Otto Muck und „Die Welt vor der Sintflut“
Bild: Abb. 1: Muck-Sperrinsel.jpg|thumb|Die Lage der einstigen Großinsel Atlantis nach Otto H. Muck
Otto Muck und „Die Welt vor der Sintflut“
(rmh) Otto Muck gilt als einer der einflussreichsten Atlantis-Forscher des 20. Jahrhunderts. Er wurde 1882 in Wien geboren und verstarb am 7. November 1956 64-jährig in Wien. Im gleichen Jahr hatte er noch sein viel beachtetes Buch Atlantis - Die Welt vor der Sintflut veröffentlicht. Nach dem ersten Weltkrieg studierte Muck an der Technischen Hochschule in München, und im 2. Weltkrieg arbeitete er im Peenemünder Raketenteam. In jener Zeit erfand er den Schnorchel für U-Boote. Im Laufe seines weiteren Lebens erhielt er für diverse Erfindungen 2000 Patente.
Muck war Berater von Großunternehmen, Techniker hohen Ranges und galt als talentierter Künstler und Grafiker. Sie Buch Atlantis - Die Welt vor der Sintflut wurde 1976 unter dem Titel Alles über Atlantis bearbeitet neu aufgelegt, allerdings fehlten hier wichtige Bestandteile und scheinbar aktuellere Themen wurden eingefügt, die mit dem Thema und Mucks Ideen nicht unbedingt allzu viel zu tun hatten.
Für Muck lag Atlantis im Atlantik auf dem Mittelatlantischen Rücken. Zur Untermauerung seiner These bezieht er sich einerseits auf die Sagen der Völker links und rechts vom Atlantik, andererseits weist er auch darauf hin, dass die Temperaturverteilung in den gleichen Regionen jetzt und während der letzten Eiszeit eine einstige „Golfstrom-Sperrinsel“ nahelege, die nach Mucks Meinung im Azoren-Gebiet lag. Wenn man sich das Azoren-Plateau etwa drei Kilometer angehoben vorstellt, kommt man auf eine Großinsel mit den Ausmaßen, die Platon für Atlantis angibt, sowie auf die gleiche Gebirge-Ebene-Verteilung.
Auf dieser durch den Golfstrom klimatisch begünstigten Insel könnte sich eine Zivilisation durchaus entwickelt haben. Muck erklärt auch das Geheimnis der Aalwanderungen mit der einstigen Existenz von Atlantis. [Vergl. dazu: Das Geheimnis der Aale von Otto Muck; d. Red.] Bekanntlicher Weise findet man in den europäischen Flüssen nur weibliche Aale. Wo sind die männlichen Exemplare geblieben? Diese Frage stellten sich die Biologen in den vergangenen Jahrhunderten immer wieder. Und mittlerweile weiß man Näheres, obwohl das Rätsel da-durch nicht kleiner geworden ist.
Die Aale kommen in der Sargassosee zur Welt, die westlich und südwestlich von den Azoren-inseln gelegen ist und Tangwälder beinhaltet. Sie besitzt in etwa die Größe von Mitteleuropa. In diesen üppigen Tangwäldern laichen die Aale, die amerikanischen im Westteil, die europäischen im Ostteil. Durchsichtige, kleine Jungfische schlüpfen. Von ihrem Instinkt geleitet, schlängeln sich die Jungaale gen Wirbelrand zum Golfstrom hin und lassen sich von diesem nach Osten, Richtung Westeuropa, treiben. Diese Reise dauert drei Jahre.
Die Überlebenden werden dabei zu Glasaalen, die sich an den Küsten teilen. Die männlichen Aale bleiben im Salzwasser, die Jungweibchen schwimmen in die Unterläufe der europäischen Flüsse hinein. Diese Trennung der Geschlechter dauert drei Jahre. Mit fünf Jahren ist der Aal geschlechtsreif, jetzt treffen sich die Geschlechter wieder. An den Flussmündungen beginnt die gemeinsame Rückreise zur Sargassosee. Sie schwimmen in großer Tiefe, wo sie vermutlich die kalte Unterströmung ausnutzen. In 140 Tagen sind sie wieder an ihrer Geburtsstätte angelangt, wo sie wiederum die Paarung vollziehen.
