Die vergessenen Pyramiden der Azoren (4): Unterschied zwischen den Versionen

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[[Bild:Karavelle.png|thumb|290px|'''Abb. 1''' Hier die historische Abbildung einer typischen portugiesischen Karavelle des 16. Jahrhunderts, eines der wichtigen Schiffstypen im europäischen >Zeitalter der Entdeckungen<]]
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[[Bild:Kap 3 1 Thor & Güimar-25.jpg|thumb|340px|'''Abb. 1''' ''Thor Heyerdahl'' vor der großen Pyramide von Güimar auf Teneriffa, die angeblich nach Ansicht maßgeblicher portugiesischer Archäologen - im 19. Jahrhundert von örtlichen Landarbeitern errichtet worden sein soll. Heyerdahls Forschungen und die anderer interdisziplinär arbeitender Wissenschaftler legen dagegen dringend nahe, dass die kanarischen Pyramiden bereits vor Jahrtausenden erbaut wurden.]]
  
Es stellt sich damit die Frage, warum sich die portugiesischen Historiker so spät den
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Die Mehrheit der Historiker ist immer noch davon überzeugt, dass die [[Die Kanarischen Inseln und Atlantis|Kanaren]] relativ spät während der Antike kolonisiert wurden. Dies muss jedoch angesichts vieler Befunde in Frage gestellt werden. Die ersten Bewohner der [[Die Kanarischen Inseln und Atlantis|Kanaren]] haben vermutlich zu einem viel früheren Zeitpunkt und in mehreren Einwanderungs-Wellen diese Inseln kolonisiert <ref>'''Wölfer, D.''' (1940): "[https://books.google.de/books?id=x04aAAAAIAAJ&q=Die+Kanarischen+Inseln+und+ihre+Urbewohner.+Eine+unbekannte+Bilderhandschrift+vom+Jahre+1590&dq=Die+Kanarischen+Inseln+und+ihre+Urbewohner.+Eine+unbekannte+Bilderhandschrift+vom+Jahre+1590&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwj198n959zVAhWLYVAKHYufCqwQ6AEIKTAA Die Kanarischen Inseln und ihre Urbewohner. Eine unbekannte Bilderhandschrift vom Jahre 1590...]", Leipzig (Urfassung: [https://translate.google.de/translate?hl=de&sl=es&u=https://es.wikipedia.org/wiki/Leonardo_Torriani&prev=search Leonardo Torriani], 1590)</ref>. Erste, sichere Hinweise für diese Hypothese liefern die exzellenten Berichte [https://de.wikipedia.org/wiki/Neuzeit neuzeitlicher] Chronisten, wie [https://translate.google.de/translate?hl=de&sl=es&u=https://es.wikipedia.org/wiki/Leonardo_Torriani&prev=search Leonardo Torriani] (1590), [https://translate.google.de/translate?hl=de&sl=es&u=http://www.guanches.org/enciclopedia/index.php%3Ftitle%3DJuan_de_Abreu_Galindo&prev=search Abreu Galindo] (1624) <ref>'''Juan de Abren Galindo''', [https://books.google.de/books?id=ZTZpAAAAMAAJ&q=Historia+de+la+Conquista+de+las+Siete+Islas+de+Canaria&dq=Historia+de+la+Conquista+de+las+Siete+Islas+de+Canaria&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwiQ0ars6dzVAhVEcRQKHVlEDFAQ6AEIJzAA Historia de la Conquista de las Siete Islas de Canaria], 1632 ([https://books.google.de/books?id=DvPmAAAAMAAJ&printsec=frontcover&dq=Historia+de+la+Conquista+de+las+Siete+Islas+de+Canaria&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwiQ0ars6dzVAhVEcRQKHVlEDFAQ6AEILzAB#v=onepage&q=Historia%20de%20la%20Conquista%20de%20las%20Siete%20Islas%20de%20Canaria&f=false englischsprachige Fassung], 1764)</ref> und '''George Glass''' (1764). Sie beschreiben in allen Facetten eine [https://de.wikipedia.org/wiki/Jungsteinzeit neolithische] und nicht eine auf dem kulturellen Stand der Antike befindliche Inselbevölkerung, die weder das Rad noch Metalle bei der Ankunft der Europäer kannte.  
archäologischen Hinterlassenschaften der [[Die Azoren und Atlantis|Azoren]] zuwandten? Ein Grund für diese verspätete Zuwendung liegt in der geographischen Isolation der neun [[Die Azoren und Atlantis|Azoren]]-Inseln, die von [[Atlantis an der Algarve|Portugal]] mindestens 900 Meilen und von [[Prä- und post-diluviale Zivilisationen in Nordamerika|Nordamerika]] ungefähr 2.000 Meilen (3.600 km) entfernt liegen. Dazu kam die Unerfahrenheit der seit dem Spätmittelalter wieder im Auferstehen begriffenen europäischen Seefahrt, welche die Wiederentdeckung der [[Die Azoren und Atlantis|Azoren]] erschwert hat. Aus diesem Grund geht man immer noch davon aus, dass die [[Die Azoren und Atlantis|Azoren]] weder in der Antike noch früher durch mediterrane Kulturen entdeckt und zumindest temporär besiedelt wurden.
 
