R.L. Scranton und Atlantis in Böotien: Unterschied zwischen den Versionen

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([[Das Team|red]]) '''Robert Lorentz Scranton (Abb. 1)''' (* 1912 in [https://de.wikipedia.org/wiki/Alliance_(Ohio) Alliance], [[Ohio]]; † 1993) war ein US-amerikanischer Althistoriker, der sich auf die Kunstgeschichte des Altertums spezialisiert hatte und als Professor an der [https://de.wikipedia.org/wiki/Emory_University Emory University] sowie an der [https://de.wikipedia.org/wiki/University_of_Chicago Universität Chicago] tätig war, wo er während seines Studiums den Grad eines [https://de.wikipedia.org/wiki/Master#Master_of_Arts_(M.A.) M.A.] erworben hatte und zum [https://de.wikipedia.org/wiki/Ph.D. Ph.D.] promoviert wurde. Ihm zu Ehren wurde 1999 die jährlich verliehene [https://www.archaeological.org/giving/endowments/251 Robert L. Scranton Lectureship] gestiftet. Allgemeine Bekanntheit erlangte '''Scranton''', der mehrfach längere Forschungsaufenthalte in [[Griechenland]] (u. a. in [[Athen]] und [https://de.wikipedia.org/wiki/Korinth Korinth]) absolvierte, vor allem durch sein 1941 veröffentlichtes Buch ''[https://books.google.de/books/about/Greek_Walls.html?id=O9UWLgEACAAJ&redir_esc=y Greek Walls]'' <ref>Siehe: '''Robert L. Scranton''', "[https://books.google.de/books/about/Greek_Walls.html?id=O9UWLgEACAAJ&redir_esc=y Greek Walls - Published for the American School of Classical Studies at Athens]", Harvard University Press, 1941</ref>. Darin entwickelte er ein stilistisches Klassifizierungs-System für Mauern als Hilfsmittel zu ihrer chronologischen Einordnung. <ref>Quellen: '''o.A.''', [https://www.archaeological.org/ Archaeological Institute of America], unter: "[https://www.archaeological.org/giving/endowments/251 Robert L. Scranton Lectureship]"; [[Tony O’Connell]], "[http://atlantipedia.ie/samples/robert-lorentz-scranton-new/ Scranton, Robert Lorentz (m)]", 17. Dezember 2009, bei [http://atlantipedia.ie/ Atlantipedia.ie] (beide abgerufen: 22. Dezember 2017)</ref>
 
([[Das Team|red]]) '''Robert Lorentz Scranton (Abb. 1)''' (* 1912 in [https://de.wikipedia.org/wiki/Alliance_(Ohio) Alliance], [[Ohio]]; † 1993) war ein US-amerikanischer Althistoriker, der sich auf die Kunstgeschichte des Altertums spezialisiert hatte und als Professor an der [https://de.wikipedia.org/wiki/Emory_University Emory University] sowie an der [https://de.wikipedia.org/wiki/University_of_Chicago Universität Chicago] tätig war, wo er während seines Studiums den Grad eines [https://de.wikipedia.org/wiki/Master#Master_of_Arts_(M.A.) M.A.] erworben hatte und zum [https://de.wikipedia.org/wiki/Ph.D. Ph.D.] promoviert wurde. Ihm zu Ehren wurde 1999 die jährlich verliehene [https://www.archaeological.org/giving/endowments/251 Robert L. Scranton Lectureship] gestiftet. Allgemeine Bekanntheit erlangte '''Scranton''', der mehrfach längere Forschungsaufenthalte in [[Griechenland]] (u. a. in [[Athen]] und [https://de.wikipedia.org/wiki/Korinth Korinth]) absolvierte, vor allem durch sein 1941 veröffentlichtes Buch ''[https://books.google.de/books/about/Greek_Walls.html?id=O9UWLgEACAAJ&redir_esc=y Greek Walls]'' <ref>Siehe: '''Robert L. Scranton''', "[https://books.google.de/books/about/Greek_Walls.html?id=O9UWLgEACAAJ&redir_esc=y Greek Walls - Published for the American School of Classical Studies at Athens]", Harvard University Press, 1941</ref>. Darin entwickelte er ein stilistisches Klassifizierungs-System für Mauern als Hilfsmittel zu ihrer chronologischen Einordnung. <ref>Quellen: '''o.A.''', [https://www.archaeological.org/ Archaeological Institute of America], unter: "[https://www.archaeological.org/giving/endowments/251 Robert L. Scranton Lectureship]"; [[Tony O’Connell]], "[http://atlantipedia.ie/samples/robert-lorentz-scranton-new/ Scranton, Robert Lorentz (m)]", 17. Dezember 2009, bei [http://atlantipedia.ie/ Atlantipedia.ie] (beide abgerufen: 22. Dezember 2017)</ref>
  
