Zecharia Sitchin

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Forscher- und Autorenportrait

Abb. 1 Zecharia Sitchin (1920-2010)

(red) Der naturalisierte US-Amerikaner Zecharia Sitchin (Abb. 1) (*11. Juli 1920 in Baku - †9. Oktober 2010 in New York) war ein studierter Ökonom und Sachbuch-Autor, welcher allgemein als einer der wichtigsten Vertreter der Paläo-SETI-These und Prä-Astronautik auf internationaler Ebene wahrgenommen wird.

Leben und Werk

Zur Welt gekommen in der damaligen Sowjetunion, genauer gesagt in der 'Aserbaidschanischen Sozialistischen Sowjetrepublik (AsSSR)', verbrachte Sitchin seine Kindheit und Jugend im vormaligen Gebiet des Völkerbundsmandats für Palästina. Sein Ökonomie-Studium absolvierte er in London und graduierte an einer dortigen Universität (London School of Economics and Political Science). Danach kehrte er vorübergehend nach Palästina zurück, und war im zwischenzeitlich gegründeten Staat Israel journalistisch tätig. 1952 übersiedelte er nach New York, wo er zunächst in leitender Position für eine Schiffahrts-Gesellschaft arbeitete.

Schon früh begann Sitchin sich für die alten Kulturen Mesopotamiens zu interessieren. Er erlernte im Selbststudium die sumerische Keilschrift, und besuchte eine Reihe archäologischer Fundstätten. [1] Spätestens in den 1970er Jahren begann Sitchin dann, sein, in weiten Teilen auf seiner astro-mythologischen Interpretation des sumerischen Schöpfungsberichts Enuma Elisch basierendes präastronautisch-katastrophistisches Modell der Menschheits- und Zivilisations-Geschichte zu entwickeln. Bereits sein erstes, 1976 erschienenes Buch - "The 12th Planet" - wurde ein Bestseller, und in der Folge etablierte sich Zecharia Sitchin mit weiteren Publikationen nachhaltig als Erfolgs-Autor. Insgesamt veröffentlichte er 13 Bücher, die in 25 Sprachen übersetzt wurden. [2]

Abb. 2 Die Vorstellung eines gewaltigen '12. Planeten' (Nibiru), der die Sonne auf einer höchst exzentrischen Umlaufbahn umkreist, ist in Sitchins Modell irdischer Prähistorie von zentraler Bedeutung.

Bei der deutschsprachigen Wikipedia werden Z. Sitchins Vorstellungen folgendermaßen kurz zusammengefasst: "In seinen Büchern stellte er über die Übersetzung von alten vorchristlichen sumerischen Keilschrift-Texten die Theorie auf, dass in vorgeschichtlicher Zeit Außerirdische, die Anunnaki, die von Nibiru, einem hypothetischen zwölften Planeten, stammen, die Erde kolonisiert und den Menschen als Arbeitssklaven erschaffen hätten. Der Mensch habe im Auftrag der Außerirdischen vor allem Arbeiten in Bergwerken verrichten müssen. Die Außerirdischen hätten vor 432.000 Jahren die Erde wegen Umweltproblemen auf ihrem Heimatplaneten aufgesucht, wobei die Pyramiden in Ägypten als Landehilfen gedient hätten. Die Außerirdischen hätten sich mit menschlichen Frauen vermischt und vermehrt. Vor 13.000 Jahren schließlich hätte eine große Flut zahllose Menschen getötet, worauf es zu Kriegen zwischen den Menschen und den Außerirdischen gekommen sei." [3]

Rezeption und Kritik

Abb. 3 Zacheria Sitchins Vorstellungen zur sumerischen Mythologie und Kosmologie, zur Menschheitsentwicklung und rezenten Geschichte des Sonnensystems stießen nicht nur bei orthodox-schulwissenschaftlich argumentierenden Kritikern auf Ablehnung.

Während Zecharia Sitchins Veröffentlichungen bei einem breiten Publikum, vor allem in den USA, begeistert gefeiert wurden und geradezu Kultstatus erlangten, stieß er damit in schulwissenschaftlichen Kreisen [4] - dort nicht zuletzt bei Theologen und Bibelgelehrten [5] -, im Bereich des ideologischen Pseudoskeptizismus [6], aber auch im Spektrum außenseiterischer, alternativer oder devianter Vergangenheitsforschung auf harsche Kritik. So kritisierte etwa der Historiker Peter James, der in atlantologischen Kreisen vor einigen Jahren mit seiner kleinasiatischen Atlantis-Lokalisierung auf sich aufmerksam machte, vehement sowohl Sitchins selektive - von der Welt außerhalb des antiken Zweistromlandes losgelöste - Wahrnehmung der dortigen alten Kulturen als auch insbesondere sein - (nicht nur) aus James´ Sicht - mangel- und fehlerhaftes Verständnis der babylonischen Literatur. [7]

