Die Entdeckung von Platons Atlantis II

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2. Datierung der Existenz von Atlantis

Im Timaios-Dialog erwähnt Platon kein präzises Datum, wann Atlantis vermutlich existierte. Die Datierung der Ereignisse im Kritias-Dialog stimmt mit den Daten im Timaios-Dialog überein, mit Ausnahme der präzisen Datierung des Kriegs zwischen Atlantis und Athen. Nur der in der Einleitung zum Text über Atlantis im Kritias-Dialog eingefügte Abschnitt enthält ein präzises numerisches Datum, wann der Krieg zwischen Athen und Atlantis stattfand (9000 Jahre vor dem Sokrates-Gespräch mit Kritias); in einem erdichteten Gespräch zwischen Kritias und Sokrates, und nicht im Gespräch Solons mit den ägyptischen Priestern. Dies steht jedoch im Widerspruch mit dem allgemeinen Ursprung der Geschichte. Der erdichtet Dialog zwischen Sokrates und seinen Gästen im athenischen Hafen von Piräus fand statt vor 411 v. Chr. (näheres siehe S. 131-132 (A)).


Abb. 1: Vergleichende Chronologie der im platonischen Atlantisberichts geschilderten Ereignisse nach R. Brychta.

Solon erhielt die Informationen über Atlantis in der Stadt Saïs um 590 v. Chr. Dies würde den Krieg um 8820 Jahre vor dem Gespräch Solons mit den ägyptischen Priestern datieren. Nichts-destoweniger existierte Ägypten noch nicht zu jener von Platon angegebenen Zeit, also kann Ägypten nicht durch die Athener vom atlantischen Joch befreit worden sein. Der Abschnitt, der die Vormachtstellung von Athen unter anderen Völkern innerhalb der Säulen des Herakles betont, wurde wahrscheinlich in den Text Solons von Platon oder einem seiner Schüler eingefügt.

Nach Zusammenfassung der in den beiden Dialogen enthaltenen Zeitinformationen, die zweifelhafte Information über den Krieg zwischen Atlantis und Athen 9000 Jahre vor dem Sokrates-Gespräch mit Kritias auslassend, kann folgende Chronologie der Ereignisse, wie von Platon in seinen Dialogen angegeben, vorgelegt werden: Nach Platon brach der Krieg zwischen Atlantis und Athen in der Zeit vor Theseus aus. Theseus, ein mythologischer athenischer König, Repräsentant von Ionien, Sohn des athenischen Königs Aigeus oder dem Gott des Meeres Poseidon, wurde besonders bekannt durch seine Vereinigung von möglicherweise zwölf ländlichen Stadtstaaten in einen einzigen athenischen Staat. Dieser Tat wurde dann mit dem Festmahl von Synoikismos (merge) gedacht. In einer Geschichte beschlossen Theseus und sein Freund Peirithoos die Töchter des Zeus zu heiraten. Die beiden entführten dann die schöne Helena von Sparta, die Helena, deretwegen später der berühmten trojanische Krieg begonnen und Troja besiegt wurde. Zu dieser Zeit war Helena erst zwölf Jahre alt oder gar noch jünger, ganz gleich, ob sie von Leda in Laconien oder der Göttin Nemesis in Attika Zeus gegeben wurde. Andererseits ist später berechnet worden, daß Theseus mindestens fünfzig Jahre alt war, als er der erste Kidnapper und der Gemahl der schönen Tochter des Zeus wurde.

Erst später heiratete Helena Meneláos und die Göttinnen Hera, Athene (Abb. 2) und Aphrodite begannen ihre Auseinandersetzung darüber, welche der Göttinnen die schönste sei und Helena wurde von Paris, Sohn des trojanischen Königs, zum zweiten Mal entführt und der Trojanische Krieg begann. Die Geschichte der ersten Entführung der schönen Helena von Sparta weist deutlich daruf hin, daß Theseus mindestens sechzig Jahre bevor der Trojanische Krieg ausbrach, lebte. Obwohl ich begeistert war von dem Buch Eberhard Zanggers "Ein neuer Kampf um Troia", kann ich nicht gänzlich mit seinen späteren Abstrichen, präsentiert im Buch "The Flood from Heaven: Deciphering the Atlantis Legend", übereinstimmen. Nach Ansicht von Zangger ist die Besinnung auf die Vernichtung von Troja der ursprüngliche Kern der Geschichte Platons über Atlantis. Gemäß Platon jedoch fand der Krieg zwischen Atlantis und Athen in der Zeit vor Theseus statt und der ist gesichert als vor dem Ausbruch des Trojanischen Krieges lebend. Platon spezifiziert außerdem die Zeit des kriegerischen Konfliktes zwischen Atlantis und der Bevölkerung innerhalb der Säulen des Herakles durch Nennung anderer Namen, die am Konflikt teilnamen: Kekrops, Erechtheus, Erichthonius, Erysichthon.

