Paolo Valente Poddighe

Forscher- und Autorenportrait

Abb. 1 Paolo Valente Poddighe mit einem Artikel, der beweist, dass er bereits 1982 Sardinien als Platons Atlantis präsentierte

(red) Selbst viele ansonsten durchaus gut informierte InsiderInnen der Atlantisforschung werden auf die Frage, wer die Lokalisierungs-Hypothese "Atlantis auf Sardinien" entwickelt hat, spontan mit "Sergio Frau" antworten - aber das ist tatsächlich nicht zutreffend. Zwar hat der publicitytüchtige italienische Journalist zur Veröffenlichung seines Buches "Le Collone d'Ercole: Un’inchiesta" im Jahr 2002 und in der Folgezeit - u.a. mit Hilfe seiner Unterstützer bei der UNESCO - einen ganz enormen Rummel um diese mediterrane Atlantis-Lokalisierung losgetreten, aber obwohl er augenscheinlich diesen Eindruck zu erwecken trachtete, war er keineswegs ihr Urheber.

Dieses Verdienst gebührt aus atlantologie-historischer Sicht nach derzeitigem Erkenntnisstand dem in Portoscuso auf Sardinien geborenen und ansässigen Privatforscher Paolo Valente Poddighe (Abb. 1), der bereits 1982 mit einer entsprechenden Theorie zur 'atlantidischen' Nuraghenkultur an die Öffentlichkeit ging. [1]

Poddighe-convegno-rena-majore-22-luglio-2015.jpg
Abb. 2 Werbeplakat für eine der kleinen Veranstaltungen
auf Sardinien, bei denen Paolo Valente Poddighe über
Atlantis diskutiert und seine Theorie erläutert (Juli 2015)

Obwohl sich die Modelle der beiden Forscher natürlich in Einzelheiten unterscheiden - so bezieht Poddighe Korsika sowie einige kleinere benachbarte Inseln mit ein, und während Frau die Säulen des Herakles als Straße von Sizilien identifiziert, entschied er sich für die Straße von Bonifacio [2] - richtete der Sarde Plagiarismus-Vorwürfe gegen Frau, nachdem dieser, wie Podigghe erklärt, eine Vereinbarung nicht eingehalten haben soll, seine Vorarbeit künftig ausdrücklich zu würdigen. [3]

Jedenfalls änderte auch ein gewisser 'Heimvorteil', den Podigghe auf Sardinien genießt (er beteiligt sich dort u.a. aktiv an Veranstaltungen zur Ur- und Frühgeschichte der Insel [4]), nichts daran, dass sein 2006 erschienenes Werk "Atlantide Sardegna - Isola dei Faraoni" (Abb. 3) (Atlantis Sardinien - Die Insel der Pharaonen) nicht annähernd den kommerziellen Erfolg erzielte wie Fraus mit einem enormen medialen Aufwand gepuschtes Buch. Und auch dass ihm, quasi immer im Windschatten des Journalisten segelnd, die verdiente Anerkennung für seine Lebenswerk - auch im Bereich der Nuraghen-Archäologie - bis heute versagt blieb, ist zu bedauern. Umso beeindruckender sind die Beharrlichkeit und der Enthusiasmus, mit denen sich der betagte Forscher aus Portoscuso bis in die jüngste Vergangenheit hinein (Abb. 2) für die Urgeschichtsforschung auf Sardinien und die Popularisierung der Idee eines sardischen Atlantis engagiert hat. Selbst wenn man mit seiner Atlantis-Lokalisierung nicht übereinstimmen mag, ist man respektvoll festzustellen geneigt: Tanto di cappello, signore Poddighe! Hut ab!


Externum


Literaturhinweis

Poddighe - Cover.jpg
Paolo Valente Poddighe, "Atlantide Sardegna - Isola dei Faraoni" Stampacolor, August 2006


Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

Bild-Quellen:

1) "Olbia in Atlantide: Sa Oleia, la città del Sole", bei: situ officiale del Comune di OLBIA
2) Aglientu. Stasera a Rena Majore dibattito su "Non Solo Atlantide"
3) Stampacolor / Bild-Archiv Atlantisforschung.de