Überlegungen zu den Strukturen auf der Nazca-Ebene
von William R. Corliss (2001)
Die hochgelegenen, trostlosen und vertrockneten Ebenen des westlichen Südamerika sind ein ideales Medium, um sie mit immensen Piktogrammen zu beschriften. Die geraden, mehrere Meilen langen und ein paar Meter breiten Linien wurden vor Jahrhunderten auf Perus Nazca-Ebene erstellt, indem man einfach die Gesteins-Streu von der Oberfläche der Ebene entfernte, indem man sie beiseite schob. Weniger als ein Zoll Regen fällt dort pro Jahr - nicht genug, um wegzuwaschen, was dort vor 2000 Jahren geschrieben wurde.
Eigentlich sind keine Wörter im eigentlichen Sinn niedergeschrieben worden. Vielmehr gibt es dort riesige Biomorphe (zum Beispiel einen 1000 Meter langen Pelikan) und Geoglyphen (ein 160.000 Quadratmeter umfassendes Trapez). Überlagernd und vermischt mit diesen Piktogrammen ist ein scheinbares Sammelsurium von Hunderten gerader Linien, von denen eine neun Meilen lang ist. Es ist, gelinde gesagt, eine verwirrende Leinwand. Diese gigantische terrestrische Staffelei umfasst 400 Quadrat-Meilen. Auf ihr sind mehr als 1.000 Biomorphe und Geoglyphen gezeichnet, sowie etwa 800 gerade Linien. Es ist eines der größten archäologischen Vermächtnisse aus der tiefen Vergangenheit der Welt.
Tatsächlich scheinen sich mindestens zwei Leinwände zu überlagern. Die früheste Leinwand besteht aus Geoglyphen, die etwa 200 vor Christus beginnend, eingeritzt wurden. Entfernen wir diese, bleiben die geometrischen Figuren und geraden Linien übrig. Diese scheinen ab ca. 600 n.Chr. eingeritzt worden zu sein - eine Zeit schwerer Dürre, die uns womöglich einen Hinweis auf ihren Zweck geben kann. Streifen wir als Nächstes die Geoglyphen (Trapeze und so weiter) ab, so bleibt ein scheinbares Mischmasch von geraden Linien übrig. Aber die meisten davon sind nicht zufällig, wenn man sie analysiert. Die meisten laufen speichenartig auf 62 oder mehr "Strahlen-Zentren" zusammen.
So scheint die Nazca-Ebene ein Buch mit drei Seiten zu sein: Biomorphe, Geoglyphen und Speichenrad-Srahlenzentren. Sie alle überlappen sich. All dies ist ein gigantischer Rorschach-Test, und verschiedene Beobachter sehen verschiedene Dinge! Natürlich gibt es auch Kritzeleien auf dieser 400-Quadratmeilen-Leinwand, die zu keiner der drei Seiten passen. Wir müssen sie jetzt erst einmal ignorieren.
Zunächst versuchten die Archäoastronomen, etwas Sinnvolles aus den Nazca-Linien herauszulesen, aber sie wurden enttäuscht. Computer-Analysen zeigten keine signifikanten Verbindungen mit den Bewegungen der Himmelskörper. Als nächstes versuchten einige, die Biomorphe mit der Himmelskugel in Verbindung zu bringen. Deutet eine terrestrische Vogelfigur auf eine vogelähnliche Gruppierung von Sternen hin? Ein paar Erde-Himmel-Vogelverbindungen sind in dieser Hinsicht interessant, aber im Allgemeinen hat die Vorstellung, dass die Nazca-Linien ein terrestrischer Zodiak sind, nicht viel gebracht.
Die 'Geo-Spekulierer' hatten mehr Erfolg. Es gibt viele Zusammenhänge mit Wasser:
- Die Geoglyphen wurden zum Zeitpunkt einer großen Dürre angelegt.
- Die Geoglyphen wurden oft gemeinsam mit Gruppen von unterirdischen, "puquios" genannten, Aquädukten installiert, die während der Dürre gebaut wurden.
- Die "Strahlzentren" liegen in der Regel in der Nähe von Wasserquellen.
- Die Trapeze sind im allgemeinen parallel zur Strömung von Oberflächenwasser ausgerichtet.
Anmerkungen und Quellen
Dieser Beitrag von William R. Corliss (1926-2011) erschien erstmalig unter dem Titel "Water Signposts, Ritual Paths" bei Science Frontiers, No. 134 März-April 2001; Übersetzung ins Deutsche und redaktionelle Bearbeitung durch Atlantisforschung.de
Bild-Quellen:
- 1) William R. Corliss, op. cit.
- 2) WeFt bei Wikimedia Commons, unter: File:NEO nazca lines big.jpg