In den Bereich der - im universitären Bezirk damals wie heute alles andere als wohlgelittenen, sondern geradezu verpönten - [[Atlantisforschung]] wagte '''Robert L. Scranton''' sich 1949 mit einem kurzen Artikel im renommierten Fach-Magazin ''[https://en.wikipedia.org/wiki/Archaeology_(magazine) Archaeology]''vor. <ref>Siehe: '''Robert L. Scranton''', "''Lost Atlantis Found Again?''", in ''[https://en.wikipedia.org/wiki/Archaeology_(magazine) Archaeology]'', No. 2, Herbst 1949, S. 159-162</ref> In diesem, "''Lost Atlantis Found Again?''" betitelten Beitrag schlug er, wie [[Tony O’Connell]] zusammenfassend notiert, die Möglichkeit vor, "''dass sich [[Atlantis]] im See [https://de.wikipedia.org/wiki/Kopa%C3%AFs Kopaïs]'' '''(Abb. 2)''' ''in [https://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%B6otien Böotien]'' <ref>Anmerkung:<br>[[Bild:Lake Copai.jpeg]]<br>Hier '''(Abb. 2)''' eine Karte zur Lage des heute verlandeten Sees [https://de.wikipedia.org/wiki/Kopa%C3%AFs Kopaïs] (Bildmitte); siehe dazu bei ''Atlantisforschung.de'' auch: "[[Die versunkene Stadt Kopai]]" ([[Das Team|red]])</ref>'', [[Griechenland]], befunden hat. Die Gegend ist reich an antiken Relikten, einschließlich einer Anzahl von Kanälen. '''Scranton''' war jedoch etwas verunsichert von der Tatsache, dass [[Plato]] [[Atlantis]] als im mittleren [[Mittelmeer-Raum]] westlich von [[Athen]] und [[Die Ägypter - Erben eines uralten Wissens|Ägypten]] beschrieben hatte'' [sic!; d. Red. <ref>Red. Anmerkung: Um es deutlich zu sagen, ist [[Tony O’Connell]]s obige Aussage über [[Platon]]s Angaben zur geographischen Lage von [[Atlantis]] so grob verkürzend, dass man sie schon als unzutreffend bezeichnen darf. Tatsache ist, dass besagte Angaben im Grundsatz sowohl eine exegetische [[Atlantis-Lokalisierung]] diesseits als auch jenseits den [[Säulen des Herakles]] ermöglichen! Wenn wir, der 'klassischen' Auslegung folgend, diese 'Säulen' bei [https://de.wikipedia.org/wiki/Gibraltar Gibraltar] verorten, so bedeutet dies: [[Atlantis]] lag ENTWEDER im [[atlantisch]]en Großraum, ODER im westlichen [[Mittelmeer-Raum|Mittelmeer]]. Aber vielleicht hat [[Tony O’Connell|O’Connell]], der dies alles sehr genau weiß, wie viele Artikel des irischen [[Atlantologie-Enzyklopädik|Atlantologie-Enzyklopädisten]] in seiner [http://atlantipedia.ie/ Atlantipedia] zeigen, hier auch nur '''Scrantons''' Aussagen wiedergegeben - und es wäre keineswegs das erste mal, dass [[Fachwissenschaft]]ler in Hinsicht auf den Inhalt des [[Atlanticus]] einen derartigen 'Bock schießen'.</ref>'' (siehe [[Kritias|Krit.]] '''114c''' und [[Timaios|Tim.]] '''25 a'''/'''b''').''" <ref>Quelle: [[Tony O’Connell]], ''op. cit.'' (2009)</ref> Laut [[Spyridon Marinatos]] stellte '''Scranton''' in seinem Artikel die "''Hypothese auf, daß die Legende von [[Atlantis]] auf der Zerstörung der großen Drainagewerke der Minoer beruhe, als die Ebene von [https://de.wikipedia.org/wiki/Orchomenos Orchomenos] von den Wassern des Sees [https://de.wikipedia.org/wiki/Kopa%C3%AFs Copais] überflutet wurde.''" <ref>Quelle: [[Spyridon Marinatos]], "Zur Legende von Atlantis" (griech. Original-Titel unbekannt), in der griechischen Wissenschafts-Zeitschrift ''Cretica Chronica'' (Bd. IV, 1950). 1977 übernahm [[Martin Ebon]] in seinem Buch "ATLANTIS, THE NEW EVIDENCE" eine englischsprachige Übersetzung des Orginals als Anhang, die später von '''Leni Sobez''' für die, im Wilhelm Heyne Verlag erschienene Ausgabe von [[Martin Ebon|Ebons]] Buch ("Atlantis - Neue Beweise", 1978) ins Deutsche übersetzt wurde. Bei ''Atlantisforschung.de'' ist der Text online unter: "[[Thera - Ursprung der Atlantis-Legende I|Thera - Ursprung der Atlantis-Legende]]"</ref>
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In den Bereich der - im universitären Bezirk damals wie heute alles andere als wohlgelittenen, vielmehr geradezu verpönten - [[Atlantisforschung]] wagte '''Robert L. Scranton''' sich 1949 mit einem kurzen Artikel im renommierten Fach-Magazin ''[https://en.wikipedia.org/wiki/Archaeology_(magazine) Archaeology]''vor. <ref>Siehe: '''Robert L. Scranton''', "''Lost Atlantis Found Again?''", in ''[https://en.wikipedia.org/wiki/Archaeology_(magazine) Archaeology]'', No. 2, Herbst 1949, S. 159-162</ref> In diesem, "''Lost Atlantis Found Again?''" betitelten Beitrag schlug er, wie [[Tony O’Connell]] zusammenfassend notiert, die Möglichkeit vor, "''dass sich [[Atlantis]] im See [https://de.wikipedia.org/wiki/Kopa%C3%AFs Kopaïs]'' '''(Abb. 2)''' ''in [https://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%B6otien Böotien]'' <ref>Anmerkung:<br>[[Bild:Lake Copai.jpeg]]<br>Hier '''(Abb. 2)''' eine Karte zur Lage des heute verlandeten Sees [https://de.wikipedia.org/wiki/Kopa%C3%AFs Kopaïs] (Bildmitte); siehe dazu bei ''Atlantisforschung.de'' auch: "[[Die versunkene Stadt Kopai]]" ([[Das Team|red]])</ref>'', [[Griechenland]], befunden hat. Die Gegend ist reich an antiken Relikten, einschließlich einer Anzahl von Kanälen. '''Scranton''' war jedoch etwas verunsichert von der Tatsache, dass [[Plato]] [[Atlantis]] als im mittleren [[Mittelmeer-Raum]] westlich von [[Athen]] und [[Die Ägypter - Erben eines uralten Wissens|Ägypten]] beschrieben hatte'' [sic!; d. Red. <ref>Red. Anmerkung: Um es deutlich zu sagen, ist [[Tony O’Connell]]s obige Aussage über [[Platon]]s Angaben zur geographischen Lage von [[Atlantis]] so grob verkürzend, dass man sie schon als unzutreffend bezeichnen darf. Tatsache ist, dass besagte Angaben im Grundsatz sowohl eine exegetische [[Atlantis-Lokalisierung]] diesseits als auch jenseits den [[Säulen des Herakles]] ermöglichen! Wenn wir, der 'klassischen' Auslegung folgend, diese 'Säulen' bei [https://de.wikipedia.org/wiki/Gibraltar Gibraltar] verorten, so bedeutet dies: [[Atlantis]] lag ENTWEDER im [[atlantisch]]en Großraum, ODER im westlichen [[Mittelmeer-Raum|Mittelmeer]]. Aber vielleicht hat [[Tony O’Connell|O’Connell]], der dies alles sehr genau weiß, wie viele Artikel des irischen [[Atlantologie-Enzyklopädik|Atlantologie-Enzyklopädisten]] in seiner [http://atlantipedia.ie/ Atlantipedia] zeigen, hier auch nur '''Scrantons''' Aussagen wiedergegeben - und es wäre keineswegs das erste mal, dass [[Fachwissenschaft]]ler in Hinsicht auf den Inhalt des [[Atlanticus]] einen derartigen 'Bock schießen'.</ref>]'' (siehe [[Kritias|Krit.]] '''114c''' und [[Timaios|Tim.]] '''25 a'''/'''b''').''" <ref>Quelle: [[Tony O’Connell]], ''op. cit.'' (2009)</ref> Laut [[Spyridon Marinatos]] stellte '''Scranton''' in seinem Artikel die "''Hypothese auf, daß die Legende von [[Atlantis]] auf der Zerstörung der großen Drainagewerke der Minoer beruhe, als die Ebene von [https://de.wikipedia.org/wiki/Orchomenos Orchomenos] von den Wassern des Sees [https://de.wikipedia.org/wiki/Kopa%C3%AFs Copais] überflutet wurde.''" <ref>Quelle: [[Spyridon Marinatos]], "Zur Legende von Atlantis" (griech. Original-Titel unbekannt), in der griechischen Wissenschafts-Zeitschrift ''Cretica Chronica'' (Bd. IV, 1950). 1977 übernahm [[Martin Ebon]] in seinem Buch "ATLANTIS, THE NEW EVIDENCE" eine englischsprachige Übersetzung des Orginals als Anhang, die später von '''Leni Sobez''' für die, im Wilhelm Heyne Verlag erschienene Ausgabe von [[Martin Ebon|Ebons]] Buch ("Atlantis - Neue Beweise", 1978) ins Deutsche übersetzt wurde. Bei ''Atlantisforschung.de'' ist der Text online unter: "[[Thera - Ursprung der Atlantis-Legende I|Thera - Ursprung der Atlantis-Legende]]"</ref>
  