  
Als im ausgehenden Mittelalter die gewinnbringenden Handelswege nach [[Indien: Das Rama-Imperium|Indien]] für die großen europäischen Handelshäuser durch die Blockade der [https://de.wikipedia.org/wiki/Osmanisches_Reich Osmanen] (der [https://de.wikipedia.org/wiki/Eroberung_von_Konstantinopel_(1453) Fall Konstantinopels 1453]) unterbunden wurde, leitete dies eine Wende in den bis dahin wenig forcierten Fernerkundungen der Europäer ein. Am portugiesischen Königshof gab es deshalb am Ende des 14. und mit Beginn des 15. Jahrhunderts einen bisher nicht da gewesenen Entwicklungsschub in Navigation, Schiffbau und [[Kartographiehistorik|Kartographie]] <ref>'''Knabe, W.''' & '''Noli, D.''' (2012), "[https://books.google.de/books/about/Die_versunkenen_Sch%C3%A4tze_der_Bom_Jesus.html?id=nBQzLgEACAAJ&redir_esc=y Die versunkenen Schätze der Bom Jesus]", Nicolai Verlag Berlin</ref>. Bereits 1351 und 1376 findet man auf alten [https://de.wikipedia.org/wiki/Portolan Portolankarten] die [[Die Azoren und Atlantis|Azoren]] dargestellt und dies fast 100 Jahre vor der offiziellen Entdeckung!
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Diese Ureinwohner werden „[[Erstaunliche "Steinzeitmenschen" - Zur Herkunft der Guanchen und Mahorero|Guanchen]]“ genannt, die in streng hierarchisch geordneten Clans lebten. Schon in den ältesten Berichten finden wir die Erwähnung von großen Stufenpyramiden, lange bevor [[Thor Heyerdahl]] die [[Die Schwarzen Pyramiden von Teneriffa |Pyramiden von Güimar]], [https://de.wikipedia.org/wiki/Teneriffa Teneriffa], im Jahr 1991 wieder zurück ins Bewusstsein der Weltöffentlichkeit holte. Jene Chronisten überliefern auch, dass diese pyramidalen Strukturen aus einfachen Trockensteinmauern errichtet und von den Ureinwohnern für kulturelle Zwecke genutzt wurden. In diesen Texten fand der Autor auch den Namen der dualistischen Gottheit [https://de.wikipedia.org/wiki/Abora_(Gottheit) Abora], die auf den großen Stufenpyramiden [https://de.wikipedia.org/wiki/Las_Palmas_de_Gran_Canaria La Palmas] verehrt und Namensgeberin für seine [http://www.abora.eu/index.php?id=2322 ABORA-Schilfbootexpeditionen] wurde.
  
Noch vor der Herrschaft des berühmten portugiesischen Königs [https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_der_Seefahrer Heinrich der Seefahrer] (1394-1460) machten sich portugiesische, etwas später auch spanische Schiffe auf, um einen neuen Seeweg zu den fernen Märkten im [https://de.wikipedia.org/wiki/Indischer_Ozean Indischen Ozean] zu suchen. Auf den ersten Erkundungsfahrten deutete sich schnell eine Schwierigkeit vor der afrikanischen Küste an:
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[[Bild:Kap 3 Canchajos Pyramide 1-(Kanaren)-50.jpg|thumb|340px|'''Abb. 2''' Die [https://books.google.de/books?id=WdcWCgAAQBAJ&pg=PT70&lpg=PT70&dq=pyramide+los+cancajos&source=bl&ots=wXbkYolzJ7&sig=ip-pj6CcwQXjLArbwU3tMYieEEk&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjJsfvM7tzVAhVFJFAKHVGuDqwQ6AEITzAJ#v=onepage&q=pyramide%20los%20cancajos&f=false Pyramide von Los Cancajos] auf La Palma gehört ebenfalls zu den architektonischen Relikten prähistorischer Bewohner der Kanarischen Inseln, welche leider nach wie vor von den meisten Archäologen ignoriert werden.]]
Sowohl der [https://de.wikipedia.org/wiki/Nord%C3%A4quatorialstrom Nordäquatorialstrom] als auch die kräftigen [https://de.wikipedia.org/wiki/Passat_(Windsystem) Passatwinde] machten den plumpen mit rechteckigen [https://de.wikipedia.org/wiki/Rahsegel Rahsegeln] betakelten Handelsseglern eine direkte Rückfahrt nach Norden unmöglich.
 
  
[[Bild:Kap 2 Voldo Do Mar ohne Route-25.jpg|thumb|286px|'''Abb. 2''' Skizze der Winde und Strömungen im Bereich der makaronesischen Inseln, welche die Entwicklung der so genannten >Volta do Mar< ermöglichten]]
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Bei der frühen Erforschung der [[Erstaunliche "Steinzeitmenschen" - Zur Herkunft der Guanchen und Mahorero|Guanchen]]-Kultur hatten spanische Archäologen 'ganze Arbeit' geleistet, denn sie hatten die ältesten Bodenschichten ohne Rücksicht auf spätere, [https://de.wikipedia.org/wiki/Stratigraphie_(Arch%C3%A4ologie) stratigraphische] Untersuchungsmethoden zerstört. Aufgrund dieses Umstandes sowie der Tatsache, dass sich die Steinpyramiden der [[Erstaunliche "Steinzeitmenschen" - Zur Herkunft der Guanchen und Mahorero|Guanchen]] als sterile Bauwerke ohne jegliche datierbare Funde erwiesen, ist das tatsächliche Alter dieser Pyramidenkomplexe unklar. Archäologen und Historiker tappen hinsichtlich des wahren Alters der Pyramiden und der ersten Ureinwohner noch immer im Dunkeln. Nach Meinung tonangebender kanarischer Forscher stellen die terrassenartigen Trockensteinbauten das Werk von spanischen Bauern dar. Diese hätten die siedlungsnahen Felder von Steinen freigelesen und diese aus Platzmangel zu solchen pyramidalen Strukturen aufgeschichtet. <ref>Red. Anmerkung: Recht aufschlussreich, was den Unterschied zwischen echten altkanarischen Pyramidenbauten und simplen Steinanhäufungen aus moderner Zeit (die es auf den [[Die Kanarischen Inseln und Atlantis|Kanaren]] ebenfalls gibt) betrifft, sowie zur Einführung in die Problematik geeignet ist folgender kurzer Artikel: [http://lapalma1.net/author/lapalma/ Manfred Betzwieser], "[http://lapalma1.net/2015/06/25/pyramiden-auf-la-palma/ Rätselhafte Pyramiden untersucht.]", 25. Juni 2015, bei [http://www.lapalma1.net/ Kanaren News] (abgerufen: 17 August 2017)</ref>
  