Gemäß der Legenden vereinigte Kekrops die ehemalige Bevölkerung von Attika zu eine Na-tion, als er ihnen befahl, für eine große Versammlung an die Akropolis zu kommen. Jeder der Prä-Athener brachte vermutlich für Kekrops einem Stein mit zu der Versammlung. So zählte er die ehemaligen Einwohner von Attica und erreichte die Zahl von zwanzigtausend. (x34) Diese Sage ist beachtenswert, besonders durch die Tatsache, daß Kekrops sich selbst als einen "Sohn des Landes" betrachtete, d.h.; als ursprünglicher Einwohner von Attika, der nicht von irgendwo herkam; "was das betrifft, hatte er keine Beine", was den prä-griechischen Ursprung von Krekrops mit allgemeiner Zustimmung durch die Gelehrten erklärt.

Dieselbe Anzahl an lebenden Prä-Athenern wie von Kekrops gezählt, wurde ebenfalls im Kriti-as-Dialog von Platon erwähnt: "und trugen sie Sorge zu bewahren dieselbe Anzahl an Män-nern und Frauen durch alle Zeit, zu sein so viele wie erforderlich für kriegerische Zwecke wäre, etwa zwanzigtausend." (C) Aglauros, die Mutter der drei Töchter von Kekrops, schenkte ihm auch einen Sohn mit Namen Erysichthon, "Schirmherr des Landes".Über das weitere Schicksal von Erysichthon ist nur wenig bekannt, aber er starb ohne Kinder zu hinterlassen.

Erichthonius, ein Zeitgenosse von Kekrops und ein anderer athenischer König, ein Sohn von Gott Hephaestus und der Göttin der Erde Gaia, wurde von der Göttin Athene protegiert. Ge-mäß der Legenden war Erichthonius der erste, der das Land bestellte (siehe Ackerbau-Kultur der Pelasger, unten) und die Tradition der Panathenaia-Feier zu Ehre der Göttin Athene be-gründete. Erechtheus, der Sohn und Nachfolger von König Erichthonius, kam durch einen Schlag mit dem Dreizack von Poseidon um, nachdem er seinen Kampf mit dem Sohn Posei-dons, Thracian, bei der Verteidigung von Athen siegreich bestand. Cecrops II, der Sohn von Erechtheus, wird traditionell als der Urgroßvater von Theseus angesehen.

Platon plazierte den kriegerischen Konflikt zwischen Atlantis und Athen in die Zeit, als das Ge-biet des späteren Athen ursprünglich von den Pelasgiern bewohnt wurde. Er nahm sogar die Anzahl der damals lebenden Prä-Athener, wie einst von Kekrops gemäß der Legenden gezählt, aus der griechischen Mythologie an. Kekrops und andere von Platon benannte Helden lebten zur gleichen Zeit gemäß der griechischen Sagen innerhalb einer Zeitspanne von ein oder zwei Generationen. Diese Helden werden als die ursprünglichen Einwohner von Attika im antiken Griechenland betrachtet.


Abb. 2 Die griechische Göttin Athene, Gemahlin des Göttervaters Zeus

Man glaubt, dass sie in diesem Gebiet lebten, noch bevor die ersten indo-europäischen Volks-stämme von Ioniern und Achäern in der mittleren hellenistischen Zeit (1850-1600 v. Chr.) nach Griechenland kamen und sich mit der prä-griechischen Bevölkerung von Pelasgern ver-mischten. Beruhend auf der Erzählung von Platon könnte der Krieg zwischen Atlantis und Athen nicht früher als die Ankunft der Ionier und Achäer in Griechenland stattgefunden haben. Das späteste Datum des Krieges zwischen Atlantis und der Bevölkerung innerhalb der Säulen des Herakles müsste deshalb vor das Jahr 1850 v. Chr. gesetzt werden.

Im antiken Ägypten wurde die Zeit mit anderen Methoden als heute berechnet. "Der älteste ägyptische Kalender beruhte wahrscheinlich, außer der Beobachtungen von Mondphasen, auf den wechselnden Jahreszeiten und die damit zusammenhängenden landwirtschaftlichen Arbei-ten. Der Beginn dieses Kalenders könnte zurückführen auf die Zeit, wenn sich die Kon-junktion der Sonne und des Sirius bei Tagesanbruch am Beginn der jährlichen Überschwemmung des Nil ereignet. Aufgrund dieses Zusammentreffens wurde ein Jahr mit 12 Monaten von je 30 Tagen wahrscheinlich im frühen 3ten Jahrtausend v. Chr. festgeschrieben. Fünf weitere Tage, sogenannte Epagomenal-Tage, kamen später hinzu. Die Bezeichnung von drei Jahreszeiten des Jahres, jede vier Monate umfassend, stammte von dem ursprünglich landwirtschaftlichen Kalender (Überschwemmungszeit, Blütezeit, Erntezeit."

Der älteste Kalender der Ägypter war der Nil mit seinen jährlichen Überschwemmungen. Die regelmäßigen Zyklen der Überschwemmungen beeinflussten ebenfalls sämtliche wirtschaft-lichen und kulturellen Aktivitäten im antiken Ägypten. Der älteste landwirtschaftlich begründe-te Kalender zählte nicht die Zeit in Jahren (ein Jahr = 360 Tage), sondern unterschied drei Zyklen: die Periode der Überschwemmung (achet), die Periode der Blüte (peret) und die Ernte-Periode (shemu). Platon folgend wurde Atlantis in der Monsun-Region der Erde (siehe Lage von Atlantis, S. 9 hierin) lokalisiert.


