Die unterseeische Ebene

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Atlantis: Der verlorene Kontinent (V)


von unserem Gastautor William Lauritzen

Seit ich Platons Atlantisbericht in den frühen 1980ern gelesen hatte, war ich mir bewusst, dass Atlantis ein ausgedehntes System von Kanälen besaß. So war ich 1990, als ich zum ersten mal Fuller's Werk zu studieren begann, beeindruckt von der Tatsache, dass er Flüge über Kambodscha und Thailand berschreibt, bei denen er Netzwerke und Kanal-Muster sah, die sich hunderte von Meilen ins Landesinnere hinziehen.

Abb. 1 Ein Kanal bei Djakarta in Indonesien

Etwa zu dieser Zeit dachte ich zum ersten mal darüber nach, Atlantis könne womöglich auf der großen, unterseeischen Ebene zwischen Australien und Südost-Asien existiert haben. Dieses Gebiet war bis zum Ende der Eiszeit, das ein Abschmelzen der Gletscher und damit einen Anstieg der Meeresspiegel verursachte, trockenes Land gewesen. Jedenfalls hatte ich keine Zeit und keine Ressourcen, um solch eine Untersuchung durchzuführen. Ich ging davon aus, dass ich umfangreiches Tauch-Equipment und Boote benötigen würde.

Ebenfalls um diese Zeit (1992) besuchte ich eine Vorlesung des California Institute of Technology, von Dr. Ronald Blom, mit dem Titel "Space Technology and the Discovery of the Lost City of Ubar." Ähnlich wie bei Troja, hatten viele Gelehrte bezeifelt, dass diese Stadt, die sowohl im Koran als auch in den Erzählungen aus "Tausend und einer Nacht" erwähnt wird, jemals existiert habe. Ubar war das Zentrum des Handels mit einem seltenen Harz, dem "Frankincense". Die Entdecker, zwei Amateur-Archäologen, taten sich mit NASA-Wissenschaftlern zusammen und nutzten Satelliten-Aufnahmen, um alte Straßen in der Wüste herauszufinden, die sie möglicherweise zu den Überresten dieser Stadt führen konnten. (Interessanter Weise nannte Lawrence von Arabien diese Stadt "das Atlantis des Sandes". Auch ist von Interesse, dass, wie bei Troja, Amateure diese Entdeckung machten.)

Ich kontaktierte die NASA (Jet Propulsion Laboratory) kurz nach ihrer Lektüre und sagte ihnen, dass ich gerne Satellitenbilder von Südost-Asien für archäologischa Studien sehen würde. (Ich zögerte, Atlantis zu erwähnen.) Meine Idee bestand darin, dem Erfolg von Ubars Entdeckung folgend, nach Mustern zu suchen, die mich zum Ort dieser alten Zivilisation führen könnten. Man war bereit zu einer Zusammenarbeit, aber ich war zu dieser Zeit nicht in der Lage, die Sache weiter zu verfolgen.

Abb. 9 Karte der geologischen Aktivität in Südost-Asien

1995 habe ich diese Idee an eine anthropologische Newsgroup gepostet: Passend zu der großen Zahl von Kanälen in Südost-Asien, und zu den steigenden Meeresgewässern am Ende der Eiszeit, die dieses Gebiet bedecken, lag Atlantis wahrscheinlich in dieser Gegend. So weit ich weiß kam jedoch nichts dabei heraus. Ein Jahr später habe ich mir Platon und die von mir erwähnte Karte des Meeresbodens noch einmal vorgenommen. Trotz meiner Vorkenntnisse war ich sprachlos angesichts des riesigen Landgebiets in Südost-Asien, das beim Abschmelzen der Gletscher überflutet wurde [...]. Dieses Gebiet wurde im Norden begrenzt von Vietnam, Thailand und Kambodscha, im Westen und Süden vom malaysischen Archipel (mit den Inseln Sumatra und Java) und im Osten von den Philippinen und dem Südchinesischen Meer. Es war groß genug, um als Kontinent bezeichnet zu werden, groß genug um Atlantis beinhaltet zu haben.

Auf dieser Karte waren, mit künstlerischer Freiheit, Flüsse eingezeichnet, die über diese Ebene (später fand ich heraus, dass sie Sunda-Ebene oder Sunda-Schelf genannt wurde) flossen und in das Südchinesische Meer strömten. Dies löste in meinem Geist die Vision eines weitgestrecken, miteinander verbundenen, prähistorischen Landes aus. Ich stellte mir den Fluss Mae Nam Chuo Phraya vor, an dem die Hafenstadt Bangkok liegt, wie er die (nun unter Wasser befindliche) Sunda-Ebene durchquert, und dann ins Südchinesische Meer fließt.

Ich stellte mir vor, dass die Stadt Atlantis, wie von Platon beschrieben, höchstwahrscheinlich dort gelegen habe wird, wo der Fluss ins in das Südchinesische Meer strömt. Dies erschien als guter Platz für einen Hafen. Bangkok, stellte ich mir vor, wurde vermutlich mit den über die Jahrhunderte steigenden Wasserspiegeln immer weiter zurückverlegt.


Fortsetzung:

Der Feuer speiende Berg


Bildquellen

(1 + 2) Lauritzen, http://earth360.com/lost1.html#_edn3 (nicht mehr online)