Netamaki

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Die sagenhafte Urheimat der Lëni Lenâpé (Delawaren) und der Streit um das 'Walam Olum'

Abb. 1 Zwei Frauen aus dem Volk der Lenâpé, dessen uralte Überlieferungen von seiner Urheimat Netamaki und der Einwanderung nach Nordamerika berichten (Foto: ca. 1910, Oklahoma)

(bb) Die Lëni Lenâpé bzw. Lenâpé (wahre Menschen), Lunaapeew oder - wie sie von den europäischen Siedlern genannt wurden - Delaware (zu Deutsch: Delawaren), sind eine, ethnologisch den Algonkin zugeordnete, indianische Volksgruppe. Ihre Angehörigen bewohnten zu Beginn des 17. Jahrhunderts, also zur Zeit der ersten Kontakte mit den Weißen, in nur lose miteinander verbundenen Gruppierungen die Gebiete des heutigen New Jersey, des östlichen Pennsylvanien entlang der Wasserscheide des Delaware River, des westlichen Long Island und des unteren Hudson Valley. [1] Den mündlichen Überlieferungen mehrerer Algonkin-Stämme zufolge, bildeten die Lenâpé jedoch vormals zusammen mit den Nanticoke (Südliche Delawaren), Powhatan (Renape) und Shawnee einen gemeinsamen Stamm. [2]

Neben den Shawnee und den kanadischen Okanagan [3] verfügen die Lenâpé nicht nur - wie die meisten amerinden Stämm und Nationen - über Sintflutlegenden und Berichte über kataklysmische Ereignisse in ferner Vergangenheit, sondern sie bewahren zudem auch Überlieferungen, welche die Einwanderung ihrer frühen Vorfahren nach Nordamerika beschreiben. Außerdem berichten, nebenei bemerkt, die Überlieferungen der Lenâpé auch über das kultivierte Volk der riesenhaften, Städte bauenden Allegewi (Talligewi), auf das sie nach ihrer Immigration im Tal des Mississippi stießen. [4]

Dass die Ursprungs-Legenden der Lenâpé nicht, wie so viele andere indianische Überlieferungen, mit dem Ethnozid der 'Weißen' Eindringlinge an den amerinden UreinwohnerInnen in Vergessenheit gerieten, ist vor allem dem Universalgelehrten Constantine Samuel Rafinesque-Schmaltz (1783–1840) zu verdanken. Im Jahr 1836 veröffentlichte er den ersten Teil seiner Abhandlung "The American Nations". [5] (Abb. 2) Darin stellte er seine Übersetzung des Walam Olum ("Die eingravierten Jahre", oder - nach der Färbung der Piktogramme - "Die rote Aufzeichnung") vor, einem in der ideographischen Schrift [6] der Lenape verfassten Text, in dem ihre Vorfahren die Geschichte ihres Volkes für nachfolgende Generationen niedergeschrieben hatten.

Abb. 2 Das Titelblatt des 1. Teils von C.S. Rafinesques Abhandlung aus dem Jahr 1836

Das jüngste bekannte Original der Niederschrift des Walam Olum, das sich auf einem Holz- oder Rindenstück befand, ging offenbar noch zu Rafinesques Zeiten verloren - eines der 'Argumente', die Skeptiker heute vorbringen, um die Authenizität dieser Überlieferung infrage zu stellen, obwohl zumindest an der Echtheit der verwendeten Zeichen kaum zu zweifeln ist. Immerhin wurden zumindest zwei der zahlreichen Übersetzungen des Textes [7] von Angehörigen der Lenâpé erstellt. [8] Ein anderer Grund, der seitens der Vertreter der Fälschungs-Annahme vorgebracht wird, ist die Behauptung, dass derartige Überlieferungen unmöglich über viel Jahrtausende hinweg erhalten geblieben sein können.

David M. Oestreicher, einer der lautstärksten 'Champions' der Fälschungs-These, verstieg sich 1996 [9] sogar zu der Anschuldigung, Rafinesque höchstpersönlich habe die Fälschung vorgenommen, um Aufmerksamkeit auf sch zu ziehen. Inspiriert worden sei er dazu durch den Fund der "Goldenen Tafeln", den Joseph Smith, der Begründer der heutigen Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage ("Mormonen") im Jahr 1830 für sich in Anspruch nahm. [10] Ebenso wie jene beschrifteten Tafeln seien auch Rafinesques hölzerne Datenträger unauffindbar, dieser habe sich die Geschichte selber ausgedacht und mit Hilfe ihm bekannter Wörterücher der Delawaren-Schrift abgefasst. Müssen wir betonen, dass Dr. Oestreicher den Beweis für seine Anschuldigungen gegenüber Rafinesque, der sich als "penibler und methodscher Gelehrter" (Yates, 2012) immerhin auch Meriten bei der Entzifferung der Maya-Glyphen erwarb, bis heute schuldig geblieben ist? [11]

Halten wir, was den Streit um das Walam Olum betrifft, abschleßend fest dass selbst einige der Autoren, die es für einen Hoax hielten oder halten (z.B. [ Brinton], 1885), zugestehen, dass sein Inhalt durchaus im Einklang mit den sonstigen Überlieferungen zu bringen ist. Referenzfehler: Für ein <ref>-Tag fehlt ein schließendes </ref>-Tag.


