Buchbesprechung Paul Wallis: Flucht aus Eden

Paul Wallis:
Flucht aus Eden
Lehrt die Bibel, dass die Menschen von Außerirdischen erschaffen wurden?
Exklusives Vorwort von Erich von Däniken
Amra-Verlag, Hanau, 2022
ISBN: ‎978-3954475872
Preis: 22,99 €
gebunden, 222 Seiten

(rmh) Der Autor schrieb vor einem Hintergrund als Erzdiakon (Archidiakon) in der anglikanischen Kirche das vorliegende Buch. Ihn quälten Fragen über die Schöpfungeschichte der Bibel und sogar das komplette Alte Testament und aus diesen Gedanken heraus ist dieses Buch entstanden.

Wallis nimmt zunächst die Schöpfungsgeschichte - im Grunde finden wir ja zwei verschiedene aufeinanderfolgende Schöpfungsgeschichten in der Bibel, die Priesterschrift und die Schöpfungsgeschichte des Jahwisten - kurz unter die Lupe und wie so vielen anderen gibt ihm zu denken, dass Gott in der Bibel manchmal im Plural als "Elohim" und manchmal als "Jahwe" (Singular) dargestellt wird. Besonders deutlich wird ihm dieser Widerspruch in 1Mo 22, wo die Bindung Isaaks beschrieben wird. Hier heißt es (nach Wallis' Buch zitiert): "Nun weiß ich dass du Gott (Elohim) fürchtest und hast deinen einzigen Sohn nicht verschont um meinetwillen." (Hervorhebungen durch Wallis). Der Autor stellt fest, dass damit einer der mutmaßlichen Autoren des Alten Testaments (der sog. Jahwist wie oben erwähnt), der im Gegensatz zu einem anderen Erzähler, der von Gott immer im Plural (Elohim) spricht, Gott den einzigen Gott Jahwe sieht, "mit diesem netten Zusatz" diesen Text zu einem monotheistischen Text macht.

Wallis hält es für eine "merkwürdige Auslassung", dass die Erschaffung der Engel in der Schöpfungsgeschichte nicht erwähnt wird. Damit spielt er auf die Antwort eines Kommentators zur Ansage Gottes "Lasset uns herniederfahren" an, der den Plural damit begründet, dass Gott hier zu Engeln spricht. Eine ähnliche Aussage Gottes ist "Lasset uns Menschen machen". Wallis ist da vollkommen anderer Meinung und gibt den Elohim aufgrund Ihrer Handlungen die Bedeutung "Die Mächtigen", die er dann gleich als Außerirdische in den Erdorbit setzt, ähnlich wie Neo im Film Matrix (wenn er auch kein Außerirdischer war). Tatsächlich gibt es einige Stellen im Alten Testament, die nach Technik klingen, insofern ist der Gedanke an Außerirdische in "Biblischen Zeiten" nicht einfach so aus der Luft gegriffen. In diesem Zusammenhang spricht Wallis auch auf die bekannte Stelle in 1Mo 6 an, wo es heißt, dass "Söhne Gottes" auf die Erde kamen, um sich mit menschlichen Frauen zu paaren. Ähnliche Darstellungen findet er auch in alten Texten anderer Kulturen. In vielen dieser Texte wird - wie in der Bibel - auch über eine Sintflut geschrieben. In dieser Sintflut sieht Wallis eine "Säuberungsaktion" aufgrund der entstehenden Überbevölkerung. Aber auch viele andere Ähnlichkeiten mit dem biblischen Text findet er beispielsweise in sumerischen und babylonischen Keilschrifttexten. Interessant auch seine Darstellung zum Turm zu Babel: Babel heißt übersetzt "Tor für die Elohim", vorausgesetzt, dass "El" die Abkürzung für "Elohim" ist, sagt er. Der Turm zu Babel wurde 1Mo 11 zufolge gebaut, um den Himmel zu erreichen. Er vergleicht den biblischen Text mit babylonischen Gegenstücken und kommt zu der Erkenntnis, dass "Babel" quasi für "Stargate" steht.

Wallis erinnert weiter an Josuas Anweisung an das Volk Israel, die ägyptischen und sumerischen Götter – die er hier als Elohim bezeichnet – abzulehnen, um einzig Jahwe treu zu sein. Daraus schließt er, dass Elohim und Jahwe nicht gleichgesetzt werden können, sondern dass die Elohim eine Gruppe von "Mächtigen" sind – für Wallis der entscheidende Hinweis.