Aber auch zu außenseiterische Forscher mit einer Affinität zum Neo-Katastrophismus gingen bisweilen hart mit Sitchin 'ins Gericht'. Als Beispiel sei hier Roger W. Wescott (1925-2000) angeführt. Wescott, seinerzeit Professor für Anthropologie und Linguistik an der Drew University, Madison, New Jersey (er führte 1973 den Begriff 'Anomalistik' in den wissenschaftlichen Sprachgebrauch ein), stellte 1979 in seiner Rezension von Sitchins "The Twelfth Planet" fest:

Abb. 4 Sitchins Prognose einer weiteren katastrophalen Begenung von Erde und Nibiru trug nicht unwesentlich zum 'Endzeit' und Weltuntergangs'-Hype im Vorfeld und während des Jahres 2012 bei.

"Sitchins Linguistik scheint mindestens ebenso amateurhaft zu sein wie seine Anthropologie, Biologie und Astronomie. Auf S. 370 behauptet er beispielsweise, dass >alle alten Sprachen ... einschließlich des frühen Chinesisch ... von einer uranfänglichen Quelle abstammten -- Sumerisch<. Nun ist Sumerisch aber quasi der Archetyp dessen, was linguistische Taxonomen als ein Sprachen-Isolat bezeichnen, was bedeutet, dass eine Sprache nicht zu irgendeiner der wohlbekannten Sprachfamilien gehört, oder eine klare Verwandtschaft mit irgendeiner bekannten Sprache aufweist. Selbst wenn Sitchin sich hier eher auf die geschriebene als auf die gesprochene Sprache bezieht, ist es unwahrscheinlich, dass seine Behauptung sich überzeugend verteidigen lässt, da den sumerischen Ideogrammen die azilischen und tartarischen Signarien Europas vorausgingen, aber auch eine Vielfalt von schriftähnlichen Notations-Systemen zwischen den Flüssen Nil und Indus." [8]

In der Tat ist auch aus alternativ- bzw. grenzwissenschaftlichen Blickwinkel festzuhalten, dass Sitchins Ideen-Konglomerat in wesentlichen Punkten - insbesondere, was die von ihm postulierten zyklischen Kataklysmen in Folge periodischer Annäherung des hypothetischen Mega-Planeten Nibiru an die Erde (Abb. 4) betrifft [9], womit auch die Annunaki-Hypothese in der von Sitchin vorgelegten Form 'vom Tisch' sein dürfte - insgesamt kein taugliches Modell zur Erklärung prä- und protohistorischer Anomalien mehr darstellt, sofern es dies jemals war.

Bei einer objektiven Bewertung von Zecharia Sitchins Lebenswerk ist jedoch sicherlich auch hervorzuheben, dass er sich mit seinen Ideen und Konzepten zur Menschheits- und Zivilisationsgeschichte, die viele Menschen bewegt und fasziniert haben [10], durchaus um die Fortentwicklung der alternativen Ur- und Frühgeschichtsforschung verdient gemacht hat. So hat er in einer quasi 'post-velikovskyanischen' Ära entscheidend dazu beigetragen, die Vorstellung rezenter Turbulenzen im Sonnensystem - mit kataklysmischen Auswirkungen für die Erde und ihre Bewohner - nicht in Vergessenheit geraten zu lassen - eine Vorstellung mithin, die noch zu seinen Lebzeiten zur Entwicklung eines vielversprechenden 'Nachfolge-Modells' seiner Theorien führte [11], aber wesentlich auch zur Entstehung der alternativen Areologie (Marsforschung) als neuer grenzwissenschaftlicher Forschungsrichtung beigetragen hat.


Bücher von Z. Sitchin (Auswahl)


Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

  1. Siehe: Corey Kilgannon, "Origin of the Species, From an Alien View" in: The New York Times, 8. Januar 2010; sowie: Phil Plait, "X DOESN'T MARK THE SPOT IS THERE A PLANET X THAT WILL CAUSE GLOBAL CATASTROPHE NEXT MAY?", in: Boston Globe, 5. Nov. 2002 (beide nach: Wikipedia - The Free Encyclopedia, unter: "Zecharia Sitchin"; abgerufen: 14. Okt. 2014)
  2. Siehe: Corey Kilgannon, op. cit. (2010)
  3. Quelle: Wikipedia - Die freie Enzyklopädie, unter: "Zecharia Sitchin" (abgerufen: 14. Okt. 2014)
  4. Anmerkung: Dort zielt die Kritik z.B. auf Sitchins linguistische Fähigkeiten und Kenntnisse ab. Siehe dazu einführend: Markus Poessel, "Sitchin und die altorientalischen Sprachen", bei: Mysteria 3000 (abgerufen: 13. Okt. 2014)
  5. Siehe z.B.: Michael Blume, "Interview mit Dr. Michael Heiser zur Faszination PaleoSETI und Zecharia Sitchin", 14. August 2012, bei: SciLogs --- sowie: Dr. Michael S. Heiser, unter: SITCHIN IS WRONG.COM (abgerufen: 13. Okt. 2014)
  6. Siehe z.B.: Dr. Klaus Richter, "Fehler und Fehlinterpretationen Zecharia Sitchins", bei: GWUP - Die Skeptiker --- Phil Plait, "X DOESN'T MARK THE SPOT IS THERE A PLANET X THAT WILL CAUSE GLOBAL CATASTROPHE NEXT MAY?", in: Boston Globe, 5. Nov. 2002 --- Frank Doernenburg, "Sitchin in der PS", bei: Rätsel der Vergangenheit (Links abgerufen: 14. Okt. 2014)
  7. Anmerkung: Dazu heißt es bei Peter James bezüglich Sitchin im englischspachigen Original: "He uses the Epic of Creation Enuma Elish as the foundation for his cosmogony, identifying the young god Marduk, who overthrows the older regime of gods and creates the Earth, as the unknown >Twelfth Planet<. In order to do this he interprets the Babylonian theogony as a factual account of the birth of the other >eleven< planets. The Babylonian names for the planets are established beyond a shadow of a doubt—Ishtar was the deity of Venus, Nergal of Mars, and Marduk of Jupiter—and confirmed by hundreds of astronomical/astrological tables and treatises on clay tablets and papyri from the Hellenistic period. Sitchin merrily ignores all this and assigns unwarranted planetary identities to the gods mentioned in the theogony. For example, Apsu, attested as god of the primeval waters, becomes, of all things, the Sun! Ea, as it suits Sitchin, is sometimes planet Neptune and sometimes a spaceman. And the identity of Ishtar as the planet Venus, a central feature of Mesopotamian religion, is nowhere mentioned in the book—instead Sitchin arbitrarily assigns to Venus another deity from Enuma Elish, and reserves Ishtar for a role as a female astronaut." Siehe: Peter James, in SIS Workshop No. 7, vol. 2, no. 2 (Nov. 1979), Nachduck aus: Fortean Times No. 27 (Nov. 1978); zit. nach: Wikipedia - The Free Encyclopedia, unter: "Zecharia Sitchin"; abgerufen: 14. Okt. 2014)
  8. Quelle: Roger W. Wescott, in: Kronos Vol. IV, No. 4 (1979), S. 90-92; zit. nach: Wikipedia - The Free Encyclopedia, unter: "Zecharia Sitchin" (abgerufen: 14. Okt. 2014; Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de
  9. Anmerkung: Die Existenz eines solchen 'exotischen Trabanten' der Sonne kann inzwischen mit einiger Sicherheit ausgeschlossen werden. Siehe dazu: o.A., "Planet X, Nemesis, Nibiru & Co: Infrarot-Weltraumteleskop 'WISE' findet keinen Hinweis auf weiteren großen Planeten im Sonnensystem", Samstag, 8. März 2014, bei: grenz|wissenschaft-aktuell (abgerufen: 14. Okt. 2014)
  10. Anmerkung: Sitchins massenwirksame Ideen, insbesondere sein katastrophistisches Nibiru-Szenario, trugen mit Sicherheit nicht unwesentlich zum 'Endzeit' und Weltuntergangs'-Hype im Vorfeld und während des Jahres 2012 bei. Dabei hat, um der Wahrheit die Ehre zu geben, Sitchin selbst nie behauptet, es werde im Jahr 2012 zu einer katastrophalen Annäherung von 'Nibiru' an die Erde kommen, sondern er setzte die nächste derartige Begegnung für einen viel späteren Zeipunkt an. Siehe dazu etwa: Armin Risi "Kommt der Planet X („Nibiru“)?", bei: Homepage von Armin Risi (abgerufen: 14. Okt. 2014)
  11. Siehe: D.S. Allan und J.B. Delair, "Cataclysm! Compelling Evidence of a Cosmic Catastrophe in 9500 B.C.", Rochester (USA), 1997

Bild-Quellen:

1) Jjbowks bei Wikimedia Commons, unter: File:ZechariaSitchin.png
2) Ellie Crystal, auf crystalinks.com unter: Nibiru
3) Lapavaestacaliente bei Wikimedia Commons, unter: File:ZECHARIA SITCHIN.jpg
4) Shana Shaninia, "Außerirdische Einflussnahme nicht nur auf die frühe, sondern auf die gesamte Menschheitsentwicklung in allen Zeiten." (PDF-Datei), bei: VieleWelten.at - Die Seite für Exopolitik, Kosmologie, Raumfahrt und mehr