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Im Rahmen [http://de.wikipedia.org/wiki/Exegese exegetischer] Betrachtungen zur chronologischen Verortung des [[Platon|platonischen]] [[Atlantis]] stellt die [[Synthese-Annahme]] u.a. auch ein Gegenmodell zur [[Metachronismus-Hypothese]] [[Schulwissenschaft|schulwissenschaftlicher]] [[Atlantisforschung]] dar, mit dessen Hilfe Widersprüchlichkeiten im [[Atlantisbericht]] zwischen inhaltlichen Aussagen, z.B. zum technologischen Entwicklungsstand der [[Atlantier]], und den Zeitangaben [[Platon]]s auch anders als mit der Behauptung erklärt werden können, Letztere beruhten auf Irrtümern, Übersetzungsfehlern oder Fehlinterpretationen des [[Athen]]er Staatsphilosophen.   
 
Im Rahmen [http://de.wikipedia.org/wiki/Exegese exegetischer] Betrachtungen zur chronologischen Verortung des [[Platon|platonischen]] [[Atlantis]] stellt die [[Synthese-Annahme]] u.a. auch ein Gegenmodell zur [[Metachronismus-Hypothese]] [[Schulwissenschaft|schulwissenschaftlicher]] [[Atlantisforschung]] dar, mit dessen Hilfe Widersprüchlichkeiten im [[Atlantisbericht]] zwischen inhaltlichen Aussagen, z.B. zum technologischen Entwicklungsstand der [[Atlantier]], und den Zeitangaben [[Platon]]s auch anders als mit der Behauptung erklärt werden können, Letztere beruhten auf Irrtümern, Übersetzungsfehlern oder Fehlinterpretationen des [[Athen]]er Staatsphilosophen.   
  
Zu den Pionieren der [[Synthese-Annahme]] gehört der Alternativ-Historiker und Chronologie-Kritiker [[Uwe Topper]], der bereits 1977 in "[http://books.google.de/books?id=lAZuPQAACAAJ&dq=Das+Erbe+der+Giganten Das Erbe der Giganten]" bei der Untersuchung der beiden Dialoge [[Timaios]] und [[Kritias]], in denen von [[Atlantis]] die Rede ist, zu dem Ergebnis kam, "''daß es sich um mindestens zwei verschiedene Quellen handeln müsse, die [[Platon]] verarbeitet hat. Ein gewisser Anteil dürfte aus einer ganz frühen Kulturstufe stammen, ein überwiegender jedoch zum beginnenden Metallzeitalter gehören.''" <ref>Quelle: [[Uwe Topper]], "[[Eine Chronologie für Atlantis?]]", ''Atlantisforschung.de'', 2009</ref> Zu einer vergleichbaren Schlussfolgerung kam 2004 auch [[Prof. Axel Hausmann|Axel Hausmannn]], der ebenfalls konstatierte, dass "''der Philosoph offenbar zwei unterschiedlich alte Quellen verwendet hat''" <ref>Quelle: [[Prof. Axel Hausmann|Axel Hausmann]], "[[ATLANTIS WAR SIZILIEN - Vom Mythos zur Realität]]", ''Atlantisforschung.de'', 2004</ref>  
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Zu den Pionieren der [[Synthese-Annahme]] gehört der Alternativ-Historiker und Chronologie-Kritiker [[Uwe Topper]], der bereits 1977 in "[http://books.google.de/books?id=lAZuPQAACAAJ&dq=Das+Erbe+der+Giganten Das Erbe der Giganten]" bei der Untersuchung der beiden Dialoge [[Timaios]] und [[Kritias]], in denen von [[Atlantis]] die Rede ist, zu dem Ergebnis kam, "''daß es sich um mindestens zwei verschiedene Quellen handeln müsse, die [[Platon]] verarbeitet hat. Ein gewisser Anteil dürfte aus einer ganz frühen Kulturstufe stammen, ein überwiegender jedoch zum beginnenden Metallzeitalter gehören.''" <ref>Quelle: [[Uwe Topper]], "[[Eine Chronologie für Atlantis?]]", ''Atlantisforschung.de'', 2009</ref> Zu einer vergleichbaren Schlussfolgerung kam 2004 auch [[Prof. Axel Hausmann|Axel Hausmannn]], der ebenfalls konstatierte, dass "''der Philosoph offenbar zwei unterschiedlich alte Quellen verwendet hat''" <ref>Quelle: [[Prof. Axel Hausmann|Axel Hausmann]], "[[ATLANTIS WAR SIZILIEN - Vom Mythos zur Realität - Teil I|ATLANTIS WAR SIZILIEN - Vom Mythos zur Realität]]", ''Atlantisforschung.de'', 2004</ref>  
  