Der Autor sieht in Jahwe einen "zornigen und völkermordenden" Pseudogott und "verteufelt" damit – beinahe wörtlich, das Alte Testament. Mit seiner Anklage hat er auch vollkommen Recht – wenn man das Alte Testament wörtlich nimmt. Doch davon muss angesichts des Umstandes, dass die Geschichten des Alten Testaments erst sehr spät aus der Erinnerung von Menschen heraus geschrieben wurden, nicht zwangsläufig ausgegangen werden. Die Schreiber brachten einfach ihre eigenen Vorstellungen von Gott in die biblischen Darstellungen mit ein, deren historischer Rahmen im Gegensatz zu den Behauptungen des Archäologen Israel Finkelstein und seinen Anhängern in überraschend genauer Weise stimmt. Wallis' Überlegung, die er freilich nicht exklusiv hat, dass das Neue Testament vom Alten abzutrennen sei, da im Alten ein grausamer Gott herrschte und im Neuen Jesus die Liebe lehrt und somit quasi nur das Neue Testament "heilig" ist, ist allenfalls auf den ersten Blick plausibel. Wenn wir genau hinsehen, hatte auch Jesus – wie Jahwe im Alten Testament – seine Wutanfälle, s. seine Randale im Tempel, als er die Verkaufstische der Händler umwarf, wozu schon ein gewisses Maß an Aggresivität, Wut und Unbeherrschtheit gehört. Was in dieser Diskussion auch oft vergessen wird, ist, dass Jesus deutlich gesagt hat, dass er nur für die verlorenen Schafe des Hauses Israels gesandt ist. Exemplarisch sei hier auf Matth. 10,5 verwiesen. Dazu kommt, dass aus Röm. 11 klipp und klar hervorgeht, dass das Neue Testament quasi ein Anhang zum Alten ist. Paulus betont in diesem Brief auch ausdrücklich die Verbindung zwischen Judentum und Christentum. Es liegt also ganz klar auf der Hand, dass das Alte und das Neue Testament zusammengehören. Und immerhin sieht Wallis in den alttestamentlichen Büchern Hosea und Amos Hommagen an den "wahren Gott". Dass im AT irgendwelche Mächtige wie z. B. Außerirdische in die Rolle Jahwes geschlüpft sind, ist allerdings nicht auszuschließen und der Gedanke klingt in vielen Bibelstellen auch gar nicht so unplausibel.

Mit absolutem Recht erkennt Wallis, dass der Schöpfungsbericht der Bibel in Wirklichkeit gar kein Schöpfungsbericht im Sinne von "Schöpfung aus dem Nichts" ist, sondern der einer Wiederherstellung nach einer Katastrophe, wie sie beispielsweise durch einen Kometen herbeigeführt worden sein könnte. Für seine These, dass ein Komet vor etwa 12.800 Jahren auf der Erde eingeschlagen sein könnte, bringt er auch so einiges an Beweismaterial. Ebenso bringt Wallis Beweise für eine einstige technische Zivilisation auf der Erde, die der Zerstörung zum Opfer fiel. Und der Gedanke, dass diese Wiederherstellung von Außerirdischen ausgeführt wurde, ist durchaus vorstellbar.

Wallis berichtet weiter über das UFO-Phänomen, Nächstenliebe für Aliens und bringt interessante Informationen aus dem Vatikan zu diesem Themenkomplex und vieles andere und bezweifelt, dass die "Junk-DNA" wirklich "Junk" ist.

Wallis bringt noch vieles mehr, was den Themenkomplex betrifft und bettet seine Informationen in eine spannende Darstellung ein, in dem er über seine Zweifel über die orthodoxe Bibelauslegung der Kirche erzählt, die er in bierseligen Gesprächen mit seinem Freund Brad erörtert. An einem Punkt angekommen, an dem er wusste, was er als Nächstes tun sollte, trifft er plötzlich und unerwartet, die eminent wichtige Feststellung: "Aber erst einmal brauchte ich ein Bier!"

Das Buch ist absolut empfehlenswert!

Erich von Däniken hatte übrigens ähnliche Zweifel wie Wallis, allerdings konnte er im Gegensatz zu jenem, der seiner Kirche verpflichtet ist, seine Kritik auch auf das Neue Testament ausweiten. Er findet den Gedanken, dass Jesus die Menschheit erlöst habe, als "grauenhaft" ("Das Blut der Unschuldigen für die 'Sünden' der Schuldigen") und findet keine guten Worte auch für die christliche Heilslehre. Von Däniken lobt Wallis, weil dieser nachgedacht hatte. Und von dessen niedergeschriebenen Gedanken war er derart beeindruckt, dass er ein exklusives Vorwort für Wallis' Buch schrieb. EvD ist es wichtig, zu sagen, dass er an Gott glaubt - allerdings weder an den Gott des Alten Testaments noch an die christliche Heilslehre. Für die Audiofassung von Wallis' Buch hat von Däniken sein Vorwort sogar eigens eingesprochen!