José Imbelloni

Forscher- und Autorenportrait

Auf einen Blick

Abb. 1 Dr. José Imbelloni im Alter von ca. fünfzig Jahren

(red) José Imbelloni (* 1885 in Lauria, Italien; + 1967 in Buenos Aires, Argentinien) war ein zu seiner Zeit bekannter, aus Italien nach Argentinien eingewanderter Naturwissenschaftler, Anthropologe und Historiker, der als einer der wesentlichen Wegbereiter der modernen Paläoanthropologie in Südamerika gilt. In der zeitgenössischen (und auch später erschienenen) atlantologischen Fachliteratur wird häufig auch auf seine diesbezüglichen Publikationen verwiesen.

Biographische Notizen

J. Imbelloni studierte zunächst Medizin an der Universität Perugia. Danach hatte er wischen 1908 und 1915 einen ersten längeren Aufenthalt in Argentinien, wo er als Korrespondent für eine italienische Zeitung tätig war. Nachfolgend kehrte er zunächst nach Italien zurück, um dort Naturwissenschaften und Anthropologie an der Universität Padua zu studieren, wo er 1920 zum Doktor der Wissenschaften promovierte. 1921 übersiedelte er dauerhaft nach Argentinien, wo er an der mit einer Aushilfs-Professur an der Facultad de Filosofía y Letras der Universität Buenos Aires seine akademische Karriere begann. Bereits 1933 wurde er an dieser Universität ordentlicher Professor für Anthropologie und Allgemeine Ethnographie. Danach übernahm er eine Professor für Alte Geschichte an der Nationalen Universität von Litoral.

Abb. 2 Hier das Front-Cover der ersten Atlantis-Publikation von J. Imbelloni und A. Vivante aus dem Jahr 1939

Für seine vielfältigen Studien und Publikationen, z.B. zur Paläoethnologie Argentiniens, zu den neolithischen Anwohnern des Lago Buenos Aires, sowie zum Phänomen der künstlichen Schädel-Deformation [1], vor allem aber auch in Würdigung seiner Verdienste in Hinsicht auf die akademische Organisation anthropologischer Studien in Argentinien, die weitgehend auf ihn zurückzuführen ist, erhielt Imbelloni, der Mitglied der Academia Nacional de Historia de Argentina war, zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen, darunter den Eduardo C. Holmberg Award der Nationalen Akademie für Exakte, Physikalische und Naturwissenschaften sowie die Goldmedaille des Kongresses der Amerikanisten, Mar del Plata, 1967. [2]

José Imbelloni, der Diffusionismus und Atlantis

Im Rahmen seiner altamerikanistischen Studien und Forschungen gehörte Imbelloni zu den Verfechtern der Theorie demographischer Beiträge von Völkern aus Südostasien an der Besiedlung Amerikas. Im diesem Zusammenhang identifizierte er sieben verschiedene Gruppen präkolumbischer Immigranten nach Amerika zu verschiedenen Zeiten und auf verschiedenen Migrationswegen. [3] [4] Diese Gruppen bezeichnete er als Tasmanoiden, Australoiden, Melanesoiden, Proto-Indonesier, Indonesier, Mongoliden und Eskimos. [5] Mit dieser Theorie zu nennenswerten maritimen, transozeanischen Kontakten der Vorzeit wurde der italo-argentinische Anthropologe zu einem der Pioniere des modernen Diffusionismus.

Ein dauerhaftes Interesse zeigte José Imbelloni auch am Atlantis-Problem. Dazu legten er und sein Ko-Autor Amando Vivante 1939 ein mehr als 400 Seiten umfassendes Werk mit dem Titel Libro de Las Atlántidas [6] vor, das 1942 - in einer kommentierten Übersetzung von Dr. Ferdinand Gidon, Professor an der Universität Caen - auch in einer französischsprachigen Fassung erschien. [7] Gemeinsam mit A. Vivante publizierte er 1947 noch einen weiteren, weitaus weniger umfangreichen Band in Sachen Atlantis: Las realidades de la Atlántida [8] (Abb. 3). Über die Inhalte beider Bücher bzw. zu Imbellonis Ansichten in Sachen Atlantis haben wir bisher nichts Näheres in Erfahrung bringen können, aber offensichtsich standen er und Vivante der Annahme einer Historizität von Platons versunkenen Inselreich positiv gegenüber. Weitere Recherchen dazu sind geplant.


Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

  1. Siehe dazu z.B.: José Imbelloni, "Deformaciones intencionales del cráneo en Sudamérica", 1925, 78 S.; Derselbe, "Sobre un ejemplar mimético de deformación craneana: el cráneo 3876 de la isla de Tilcara (Jujuy, Argentina)", Editor Impr. de la Universidad, 207 pp. 1932; sowie: "Deformaciones intencionales del cuerpo humano de carácter étnico". in: Volumen 3 de Humanior; biblioteca del americanista moderno, dirigida por el dr. Imbelloni: Propedeutica. Con Adolfo Dembo. Editor J. Anesi, 348 S., 1938
  2. Quelle: Wikipedia - La enciclopedia libre, unter: "José Imbelloni" (abgerufen: 14. Januar 2018)
  3. Siehe dazu z.B.: J. Imbelloni, "La esfinge indiana: antiguos y nuevos aspectos del problema de los orígenes americanos", Band 898 des Harvard College Library history of science project, herausgegeben von "El Ateneo", 1926, 396 S.; sowie Derselbe, "El Poblamiento primitivo de América", Buenos Aires, 1938 und 1943
  4. Quelle: Wikipedia - La enciclopedia libre, op. cit.
  5. Quelle: Menina, "¿cual es la teoría de jose imbelloni?", bei Yahoo! Requestas (siehe auch diese Seite; beide abgerufen: 14. Januar 2018)
  6. Siehe: Amando Vivante und José Imbelloni, "Libro de Las Atlántidas", Buenos Aires, 1939
  7. Siehe: J. Imbelloni und A. Vivante, "Le Livre Des Atlantides", Paris (Payot), 1942
  8. Siehe:
    Imbelloni-2.jpeg
    José Imbelloni und Amando Vivante, "Las realidades de la Atlántida" (Abb. 3), Band 26 der Colección Buen aire, Editor Emecé, 113 S., 1947

Bild-Quellen:

1) Claudio Elias (Uoloader) bei Wikimedia Commons, unter: File:José Imbelloni.jpg
2) LIBROS DE LA ATLANTIDA, unter 02 DORESTE-LLEGET
3) Edition Emecé nach CEDINPE (nicht mehr online) via Google.de / Bild-Archiv Atlantisforschung.de