Muck fragt sich, warum die Aale gleich zweimal eine so gefährliche und langwierige Reise unternehmen und warum die Weibchen ins Süßwasser wandern. Eine Teilantwort auf die zweite Frage gibt Muck selbst: Die Aalweibchen werden nämlich nur im Süßwasser geschlechtsreif. Nur: Warum schwimmen die Aaalweibchen nach Westeuropa, und nicht nach Westindien, das ja viel näher liegt? Hierauf wird im Allgemeinen geantwortet, die Aale vertrauten sich eben dem Golfstrom an. Aber der Golfstrom treibt sie eben weit weg nach Europa, wo er sich teils nach Süden, teils nach Norden langsam abschwächt. Jedenfalls strömt er nicht mehr zurück, und die Aale müssen ohne diesen schützenden Golfstrom den weiten Weg zurücklegen. Doch war das immer so?
Wenn Muck Recht hat, lag die Insel Atlantis auf dem Azorenplateau, das dem Golfstrom den Weg abgesperrt hätte. Dieser wäre dann zurück in Richtung Amerika abgelenkt worden, und so hätte der Golfstrom tatsächlich einen Kreislauf ausgeführt, dem sich die Aale sicher anvertrauen konnten. Die Aale wären also von ihrem Laichplatz in der Sargassosee vom Golfstrom an die nahe gelegenen Flüsse von Atlantis getragen worden, und die Weibchen wären dort geschlechtsreif geworden, während die Männchen draußen im Meer auf sie gewartet hätten. Dann wären sie gemeinsam, wieder vom Golfstrom getragen, zurück zu ihrem Geburtsort, der jetzt zu ihrem Laichgebiet würde, zurückgekehrt. Wenn die Insel, aus welchen Gründen auch immer, nicht mehr existiert, dann würde sie der Golfstrom ins ferne Europa verschleppen, wo er sie im Stich ließe. Und genau das tut er ja auch.
Wenn diese von Muck propagierte Großinsel, die dem Golfstrom den Zugang nach Europa verwehrte, tatsächlich existiert hätte, dann müsste zur damaligen Zeit in Atlantis ein begünstigendes Klima geherrscht haben, während es in Europa bitterkalt gewesen wäre; und das war es auch vor 10 000 Jahren. Muck führt die Temperaturverteilung in Nordamerika und in Europa während der Eiszeit und heute als weiteren Beleg für die Notwendigkeit einer einstigen Golfstrom-Sperrinsel an. Nordwesteuropa war während des Quartärs gegenüber Amerika nicht klimabegünstigt, dies aber wäre zwangsläufig die Folge gewesen, wäre damals schon der Golfstrom nach Europa gekommen.
Otto H. Muck entwickelte ein Szenario, nach dem tatsächlich das Versinken der Großinsel Atlantis im Laufe einer Nacht und eines Tages möglich ist. (Abb. 4) Am 5. Juni des Jahres 8498 v. Chr. herrschte am Himmel eine Unheil bringende Planetenkonstellation. Die Bahnen von Venus, Erde und Mond standen von der Sonne aus gesehen hintereinander, und so würden ihre sich summierenden Anziehungskräfte dafür sorgen, dass ein Planetoid, der sich der Erde nähern würde, noch näher zu Erde hingekrümmt würde. Muck war überzeugt davon, dass ein solche Planetoid an diesem Tage tatsächlich in den Atlantik einschlug - etwas östlich des Stumpfes der Puerto-Rico-Schwelle.
In der Folge wurde das empfindliche vulkanische Gebiet im Atlantik entzündet und die Großinsel Atlantis, die auf der „Reißnaht“ liegt, an der nach Muck die Kontinentaldrift einst begann, wurde von einem Flammenmeer umzingelt. Die Magmafläche unter der Großinsel wurde maximal eingedellt, und dadurch sank die Inselscholle - und so versank Atlantis im Laufe einer schrecklichen Nacht und eines schrecklichen Tage im Meer - genauso wie Plato es angegeben hatte.
Muck glaubt, dass die Azoren Überbleibsel von Atlantis sind, einst die Berggipfel dieser verlorenen Großinsel waren. Zusammen mit Atlantis seien die Kontinentalschollen rechts und links vom Katastrophengebiet mit eingesunken, und Hebungen an den Gegenrändern resultierten hieraus: Die östlichen Küstenränder von Amerika und die westlichen Teile von Afrika und Europa sanken ein, Gebiete im Westen Südamerikas und im Osten Afrikas wurden angehoben, wobei die letztgenannte Ausgleichsbewegung sicherlich nicht so ausgeprägt war wie jene in Amerika, da Afrika ja bis zu einem gewissen Grad wie Europa an Asien „hängt”.
Als zusätzlichen Beleg für seine Theorie zieht Muck das in unsere Zeitrechnung umgesetzte Nulljahr des Maya-Kalenders mit heran, das nach dem Astronomen Robert Henseling, der sich intensiv mit dem überraschend exakten Wissen der Maya auseinander setzte, auf jenes epochale Datum, auf den 5. Juni des Jahres 8489 vor unserer Zeitrechnung, gelegt wurde.
Was den Katastrophenherd betrifft, beruft sich Muck auf eine Tiefenkarte und schreibt, dass dort, wo der Herd gefunden wurde, das Bodenrelief durchweg anormal sei. Es läge auf zwei riesigen Löchern - beide über 7000 Meter tief -, die sich unweit des Puerto-Rico-Stumpfes befänden. Die Puerto-Rico-Schwelle sei zertrümmert, der Stumpf ein Überrest, und die Rest-Schwelle weise auf die Löcher hin. Küstenland sei unweit der Schwelle zu Bruch gegangen (Muck denkt hier an den Golf von Mexiko), und die Schwelle weise auch auf den Südrand des untermeerischen Landmassives hin, das vor seinem Untergang während des Quartärs (das für Muck mit dem Untergang von Atlantis endete), den Golfstrom abriegelte. Und von nun an kam der Golfstrom nach Europa, das ab sofort, d.h. nach dem Abklingen der Folgen der Katastrophe klimabegünstigt sein sollte.
Muck beschreibt noch andere Folgen, die die Erde grundsätzlich verändert hätten. So sei laut Muck die Erdachse ins Wanken geraten und dadurch die Präzession (jene Pendelbewegung, die die Erdachse relativ zum Himmelsnordpol in langen Zeitintervallen ausführt) verstärkt worden, was wiederum zu Klimaveränderungen führte.
Nach der Katastrophe kam es nach dem Muck'schen Szenario zu gewaltigen Auswurfmassen, die bis in die Atmosphäre gelangten. Ein Teil davon fiel wieder auf den Boden, doch nicht dorthin, wo sie gekommen waren. Es sollte eine Sintflut entstehen, die nicht nur aus Wasser besteht - die Ursache für Sintflutsagen in aller Welt. Im Äquator wurde Wasser ausgestoßen und Asche wurde nach Westen getragen.
Im Hauptazorengebiet wurde die Asche in der Hauptsache nach Osten befördert, und Salz aus dem Meer wurde mitgerissen. Ein riesiges Regengebiet entstand. Doch die Wolken sahen nicht wie normale Regenwolken aus, sie waren durch die mitgeführte Asche tiefschwarz gefärbt. Nun entstanden zwei Regengebiete: Eines im Westen und eines im Osten. Die Windströmung bestimmte, wer von der östlichen, und wer von der westlichen Flut heimgesucht werden sollte. Manche Gebiete wurden gänzlich verschont.
Muck kam bei seinen Berechnungen auf insgesamt drei Billiarden Tonnen Vulkanasche, und nach Osten sollen etwa zwanzig Billarden Tonnen Wasser getrieben sein - in Form jenes feuchten und regenschwangeren Dampfes, der bei der Katastrophe zusammen mit zerrissenen Magmapartikeln hochgerissen worden war.
In Nordostsibirien war das Klima vor der Katastrophe, wenn wir Muck folgen, mild. Mammuts grasten. Die Temperatur betrug vier Grad im Jahresmittel. Bei der Katastrophe war Sommeranfang. Blumen blühten. Doch dann bekamen die Tiere Atemnot. Sie bekamen immer weniger Luft, und röchelnd hauchen die meisten von ihnen ihr Leben aus. Eine Stickgaswelle, Folge der Atlantiskatastrophe, erstickte sie. Einige wenige überleben. Sie röchelten, doch sie ersticken nicht. Plötzlich kamen riesige Flutmassen, und auch die letzten Mammuts wurden dahingerafft. Doch die Verwesung traf sie nicht. Dann es wurde kalt. Eiskalt. So kalt, dass einige Mammutkadaver innerhalb weniger Tage durch das Eis konserviert werden. [Vergl. dazu: Die Polverlagerung und das große Mammutsterben von Otto Muck; d. Red.]
Nach Muck befand sich der Erdnordpol vor der Atlantiskatastrophe 3500 Kilometer entfernt von Nordostsibirien. Er soll sich etwa dort befunden haben, wo sich heute noch der erdmagnetische (Süd-)Pol befindet. Der geografische Nordpol ist binnen vier(!) Tagen, länger kann es nicht gewesen sein, denn sonst wären die Mammuts nicht so gut konserviert worden, Richtung Sibirische Tafel „verrutscht”.
Auch andere Rätsel lassen sich mit Mucks Atlantis-These erklären. So kann z.B. kann die Frage, wie die Mastodon]kadaver ins kolumbianische Hochland kommen, obwohl diese Tiere eigentlich Flachlandbewohner sind, ganz einfach dadurch erklärt werden, dass das angesprochene Gebiet nach dem Muckschen Szenario durch die angesprochene „Kippbewegung” der Kontinentalränder während des Untergangs von Atlantis angehoben wurde.
Muck errechnete, dass über Nordwesteuropa eine Dunkelwolke lag, die eine spezifische Flora und Fauna hervorbrachte. Er spricht von einer 2000-Jahre anhaltenden Dunkelheit. Von Phasen, in denen die Sonne nicht schien, wird schließlich auch in alten Überlieferungen berichtet, so auch im Schöpfungsbericht der Bibel. Bei der Erschaffung von Sonne und Mond ist dort nach dem Originaltext nicht die Rede von einer Schöpfung aus dem Nichts, sondern die Bedeutung ist hier „sichtbar machen” oder „erscheinen lassen“.
Muck beruft sich auch auf Mythen von einer Nebelwelt des Nordens (Niflheim), wie sie in der Edda geschildert wird. Die Atlantischen Ur-Cromagnards waren recht groß, so dass Muck hiermit die Sage von den „Riesen der Vorzeit“, die auch in der Bibel vorkommt, erklärt. [Vergl. dazu: [Riesen - Märchenwesen oder historische Realität?] von Otto Muck; d. Red.] Sie waren rothäutig, so dass die Indianer und Indios die typischsten Nachfahren der Ur-Cromagnards sind, "während die Europäer unter der langen Dunkelheit langsam ausbleichten, korrekt ausgedrückt, pigmentarm wurden." So ist nach Muck die 'weiße Rasse' entstanden.
Muck weißt darauf hin, dass Leonard Woolley und seine Mitarbeiter bei ihren Grabungen in Warka-Ur im Jahr 1928 Woolleys Meinung nach auf ein unzweifelbares Relikt der Sintflut gestoßen waren. Es handelt sich um eine zweieinhalb Meter mächtige, völlig fundleere Schwemmlehmschicht weit unter den frühsumerischen Königsgräbern, etwa zwölf Meter unter der heutigen Oberfläche.
Muck war überzeugt davon, dass nur ein Aschen- und Schlammregen wie jener vor rund 10 000 Jahren, der alles wegwusch, was ihm in den Weg kam, eine feinkörnig-lehmige Schwemmtonschicht erzeugen konnte, in der jeder archäologische Fund grundsätzlich fehlen musste. Denn alles, was hätte fossiliert werden können, war vorher von den Regenfluten ins Meer verwaschen, hinweggespült, worden. Nach der Katastrophe kam es zu einer plötzlichen Klimakatastrophe, wie sich durch die beschriebene Erhaltung der erstickten oder ersäuften Mammutkadaver in Eisblöcken bereits angedeutet wurde. Nach Muck resultierte sie aus einer Verlagerung der Erdachse. Diese kam folgendermaßen zu Stande:
Muck errechnete, dass der frühere Nordpol etwa 3500 Kilometer vom gegenwärtigen entfernt lag. Dieser frühere Nordpol lag laut Muck irgendwo zwischen den Inseln Nordkanadas und Grönland. Er habe vermutlich ortsgleich mit dem heutigen magnetischen Pol gelegen. Die dann eingetretene [Polverschiebung] würde in ihrem Winkelwert ziemlich genau der ekliptischen Schiefe der Erde - also ca. 23 Grad – entsprechen.