Abb. 3 Der älteste Kalender der Ägypter war der Nil mit seinen jährlichen Überschwemmungen.

In Monsun-Regionen sind die Jahre nicht in vier Jahreszeiten geteilt wie in den gemäßigten Kli-mazonen. Im praktischen Gebrauch sind die Jahre in drei Jahreszeiten geteilt: Sommer-Saison, Regen-Saison und Winter-Saison.45) Ebenso deutlich nach verschiedenen Bemerkungen in den Indischen Veden war das Abzählen der Zeit in drei Jahreszeiten, anstatt das Zählen von Jah-ren, in Indien und ebenfalls in der Zeit der Industal-Kultur verbreitet. Wenn irgendein Hoher Priester des ägyptischen Tempels je eine Aufzeichnung der Ereignisse in Atlantis zur Hand nahm, war es die einfachste Sache für ihn, die Zeit nach denselben Perioden von drei Zyklen des Jahres zu berechnen, die nicht nur im Monsun-Atlantis sondern auch in Ägypten galten. Gleichzeitig war es für Solon oder Platon sehr leicht, bei der Übernahme von alten ägyptischen Erklärungen einen Fehler zu machen: die von den Priester genannten Zyklen (drei Jahreszeiten des Jahres) könnte Solon mit Jahren verwechselt haben.

Solons Zusammenkunft mit den Priestern in Ägypten datiert in den Zeitraum von 593-584 v. Chr. Für eine leichtere Berechnung wird hier das Datum von 590 v. Chr. verwendet. Folglich müssen die in die o.g. Tabelle einzugebenden Werte durch drei dividiert werden. Dies liefert Zeitdaten nicht in Jahreszyklen, sondern in Kalenderjahren. Solch neue Kalkulation ergibt die folgenden numerischen Daten (Tabelle 6, S. 43 (A)):

Die vollständige Vereinigung der Länder von Ober- und Unter-Ägypten wird normalerweise auf ca. 3100 v. Chr. datiert. Trotzdem, gerade diese späteste Erklärung der Vereinigung von Ägyp-ten durch die Eroberung Unter-Ägyptens durch den ober-ägyptischen Monarchen Narmer wird zur Zeit diskutiert. Neue schriftliche Quellen von der archaischen Königs-Begräbnisstätte bei Abydos beispielsweise, weisen darauf hin, dass hier wenigstens ein Dutzend andere Könige be-erdigt wurden, älter als die, von denen bekannt war, dass sie schon zu den ersten Dynastien gehörten. Eine vorläufige "Null Dynastie" wurde jetzt formuliert mit einer zugeschriebenen Herrschaftdauer von zwei bis zweieinhalb Jahrhunderten.

Wenn wir erwägen, daß die Monarchen der Nulldynastie die wirklichen Gründer des ägyptis-chen Staates waren, was wir wohl auf Basis der neuesten archäologischen Untersuchungen sollten, muß der Ursprung der ägyptischen Gründung bis zur Periode zwischen 3350 und 3200 v. Chr. verschoben werden. Derselbe Zeitraum wurde von Platon unter der Bedingung er-wähnt, daß es seine Absicht war, den Ursprung des ägyptischen Staates nicht nach Kalender-jahren, sondern nach den drei ägyptische Jahreszeiten des Jahres (Zyklen) zu datieren.


Abb. 4 Die Chronologie von Atlantis nach R. Brychtas neuer Kalkulation

Platon überlieferte präzise Abmessungen der Hauptstadt von Atlantis, umgeben mit einem Netzwerk von Wassergräben, genauso wie von der ganzen umliegenden Landschaft, in griechi-schen Stadien und Fuß. Griechische Maße waren jedoch nicht vereinheitlicht (siehe S. 44-45 (A)). Der Unterschied in Metern zwischen dem kleinsten, delphischen, Stadion und dem größten, ionischen, Stadion war 45 m (27 %). Überdies musste Solon oder Platon auch eine neue Kalkulation von ägyptischen Längenmaße für die Griechen anfertigen.

Es braucht nicht betont zu werden, dass die ägyptischen Längen- und Flächenmaße gänzlich verschieden waren (siehe Tabelle 7, Vergleich von ägyptischen und griechischen). Zahlen-angaben in ägyptische Bezugsmengeneinheiten waren außerdem wahrscheinlich von den Nutzern der unbekannten atlantischen Zivilisation neu berechnet. Daher ist es sehr wahr-scheinlich, dass die Zahlenangaben von Platon sehr ungenau waren.


Fortsetzung:

F 3. Die Lokalisierung von Atlantis


Bild-Quellen:

(1) R.Brychta / team atlantisforschung.de

(2) http://www.athene.com/pics/athene3.jpg

(3) http://p.vtourist.com/425332.jpg

(4) R.Brychta / team atlantisforschung.de