Nach der üblichen Interpretation des Textes sind sie von Sibirien aus - also von Norden her - quer durch Nordamerika bis in ihr traditionelles Wohngebiet an der Atlantikküste gezogen [16],


Der erste, der Netamaki unter Berufung bereits Ignatius Donnelly 1882 unter Berufung auf den Universalgelehrten C. S. Rafinesque (1836) über die Ursprungs- und Sintflutlegenden der Lenni Lenape (Delawaren). [2] Wie Rafinesque von den Lenni Lenape erfuhr, sollen ihre Vorfahren einst in einem sagenhaften "Ersten Land" namens Netamaki,

"Die Delaware-Indianer berichten, wie ihre tugendhaften Vorfahren durch Powako, einen Hohepriester, verdorben wurden, der 'Intake' einführte, eine zügellose Schlangen-Anbetung. Um sie zu bestrafen, überflutete ein schrecklicher Kataklysmus ihr reiches Heimatland. >All dies geschah vor sehr langer Zeit<, erklärt der delawarische 'Hymnus der Flut', >im ersten Land, jenseits des großen Ozeans Kitahikan (dem Atlantik).< Offenbar ist Netamaki eine delawarische kulturelle Flexion von Platos Atlantis." [12]


Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

  1. Quelle: Wikipedia - The Free Encyclopedia, unter: "Lenape" (Stand: 24. November 2016)
  2. Quelle: Wikipedia - Die freie Enzylopädie, unter: Lenni Lenape (Stand: 24. November 2016)
  3. Anmerkung: Zu den Okanagan und ihrer mythisch-legendären Urheimat siehe bei Atlantisforschung.de: "Samah-tumi-whoo-lah" (red)
  4. Siehe: John Heckewelder, "Account of the History, Manners, and Customs of the Indian Nations who once inhabited Pennsylvania and the Neighboring States", Philadelphia, 1818; vergl. auch: Terry A. Barnhart, "American Antiquities: Revisiting the Origins of American Archaeology", University of Nebraska Press, 2015 (ohne Seitenangabe teilweie online bei Google Books. Hier die entsprechende Text-Passage)
  5. Siehe: C.S. Rafinesque, "The American Nations; or, Outlines of a National History; of the Ancient and Modern Nations of North and South America", Philadelphia, 1836
  6. Anmerkung: Die im Walam Olum verwendeten Piktogramme bzw. Ideogramme stellte der Archäologe und Ethnologe Daniel Garrison Brinton (1837-1899) in seinem Werk "The Lenâpé and their Legends: With the Complete Text and Symbols of the Walam Olum", Philadelphia 1885, vor. Eine Auswahl ist online auch hier zu finden. Die von ihm präsentierte Übersetzung des Textes wurde übrigens auf seine Bitte hin von Angehörigen des Lenâpé-Volkes erstellt.
  7. Für eine schnelle Übersicht zum Inhalt der Überlieferung siehe z.B. die Übersetzung ins Englische aus: Eugene Webb, "Walum Olum; A Migration Legend of the Delaware Tribe", University of Washington Press, 1981; online bei The Cedar Mesa Project (abgerufen 25. Nov. 2016)
  8. Vergl. Fußnote 6; siehe zudem: o.A., "The HISTORIAN, the RECORDER, and the EDITOR of The WALAM OLUM", bei X (abgerufen 25. Nov. 2016)
  9. Siehe: David M. Oestreicher, "Unraveling the Walam Olum", in: Natural History Magazine, Oktober, 1996, S. 14 ff.
  10. Anmerkung: Dazu sei kurz darauf hingewiesen, dass Rafinesque seinerseits die Goldtafeln des Joseph Smith für einen Hoax hielt.
  11. Anmerkung: Zu einer vernichtenden Kritik an Oestreichers 'Expertse' zum Walam Olum und einer meisterlichen Verteidigung Rafinesques sowie der Authentizität des Walam Olum siehe übrigens: Donald N. Yates, "Old World Roots of the Cherokee: How DNA, Ancient Alphabets and Religion Explain the Origins of America's Largest Indian Nation", McFarland, 2012, S. 64 (Yates´ Betrachtung des Walam Olum beginnt schon einge Seiten zuvor.). Außerdem mit beachtlichen Argumenten für die Authentzität des Walam Olumvotierend:
  12. Quelle: Frank Joseph, "The Atlantis Encyclopedia", Career Press, 2005, S. 201, Stichwort: "Netamaki" (Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)

Bild-Quelle: