Fremde im prähistorischen Südafrika?

Die White Lady - Atlanter in Südafrika?, Teil V

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Abb. 12 Mit solchen Schif- fen betrieben die Phönizier nicht nur Handel im Mit- telmeer-Raum, sondern erkundeten vemutlich so- gar die Gestade weit ent- fernter Kontinente.

(bb) Eines unserer Haupt-Probleme bei dem Versuch einer Beantwortung der Frage, was für Fremde möglicherweise auf dem Brandberg-Panel ver- ewigt wurden, besteht darin, dass wir nicht wissen, wann ungefähr - und innerhalb welches Zeitraums - die hier diskutierte Felszeichnung geschaffen wurde. Entstand das Ensemble des Frieses mehr oder weniger in einem Ar- beitsgang, oder wuchs es im Laufe von Generationen, indem nach und nach immer weitere Elemente hinzugefügt wurden? Die stilistische Homogenität des Gesamtwerks scheint die erst-genannte Annahme nahezulegen, aber das ist lediglich eine Vermutung. Da sich unsere spekulativen Überlegungen zur 'Höhle der Erinnerung' jedoch ohnehin auf die zweifellos einheitliche 'Haupt- gruppe' mit der "White Lady" konzentrieren, dürfen wir diesen Datierungs-Aspekt hier vernachlässigen.

Die allgemeinen Altersangaben zu dieser Felsmalerei reichen jedenfalls von 3000 Jahren BP (Before Present), wie Breuil annahm, bis zu ca. 20 000 Jahren BP, wie heutige Archäologen veranschlagen. Auch wenn wir in dieser Frage durchaus dazu neigen, der Meinung heutiger Forscher zu folgen: da wir letztlich über keine va- lide Bewertungs-Grundlage zur Bestimmung des tatsächlichen Alters der Zeichnung verfügen, müssen wir die verschiedenen in Frage kommenden Epochen nach Hinweisen auf die Identität der abgebildeten "Reisegrup- pe" absuchen. Gehen wir dabei zunächst davon aus, dass das 'White Lady'-Ensemble aus einer bronzezeit- lichen Periode stammen könnte.

Breuil hatte, wie erwähnt, vermutet, bei den abgebildeten Personen habe es sich um eine gemischte Gruppe aus Minoern, Alt-Phöniziern und Vertretern anderer Völker aus dem mediterranen Raum gehandelt, und er hatte sogar Spekulationen über eine hellenische Kolonie am Brandberg angestellt. Für eine solche Siedlung gibt es freilich nach wie vor keinerlei greifbare archäologische Evidenzen. Zudem sollen, nach Ansicht konventioneller Prähistoriker, weder die minoischen Kreter, noch Proto-Hellenen jemals eine andere See als das Mittelmeer befahren haben, wenn wir einmal von möglichen Besuchen im Schwarzmeer-Raum absehen.

Aus alternativ-prähistorischem Blickwinkel stellt sich der Sachverhalt - das wird kaum verwundern - etwas anders dar. Was zunächst die Minoer angeht, findet sich tatsächlich kein konkreter Anhaltspunkt dafür, dass ihr Aktions-Radius wesentlich über den Großraum der Ägäis und des östlichen Mittelmeers hinausgegangen sein könnte - trotz ihrer entwickelten, nautischen Kenntnisse. Proto-Hellenen könnten allerdings, entgegen der offiziellen Lehrmeinung, schon sehr früh ins westliche Mittelmeer und bis zu den Atlantikküsten Nord- west-Afrikas und Westeuropas vorgestoßen sein (vergl. dazu: Homers Odyssee und das frühe Wissen der Griechen vom legendären Westland von Uwe Topper). Konkrete Evidenzen, die altgriechische Fahrten bis zum Südzipfel Afrikas indizieren, sind uns jedenfalls nicht bekannt.

Im Fall der Phönizier / Punier gibt es jedoch recht eindeutige Hinweise auf eine entsprechende Fahrt. Herodot (Abb. 13) spricht in seiner Schilderung einer frühen Reise in der Tat von einer phönizischen Expedition, die Mitte des letzten vorchristlichen Jahrtausends mit mehreren Schiffen im Auftrag des ägyptischen Pharao Ne- cho II. (ca. 610-595 v. Chr.) Afrika umrundete. Darüber schrieb der Alternativ-Historiker Andrew Collins 2001 in 'Neue Beweise für Atlantis': "Wie Herodot erzählt, heuerte der Pharao Necho II. [...] eine Grup- pe >phönizischer Männer< an, einige Schiffe vom Roten Meer zu den ägyptischen Mittelmeerhäfen zu bring- en - um den afrikanischen Kontinent herum.

