Christos A. Djonis´ ägäisches Atlantis

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Abb. 1 Atlantis als vormalige Großinsel in der Ägäis nach Christos A. Djonis

(red) Über den im griechischen Teil der Insel Zypern geborenen, heute in den USA lebenden Forscher und Autor Christos A. Djonis und sein Atlantis-Modell (Abb. 1) heißt es in Tony O’Connells Atlantipedia:

"Sein erstes Buch, "Cyprus - The Island of Aphrodite", ist ein Reiseführer zu jener Insel. Jetzt hat er sich mit seinem nächsten Buch, Uchronia? Atlantis Revealed (Abb. 2), in 'tiefere Gewässer' vorgewagt. Kern seiner Theorie ist" die Annahme, "dass Atlantis im Ägäischen Meer lag, im Norden von Thera, wo sich die Hauptstadt der atlantidischen Konföderation befunden habe. [1] Djonis akzeptiert 9600 v.Chr. als den Zeitpunkt seiner Existenz, da der niedrige Meeresspiegel damals eine einzige Landmasse mit einer großen Zentral-Ebene verursacht habe." [2]

Christos A. Djonis selbst stellt dazu auf seiner Webseite fest: "... wenn wir Platos Bericht treu bleiben und an etwa 9600 v.Chr. festhalten, dann muss die Örtlichkeit auf der Abbildung (Abb. 4) jene Stätte gewesen sein, über die Plato sprach, ganz gleich, ob >Atlantis<, wie wir es kennen, real war oder nicht. Wie Sie sehen können, ist die Geographie absolut identisch, die vulkanische Geologie ist dort vorhanden, und die Flora und Fauna (einschließlich Elefanten) passen chronologisch zur Topographie. Des Weiteren verstärkt" das Vorhandensein von archäologischen Relikten einer "vor-bronzezeitlichen Zivilisation direkt in jener Region diese Wahrscheinlichkeit." [3]

Gerade in Bezug auf die gängigen Vorstellungen zur Zivilisationsgeschichte fordert Djonis ein Umdenken, wozu er bemerkt, es sei offenkundig "nicht länger als eine an den Haaren herbeigezoge Hypothese" zu betrachten, "dass Menschen, so wie von Plato beteuert, vor 10.000 Jahren bereits weiter fortgeschritten waren. Zusammen beweisen die altertümliche Stadt Jericho in Palästina, zu der man schon vor längerer Zeit festgestellt hat, dass einige ihrer Strukturen ins 10. Millennium v.Chr. zurück datieren, die Mega[lith]-Fundstätte von Göbekli Tepe in der Türkei (12.000 v.Chr.), und auch die überflutete Stadt vor der Küste des westlichen Indien, im Golf von Khambat (8000 v.Chr.), schlüssig, dass prähistorische Menschen schon früher Fortschritte gemacht haben, als Anthropologen bisher dachten." [4]

Abb. 2 Das Frontcover von Christos A. Djonis´ im vergangenen Jahr (2013) erschienenem Atlantisbuch

Die Kreto-Minoer betrachtet Djonis als Nachfolge-Kultur der von ihm konstatierten ägäischen Atlanter, und zu seinen Annahmen gehört, wie Tony O’Connell hervorhebt, auch "die Vorstellung, dass die Minoer während der Bronzezeit > nicht nur in beträchtlichem Umfang im Gebiet um den Lake Superior [in Nordamerika; d.Ü.] Kupfer abbauten, sondern dass sie auch regelmäßig Tabak und andere Spezereien aus Amerika nach Santorin mitbrachten<." [5]

Damit kommt Christos A. Djonis, was anzunehmende protohistorische Kontakte altertümlicher Bewohner des Mittelmeer-Raums mit altamerikanischen Kulturen betrifft, zu einem ganz ähnlichen, quasi diffusionistischen Ergebnis wie auch Gavin Menzies in seinem bereits 2011 erschienenen Buch The Lost Empire of Atlantis [6], aber Djonis geht einen entscheidenden Schritt weiter als Menzies. Er geht nämlich davon aus, dass transatlantische Kontakte bzw. Migrationen bereits zu Zeiten der ursprünglichen Atlantier, nämlich im späten Paläolithikum oder frühen Mesolithikum erfolgten.

