Der Homo erectus fuhr zur See

Abb 1 Zwei der Hominiden-Stammbäume, wie sie uns die Mainstream-Anthropologie anbietet.

Bei der Erkundung eines alten Seebetts bei Mata Menge auf der Insel Flores, 500 Kilometer östlich von Bali fanden der Paläoanthropologe Mike Morwood und seine Kollegen von der University of New England in New South Wales ein gutes Dutzend Steinwerkzeuge, die vermutlich für die Bearbeitung von Pflanzen genutzt worden waren. Die Gerätschaften lagen in einer Sandsteinschicht zwischen zwei Schichten von Ablagerungen vulkanischer Asche.

Die Forscher nehmen an, daß die Werkzeuge von Angehörigen der Urmenschen-Spezies Homo erectus stammen, von denen man weiß, daß sie vor etwa 800 000 Jahren auf Java gelebt haben. Das ist auch die Datierung für die Schichten von vulkanischer Asche, zwischen denen die Werkzeuge lagen. Allerdings hat man bisher nicht gewußt, daß die Vorfahren des Menschen so früh in Richtung Australien vorgedrungen sind. Australien ist nach bisherigen Erkenntnissen erst vor 100 000 Jahren besiedelt worden. Jetzt muß man annehmen, daß der Homo erectus schon zur See fuhr. Um eine Siedlung auf Flores aufzubauen, müssen Dutzende von Individuen die Inseln überquert haben, meint Morwood. Um das zu organisieren, müssen sie - so die Vermutung des Paläoanthropologen - schon grundlegende Sprachkenntnisse gehabt haben.

"Der Homo erectus war nicht nur ein besserer Affe," sagt Morwood. "Sie jagten Tiere mit sorgfältig hergestellten Speeren. Wir glauben, daß sie Seefahrten unternommen haben, um Flores und andere indonesische Inseln zu erreichen. Der Fund legt nahe, eine Neubewertung der kognitiven Fähigkeiten des Homo erectus vorzunehmen."

Die neuen Entdeckungen fachen aber auch eine alte Debatte wieder an, nämlich die zwischen den Anhängern der sogenannten "Out of Africa"-Hypothese und den Anhängern der Multiregionalismus-Hypothese. Erstere nehmen an, daß der Homo sapiens, der sich vor 150 000 Jahren in Afrika aus dem Homo erectus entwickelt hat, sich über die Welt verbreitete und den Homo erectus ablöste. Die andere Hypothese - die Multiregionalismus-Hypothese - nimmt eine einzige Evolutionslinie für den Menschen an. Der Homo erectus, der Afrika verließ, entwickelte sich an den unterschiedlichen Orten zum modernen Menschen. Wenn sich die Interpretation der neuen Funde halten läßt, ist dies ein Beleg für die Multiregionalismus-Hypothese. Dennoch wird die Kontroverse noch kein Ende haben.

Wie der Wissenschaftspublizist Matthias Glaubrecht in der März-Ausgabe von "bild der wissenschaft" bemerkt, sorgt in "keiner anderen Wissenschaft beinahe jeder Fund aufs neue für derart heftige Kontroversen unter Kollegen wie bei den Fossiljägern - auf der Suche nach dem Heiligen Gral der Hominiden-Evolution."


Anmerkungen und Quellen

Quelle: Doris Marszk, New Scientist / bild der wissenschaft Online Channel, 16. März 1998, nach: http://www.gigapolis.com/geas/News/Archaeologie/Maerz98.htm (Gesellschaft zur Erforschung außerirdischer Spuren e V)


Bild-Quelle

(1) http://www.starsandseas.com/SAS%20Evolution/SAS%20natselection/Hominid_Evol.htm