Dieses Unternehmen gingen die Phönizier an, indem sie von Ezion-Geber aus zunächst nach Süden fuh- ren, die ostafrikanische Küste entlang, bis zum Kap der guten Hoffnung. Von dort segelten die Schiffe in Etappen die westafrikanische Küste hinauf und erreichten schließlich, nach drei Jahren Reise, das Mittel- meer. Um ihre Verpflegung während der Überfahrt zu sichern, sollen die Seeleute jeden Herbst ein Lager aufgeschlagen und ihr eigenes Getreide gesäht und geerntet haben." [1]

Die Tatsache, dass in der westlichen Überlieferung kein "akzeptiertes" Wissen über weitere Expeditionen dieser Art - seien sie früheren oder späteren Datums gewesen - weitergegeben wurde oder erhalten blieb, bedeutet keineswegs, dass es sie nicht gegeben haben könnte. Zuviel schriftlich tradiertes Wissen ist seither dem 'Zahn der Zeit' und (erst während der jüngsten anderthalb Jahrtausende) vor allem christlicher Vernichtungswut gegenüber allem "Heidnischen" zum Opfer gefallen. Außerdem gehörte bekanntlich gerade das Wissen um profitable Fernreise-Ziele, entlegene (exklusive) Handels-Stützpunkte und Rohstoff-Quellen zu den 'privile- gierten Informationen' des Altertums, deren Veröffentlichung eher die Ausnahme von der Regel war.

Abb. 13 Der antike Histo- riker Herodot von Helikar- nassos berichtete über eine phönizische Expedition, die mit mehreren Schiffen im Auftrag des ägyptischen Pharao Necho II. (ca. 610- 595 v. Chr.) Afrika umrun- dete.

Wir dürfen jedenfalls voraussetzen, dass die Punier als enge Aliierte, Hilfs- kräfte und als "verlängerter Arm" des Pharaonen-Reiches zur See agierten und damit die, vermutlich mit dem Untergang des Alten Reiches verloren gegangenen nautischen Fähigkeiten der Herren Ober- und Unterägyptens kompensierten. Der Alternativ-Historiker Paul Barton geht jedenfalls davon aus, dass dieser "Arm" zumindest bis an die westafrikanischen Küstengebiete reichte: "Die alten Königreiche Westafrikas, die den Waldgürtel entlang der Küste von Kamerun bis Guinea beherrschten, verfügten über Handelsbe- ziehungen mit anderen Afrikanern, die bis in prähistorische Zeiten zurück- reichten. Jedenfalls handelten diese alten Königreiche, um 1500 v. Chr., nicht nur entlang der Elfenbeinküste, sondern auch mit den Phöniziern und anderen Völkern." [2]

Möglicherweise stellte die Necho-Expedition nur einen unter vielen Versu- chen der Pharaonen dieser Epoche dar, mit dem Untergang des 'Alten Reichs' verloren gegangenes Wissen zu erneuern und Erkundungen des afro-atlan- tischen Großraums vorzunehmen. Nechos phönizischer Admiral dürfte je- denfalls akribisch Buch über alle Profit versprechenden Entdeckungen ent- lang seiner zirkum-afrikanischen Reiseroute gemacht haben, wobei ihm der Reichtum Südafrikas an Gold und Diamanten nicht entgangen sein wird. Schon lange - sehr lange, wie wir sehen werden - vor seiner dortigen Visite gab es dort jedenfalls eine intensive Bergbau-Tätigkeit, die sich kaum mit den Vorfahren der heutigen Buschleute und den nativen Schöpfern des Brandberg-Frieses in Verbindung bringen lässt.