Den portugiesischen Seefahrern war schließlich die Wiederentdeckung eines speziellen Windsystems vergönnt, um von den [[Die Kanarischen Inseln und Atlantis|Kanaren]] über den Umweg der [[Die Azoren und Atlantis|Azoren]] wieder zurück ins [[Mittelmeer-Raum|Mittelmeer]] zu segeln. Sie nannten dieses Manöver „[https://en.wikipedia.org/wiki/Volta_do_mar Volta do mar]“ – Rückkehr übers Meer. Der navigatorische Trick bestand darin, von den [[Die Kanarischen Inseln und Atlantis|Kanaren]] aus nicht in nördlicher, sondern in nordwestlicher Richtung tief in den [[Atlantis im Atlantik|Atlantik]] zu segeln. Dort, etwa 1.000 bis 1.500 km von der afrikanischen Küste entfernt, zwischen 28° – 30° nördlicher Breite, verhalten sich die Winde anders als unmittelbar vor der Küste [[Afrika]]s. Durch die [https://de.wikipedia.org/wiki/Rossbreiten Rossbreitenzone] ausgelöst, wehen die Winde (engl. horse-latitude winds) als so genannte „SW [https://de.wikipedia.org/wiki/Westwindzone Westerlies]“ entgegen der [https://de.wikipedia.org/wiki/Passat_(Windsystem) Passatwinde] in nordöstlicher Richtung nach [[Europa]] zurück <ref>[https://www.service.bund.de/Content/DE/DEBehoerden/B/BSH/Bundesamt-fuer-Seeschifffahrt-und-Hydrographie.html?nn=4641532 Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie] (1998): Monatskarten für den Nordatlantischen Ozean</ref>. Die ersten Navigatoren, die den Mut besaßen, soweit wie möglich in NW-Richtung in den [[Atlantis im Atlantik|Atlantik]] zu segeln, erreichten schließlich den aus [[Atlantis-Lokalisierungen, Diffusionismus und die Spuren prädiluvialer Kulturen in Amerika|Amerika]] kommenden [https://de.wikipedia.org/wiki/Golfstrom Golfstrom], der sie via [[Die Azoren und Atlantis|Azoren]] wieder zurück zum Eingang des [[Mittelmeer-Raum|Mittelmeeres]] brachte.
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Seit Jahrzehnten sammeln Fachleute unterschiedlichster Fachrichtungen Belege gegen diese
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wenig überzeugend dokumentierten Behauptungen der kanarischen Forscher. [[Thor Heyerdahl]], der Anfang der 90er Jahre auf die Pyramiden aufmerksam wurde, hatte bereits 1991 die beiden Astroarchäologen [[Robert Bauval]] und [[Graham Hancock]] nach [https://de.wikipedia.org/wiki/G%C3%BC%C3%ADmar Güimar] eingeladen, um eine mögliche astronomische Ausrichtung der Pyramiden zu untersuchen. Deren Forschungen belegen eine nachweisliche astronomische Ausrichtung der Hauptpyramide auf die Sommer-Sonnenwende. Sie schlagen ein Alter von 4000 Jahren vor. Der Kanarenexperte [https://de.wikipedia.org/wiki/Harald_Braem Prof. Harald Braem] dokumentierte in seinen zahlreichen Forschungsergebnissen, dass jene Trockensteinpyramiden keinesfalls neuzeitlichen Bauern zuzuschreiben sind <ref>[https://de.wikipedia.org/wiki/Harald_Braem Braem, H.] (1992): "[https://www.zvab.com/servlet/BookDetailsPL?bi=17289933742&searchurl=hl%3Don%26tn%3Ddie%2Bgeheimnisse%2Bder%2Bpyramiden%26sortby%3D20%26an%3Dbraem Die Geheimnisse der Pyramiden-Auf der Suche nach dem Rätsel ihrer Entstehung]", Heyne Verlag</ref>. Dabei verweist [https://de.wikipedia.org/wiki/Harald_Braem Prof. Braem] u.a. auf einen deutschsprachigen Zeitungsartikel, in dem in den 90er Jahren über [https://de.wikipedia.org/wiki/Radiokarbonmethode C 14-Datierungen] von fast 5.000 Jahre alten Ziegenknochen auf [https://de.wikipedia.org/wiki/Lanzarote Lanzarote] berichtet wurde. Sie liefern eine erste Evidenz, dass frühe Kulturbringer bereits im 3. Jahrtausend v.Chr. die Inseln, von der westafrikanischen Küste kommend, kolonisiert haben könnten.
  
Der gut dokumentierte Fund des im Jahr 2011 entdeckten karthagischen Heiligtums auf der Azoreninsel [https://de.wikipedia.org/wiki/Terceira_(Insel) Terceira] beweist nun, dass nicht erst die Portugiesen <ref> [http://www.revistayvi.com/en/entrevistas/um-grito-de-liberdade.html APIA] (2013) / '''Virgil Azevedo''', "[http://frontiers-of-anthropology.blogspot.de/2013/09/archaeologists-reveal-secrets-of.html Archaeologists reveal secrets of the pyramids on the island of Pico]", 8. September 2013, bei: [[Dale Drinnon]] (Hrsg.), [http://frontiers-of-anthropology.blogspot.de/ Frontiers of Anthropology] (abgerufen: 16. August 2017)</ref>, sondern vermutlich bereits die [[Die Phönizier in Amerika|Punier]] diese Abkürzung über den [https://de.wikipedia.org/wiki/Nordatlantik Nordatlantik] entdeckt haben müssen. Die [[Die Phönizier in Amerika|Phönizier]] hätten somit bereits vor Ende des 2. Jahrtausends v.Chr. den Seeweg auf den [[Atlantis im Atlantik|Atlantik]] gemeistert. Älteste phönizische Gründungen, wie [[Ein bronzezeitliches Atlantis bei Cadiz|Cadiz]] in Spanien oder [[Die Ruinen von Lixus|Lixus]] (El-Arisch) an der marokkanischen Küste, dokumentieren ihre Explorationsschritte in den [[Atlantis im Atlantik|Atlantik]]. Dort entdeckten sie auch die [[Die Kanarischen Inseln und Atlantis|Kanarischen Inseln]] wieder, auf denen eine Kostbarkeit auf sie wartete: die [http://universal_lexikon.deacademic.com/78242/F%C3%A4rberflechte Färberflechte] (''Orchilla tinctoria'' L.).  
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Alle Bemühungen von fachübergreifend arbeitenden Wissenschaftlern, die kanarischen Fachleute zu einer Revision ihrer Forschungsergebnisse zu bewegen, blieben bisher jedoch fruchtlos. Das bisherige Fehlen älterer Siedlungsspuren, die vor das gesicherte Alter von [https://de.wikipedia.org/wiki/Radiokarbonmethode C 14-Datierungen] um 800 v.Chr. reichen <ref>'''Castellano Gil, José M.''' und '''Macías Martín, Francisco J.''' (1994): "[https://www.zvab.com/Geschichte-Kanarischen-Inseln-Jos%C3%A9-Manuel-Castellano/15355223228/buch Die Geschichte der Kanarischen Inseln]", CENTRO DE LA CULTURA POPULAR CANARIA</ref>, lässt die meisten kanarischen Archäologen bis heute unbeirrt an ihrer antiken Siedlungstheorie und dem neuzeitlichen Ursprung der Pyramiden festhalten.
  
Diese Flechte, die die steinigen Küsten bewohnt, avancierte schnell zum profitabelsten Handelsgut der [[Die Phönizier in Amerika|Phönizier]], nachdem die Mittelmeeranrainer die bis dato wichtigste Quelle für den [https://de.wikipedia.org/wiki/Purpur_(Farbstoff) Purpur-Farbstoff], die [https://de.wikipedia.org/wiki/Purpurschnecke Purpurschnecke], kollektiv an den Rand des Aussterbens brachten <ref>[[Dominique Görlitz|Görlitz, D.]] (2000): "[http://www.abora.eu/index.php?id=2398 Schilfboot ABORA-Segeln gegen den Wind im Mittelmeer]", DSV Hamburg</ref>. Alle anderen Mittelmeervölker hatten den Zeitpunkt verpasst, sich rechtzeitig nach Alternativen zum Rotfärben ihrer Stoffe umzuschauen. Über Jahrhunderte sind die [[Die Phönizier in Amerika|Phönizier]] zu den [[Die Kanarischen Inseln und Atlantis|Kanaren]] gesegelt, um die [http://universal_lexikon.deacademic.com/78242/F%C3%A4rberflechte Färberflechte] als wertvollen Rohstoff für den [[Mittelmeer-Raum|Mittelmeerraum]] zu beschaffen. Vielleicht gelangte so auch die Kunde von den „[https://de.wikipedia.org/wiki/Elysion Elysischen Inseln]“, die irgendwo vor der Westküste [[Afrika]]s lagen, zu den antiken Kartographen, ohne dass diese genau wussten, wie man dorthin und auch wieder zurück gelangt. Es dauerte noch viele Jahrhunderte, bis die Griechen und später die Römer diesen Kenntnisvorsprung der [[Die Phönizier in Amerika|Phönizier]] eingeholt hatten <ref>'''Hertel, Gisela''' & '''Hertel, Peter''' (1984): "[https://books.google.de/books/about/Ungel%C3%B6ste_R%C3%A4tsel_alter_Erdkarten.html?id=ljMSAQAAMAAJ&redir_esc=y Ungelöste Rätsel alter Weltkarten]", Hermann Haack, Gotha</ref>
 