 
Während Forscher wie [[Uwe Topper]], oder auch [[Jürgen Hepke]] <ref>Siehe dazu [[Jürgen Hepke]]s diverse Artikel zum Thema '[[Atlantis]]' bei [http://www.tolos.de tolos.de], sein Buch "[http://www.buchhandel.de/detailansicht.aspx?isbn=978-3-89774-327-4 Die Geschichte von Atlantis]" (2004), oder bei ''Atlantisforschung.de'' seinen Beitrag: "[[Puerto de Santa Maria - Atlantis II in Iberien]]" (Originaltitel: "Zweimal 'Atlantis'")</ref> in ihren '''synthetischen''' Modellen davon ausgehen, es habe mehrere "[[Atlantiden]]" - also prä- oder [[Protohistorie|protohistorische]] Originale für das bei [[Platon]] beschriebenen, urtümliche Inselreich gegeben, stellt [[Prof. Axel Hausmann|Hausmann]] dagegen mit dieser Form der [[Die Atlantida-Exegese - zentrales Instrument der Atlantisforschung|Atlantida-Exegese]] eine Verbindung zwischen dem von ihm als [http://de.wikipedia.org/wiki/Jungsteinzeit neolithische], sizilianisch-maltesische Großinsel interpetierten [[Atlantis]] und den offensichtlich spätbronzezeitlichen Elementen in der [[Atlantida]] her.
 
Während Forscher wie [[Uwe Topper]], oder auch [[Jürgen Hepke]] <ref>Siehe dazu [[Jürgen Hepke]]s diverse Artikel zum Thema '[[Atlantis]]' bei [http://www.tolos.de tolos.de], sein Buch "[http://www.buchhandel.de/detailansicht.aspx?isbn=978-3-89774-327-4 Die Geschichte von Atlantis]" (2004), oder bei ''Atlantisforschung.de'' seinen Beitrag: "[[Puerto de Santa Maria - Atlantis II in Iberien]]" (Originaltitel: "Zweimal 'Atlantis'")</ref> in ihren '''synthetischen''' Modellen davon ausgehen, es habe mehrere "[[Atlantiden]]" - also prä- oder [[Protohistorie|protohistorische]] Originale für das bei [[Platon]] beschriebenen, urtümliche Inselreich gegeben, stellt [[Prof. Axel Hausmann|Hausmann]] dagegen mit dieser Form der [[Die Atlantida-Exegese - zentrales Instrument der Atlantisforschung|Atlantida-Exegese]] eine Verbindung zwischen dem von ihm als [http://de.wikipedia.org/wiki/Jungsteinzeit neolithische], sizilianisch-maltesische Großinsel interpetierten [[Atlantis]] und den offensichtlich spätbronzezeitlichen Elementen in der [[Atlantida]] her.

Version vom 12. Februar 2010, 00:12 Uhr

Definition

(bb) Der vom Verfasser eingeführte Begriff "Synthetiker" bezeichnet als atlantologie-historischer Terminus die Anhänger oder Verfechter einer charakteristischen atlantologischen Betrachtungs- und Interpretationsweise des platonischen Atlantisberichts, die sich seit den späten 1970er Jahren in der Atlantisforschung im deutschsprachigen Raum herausgebildet hat.

Als verbindende Gemeinsamkeit der durchaus unterschiedlich argumentierenden Atlantisforscher, die sich mit diesem Terminus erfassen lassen, lässt sich bezüglich der Atlantida-Exegese die so genannte 'Synthese-Annahme' ausmachen, womit die Grundüberzeugung gemeint ist, dass der Atlantisbericht eine Synthese aus verschiedenen Elementen darstellt, die aus unterschiedlichen Quellen stammen und 'quasi-historische' Ereignisse wiedergeben, welche aus chronologisch unterscheidbaren Perioden stammen. Diese Segmente seien von Platon unter Einbeziehung fiktionaler Elemente (z.B. der Rahmenhandlung) zu einem nur scheinbar homogenen "Historienbericht" verschmolzen worden.

Im Rahmen exegetischer Betrachtungen zur chronologischen Verortung des platonischen Atlantis stellt die Synthese-Annahme u.a. auch ein Gegenmodell zur Metachronismus-Hypothese schulwissenschaftlicher Atlantisforschung dar, mit dessen Hilfe Widersprüchlichkeiten im Atlantisbericht zwischen inhaltlichen Aussagen, z.B. zum technologischen Entwicklungsstand der Atlantier, und den Zeitangaben Platons auch anders als mit der Behauptung erklärt werden können, Letztere beruhten auf Irrtümern, Übersetzungsfehlern oder Fehlinterpretationen des Athener Staatsphilosophen.