Es gab einen Schock, der durch den Einsturz des „Planetoiden A” - wie Muck den Einschlagskörper nannte - und den Auswurf gewaltiger Massen auf die Erde ausgeübt worden war. Der Erdkreisel reagierte auf diesen Schock hin sofort, und zwar dynamisch-stabilisierend. Das heißt, er bekannt sofort zu taumeln, oder zu präzessieren, um es wissenschaftlich auszudrücken. Nun hat sich - wenn wir Mucks Szenario folgen - die Erdachse noch schiefer gestellt, als dies vorher bereits der Fall gewesen war, vorausgesetzt, sie habe vorher überhaupt schräg gestanden. Diesen Punkt lässt Muck offen. Und mit der Erdachse hat sich auch der Drehpol verändert.
Muck betont, dass nur jener Drehpol, durch den die Rotationsachse, nicht etwa der ganzen Erdachse, sondern nur der starren Kruste, läuft, sich um rund 3500 Kilometer verschoben habe. Diese Verschiebung sei auf einer Geraden erfolgt, die auf den Einschlagsort des „Planetoiden A“ hinweise. Diese Gerade verbinde diesen mit der Lage des Drehpols vor der Katastrophe und der Lage desselben danach. Darin sieht Muck den Beweis, dass tatsächlich der Einfall dieses Himmelskörpers dafür verantwortlich war, dass der Drehpol, bedingt durch die Schwenkung der Erddrehachse um 20%, quasi „verrutscht“ ist. Muck erklärt dies dynamisch als Folge der Superposition des durch den Einsturz ausgelösten Drehmoments über das Kreiselmoment der Erdkugel.
Die Drehachse verschob sich nun aber nicht allein. Genau genommen führte die gesamte Erdkruste, die auf einer Art „Gleitlager” aus leichflüssigem Magma, das sich um die Erdkugel zieht, aufliegt, eine Schwenkung um ca. 20 Grad durch. Ursache hierfür war wieder der schräg erfolgte Stoß des Planetoiden, der sie zu dieser Ausgleichsbewegung zwang. Dann aber griff eine andere Kraft - die Reibungsdämpfung im Magmalager, die den Vorgang schnell wieder abbremste. Muck rechnete diesen Vorgang nach und kam zu dem Ergebnis, dass, wenn man für das Randmagma plausible Zähigkeitswerte ansetze, die Bewegung der Tiefe nach innerhalb einer wenige 100 Meter mächtigen Magma-Randzone abgeklungen sein müsste. Der wichtige Schluss hieraus ist, dass die Polverlagerung ein reines Oberflächenphänomen war.
Sie hatte keinen Einfluss auf das dynamische Gleichgewicht der Schmelzschale, die die eigentliche Erdmasse enthält. Die Rotationsachse der Erde - die wahre „tiefer liegende” Rotationsachse, die durch die vom Vorgang der oberflächlichen Polverlagerung unbetroffenen Schmelzschale, repräsentiert wird - behielt folglich ihre Lage bei und spiegelt sich am Himmel als „Pol der Ekliptik”. Nur der Erdkrustenkreisel taumelt. Er präzessiert um den wahren Pol. Genauer gesagt, beschreibt er eine spriralige Kurve. Spiralig deshalb, weil die Reibungsdämpfung im Auflager dämpfend wirkt. So richtet sich der taumelnde Erdkrustenkreisel langsam auf, und hieraus resultierend nimmt die „Schiefe der Ekliptik”, langsam, aber in bekanntem Tempo, ab.
Nach Muck riss irgendwann im Vortertiär die damals zusammenhängende Gesamtscholle im Atlantik. Der Grund müsse eine Erdumwälzung gewesen sein. Entgegen der ursprünglichen Auffassung Wegeners beschrieb Muck, dass die Urscholle nicht einheitlich, sondern ein Mosaik war, das, als es über der heißen Schmelzschale erkaltet und dabei schrumpfte, in viele Teile zerrissen wurde. Leichtflüssiges Magma drang nun in die Spalten ein und verklebte diese. Diese Nahtstellen zwischen den Sialtafeln (bestehend aus Silizium und Aluminium) müssen demnach also aus Sima (Silizium-Magnesium) bestehen, das eben von unten her in diese schmalen Schrumpfrisse eingedrungen war.