  
 
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* Fortsetzung: [[Die vergessenen Pyramiden der Azoren (4)|Der Sensationsfund auf der Azoreninsel Pico]]
* Fortsetzung: [[Die vergessenen Pyramiden der Azoren (4)|Die Kanaren - für lange Zeit der letzte Außenposten der Alten Welt]]
 
  
 
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:1) [https://sv.wikipedia.org/wiki/Anv%C3%A4ndare:Nicke_L Nicke L] bei [https://commons.wikimedia.org/wiki/Main_Page Wikimedia Commons], unter: [https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Karavelle.png File:Karavelle.png]
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:1) Bild-Archiv [[Dominique Görlitz|Dr. Dominique Görlitz]]
  
:2) Bild-Archiv [[Dominique Görlitz|Dr. Dominique Görlitz]]
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:2) [http://www.htwm.de Hochschule Mittweida], unter "[http://www.htwm.de/abora/english/triangle/triangle.htm Abora (English)]" (nicht mehr online) / Bild-Archiv '''''Atlantisforschung.de'''''

Version vom 17. August 2017, 02:01 Uhr

Die Kanaren - für lange Zeit der letzte Außenposten der Alten Welt

von Dr. rer. nat. Dominique Görlitz

Abb. 1 Thor Heyerdahl vor der großen Pyramide von Güimar auf Teneriffa, die angeblich nach Ansicht maßgeblicher portugiesischer Archäologen - im 19. Jahrhundert von örtlichen Landarbeitern errichtet worden sein soll. Heyerdahls Forschungen und die anderer interdisziplinär arbeitender Wissenschaftler legen dagegen dringend nahe, dass die kanarischen Pyramiden bereits vor Jahrtausenden erbaut wurden.

Die Mehrheit der Historiker ist immer noch davon überzeugt, dass die Kanaren relativ spät während der Antike kolonisiert wurden. Dies muss jedoch angesichts vieler Befunde in Frage gestellt werden. Die ersten Bewohner der Kanaren haben vermutlich zu einem viel früheren Zeitpunkt und in mehreren Einwanderungs-Wellen diese Inseln kolonisiert [1]. Erste, sichere Hinweise für diese Hypothese liefern die exzellenten Berichte neuzeitlicher Chronisten, wie Leonardo Torriani (1590), Abreu Galindo (1624) [2] und George Glass (1764). Sie beschreiben in allen Facetten eine neolithische und nicht eine auf dem kulturellen Stand der Antike befindliche Inselbevölkerung, die weder das Rad noch Metalle bei der Ankunft der Europäer kannte.

Diese Ureinwohner werden „Guanchen“ genannt, die in streng hierarchisch geordneten Clans lebten. Schon in den ältesten Berichten finden wir die Erwähnung von großen Stufenpyramiden, lange bevor Thor Heyerdahl die Pyramiden von Güimar, Teneriffa, im Jahr 1991 wieder zurück ins Bewusstsein der Weltöffentlichkeit holte. Jene Chronisten überliefern auch, dass diese pyramidalen Strukturen aus einfachen Trockensteinmauern errichtet und von den Ureinwohnern für kulturelle Zwecke genutzt wurden. In diesen Texten fand der Autor auch den Namen der dualistischen Gottheit Abora, die auf den großen Stufenpyramiden La Palmas verehrt und Namensgeberin für seine ABORA-Schilfbootexpeditionen wurde.

Abb. 2 Die Pyramide von Los Cancajos auf La Palma gehört ebenfalls zu den architektonischen Relikten prähistorischer Bewohner der Kanarischen Inseln, welche leider nach wie vor von den meisten Archäologen ignoriert werden.

Bei der frühen Erforschung der Guanchen-Kultur hatten spanische Archäologen 'ganze Arbeit' geleistet, denn sie hatten die ältesten Bodenschichten ohne Rücksicht auf spätere, stratigraphische Untersuchungsmethoden zerstört. Aufgrund dieses Umstandes sowie der Tatsache, dass sich die Steinpyramiden der Guanchen als sterile Bauwerke ohne jegliche datierbare Funde erwiesen, ist das tatsächliche Alter dieser Pyramidenkomplexe unklar. Archäologen und Historiker tappen hinsichtlich des wahren Alters der Pyramiden und der ersten Ureinwohner noch immer im Dunkeln. Nach Meinung tonangebender kanarischer Forscher stellen die terrassenartigen Trockensteinbauten das Werk von spanischen Bauern dar. Diese hätten die siedlungsnahen Felder von Steinen freigelesen und diese aus Platzmangel zu solchen pyramidalen Strukturen aufgeschichtet. [3]

Seit Jahrzehnten sammeln Fachleute unterschiedlichster Fachrichtungen Belege gegen diese wenig überzeugend dokumentierten Behauptungen der kanarischen Forscher. Thor Heyerdahl, der Anfang der 90er Jahre auf die Pyramiden aufmerksam wurde, hatte bereits 1991 die beiden Astroarchäologen Robert Bauval und Graham Hancock nach Güimar eingeladen, um eine mögliche astronomische Ausrichtung der Pyramiden zu untersuchen. Deren Forschungen belegen eine nachweisliche astronomische Ausrichtung der Hauptpyramide auf die Sommer-Sonnenwende. Sie schlagen ein Alter von 4000 Jahren vor. Der Kanarenexperte Prof. Harald Braem dokumentierte in seinen zahlreichen Forschungsergebnissen, dass jene Trockensteinpyramiden keinesfalls neuzeitlichen Bauern zuzuschreiben sind [4]. Dabei verweist Prof. Braem u.a. auf einen deutschsprachigen Zeitungsartikel, in dem in den 90er Jahren über C 14-Datierungen von fast 5.000 Jahre alten Ziegenknochen auf Lanzarote berichtet wurde. Sie liefern eine erste Evidenz, dass frühe Kulturbringer bereits im 3. Jahrtausend v.Chr. die Inseln, von der westafrikanischen Küste kommend, kolonisiert haben könnten.

Alle Bemühungen von fachübergreifend arbeitenden Wissenschaftlern, die kanarischen Fachleute zu einer Revision ihrer Forschungsergebnisse zu bewegen, blieben bisher jedoch fruchtlos. Das bisherige Fehlen älterer Siedlungsspuren, die vor das gesicherte Alter von C 14-Datierungen um 800 v.Chr. reichen [5], lässt die meisten kanarischen Archäologen bis heute unbeirrt an ihrer antiken Siedlungstheorie und dem neuzeitlichen Ursprung der Pyramiden festhalten.



Anmerkungen und Quellen

Dieser Beitrag von Dr. Dominique Görlitz (©) wurde erstveröffentlicht in Magazin Mysteries 5/2014. Bei Atlantisforschung.de erscheint er im August 2017 mit freundlicher Genehmigung des Verfassers in einer redaktionell bearbeiteten Online-Fassung.

Fußnoten:

  1. Wölfer, D. (1940): "Die Kanarischen Inseln und ihre Urbewohner. Eine unbekannte Bilderhandschrift vom Jahre 1590...", Leipzig (Urfassung: Leonardo Torriani, 1590)
  2. Juan de Abren Galindo, Historia de la Conquista de las Siete Islas de Canaria, 1632 (englischsprachige Fassung, 1764)
  3. Red. Anmerkung: Recht aufschlussreich, was den Unterschied zwischen echten altkanarischen Pyramidenbauten und simplen Steinanhäufungen aus moderner Zeit (die es auf den Kanaren ebenfalls gibt) betrifft, sowie zur Einführung in die Problematik geeignet ist folgender kurzer Artikel: Manfred Betzwieser, "Rätselhafte Pyramiden untersucht.", 25. Juni 2015, bei Kanaren News (abgerufen: 17 August 2017)
  4. Braem, H. (1992): "Die Geheimnisse der Pyramiden-Auf der Suche nach dem Rätsel ihrer Entstehung", Heyne Verlag
  5. Castellano Gil, José M. und Macías Martín, Francisco J. (1994): "Die Geschichte der Kanarischen Inseln", CENTRO DE LA CULTURA POPULAR CANARIA

Bild-Quellen:

1) Bild-Archiv Dr. Dominique Görlitz
2) Hochschule Mittweida, unter "Abora (English)" (nicht mehr online) / Bild-Archiv Atlantisforschung.de