H. P. Lovecraft

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Der 'Altmeister des Horrors' und das Atlantismotiv

Abb. 1 H. P. Lovecraft auf einem Foto aus dem Jahr 1915

(red) Im Rahmen unserer Betrachtungen zum Thema 'Atlantis in der phantastischen Literatur' darf auch Howard Phillips Lovecraft (Abb. 1) (* 20. August 1890 in Providence, Rhode Island; † 15. März 1937 ebenda) nicht unerwähnt bleiben, der wohl bekannteste und - was die Entwicklung des Genres der phantastischen Horror-Literatur betrifft - einflussreichste Autor des 20. Jahrhunderts.

Zu H.P. Lovecraft (als Autor firmierte er für gewöhnlich mit selbiger Abkürzung seines Namens), seinem Atlantis-Bezug bzw. zu seiner Verwendung des Atlantis-Motivs in einigen seiner Werke bemerkt Tony O’Connell in der Atlantipedia: "Obwohl er deutlich bekundete, dass er einer Realität von Atlantis nicht zustimmte, verwendete er gerne Elemente von Platos Erzählung in seinen Kurzgeschichten. Sein Freund Robert E. Howard dagegen, der Schöpfer von Conan dem Barbaren, scheint die Vorstellung einer frühen Zivilisation akzeptiert und diese Vorstellung in seinen Roman Atlantis Found [1] eingebaut zu haben." [2]

Als augenfälliges Beispiel für H.P. Lovecrafts literarische Adaption des Atlantisberichts darf seine Erzählung "The Temple" gelten, die erstmals 1925 im US-amerikanischen Pulp-Magazin Weird Tales veröffentlicht wurde. [3]

Abb. 2 Hier das Frontcover des Lovecraft-Sammelbandes "Stadt ohne Namen" (1997) in dem auch eine deutschsprachige Fassung seiner Erzählung "The Temple" zu finden ist.

In dieser Kurzgeschichte, die zur Zeit des Ersten Weltkriegs spielt, geht es um die fiktionale letzte Reise eines deutschen U-Boots mit der Kennung U29, die Lovecraft seinen LeserInnen als Wiedergabe des Inhalts einer Flaschenpost aus dem Jahr 1917 präsentiert, welche an der Küste Yucatans gefunden wurde. In ihr berichtet Graf von Altberg-Ehrenstein, der Kommandant des Bootes und letzte Überlebende der Crew über jene Ereignisse, welche nach und nach zum Tod der gesamten Besatzung führen. Die Tragödie beginnt, nachdem U29 nicht nur den britischen Frachter Victory, sondern auch dessen voll besetzte Rettungsboote versenkt hat. Bein nächsten Auftauchen des U-Boots entdeckt die Mannschaft an Deck die Leiche eines jungen britischen Matrosen, bei deren Fledderung auch ein seltsame kleine Elfenbein-Skulptur gefunden wird, die den Kopf eines Jünglings darstellt.

Die Mannschaft reagiert auf den Leichenfund, insbesondere aber auf die Skulptur mit abergläubischer Furcht, welche sich immer mehr steigert. Schließlich beginnt Altberg-Ehrenstein damit, immer mehr unkontrollier-
bar werdende Mitglieder seiner Crew zu liquidieren. Weitere Tote gibt es bei einer Explosion im Maschinenraum, nach der das Boot nicht mehr gesteuert werden und auftauchen kann. Von einer Tiefenströmung wird es immer weiter nach Süden abgetrieben. Schließlich sind nach der Ermordung der letzten Crew-Mitglieder nur noch der Kommandant sowie Leutnant Klenze, sein Stellvertreter, am Leben, der aber bald darauf, offenbar geistig umnachtet, Selbstmord begeht. Schließlich lauft das manövrierunfähige U-Boot inmitten einer versunkenen altertümlichen Stadt auf Grund, die von Altberg-Ehrenstein für Atlantis hält. In deren Zentrum sieht er von Bord aus einen riesigen Tempel mit einem Idol, das dem Elfenbeinkopf des britischen Matrosen ähnelt. Im Inneren dieses Tempels meint er Licht, rhythmische Bewegungen und Musik wahrzunehmen. Schließlich entscheidet der Kommandant, der auch an sich selber einen zunehmenden geistigen Verfall wahrnimmt, dem immer stärker werdenden Drang zu folgen, in den Tempel vorzudringen. Er legt seinen Druckanzug bereit und verfasst die eingangs erwähnte Flaschenpost, deren Inhalt an dieser Stelle abbricht.[4]



Externum

Ausführlichere Informationen zu diesem Thema in englischer Sprache sind hier zu finden:



Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

  1. Red. Anmerkung: Einen Roman dieses Namens von Robert E. Howard konnten wir bei einer Erstrecherche im Web nicht ausfindig machen. Zur literarischer Adaption des Atlantis-Motivs durch ihn siehe jedoch seine Kurzgeschichte "Exile of Atlantis" (posthum 1967 veröffentlicht) sowie seine zahlreichen anderen Geschichten und Romane über deren fiktionalen Helden, den Atlantier Kull.
  2. Quelle: Tony O’Connell, "Lovecraft, Howard Phillips", 1. Juni 2010, bei Atlantipedia.ie (abgerufen: 29. Januar 2018; Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)
  3. Anmerkung: In einer deutschsprachigen Fassung (übersetzt von Charlotte von Klinckowstroem) erschien diese Erzählung 1997 in dem Sammelband: H. P. Lovecraft, "Stadt ohne Namen - Horrorgeschichten", Frankfurt am Main (Suhrkamp), S. 157–175.
  4. Quelle: Wikipedia - Die freie Enzyklopädie, unter: "Der Tempel (Lovecraft)" (abgerufen: 29. Januar 2018)

Bild-Quelle: