufweist. Spricht man mit normaler Stimme hinein, so schallt sie verstärkt durch das Grottensystem. Heute wird dieses Phänomen mehr zur Belustigung der Touristen vorgeführt. Für eine funktionierende Nachrichtenstation, in welcher mehrere Menschen in auseinanderliegenden Räumen arbeiten, ist eine solche Sprechverbindung jedoch mehr als hilfreich.


Wohin führten die Sichtlinien?

Der Brinkbusch - der noch auf seine künstliche Errichtung untersucht werden müsste - eignet sich als Verteiler vorzüglich, wie wir bei unseren Experimenten herausfanden.

Wenn in dem sogenannten „Taufbecken“ der „Großen Grotte“ein Feuer brannte, dann konnte man direkt zwei Strahlen (mit Lichtbündelung mittels Kugel) heraussenden:

Nach Brake durch das „Portal“ (wie es Mundhenk nennt) zum Bleibusch oder Sengebeutel und weiter nach Hausberge.

Nach Pyrmont durch die „Adlertür“.

Ein Strahl wird gesondert abgegeben (mittels Spiegel oder mit einem Extrafeuer) zum Hellberg in den Leistruper Wald und weiter über Sternberg, die Uffoburg und die Hünenburg zur Schaumburg.

Das gleiche gilt für den Ausgang zum Petrusgang nach Schwalenberg.

Ein markantes „Fenster“ ist sicher das, welches direkt zum Steinbruch und damit zur dort angenommenen Burg Drekkanfils führt. Es ist das große Nordostfenster im Sazellum. Es zeigt etwa 40° Nordwest und geht verlängert zur Grotenburg.


Möglicherweise gibt es noch weitere Sichtlinien. Bei diesen „Sichtlinien“ handelt es sich meist nur um imaginäre Linien auf der Landkarte, manchmal wurden sie aber manifestiert, wie z.B. im Leistruper Wald bei Detmold. Dort befinden sich auch zwei Steinreihen (Alignements), und Marksteingruppen. Gleich zwei der obligatorischen Opfersteine sind auch vorhanden. Dieses Lei (oder Ley) in Leistrup ist wohl eher bekannt durch die scheinbaren Linien, die sich in England durch gerade Straßenführung ergeben: die Leylines. Die zwar teilweise, aber nicht konsequenten Geraden ergeben sich aus dem damaligen Weg von Steinmal zu Steinmal.


Des "Teufels Aschloch"

Betrachtet man sich die Externsteingruppe von der westlichen Seite, so ist diese heute von einem nach dem zweiten Weltkrieg künstlich angestauten See des Baches Wiembeke umgeben. Dort befindet sich in Fels 1 das sogenannte „Teufelsloch“ oder, wie es richtig heißt: „Des Teufels Aschloch“. Es liegt heute unterhalb der Wasseroberfläche, weshalb wir uns fragten, ob der See nur deshalb angestaut worden ist, um dieses Merkmal zu vertuschen? Denn allein die Bezeichnung ließ uns aufhorchen.

Nachforschungen von Thomas Riemer und Reinhold Lück über die Andreesche Grabung und ihre Funde ergaben, dass dieses Loch einst „des Teufels Aschenloch“ genannt wurde, woraus dann „Aschloch“ und (wohl wegen fehlendem Wissen) später „Arschloch“ wurde. Dieses Aschenloch hat es in sich, denn hierein mündet ein Schacht, der durch den Felsen bis zur oberen, nicht begehbaren Plattform führt. Da dieses Loch auf dem flachen Gipfel auch vom Nachbarfelsen mit einer für den Publikumsverkehr geöffneten Aussichtsplattform aus erkennbar ist, hält man es in der Literatur für den Platz, auf dem die Irminsul gestanden habe. Auf solche Vorstellungen können jedoch nur solche Menschen kommen, die nichts von dem abwärts führenden Schacht wissen.

Abb. 9: „Des Teufels Arschbacken“. Dieses Bild entstand 1934, als das Wasser des angestauten Sees abgelassen war. Deutlich erkennbar ist die Wasserstandslinie. Das Aschenloch befindet sich zwischen den beiden „Backen“.

O. Suffert zitiert 1934 [7] das „Chronicon comitatus Lippiae“ von Piderit aus dem Jahre 1627 über das Wirken des Teufels an den Externsteinen: „Der Teufel aber konnte nicht leiden, daß etwas Gutes daselbst verrichtet wurde, derowegen hat er sich understanden, mit Gewalt den Stein umzustoßen. Und er hat sich mit aller Macht dagegen gestemmt, hat ihn aber doch nicht umwerfen können. So mächtig aber hat er dagegen gedrängt, daß sich sein Hinterer tief in den Stein gedrückt hat, wie man noch sehen kann, und die lichte Lohe ist ihm hinten heraus-gefahren und hat an dem Felsen ihren Brandfleck hinterlassen, den kann man aber jetzt nicht mehr sehen, er ist von Erde und Buschwerk bedeckt“. (Hervorhebung GLG) Suffert fährt fort: „Es ist nicht ausgeschlossen, daß die Höhlung besonders satanisiert war; jedenfalls sind die Beziehungen des Teufels zu den Steinen so zahlreich, daß sie eindrücklich an die frühere Bedeutung erinnern.“ Nämlich daran, dass hier eine besondere Wachmannschaft stationiert war, die mit Feuer hantierte und von der Bevölkerung wegen ihres Status mit Argwohn angesehen wurde.


