Das verschollene Inselreich von Penglai
von unserem Gastautor Reinhard Habeck
Eine seltsame Legende über ein Paradies auf einer bergigen Insel hielt sich durch die Jahrhunderte im alten "Reich der Mitte". [1] Mann kennt den mythischen Ort unter dem Namen Penglai.
Es heißt, die Insel wäre im Östlichen Meer, also im Pazifik, gelegen und sei der Himmel auf Erden gewesen. Man erzählte außerdem davon, dass sie gelegentlich von geheimnisvollen Unsterblichen aufgesucht wurde. Diese himmlischen Weisen hätten Lebenselexiere getrunken, seien daraufhin "gefedert" worden und konnten durch die Lüfte segeln.
Einige Expeditionen machten sich auf die Suche nach dem sagenumwobenen Land. Einmal wurde sogar eine ganze Schiffsflotte ausgesandt, um das Paradies aufzuspüren, ohne das eines der Schiffe zurückkehrte. [2]
"Wir werden wohl niemals herausfinden, wo die Legende entstandt", schreibt der Orientalist Robert K.G. Temple in seinem Buch "Das Land der fliegenden Drachen" [3]. "Möglicherweise war Penglai Tahiti oder Hawaii, vielleicht auch Amerika" [4], vermutet Temple.
Auffällig ist wiederum die Parallele zu den Legenden um Atlantis und Mu.
Und noch etwas ist mysteriös: In chinesischen Grabmälern aus dem 3. und 4. vorchristlichen Jahrhundert wurden plastische Darstellungen der Insel gefunden. Auf vielen Behältern und bronzenen Räuchergefäßen finden sich ebenfalls Abbildungen davon.
In manche dieser seltsamen Grabbeigaben sind komplizierte Reliefkarten des Sagenlandes eingearbeitet (Abb. 2), meist mit Bergspitzen und einer Oberflächenstruktur, in die Erd- und Halbedelsteine eingearbeitet sind.
Diese Bronzearbeiten sind in sofern erstaunlich, weil die erste vergleichbare europäische Reliefkarte erst aus dem Jahr 1510 bekannt ist. Der Kartograph Paul Dax hat sie angefertigt und [sie] zeigt das Gebiet um Kufstein in Österreich.
In China war diese Technik beinahe zwei Jahrtausende früher bekannt. Kam das Wissen dafür von den hohen Weisen aus Penglai? Existierte diese mythische Insel einst wirklich?
Anmerkungen und Quellen
Dieser Beitrag von Reinhard Habeck (©) wurde seinem Buch "Atlantis - Der verschollene Kontinent" (Abb. 3) entnommen (S. 61-63), das 2001 in der Taschenbuchreihe Rätselhafte Phänomene des Tosa-Verlags veröffentlicht wurde. Bei Atlantisforschung.de erscheint er im Nov. 2013 mit freundlicher Genehmigung des Autors in einer redaktionell bearbeiteten (Links und Illustration) Online-Fassung.
Fußnoten:
- ↑ Red. Anmerkung: Zu einem Vergleich mit diesem 'Inselparadies' in der Mythologie und Sagenwelt Japans (dort ist es unter dem Namen Hōrai bekannt) sowie zu ergänzenden Informationen siehe: Wikipedia - The Free Encyclopedia, unter "Mount Penglai"; sowie (ebenfalls auf Englisch): Nicholas P. Oakley, Quercus Rubra, unter: "Utopia: Mount Penglai & Hōrai" (beide abgerufen: 25.11.2013)
- ↑ Red. Anmerkung: "Im Jahr 219 v. Chr., als der erste Kaiser Chinas, Qin Shihuang seine 2. Inspektionsreise in das ehemahlige Koenigreich Qi unternahm, berichtete ihm Xu Fu, ein Alchimist, von drei uebernatuerlichen Bergen auf einer mystischen Insel im Ostchinesischen Meer als Wohnsitz der Unsterblichen - einer davon hiess PENG LAI. Kaiser Qin, stets auf der Suche nach Unsterblichkeit, entsandte sofort Xu gemeinsam mit 3000 Jungen und Maedchen auf Schiffen, um diese Unsterblichen zu suchen, und das Elexier der Unsterblichkeit zu verlangen...
Einige Jahre vergingen, aber Xu kehrte nicht zurueck. Als Kaiser Qin Shihuang im Jahre 210 v. Chr. seine 5. und auch letzte Reise unternahm, traf ihn Xu Fu, und berichtete, dass er aufgrund der enormen Wellen, die riesige Wale verursachten, das Land der Unsterblichen nicht erreichen konnte. Auch diesmal schenkte der aberglaeubische Kaiser den Luegen Glauben, und nachdem er selbst einen Wal erlegt hatte, schickte er Xu Fu nochmals auf die Suche..." Quelle: Peng Lai - Mystik, bei: Peng Lai (China Restaurant, Herisau, Schweiz); abgerufen: 27. Dez. 2013 - ↑ Siehe: Robert K.G. Temple, "Das Land der fliegenden Drachen: chinesische Erfindungen aus vier Jahrtausenden", Lübbe, 1990 --- Englischsprachige Erstveröffentlichung unter dem Titel: China: Land of Discovery and Invention, England (Patrick Stephens), 1986; als überarbeitete und erweiterte Neuausgabe des Titels mit einem Vorwort von Joseph Needham bei: Andre Deutsch / Carlton Books, London, Februar 2007
- ↑ Red. Anmerkung: Zu anzunehmenden Kontakten zwischen dem Alten China und Amerika siehe bei Atlantisforschung.de u.a.: "Fusang - Ein myseriöses Land im Osten Chinas" (red); sowie: "Reisen nach 'Fusang' - Chinesen im präkolumbischen Amerika?" (bb)
Bild-Quellen:
- 1) Stout256 bei Wikimedia Commons, unter: File:YuanJiang-Penglai Island.jpg; Ursprung: Zhongguo gu dai shu hua jian ding zu (中国古代书画鑑定组). 1997-2001. Zhongguo hui hua quan ji (中国绘画全集). Zhongguo mei shu fen lei quan ji. Beijing: Wen wu chu ban she. Volume 26.
- 2) Bildarchiv Reinhard Habeck; Original-Quelle: Free Gallery of Art, Smithsonian Institution, Washington D.C.
- 3) Bildarchiv Atlantisforschung.de