Geschoss aus dem All - Ein Kometeneinschlag verwüstet Bayern

aus: Welt der Wunder

Chiemgau in Bayern: Eine Gruppe von Hobby-Archäologen aus Grabenstätt ist einem der größten Himmelsereignisse auf die Spur gekommen, das Menschenaugen je erblickt haben. Vor rund 2.000 Jahren muss ein Komet von gigantischen Ausmaßen über dem Chiemgau explodiert sein. Riesige Trümmer regneten vom Himmel. Die Hitzewelle der Explosion ließ die gesamte Gegend in Flammen aufgehen und vernichtete alles Leben. Durch Astronomen, die sich mit historischen Himmelsereignissen beschäftigen, wissen wir heute gut über die Katastrophe Bescheid. Und wir wissen auch: Jederzeit kann uns solch eine kosmische Bombe wieder treffen. Doch können wir sie in Zukunft auch verhindern?

Abb. 1: Die Kometen-Impakte, die vor gut 2000 Jahren das Chiemgau verwüsteten, war offenbar sogar jenseits der Alpen gut zu beobachten. Bei Livius und Vergil finden sich u.a. Berichte über Licht, das so hell war, dass man geblendet die Augen schließen musste, und von Eisen „das vom Schwefel des Himmels dampft“.

Oberbayern, vor etwa 2.000 Jahren: Im Chiemgau zwischen dem heutigen Altötting, Burghausen und dem Tegernseer Land leben damals nur wenige Menschen. Es sind Angehörige keltischer Stämme, zwischen 500 und 2500 schätzt man. Beinahe alle von ihnen werden sterben - gleichzeitig, innerhalb von nur wenigen Augenblicken. Denn keiner ahnt, dass ein Komet Kurs auf die Gegend genommen hat.

Eine Bombe aus dem All

Mit einer Geschwindigkeit von über 40.000 Kilometer pro Stunde tritt der Komet in die Erdatmosphäre ein - ein schmutziger Schneeball aus Eis, Staub, Metall und Gestein. Sein Durchmesser muss mindestens einen Kilometer betragen haben - ein kleinerer Komet wäre in der Atmosphäre verglüht. Durch die schlagartige Erwärmung explodiert er - mit einer Kraft von mehreren Tausend Hiroshima-Bomben - und verursacht einen Tod bringenden Trümmerregen über Hunderte Quadratkilometer.

Mit einer Geschwindigkeit von 12 Kilometern pro Sekunde schlagen sie ein. Die Bruchstücke sind teils nur faustgroß, teils haben sie aber einen Durchmesser von wohl 50 Metern. Sie lösen ein Erdbeben aus, bis zur Stärke 6,0 auf der Richterskala. Im Chiemsee entstehen Tsunamis, die die Ufer überrollen. Dann trifft auch die Hitzewelle von der Explosion des Kometen auf die Oberfläche der Erde. Für den Bruchteil einer Sekunde entzündet sich die ganze Region, die Wälder flammen auf. Doch bereits wenig später bläst die gewaltige Druckwelle die Flammen wieder aus.

Zurück bleibt eine rauchende Mondlandschaft

Als das Inferno vorüber ist, ist ein Gebiet von fast 2.000 Quadratkilometern zerstört. So oder so ähnlich könnte sich das Inferno damals abgespielt haben. Michael Rappenglück ist Archäo-Astronom und beschäftigt sich mit historischen Himmelsereignissen. Er hat die Flugbahn des Chiemgau-Kometen berechnet und daraus Schlüsse auf seine Größe und Zerstörungskraft gezogen. So sind wir heute in der Lage, uns ein Bild der Katastrophe zu machen.

Abb. 2: Der heutige Tüttensee ist vermutlich einer der größten Impakt-Krater, die bei der Kometen-Katastrophe im Chiemgau vor gut 2000 Jahren entstanden sind.

Der Archäo-Astronom Michael Rappenglück vermutet, dass das Inferno etwa um 200 v.Chr. stattgefunden hat. Dafür gibt es mehrere Hinweise. Anhand von Jahresringen irischer Eichen aus dieser Zeit weiß man, dass die Bäume damals kaum gewachsen sind. Dies spricht dafür, dass die Erde möglicherweise von einem Staubschleier umgeben war, der die Sonnenstrahlung abgehalten haben könnte. Die Explosion eines Kometen könnte so viel Staub in die oberen Schichten der Atmosphäre geschleudert haben, dass für Monate oder Jahre eine Art nuklearer Winter eingetreten ist.

Vom Schwefel des Himmels

In den Schriften der Römer Vergil und Livius hat Rappenglück Hinweise gefunden, dass die Explosion sogar jenseits der Alpen gesehen worden ist. In den Übersetzungen ist von hellem Licht die Rede, so dass man geblendet die Augen schließen musste, und von Eisen „das vom Schwefel des Himmels dampft“, von Blitzen, Meteoren und riesigen Feuersäulen.