 
Obwohl archäologische Ausgrabungen im Gebiet des vormaligen Sees [https://de.wikipedia.org/wiki/Kopa%C3%AFs Kopaïs] in jüngerer Vergangenheit eine erstaunliche Fülle an faszinierenden [[Protohistorie|protohistorischen]] und frühgeschichtlichen Hinterlassenschaften zutage gefördert haben <ref>Siehe z.B.: '''E. Kountouri''', '''N. Petrochilos''', '''N. Liaros''' und '''T. Willershäuser''', "[https://www.researchgate.net/publication/273667882_The_Mycenaean_drainage_works_of_north_Kopais_Greece_A_new_project_incorporating_surface_surveys_geophysical_research_and_excavation The Mycenaean drainage works of north Kopais, Greece: A new project incorporating surface surveys, geophysical research and excavation]", Mai 2013, bei [https://www.researchgate.net researchgate.net]; sowie: '''o.A.''', "[http://popular-archaeology.com/issue/summer-2016/article/rediscovering-a-giant1&usg=ALkJrhinbfCkcsCbpakkJEbXXUM_l41xIA Archaeologists Investigate a Massive Ancient Mycenaean Citadel]", 10. Juli 2014, bei [http://popular-archaeology.com popular-archaeology.com] (beide abgerufen: 22. Dezember 2017)</ref>, und auch wenn es sich bei dieser Region, sinnbildlich gesprochen, zweifellos um eine 'Schatztruhe' der Altertumsforschung handelt, so muss doch eines festgehalten werden: Was die fortgesetzte Suche nach [[Platon]]s [[Atlantis]] angeht, so stellen [https://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%B6otien Böotien] und der See [https://de.wikipedia.org/wiki/Kopa%C3%AFs  Kopaïs] eine vergleichbare [[Atlantisforschung|atlantologische]] Sackgasse dar, wie etwa [[Helike - ein protohellenisches Atlantis?|Helike]] am [https://de.wikipedia.org/wiki/Golf_von_Korinth Golf von Korinth] oder [[Pavlopetri]] vor der Südküste des [https://de.wikipedia.org/wiki/Peloponnes Peloponnes].
 