Daraus ergibt sich folgendes: Als die Naht im Atlantik entstanden war, wanderten die nun getrennten Sialtafeln westlich und östlich von der Nahtstelle weg. Doch von dem Sima, das zäh an ihren Rändern klebte, mussten sich die Tafeln erst befreien. Dieser Kittstoff, der wie der Untergrund aus Sima bestand, blieb jedoch an Ort und Stelle zurück, und dieser „Kittrücken” ist uns heute unter dem Begriff „Mittelatlantischer Rücken” bekannt. Wenn Wegener davon ausging, dass die Kontinente von Amerika und Afrika zusammenpassten, so meinte er damit Südamerika und Afrika, wo genau das auch zu trifft, doch im Norden hat er bei seinen Betrach-tungen nicht ganz so genau gearbeitet. Die Kontinentalschelfe passen nördlich von Südamerika nämlich nicht mehr aneinander.
Alfred Wegener versäumte es, der Reißnaht, dem Mittelatlantischen (Kitt)-Rücken, Beachtung zu schenken. Da die Kontinentalschelfe sich rechts und links vom Kittrücken losrissen haben, wäre dies jedoch unabdingbar gewesen. Der Mittelatlantische Rücken ist im Nordatlantik breiter als im Süden, und aus diesem Grund kann die gesamte Drift-Konzeption ohne Einbeziehung des Mittelatlantischen Rückens nicht funktionieren. Muck fand heraus, dass die Schelfe tatsächlich an den Mittelatlantischen Rücken passen, und auf dieser verkitteten und immer noch instabilen Reißnaht lag Atlantis. Genau betracht, passt eine Großinselscholle wie Atlantis also sehr gut in das Bild der Kontinentaldrift-Theorie.
Allerdings gibt es auch Kritik an Mucks Theorien. Die Mainstream-Geologie lehnt Mucks Thesen ab, schließlich könne kein Kontinent im Atlantik untergehen, denn dort gäbe es keine Subduktionsvorgänge. Doch es gibt auch Geologen wie Alexander Tollmann, die Hinweise auf einen ehemaligen Mikrokontinent im Atlantik in der Azorengegend, der durch den Einschlag eines Himmelkörpers untergegangen sei, fanden. Was die Maya-Chronologie betrifft, gibt die allgemeine Lehrmeinung Henseling nicht recht, sie setzt - nach dem „Maya-Papst“ Eric Thompson - das Nulljahr des Maya-Kalender auf das Jahr 3114 v. Chr. an. Die Geologen und Autoren Pitman Walter und Ryan William sind der Meinung, dass die von Woolley entdeckte Schlemmlehmschicht schlicht und einfach auf einen ehemaligen Deichbruch gehandelt haben könnte.
Trotz aller Kritik halte ich Mucks Thesen im Großen und Ganzen für stichhaltig. Sie könnte etliche Aspekte der Atlantis-Frage erklären.
Verwendete Literatur
Horn, Roland, M.: Das Erbe von Atlantis. Lübeck 2001
Horn, Roland, M: Gelöste und ungelöste Mysterien dieser Welt. München 2000
Mackowiak, Bernhard: Atlantis. Stuttgart 1997
Muck, Otto: Alles über Atlantis. München 1979
Muck, Otto: Atlantis - Die Welt vor der Sintflut. Olten 1956
Pitman Walter und Ryan William: Sintflut. Bergisch-Gladbach 1998
Tollmann, Alexander und Edith: Und die Sintflut gab es doch. München 1993
Bild-Quellen:
(1-5) Otto Muck: Atlantis - Die Welt vor der Sintflut. Olten 1956
(6) http://www.mesoweb.com/palenque/resources/aerials/01.html
(7) Otto Muck: Atlantis - Die Welt vor der Sintflut. Olten 1956
(8) http://atlantis.w-smit.com/poles.html
(9) http://www.kfunigraz.ac.at/igamwww/institut/images/a-wegener.jpg