Thor Heyerdahl: The Maldive Mystery (Rezension)

eine Buchbesprechung von Dr. Horst Friedrich (2014)

Abb. 1 Thor Heyerdahl: The Maldive Mystery, Bethesda (USA), 1986, ISBN 0-917561-19-8

Vielleicht das wichtigste Heyerdahl-Werk (Abb. 1) überhaupt! Noch in der "Heyerdahl-Anthologie" EARLY MAN AND THE OCEAN (1979) hatte Heyerdahl Alt-Indien, das der Rezensent stets als am ehesten befähigt zu weltweiten kulturdiffusionistishen Aktivitäten hielt, nur am Rande erwähnt. Das hat er mit diesem Buch bestens wiedergutgemacht. Und zwar mit der ausführlichen Behandlung von zwei überlappenden Problemkreisen.

Der erste Problemkreis, der Heyerdahl überhaupt auf die Malediven gebracht hatte, waren Nachrichten über die "Redin", zunächst rätselhafte prähistorische Seefahrer, die in der mündlichen Überlieferung der Bevölkerung noch sehr gegenwärtig waren und auf den Inseln Stufenpyramiden, Zeremonialbäder etc. hinterlassen hatten, die mit ihren Bauweisen und symbolischen Darstellungen an sehr weit entfernte andere Hochkulturen erinnerten. Die Verbindungen mit den diversen Kulturkreisen des indischen Subkontinents stellten sich dabei, wie zu erwarten, als besonders intensiv heraus.

Abb. 2 Thor Heyerdahl bei seinen Erkundungen auf den Malediven, deren Ergebnisse er im Jahr 1986 in The Maldive Mystery veröffentlichte

Der zweite Problemkreis bestand in der immer mehr sich heraus kristallisierenden hohen Wahrscheinlichkeit, daß die alten und teils schon halb-prähistorischen Hochkulturen des indischen Kulturkreises im weitesten Sinne durch ihre beachtlichen seefahrerischen Möglichkeiten auch kulturdiffusionistisch in weite Entfernung gewirkt haben könnten. So schreibt Heyerdahl beispielsweise auf S. 290:

"We shall never know who, but man brought the cultivated Indus Valley cotton by sea to the Maldives. The botanist R.A. Silow, basing the his conclusions on indisputable genetic evidence, has boldly suggested that, at some time since cotton cultivation began, it must have found its way from the Indus Valley to America. But how? Neither he nor I nor anybody else had considered the Maldive Islands. With this oceanic kingdom having had contact with the Gulf of Cambay at least a millennium prior to the voyage of Columbus, and probably long before, the geographic barrier crumbles. Vessels already able to bring cotton to the Maldives were at a favorable starting point for clearing the southern tip of Africa andd being carried on by the natural elements to the Gulf of Mexico."

Heyerdahl erinnert daran, daß...

"cotton as a domestic and mercantile product was restricted to the Indus Valley civilization until, suddenly, it started in Mexico and Peru along very civilized tribe and nation in pre-Columbian times" (S. 289/290).)

In umgekehrter Richtung scheint die Kokospalme "gewandert", d.h. vom Menschen auf die Malediven gebracht worden zu sein. Anderenorts [1] führt Heyerdahl überzeugende Quellen an, wonach die Kokospalme eindeutig aus Südamerika stammt. An der gleichen Stelle schreibt Heyerdahl: "The coconut palm was first known to Europeans by its existence in India and Indonesia only because they came to that area long before they discovered America". Und in seinem hier besprochenen Werk heißt es auf S. 278: "...Sri Lanka was renowned for its extensive groves of this palm which had been introduced from Malaysia and the Pacific". Es ist also keineswegs auszuschließen, faß jene geheimnisvollen "Redin", oder andere prähistorische Seefahrer, die Kokospalme respektive Kokosnüsse, von Alt-Amerika nach Südostasien gebracht haben könnten.

Abschließend möchte der Rezensent hervorheben, daß auch dieses Buch dank des bekannten, informativen und anschaulichen Heyerdahl-Stils eine lebendige und erfreuliche Lektüre darstellt.


Anmerkungen und Quellen

Diese Buchbesprechung von Dr. Horst Friedrich (©) (von ihm datiert auf den 02.02.2014) wurde für Atlantisforschung.de verfasst.

Fußnote:

Bild-Quellen:

1) Jonathan Guilford, ‘A Sphere of Symbols’: Thor Heyerdahl’s Maldive Mystery, bei: theculturetrip.com
2) Villa Stella Maldive, unter: Ethnic & Cultural Safari