Babylonien

von Tony O’Connell

Abb. 1 Das Babylonier-Reich zur Zeit des Königs Hammurabi

Babylonien (Abb. 1) war eine der großen Nationen des alten Mesopotamien im heutigen Irak. Die Hauptstadt Babylon (Abb. 2) wurde gegen Ende des dritten Jahrtausends v. Chr. gegründet [1]. Vielen ist sie durch seine häufige Erwähnung in der Bibel bekannt. Diese Region hat auch in Form des Mythos von Gilgamesch, der ein halbmythischer König war, die wohl älteste epische Erzählung hervorgebracht. In ihr finden wir einen Flutmythos, der von einigen als frühere Version von Noahs Flutbericht [2] akzeptiert wird.

Die Astronomie der Babylonier lässt sich bis ins vierte Jahrtausend v. Chr. zurückverfolgen [3], obwohl einige argumentieren, dass sie eher Interesse an der Astrologie hatten als an dem, was wir als wissenschaftliche Astronomie bezeichnen würden [4]. Eine ähnliche Debatte betrifft die Behauptung, dass die Babylonier schon mehr als tausend Jahre vor Hipparchos [5] Trigonometrie angewendet haben.

Abb. 2 Mit Atlantis hatte die Stadt Babylon weder architektonisch noch in anderer Hinsicht überzeugende Gemeinsamkeiten.

Keine vorgeschlagene Verbindung zwischen den Babyloniern und Atlantis hat eine wirkliche Grundlage. Thorwald C. Franke fasst dies wie folgt zusammen:

Babylon = Atlantis? Die Stadt Babylon hat für die Menschheitsgeschichte mehrfache symbolische Bedeutung erlangt: Zum einen gilt sie als die wohl bekannteste mesopotamische Stadt als Symbol der Entwicklung der Stadtkultur im Zuge der Menschheitsgeschichte. Zum anderen ist Babylon durch die Bibel zu einem Symobl der Dekadenz und des Hochmutes geworden, die zum Untergang führen. Diese Symbolik hat manche dazu veranlasst, Babylon mit Atlantis gleichzusetzen.

Eine ähnliche Symbolik darf natürlich nicht zu einer Gleichsetzung verführen. Babylon liegt nicht auf einer Insel, es ist zudem quadratisch und nicht kreisförmig, und der biblische Mythos vom Turmbau zu Babel findet ebenfalls keine Entsprechung in Platons Atlantiserzählung. Babylon wäre zwar alt genug für Atlantis, doch bezieht sich die Bibel vor allem auf die Zeit des neu-babylonischen Reiches 626-539 v.Chr.

Für Anhänger der Erfindungsthese gilt Babylon als eines der Vorbilder, nach denen Platon die Atlantiserzählung angeblich erfunden hätte. Doch auch unter diesem Gesichtspunkt sind die Ähnlichkeiten viel zu vage als dass man eine verlässliche Aussage treffen könnte.[6]


Anmerkungen und Quellen

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Dieser Beitrag von Tony O’Connell (©) wurde von ihm erstmals online veröffentlicht am 29. Dezember 2019 unter dem Original-Titel "Babylonians" bei Atlantipedia.ie. Bei Atlantisforschung.de erscheint er am 02. April 2020 in eigener Übersetzung ins Deutsche und mit redaktioneller Bearbeitung.

Fußnoten:

  1. Siehe: ancient.eu, unter: "Search Results (Babylon, page 1)" (abgerufen: 02. April 2020)
  2. Siehe: gotquestions.org, unter: "What similarities are there between the Gilgamesh flood account and the biblical flood account?" (abgerufen: 02. April 2020)
  3. Siehe: Livius.org, unter: "Kidinnu, the Chaldaeans, and Babylonian Astronomy" (abgerufen: 02. April 2020)
  4. Siehe: Philip Ball, "Stop Calling the Babylonians Scientists", 10. Februar 2016, bei theatlantic.com (abgerufen: 02. April 2020)
  5. Siehe: Tony O’Connell, "Minas Tsikritsis - Forscher- und Autorenportrait", bei Atlantisforschung.de
  6. Quelle: Thorwald C. Franke, "Platons Atlantis und die Bibel? Ein verlässlicher Überblick" (Abschnitt: "Babylon = Atlantis?"), © 12. Mai 2013, bei atlantis-scout.de (abgerufen: 02. April 2020)

Bild-Quellen:

1) MapMaster (Urheber) bei Wikimedia Commons, unter: File:Hammurabi's Babylonia 1.svg (Lizenz: Creative Commons, "Attribution-Share Alike 4.0 International")
2) Philip Van Ness Myers (Urheber) bei Wikimedia Commons, unter: File:Ancient History - Plate 1. Babylon and its Three Towers.jpg