Obwohl archäologische Ausgrabungen im Gebiet des vormaligen Sees [https://de.wikipedia.org/wiki/Kopa%C3%AFs Kopaïs] in jüngerer Vergangenheit eine erstaunliche Fülle an faszinierenden [[Protohistorie|protohistorischen]] und frühgeschichtlichen Hinterlassenschaften zutage gefördert haben <ref>Siehe z.B.: '''E. Kountouri''', '''N. Petrochilos''', '''N. Liaros''' und '''T. Willershäuser''', "[https://www.researchgate.net/publication/273667882_The_Mycenaean_drainage_works_of_north_Kopais_Greece_A_new_project_incorporating_surface_surveys_geophysical_research_and_excavation The Mycenaean drainage works of north Kopais, Greece: A new project incorporating surface surveys, geophysical research and excavation]", Mai 2013, bei [https://www.researchgate.net researchgate.net]; sowie: '''o.A.''', "[http://popular-archaeology.com/issue/summer-2016/article/rediscovering-a-giant1&usg=ALkJrhinbfCkcsCbpakkJEbXXUM_l41xIA Archaeologists Investigate a Massive Ancient Mycenaean Citadel]", 10. Juli 2014, bei [http://popular-archaeology.com popular-archaeology.com] (beide abgerufen: 22. Dezember 2017)</ref>, und auch wenn es sich bei dieser Region, sinnbildlich gesprochen, zweifellos um eine 'Schatztruhe' der Altertumsforschung handelt, so muss doch eines festgehalten werden: Was die fortgesetzte Suche nach [[Platon]]s [[Atlantis]] angeht, so stellen [https://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%B6otien Böotien] und der See [https://de.wikipedia.org/wiki/Kopa%C3%AFs  Kopaïs] eine vergleichbare [[Atlantisforschung|atlantologische]] Sackgasse dar, wie etwa [[Helike - ein protohellenisches Atlantis?|Helike]] am [https://de.wikipedia.org/wiki/Golf_von_Korinth Golf von Korinth] oder [[Pavlopetri]] vor der Südküste des [https://de.wikipedia.org/wiki/Peloponnes Peloponnes].