Die "Sakralisierung" der Externsteine

Wir stellen aufgrund der Fakten fest, dass es durchaus nicht nur machbar, sondern durchaus sinnvoll ist, die Externsteine als eine Art Nachrichtenknotenpunkt anzusehen. Es bestanden Sichtlinien in (fast) alle Richtungen, zu Orten, an denen sich andere Nachrichtenstationen befanden. Dass es möglich war, dort hin Lichtsignale zu senden, haben wir schon 1991 praktisch nachgewiesen.

Die Feuerstellen an und in den Externsteinen sind ebenfalls lokalisiert. Es ist bewiesen, dass hier über längere Zeit Feuer brannten. Der Hellmann alias Teufel hat sich in unzähligen Sagen und Überlieferungen sowie in den Bezeichnungen „Teufels Arschbacken“ und „Teufels Aschenloch“ manifestiert, wobei das Aschenloch rein praktisch zur Entsorgung der anfallenden Brandasche benötigt wurde.

Die Externsteine waren eine Station in der Signalkette der alten Kelten, was jedoch nicht ausschließt, dass dieser Ort in späterer Zeit, als das Wissen um die ehemaligen Nachrichtenstationen in der Bevölkerung erloschen war, mythologisiert und „sakralisiert“ wurde, als man nur noch aus alten Erzählungen wusste: „Da war mal was!

Abb. 10: Das Sazellum auf den Externsteinen hatte vermutlich eine durchaus 'weltliche' Funktion.

Auf diese „Sakralisierung“ sind u.a. auch unzählige Rutengänger hereingefallen, die mit „heiligem Schauer“ feststellten, dass sich hier verschiedene irdische Gitternetze kreuzen, obwohl genau das der Grund dafür war, dass hier eine Nachrichtenstation angelegt war. Als besonders starker Kraftort wird hin und wieder das Sazellum bezeichnet, womit die sakrale Funktion als „Höhenkapelle“ bestätigt werden soll. Dass es sich bei diesen durchaus fühlbaren Kräften um ein ganz normales Phänomen handelt, hervorgerufen durch Stahlträger, die schon vor einigen hundert Jahren unterhalb des Sazellum in die Felsen eingelassen wurden, um sie am Auseinanderbrechen zu hindern, weiß kaum einer der Rutengänger. Sie sind jedoch der Grund dafür, dass die „Höhenkapelle“ mit Fußbodenplatten ausgelegt ist, weil die Besucher sonst in die darunter klaffende Felsspalte fallen könnten.

Diese Stahlträger sind übrigens auch der Grund dafür, dass selbst rennomierteste Forscher auf ihre Kompass-Ablenkung hereingefallen sind und so den Mythos vom Sazellum als „Sonnenbeobachtungs-Observatorium“ in die Welt setzten. Die Kompass-Ablenkung beträgt rund vier Grad. Und rechnet man diese Ablenkung aus den diversen Risszeichnungen des Sazellums heraus, so stimmt die Achse zwischen Sazellumfenster und Sonnenaufgangspunkt nicht mehr, wie es auch die Praxis beweist, weil die Sonnenstrahlen zur Sonnenwende schräg durch das Fenster ins Sazellum fallen. Dazu hat man jedoch ebenfalls eine Erklärung parat: Der Bau des Sazellums wird einfach so weit in die Vergangenheit geschoben, bis die im Laufe der Jahrhunderte sich verändernde Sonnenaufgangsrichtung wieder stimmt.


Anmerkungen und Quellen:

Dieser Beitrag von Gernot L. Geise, © 2001, wurde zuerst unter dem Titel "Die Externsteine Kein Sakralort sondern eine Nachrichtenstation" in EFODON-SYNESIS Nr. 1/2002 veröffentlicht und erschien online unter http://www.efodon.de/html/archiv/geschichte/geise/ex.htm.

  1. Volker Ritters: „Das Relief an den Externsteinen“, Hohenpeißenberg 1997
  2. Volker Ritters: „Lucas Cranach schuf das Externstein-Relief!“, Hohenpeißenberg 1997
  3. Wilhelm Teudt: „Germanische Heiligtümer“
  4. Germanien Nr. 8/1934, S. 231
  5. Mysteria Nr. 87, Halver 1990 S. 16ff.
  6. Mundhenk, Dr. Johannes: „Forschungen zur Geschichte der Externsteine“, Lemgo 1980, Band I., S. 74.
  7. O. Suffert: „Die Freistellung der Externsteine“, in: Germanien Nr. 91/1934, S. 170


Bild-Quellen:

(1, 2) http://www.efodon.de/html/archiv/geschichte/geise/ex.htm

(3) http://www.sacredsites.com/2nd56/368.html (nicht mehr online)

(4 - 9) http://www.efodon.de/html/archiv/geschichte/geise/ex.htm

(10) http://www.sacredsites.com/2nd56/368.html (nicht mehr online)


Alle Illustrationen unter http://www.efodon.de/html/archiv/geschichte/geise/ex.htm , sofern nicht anders angegeben: © Gernot L. Geise bzw. GLG-Archiv

Literatur-Hinweise:

Gernot L. Geise: „Das keltische Nachrichtensystem“

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208 Seiten, 158 Bilder Michaels-Verlag, Peiting, in der Reihe „Edition EFODON“ ISBN 3-89539-606-0


Den Zusammenhang zwischen dem Betreiber des Nachrichtensystems und den erfolgten „Verteufelungen“ zeigt das Buch: Gernot L. Geise: „Der Teufel und die Hölle: historisch nachweisbar“

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153 Seiten, 103 Bilder, EFODON e.V., ISBN 3-932539-24-9