Zu den Pionieren der Synthese-Annahme gehört der Alternativ-Historiker und Chronologie-Kritiker Uwe Topper, der bereits 1977 in "Das Erbe der Giganten" bei der Untersuchung der beiden Dialoge Timaios und Kritias, in denen von Atlantis die Rede ist, zu dem Ergebnis kam, "daß es sich um mindestens zwei verschiedene Quellen handeln müsse, die Platon verarbeitet hat. Ein gewisser Anteil dürfte aus einer ganz frühen Kulturstufe stammen, ein überwiegender jedoch zum beginnenden Metallzeitalter gehören." [1] Zu einer vergleichbaren Schlussfolgerung kam 2004 auch Axel Hausmannn, der ebenfalls konstatierte, dass "der Philosoph offenbar zwei unterschiedlich alte Quellen verwendet hat" [2]

Während Forscher wie Uwe Topper, oder auch Jürgen Hepke [3] in ihren synthetischen Modellen davon ausgehen, es habe mehrere "Atlantiden" - also prä- oder protohistorische Originale für das bei Platon beschriebenen, urtümliche Inselreich gegeben, stellt Hausmann dagegen mit dieser Form der Atlantida-Exegese eine Verbindung zwischen dem von ihm als neolithische, sizilianisch-maltesische Großinsel interpetierten Atlantis und den offensichtlich spätbronzezeitlichen Elementen in der Atlantida her.

Bisher stellen diejenigen, die den Atlantisbericht als synthetisches, geradezu komponiertes, Amalgam bzw. Konglomerat aus unterscheidbaren Teil-Elementen betrachten [4], noch eine kleine Minderheit innerhalb des atlantologischen Spektrums dar, denn, um es mit den Worten von Uwe Topper zu sagen: "Die wenigen Hinweise auf eine Chronologie bei Platon werden von den meisten Atlantisforschern nicht ernstgenommen." [5] Der Verfasser ist geneigt, dazu noch deutlicher zu werden: Obwohl kein Zweifel daran bestehen kann, dass Platon bei der Abfassung seiner Dialoge üblicher Weise auf Material aus höchst unterschiedlichen Quellen zurückgriff [6], werden diesbezügliche Hinweise in seinem Atlantisbericht von der atlantologischen Forschung zumeist nicht einmal wahrgenommen, geschweige denn als massive Indizien für die Inhomogenität der Atlantida erkannt.


Anmerkungen und Quellen

  1. Quelle: Uwe Topper, "Eine Chronologie für Atlantis?", Atlantisforschung.de, 2009
  2. Quelle: Axel Hausmann, "ATLANTIS WAR SIZILIEN - Vom Mythos zur Realität", Atlantisforschung.de, 2004
  3. Siehe dazu Jürgen Hepkes diverse Artikel zum Thema 'Atlantis' bei tolos.de, sein Buch "Die Geschichte von Atlantis" (2004), oder bei Atlantisforschung.de seinen Beitrag: "Puerto de Santa Maria - Atlantis II in Iberien" (Originaltitel: "Zweimal 'Atlantis'")
  4. Vergl. dazu auch: "Inhaltlich-strukturelle und quellenorientierte Atlantida-Exegese" (bb)
  5. Quelle: Uwe Topper, op. cit. (2009)
  6. Bei Nikolai Zhirov heißt es z.B. dazu: "Es darf als gesichert betrachtet werden, dass Platon in großem Umfang die Literatur seiner Zeit verwendete [orig.: "made wide use"; d.Ü.], darunter auch Literatur, die heute nicht meht existiert. Karpov schreibt: >Es kann kein Zweifel daran bestehen, dass Platon Zugriff auf die extensiven Forschungen anderer Philosophen hatte.< [Siehe: 'Plato, Essays, Translation with commentaries' von F.G. Karpov, Vol. 6, 'Timaeus', 377-385. 'Critias', 500-519; Moskau, 1879, S. 352] Geteilt wird diese Ansicht von Y.V. Knorozov, der erklärt, dass >Platon bei der Niederschrift seiner Dialoge höchst diverses Material verwendete, darunter wahrscheinlich auch einige vage Aufzeichnungen über das minoische Königreich<. [Siehe: Knorozov, Y. V.: "N. F. Zhirov, Atlantıda" ("N. F. Zhirov, Atlantis"), in: Sovjetskaya etnografia, No. 4, UdSSR (1961), pp. 213-218, (hier: S. 215)]" Quelle: N. Zhirov, "Atlantis - Atlantology: Basic Problems", 1970/2001, S. 56