Dazu heißt es bei ihm: "...war jene verschollene Zivilisation fähig, wie von Plato erklärt, mittels 'Insel-Hüpfens' nach Nord- und Südamerika zu steuern? Offensichtlich [...] war die von ihm erwähnte enorme Insel / der Kontinent auf der entgegengesetzten Seite des Atlantik, >jenseits der Säulen des Herakles< (Straße von Gibraltar), die / der >jenen veritablen Ozean umfasst< und >größer als Libyen und Asien zusammengenommen< war, Amerika und nicht Atlantis, wie viele in der Vergangenheit spekuliert haben.

Wenn das so ist, kann dieses frühe Wissen um den amerikanischen Kontinent auch am besten erklären, wie die Haplogruppe X, ein Gen des Mittleren Ostens, vor 10.000 Jahren in das Gebiet der Großen Seen gekommen ist? Wenn nicht, wie können wir sonst begründen, dass erhöhte Konzentrationen von Haplogruppe X >seltsamer Weise< auch in Schottland, auf den Orkney-Inseln, den Färöer-Inseln, und auf Island existieren, im Grunde auf allen >Insel-Haltestellen< auf dem Weg von Europa nach Nordamerika?

Abb. 3 Platons Relikt-Wissen um die Existenz von Amerika könnte nun womöglich auch durch genetische Evidenzen eine späte Bestätigung finden.

Und wie erklären wir schließlich auf andere Weise, dass offizielle mtDNA-Karten zeigen, dass die höchstw Konzentration von Haplogruppe X abseits vom östlichen Mittelmeer-Raum an der Ostküste von Nordamerika, um die Großen Seen herum, existiert, und nicht in Alaska oder entlang der Westküste der Vereinigten Staaten, wo, wie die Mainstream-Wissenschaftler behaupten, die Haplogruppe X den amerikanischen Kontinent infiltriert hat. Das Faktum, dass es keine schlüssige wissenschaftliche Erklärung gibt, um das Fehlen von Haplogroppe X in dem enormen leeren Raum zwischen der Republik Altai im südlichen Russland und dem Großraum der Großen Seen zu begründen, befördert fraglos legitime Zweifel an der Beringstraßen-Hypothese.

Was die Solutréen/Clovis-Theorie (Europäer gelangten auf einer partiellen Eisdecke via Atlantik nach Amerika) betrifft, [stellt sich die Frage]: wie könnnen die Anhänger dieser Hypothese wegdiskutieren, dass von einem Dutzend individueller Haplogruppen im Europa jener Zeit (H, V, J, HV, U, T, UK, X, W und I) nur die Haplogruppe X komfortabel nach Nordamerika gelangte? Wenn vor 10.000 Jahren der Weg auf den amerikanischen Kontinent in beiden Richtungen (sowohl via Nordatlantik als auch über die Beringstraße) offen stand, wie erklären wir dann, dass nur ein einziges europäisch/mediterranes Gen die Reise in die Neue Welt schaffte, während auf der gegenüberliegenden Seite alle vier asiatischen Haplogruppen (A, B, C und D) einander sequenziell durch die Beringstraße nach Amerika folgten?" [7]

Ein weiterer Diskurs zu der hier kurz vorgestellten genetischen Argumentation sollte sicherlich spannend werden. Im Grundsatz dürfte Djonis jedenfalls, was seine Annahme weit prähistorischer transatlantischer Kontakte (einschließlich Handelsbeziehungen) zwischen Alter und Neuer Welt betrifft, schon ganz richtig liegen. Dies machen unabhängig von humangenetischen Evidenzen gerade auch die in jüngeren Jahren gewonnenen, von Mainstream-Historikern hartnäckig ignorierten vegetationsgeographischen Erkenntnisse zur interkontinentalen Verbreitung von Kulturpflanzen deutlich. So lässt sich heute z.B. eindeutig nachweisen, dass der Flaschenkürbis und die Baumwolle nicht ohne menschliches Zutun vor mehr als 9000 Jahren nach Amerika gelangt sein können [8], was ohne transatlantische Seefahrten schlechterdings unmöglich gewesen wäre.

In atlantologischer Hinsicht, bzw. seine Atlantis-Lokalisierung betreffend, können wir hier in Anbetracht der Tatsache, dass uns sein Buch noch nicht vorliegt, nur sehr allgemein auf offenkundige Diskrepanzen seines Modells zu den Aussagen im Atlantisbericht verweisen. Dazu zitieren wir abschließend noch einmal Tony O’Connell: "Ich erwarte mit Interesse zu sehen, wie Djonis mit den vielen verzwickten Problemen bezüglich Platos Text umgeht. Wie will er beispielsweise erklären, dass Plato unmissverständlich feststellte, die Atlantier seien von Westen her gekommen, während Djonis’ Atlantis doch im Südosten Athens gelegen ist?" [9]


Weblinks


Addendum


Djonis 3.jpg
Abb. 3 Christos A. Djonis´ Atlantis in einer detaillierten topographischen Darstellung mit Legende


Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

  1. Siehe dazu auch: Christos A. Djonis, "Plato's Atlantis: Real or a Cautionary Tale?", 2. Juli 2014, bei ATLANTIS REVEALED.com (abgerufen: 16. Nov. 2014)
  2. Quelle: Tony O’Connell, "Djonis, Christos A", 18. Oktober 2013, bei Atlantipedia.ie (abgerufen: 16. Nov. 2014; Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)
  3. Quelle: Christos A. Djonis, "Plato's Atlantis: Real or a Cautionary Tale?", 2. Juli 2014, bei ATLANTIS REVEALED.com (abgerufen: 16. Nov. 2014; Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)
  4. Quelle: ebd.
  5. Quelle: Christos A. Djonis, "The Minoans", bei: ATLANTIS REVEALED.com; zitiert nach: Tony O’Connell, op. cit. (Links abgerufen: 16. Nov. 2014; Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de) --- Red. Anmerkung: Die genannten Importe aus Amerika würden auch die Entdeckung von Tabak- und Kokainspuren in ägyptischen Mumien erklären (siehe: "Das Koks der Pharaonen"), da die alten Ägypter zweifellos Handelsbeziehungen mit dem Minoern pflegten.
  6. Siehe: Gavin Menzies, "The Lost Empire of Atlantis: History's Greatest Mystery Revealed", London (Hachette), UK, 2011
  7. Quelle: Christos A. Djonis, "Plato's Atlantis: Real or a Cautionary Tale?", 2. Juli 2014, bei ATLANTIS REVEALED.com (abgerufen: 16. Nov. 2014; Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)
  8. Siehe dazu: Dominique Görlitz, "Prähistorische Ausbreitungsmechanismen transatlantisch verbreiteter Kulturpflanzen" (Dissertation), Gotha, 2012
  9. Quelle: Tony O’Connell, "Djonis, Christos A.", 18. Oktober 2013, bei Atlantipedia.ie (abgerufen: 16. Nov. 2014; Übersetzung ins Deutsche durch Atlantisforschung.de)

Bild-Quellen:

1) Tony O’Connell, "Djonis, Christos A", 18. Oktober 2013, bei Atlantipedia.ie
2) Bild-Archiv Atlantisforschung.de
3) Wolter Smit, Was This Atlantis?, unter: Plato and Atlantis
4) Christos A. Djonis, "Plato's Atlantis: Real or a Cautionary Tale?", bei ATLANTIS REVEALED.com