Könnte das legendäre 'Goldland Punt' der alten Ägypter in Südafrika gelegen haben? Mangels stützender Evi- denzen (explizit ägyptische oder phönizische Artefakte wurden dort bisher offen-bar nicht entdeckt) lassen sich gegenwärtig auch dazu nur Spekulationen anstellen. Jedenfalls scheint (noch) in der Spätantike eine Nutzung südafrikanischer Bodenschätze durch Völker aus dem Mittelmeer-Raum erfolgt zu sein. Darauf deutet zumindest ein Fund aus dem späten 19. Jahrhundert hin, über den es bei David Hatcher Childress heißt: "Der Archäologe J. Theodore Bent, der 1891 einige der Ruinen ausgrub und 1892 das Buch >The Ru- ined Cities of Mashonaland< schrieb, erwähnt, dass in einem Minenschacht bei Umtali eine Römische Münze aus der Regierungszeit des Antonius Pius (138 n. Chr.) gefunden worden sei." [3]

Diese Spuren - selbst, wenn wir voraussetzen, dass es hier noch einiges im Feld und in den Archiven wiederzu- entdecken gibt - sind derzeit allerdings so fragmentarisch, dass sich aus ihnen keine sicheren Schlüsse ziehen lassen. Necho´s Expedition dürfte jedenfalls interessante "Business-Informationen" von ihrer Afrika-Umrun- dung mit nach Hause gebracht haben. Da jedoch, wie gesagt, weder die Phönizier, noch ihre ägyptischen Auf- traggeber dazu neigten, bereitwillig Details zu ihren Fernreisen und Handels-Beziehungen preiszugeben, müs- sen wir uns nicht sonderlich über das Fehlen entsprechender Aufzeichnungen wundern.

Ebenfalls wenig Konkretes lässt sich auch zur Möglichkeit neolithischer Migrationen oder Reisen alt-europäi- scher bzw. nordafrikanischer Völkerschaften nach Südafrika sagen. In der Tat gibt es sowohl im saharischen als auch im subsaharischen Raum megalithische Monumente, und vergleichbare Strukturen im Gebiet der heutigen Staaten Senegal und Gambia sind im Fachjargon der Archäologen als "senegambischer Komplex" bekannt (siehe dazu: Bemerkenswerte Megalith-Funde in Afrika von William R. Corliss). Außerdem weisen einige der Uralt-Bergwerke in Südafrika ein Alter von etwa 5000 Jahren auf (siehe Hatcher Childress, 2000), und natürlich besteht die Möglichkeit, dass während des sogenannten Megalithikum 'europide' Nord- afrikaner dorthin kamen.

Allerdings existierte im zental-afrikanischen Großraum zu jener Zeit vermutlich bereits die hoch entwickelte schwarz-afrikanische Kultur der 'Proto-Saharier' (Vergl. dazu: Die Proto-saharische Zivilisation von Dr. Clyde Ahmad Winters), was großmaßstäbliche Migrationen 'europider' Völker von Nord- nach Südafrika wenig wahrscheinlich erscheinen lässt. Auch bezüglich möglicher, weit prähistorischer, Besucher aus anderen Erdteilen (z.B. Indien, Australien oder Südamerika), die auf dem Brandberg-Fries verewigt worden sein könnten, tappen wir völlig im Dunkeln. Interessant ist jedenfalls, dass einige höchst erstaunliche Hinweise noch viel weiter, bis tief in die Urgeschichte hinein, zurückreichen.

Fortsetzung:

Das Brandberg-Fries - eine Spur von Besuchern aus Atlantis?


Anmerkungen und Quellen

  1. Quelle: Andrew Collins, "Neue Beweise für Atlantis", Scherz Verlag (Bern, München, Wien), 2001, S. 150
  2. Paul A. Barton, "BLACK CIVILIZATIONS OF ANCIENT AMERICA (MUU-LAN), MEXICO (XI) - Gigantic stone head of Negritic African during the Olmec (Xi) Civilization"; online unter http://www.raceandhistory.com/historicalviews/ancientamerica.htm ; bei Atlantisforschung.de als deutschsprachige Erstveröffentlichung unter dem Titel: Schwarze Zivilisationen Alt-Amerikas (Muu-Lan) und Mexikos (Xi)
  3. Quelle: David Hatcher Childress, Technology of the Gods - The Incredible Sciences of the Ancients, Adventures Unlimited Press, Kempton, Illinois (USA), Erstausgabe April 2000, S. 82


Bild-Quellen

(12) http://www.barca.fsnet.co.uk/phoenecian-ships.htm (nicht mehr online)

(13) Gymnasium Casimiranum Coburg, unter: http://www.casimirianum.de/html/faecher/griech/herodot.gif