Forscher durchkämmen die Region

Zudem entdeckte eine Gruppe von Hobbyarchäologen in der Gegend um den Chiemsee einen Bronze-Armreif aus der Zeit der Kelten sowie ebenso alte Metallknöpfe, die Schmelzspuren aufweisen. Vielleicht noch aufschlussreicher sind merkwürdig verformte Steine, die von tiefen Risse durchzogen und mit einer glasartigen Schicht überzogen sind. Das Mineralogische Institut der Universität Würzburg untersucht sie genauer. Dafür sägt der Präparator sie in hauchdünne Scheiben, so dünn, dass man durch sie hindurchsehen kann. Durch das Mikroskop entdecken die Wissenschaftler kleinste längliche Strukturen. Die Steine müssen einem gewaltigen Hitzeschock ausgesetzt gewesen sein - wie er etwa durch einen Kometeneinschlag entsteht.


Abb. 3: Ein dem Chiemgau-Impakt vergleichbarer Kometen-Einschlag hätte heute aufgrund der enormen Bevölkerungsdichte unvorstellbare Folgen. (Szenen aus: Deep Impact)

Es folgt eine Untersuchung von Bodenproben aus der Region. Denn sollte hier tatsächlich ein Himmelskörper eingeschlagen haben, müssten sich Spuren von Metallen finden lassen, die es sonst auf der Erde nicht gibt. Und tatsächlich: Die Wissenschaftler finden Xifengit und Gupeiit, Metalle, die in Kometen vorkommen. Heute sind viele Seen in der Region stumme Zeugen der Katastrophe. So ist der idyllische Tüttensee (Abb.2) in Wahrheit ein mit Wasser gefüllter Einschlagkrater. Insgesamt 80 solcher Krater konnten die Forscher inzwischen ausmachen.


Stumme Zeugen

Heute hätte ein vergleichbarer Kometeneinschlag unvorstellbare Folgen (Abb. 3), denn im Gegensatz zu der Zeit vor 2.000 Jahren ist das Gebiet heute viel dichter besiedelt. Ganze Städte würden von der Landkarte verschwinden. Hunderttausende, wenn nicht Millionen Menschen fänden den Tod - ein Ereignis, nur vergleichbar mit einem Atomkrieg.


Mit Atomraketen gegen kosmische Killer

Um es nicht zu dieser Katastrophe kommen zu lassen, setzen Wissenschaftler alles daran, die kosmischen Killer im Ernstfall zerstören zu können - zum Beispiel durch den Beschuss mit Atomraketen. Kritiker glauben jedoch, dass der Komet dadurch nur in viele kleine Brocken gesprengt würde, die dann noch großflächiger Schaden anrichten würden. Deshalb arbeiten Ingenieure an einer anderen Methode, die Bomben aus dem All zu entschärfen. Sie wollen einen Satelliten als Kometenkiller einsetzen. Mit einem gewaltigen ausklappbaren Sonnensegel könnte ein solcher Satellit genug Energie aus der Sonnenstrahlung gewinnen, um damit einen anfliegenden Himmelskörper mit Laserstrahlen zu beschießen.


Pure Science-Fiction

Bisher sind alle Abwehrszenarien reine Theorie. Niemand kann wirklich vorhersagen, ob es wirkungsvolle Waffen gegen die Bomben aus dem All gibt. Kometen sind im All ohnehin nur schwer ausfindig zu machen. Erst in Sonnennähe verraten sie sich durch ihren Schweif. Dann sind sie der Erde aber schon so nah, dass es für Abwehrmaßnahmen schon zu spät sein könnte. Tatsache ist: Auf der Erde müssten wir mit wesentlich mehr Kometeneinschlägen rechnen, würde nicht Jupiter die meisten Himmelskörper abfangen. Der Riesenplanet hat eine solch starke Anziehungskraft, dass er fast alle Bomben aus dem All auf sich lenkt.


Anmerkungen und Quellen:

Dieser Beitrag (© Welt der Wunder) wurde online erstmals bei WELT DER WUNDER unter

http://weltderwunder.rtl2.de/wdw/Natur/Naturgewalten/ChiemgauKomet/

http://weltderwunder.rtl2.de/wdw/Natur/Naturgewalten/ChiemgauKomet/1_InfernoInBayern/index.html

http://weltderwunder.rtl2.de/wdw/Natur/Naturgewalten/ChiemgauKomet/2_WissenschaftlerAufSpurensuche/

http://weltderwunder.rtl2.de/wdw/Natur/Naturgewalten/ChiemgauKomet/3_DieEntschaerfungVonKosmischenBomben/

veröffentlicht. Bei Atlantisforschung.de erscheint er mit freundlicher Genehmigung von WELT DER WUNDER in einer redaktionell bearbeiteten und illustrierten Fassung.


Bild-Quellen:

(1) http://www.cosmic-art.co.uk/graphics/comet.jpg (nicht mehr online)

(2) http://www.derchiemgauer.de/Angebote/Bilder/wasser6.jpg (nicht mehr online)

(3) Links: http://www.sacnews.net/moviecorner/deep_i.html

(3) Rechts: http://www.joblo.com/deepimpact.htm (nicht mehr online)