Alexander Tollmann: UND DIE WAHRHEIT SIEGT SCHLIESSLICH DOCH!
Eine Rezension von Dr. Horst Friedrich
In Nicht-Fachkreisen wurde der Geologe und Paläontologe Prof. Alexander Tollmann (abgesehen von seinen Aktivitäten als österreichischer Kernkraftgegner) breiteren Kreisen erst bekannt durch das populärwissenschaftlich gemeinsam mit seiner Gattin Edith (ebenfalls Geologin und Paläontologin) verfaßte, 1993 erschienene Buch UND DIE SINTFLUT GAB ES DOCH!, das wie eine Bombe im lyellistischen (d. h. prähistorische Kataklysmen, abgesehen vom weit zurückliegenden "Sauriertöter-Impakt, strikt ablehnenden) Geologie-Mainstream einschlug.
Bekanntlich hatten die Tollmanns einen multiplen Kometenimpakt um 7550 v. Chr. (in verdächtiger Nähe zum schulwissenschaftlicherseits auf ca. 8000 v. Chr. datierten "Ende der Eiszeit"!) postuliert, der nebst anderem Unheil auch die Vernichtung der spät-prähistorischen "Mutter"-Hochkultur Atlantis durch die vom Impakt ausgelösten Kataklysmen mit sich gebracht habe. Aber die Autoren hatten, in den Augen des Establishment-Mainstreams, einer noch weit schwereren ikonenstürzenden Frefel gewagt: sie hatten nämlich, noch eigens besonders hervorgehoben (S. 417), auch gleich das Lyell´sche Erz-Dogma einer unkataklysmischen Erd- und Menschheitsgeschichte ("Aktualismus", "Doctrine of Uniformity") als unhaltbaren Unsinn verworfen:
Neokatatrohismus - das neue erdwissenschaftliche Weltbild
Von Lyells Aktualismus zurück zu Cuviers Katastrophenlehre
Mit dieser Infragestellung des sakrosankten Lyellismus mit seinem Erz-Dogma einer unkataklysmischen Erd- und Menschheitsvergangenheit hatten sich die Tollmanns, in den Augen des Mainstreams, als Erz-Häretiker selbst entlarvt. Und man hatte somit das Recht, wie es ja in der westlichen Kultur stets üblich gewesen war mit Häretikern, sie rücksichtslos zu attackieren, und es dabei mit der Wahrheit nicht so ernst nehmen zu müssen. Man scheute dabei nicht einmal davor zurück, die beiden Autoren als eine Art Pseudowissenschaftler und Dilettanten zu diffamieren, obwohl beide weltweit aktive und geschätzte Forscher und Gelehrte waren, Alexander Tollmann sogar einen der traditionsreichsten Geologie-Lehrstühle der Welt an der Universität Wien innehatte.
Tollmann hat es deshalb für angebracht befunden, mit diesem neuen Buch einen autobiographischen Bericht über sein, und seiner Gattin Forscherleben als Geologen/Paläontologen vorzulegen, damit sich jedermann ein Bild machen kann vom angeblichen pseudowissenschaftlichen Dilettantentum der beiden. Das Buch liest sich im übrigen geradezu erfrischend, die meisten Leser werden es wohl in einem Zug durchlesen, trotz der vielen Seiten. Dem Rezensenten ist es jedenfalls so ergangen. Zur Lebendigkeit des Buches tragen nicht wenig die zahlreichen Episoden aus dem Leben der beiden Tollmanns bei.
Festzustellen bleibt, daß die beiden Autoren des Tollmann´schen Sintflut-Buches von 1993, von der praktischen Forschungs- und Felderfahrung her, als Geologen und zugleich Paläontologen ihren ruf- und ehrabschneiderischen Schlechtmachern aus dem akademischen Establishment (vor allem Deutschlands und Österreichs) um einige Längen voraus sind, bei beiden von Pseudowissenschaftlichkeit oder Dilettantentum nicht entfernt die Rede sein kann. Was selbstredend nicht besagt, daß ihr Sintflut-Buch schon der Weisheit letzter Schluß ist.
Ein solcher ist in den Wissenschaften nämlich kaum je ohne weiteres zu erringen. In sofern bleibt der hochverdiente Neo-Katastrophist Tollmann auch in seinem autobiographischen Werk verblüffend "blauäugig". Im Sintflut-Buch hatte er den charismatischen Teil-'Vater" des Neo-Katastrophismus Velikovsky (zweifellos ein beachtlicher Forscher und Gelehrter) S. 213 als "Katastrophen-Journalist" tituliert und S. 445 dessen Szenario einer Planeten Nahbegegnung als Kataklysmenursache als publikumswirksame Phantasterei hingestellt, hingegen die Tollmann-Kataklysmenanalyse als "durchgeführt im Sinne der fast mit mathematischer Präzision arbeitender Naturwissenschaft" (S. 10), und weil "von der mit exakten naturwissenschaftlichen Methoden arbeitenden Geologie herkommend" (S. 11), als über Kritik erhaben dargestellt.
Solches Bramabarsieren hätten die Tollmanns damals schon besser unterlassen. Der Kenner der "Wissenschaft von der Wissenschaft" kann dergleichen nur belächeln. Und damit sind wir wieder bei dem kleinen, aber nicht unwichtigen Kritikpunkt, den man auch beim neuen Tollmann-Buch anbringen muß auch hier wird noch viel zu sehr der Eindruck erweckt, als müsse deas Tollmann-Szenario nicht nur im Grundsätzlichen, sondern auch in allen Details zutreffend ("gesichert") sein, einschließlich der geradezu atemberaubend "exakten" Datierungen und dem Zerbrechen des heranrasenden Kometenkerns in genau sieben Fragmente (abgesehen von kleineren Brocken). Bis wir in dieser Hinsicht wirklich Durchblick erlangen und es zu auch nur einigermaßen gesicherten Ergebnissen kommen, wird zweifellos noch viel Forscherarbeit und werden noch lange Jahre notwendig sein.
Wörthsee, den 24.4.2007