Günter Bischoff: Atlantis und sein Zentrum Althelgoland
Eine Buchbesprechung von Bernhard Beier
Dass die, Mitte des 20. Jahrhunderts von Pastor Jürgen Spanuth wissenschaftlich konzipierte und populär gemachte These einer Identität Von Platons Atlantis und Althelgoland keineswegs 'vom Tisch' oder 'längst widerlegt' ist, beweist Günter Bischoff jetzt eindrucksvoll mit seinem lange erwarteten Erstlingswerk "Atlantis und sein Zentrum Althelgoland". (Abb. 1) Dabei ist der Begriff 'Erstlingswerk' in gewisser Weise irreführend. Zwar handelt sich dabei um seine erste Veröffentlichung in Buchform, aber Bischoff, der sich bereits seit den 1970er Jahren intensiv mit der Enträtselung der Atlantis-Legende befasst, ist ein schon seit mehr als zwei Jahrzehnten in Fachkreisen bekannter Atlantis-Experte und -Autor, der bisher allerdings ausschließlich Artikel in Zeitschriften und Magazinen publiziert sowie das Internet als Plattform für seine Veröffentlichungen genutzt hat.
Mit "Atlantis und sein Zentrum Althelgoland" stellt Günter Bischoff nun auch sein beachtliches schriftstellerisches Vermögen nachdrücklich unter Beweis, indem er dieses im besten Sinne populärwissenschaftliche, eine äußerst komplexe Materie behandelnde Werk zu einem spannend-unterhaltsamen Lesegenuss gemacht hat, der sowohl den Bedürfnissen von Einsteiger/innen in die Thematik als auch jenen gestandener Fachleute gerecht wird - ein wahrer Spagat, an dem so mancher Sachbuchautor in diesem Bereich zuvor kläglich gescheitert ist. Zu loben ist auch, dass Bischoff sich keineswegs darauf beschränkt, Jürgen Spanuths damalige Erkenntnisse zu rekapitulieren, sondern vor dem Hintergrund neuer eigener Erkenntnisse, sowie im Licht der Forschungsergebnisse von Kollegen, wie etwa Walter Stender, Hans–Wilhelm Rathjen und Hermann Zschweigert zu aktualisieren bzw. zu ergänzen.
Wichtig für die besonders gute Lesbarkeit des Buches - und für den äußerst positiven Eindruck, den es bei diesem Rezensenten hinterlassen hat - sind auch die klare und übersichtliche inhaltliche Struktur, welche Bischoff dafür entwickelt hat, sowie die üppige und hochwertige Illustration. Diesbezüglich ist auch der Verlagsgruppe Husum zu danken, die "Atlantis und sein Zentrum Althelgoland" trotz der die Produktionskosten steigernden Menge des - in nicht geringem Umfang farbigen - Illustrations-Materials zu einem recht günstigen Preis anbietet.
Besonders erwähnenswert erscheint dem Rezensenten zudem der hohe informative Nutzwert, den dieses Buch für ganz unterschiedliche Gruppen von Leser/innen mit sich bringt: So finden Kritiker der Vorstellung eines prä- bzw. protohistorischen Atlantis darin zahlreiche Argumente, die geeignet sein dürften, sie ihre ablehnende Grundhaltung überdenken zu lassen. Anhänger der These, der Atlantisbericht beziehe sich ganz - oder zumindest in Teilen - auf reale Ereignisse während der späten Bronzezeit, werden bei der Lektüre ebenso mit interessanten Informationen und Argumenten versorgt, sowie auch all jene, welche im Rahmen der Atlantis-Debatte den europäisch-nordwestafrikanischen Megalithkulturen besondere Beachtung schenken. Auf ihre Kosten kommen auch diejenigen, die sich mit den nach wie vor ungelösten Fragen nach den Gründen für den plötzlichen Zusammenbruch der endbronzezeitlichen Hochkulturen und dem Charakter des so genannten "Seevölkersturms" im Mittelmeer-Raum befassen. Man muss also, um es abschließend auf den Punkt zu bringen, keineswegs ein Anhänger der Lokalisierung des atlantidischen Machtzentrums nahe der heutigen Restinsel Helgoland (Abb. 2) sein, um dieses Buch mit Genuss und Gewinn lesen zu können.
Anmerkungen und Quellen
Diese Rezension von Bernhard Beier (©) wurde am 4. September 2016 bei Atlantisforschung.de erstveröffenlicht.
Bild-Quellen:
- 1) Verlagsgruppe Husum / Bild-Archiv Atlantisforschung.de
- 2) Original von Pegasus2; Überarbeitung von Sioux bei Wikimedia Commons, unter: File:Helgoland Vogelperspektive sx.jpg (Lizenz: Creative Commons, CC BY-SA 3.0)