Aktuelle Version vom 22. Dezember 2017, 17:49 Uhr

Abb. 1 Robert L. Scranton Ph.D. (1912-1993)

(red) Robert Lorentz Scranton (Abb. 1) (* 1912 in Alliance, Ohio; † 1993) war ein US-amerikanischer Althistoriker, der sich auf die Kunstgeschichte des Altertums spezialisiert hatte und als Professor an der Emory University sowie an der Universität Chicago tätig war, wo er während seines Studiums den Grad eines M.A. erworben hatte und zum Ph.D. promoviert wurde. Ihm zu Ehren wurde 1999 die jährlich verliehene Robert L. Scranton Lectureship gestiftet. Allgemeine Bekanntheit erlangte Scranton, der mehrfach längere Forschungsaufenthalte in Griechenland (u. a. in Athen und Korinth) absolvierte, vor allem durch sein 1941 veröffentlichtes Buch Greek Walls [1]. Darin entwickelte er ein stilistisches Klassifizierungs-System für Mauern als Hilfsmittel zu ihrer chronologischen Einordnung. [2]

In den Bereich der - im universitären Bezirk damals wie heute alles andere als wohlgelittenen, vielmehr geradezu verpönten - Atlantisforschung wagte Robert L. Scranton sich 1949 mit einem kurzen Artikel im renommierten Fach-Magazin Archaeologyvor. [3] In diesem, "Lost Atlantis Found Again?" betitelten Beitrag schlug er, wie Tony O’Connell zusammenfassend notiert, die Möglichkeit vor, "dass sich Atlantis im See Kopaïs (Abb. 2) in Böotien [4], Griechenland, befunden hat. Die Gegend ist reich an antiken Relikten, einschließlich einer Anzahl von Kanälen. Scranton war jedoch etwas verunsichert von der Tatsache, dass Plato Atlantis als im mittleren Mittelmeer-Raum westlich von Athen und Ägypten beschrieben hatte [sic!; d. Red. [5]] (siehe Krit. 114c und Tim. 25 a/b)." [6] Laut Spyridon Marinatos stellte Scranton in seinem Artikel die "Hypothese auf, daß die Legende von Atlantis auf der Zerstörung der großen Drainagewerke der Minoer beruhe, als die Ebene von Orchomenos von den Wassern des Sees Copais überflutet wurde." [7]

Obwohl archäologische Ausgrabungen im Gebiet des vormaligen Sees Kopaïs in jüngerer Vergangenheit eine erstaunliche Fülle an faszinierenden protohistorischen und frühgeschichtlichen Hinterlassenschaften zutage gefördert haben [8], und auch wenn es sich bei dieser Region, sinnbildlich gesprochen, zweifellos um eine 'Schatztruhe' der Altertumsforschung handelt, so muss doch eines festgehalten werden: Was die fortgesetzte Suche nach Platons Atlantis angeht, so stellen Böotien und der See Kopaïs eine vergleichbare atlantologische Sackgasse dar, wie etwa Helike am Golf von Korinth oder Pavlopetri vor der Südküste des Peloponnes.


Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

  1. Siehe: Robert L. Scranton, "Greek Walls - Published for the American School of Classical Studies at Athens", Harvard University Press, 1941
  2. Quellen: o.A., Archaeological Institute of America, unter: "Robert L. Scranton Lectureship"; Tony O’Connell, "Scranton, Robert Lorentz (m)", 17. Dezember 2009, bei Atlantipedia.ie (beide abgerufen: 22. Dezember 2017)
  3. Siehe: Robert L. Scranton, "Lost Atlantis Found Again?", in Archaeology, No. 2, Herbst 1949, S. 159-162
  4. Anmerkung:
    Lake Copai.jpeg
    Hier (Abb. 2) eine Karte zur Lage des heute verlandeten Sees Kopaïs (Bildmitte); siehe dazu bei Atlantisforschung.de auch: "Die versunkene Stadt Kopai" (red)
  5. Red. Anmerkung: Um es deutlich zu sagen, ist Tony O’Connells obige Aussage über Platons Angaben zur geographischen Lage von Atlantis so grob verkürzend, dass man sie schon als unzutreffend bezeichnen darf. Tatsache ist, dass besagte Angaben im Grundsatz sowohl eine exegetische Atlantis-Lokalisierung diesseits als auch jenseits den Säulen des Herakles ermöglichen! Wenn wir, der 'klassischen' Auslegung folgend, diese 'Säulen' bei Gibraltar verorten, so bedeutet dies: Atlantis lag ENTWEDER im atlantischen Großraum, ODER im westlichen Mittelmeer. Aber vielleicht hat O’Connell, der dies alles sehr genau weiß, wie viele Artikel des irischen Atlantologie-Enzyklopädisten in seiner Atlantipedia zeigen, hier auch nur Scrantons Aussagen wiedergegeben - und es wäre keineswegs das erste mal, dass Fachwissenschaftler in Hinsicht auf den Inhalt des Atlanticus einen derartigen 'Bock schießen'.
  6. Quelle: Tony O’Connell, op. cit. (2009)
  7. Quelle: Spyridon Marinatos, "Zur Legende von Atlantis" (griech. Original-Titel unbekannt), in der griechischen Wissenschafts-Zeitschrift Cretica Chronica (Bd. IV, 1950). 1977 übernahm Martin Ebon in seinem Buch "ATLANTIS, THE NEW EVIDENCE" eine englischsprachige Übersetzung des Orginals als Anhang, die später von Leni Sobez für die, im Wilhelm Heyne Verlag erschienene Ausgabe von Ebons Buch ("Atlantis - Neue Beweise", 1978) ins Deutsche übersetzt wurde. Bei Atlantisforschung.de ist der Text online unter: "Thera - Ursprung der Atlantis-Legende"
  8. Siehe z.B.: E. Kountouri, N. Petrochilos, N. Liaros und T. Willershäuser, "The Mycenaean drainage works of north Kopais, Greece: A new project incorporating surface surveys, geophysical research and excavation", Mai 2013, bei researchgate.net; sowie: o.A., "Archaeologists Investigate a Massive Ancient Mycenaean Citadel", 10. Juli 2014, bei popular-archaeology.com (beide abgerufen: 22. Dezember 2017)

Bild-Quellen:

1) AHS Alumni Foundation, unter: Dr. Robert L. Scranton – Graduated 1929; Inducted 1967; nach: Tony O’Connell, op. cit.
2) Tony O’Connell, op. cit.