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Version vom 9. Juli 2017, 23:49 Uhr

Diffusionismus versus Isolationismus

(red) Grenzwissenschaftlich orientierte, explizit alternativ-prähistorische ForscherInnen und AutorInnen lassen sich in der Regel dadurch charakterisieren, dass sie sich bei ihrer Arbeit auf der Grundlage von mindestens zwei der drei wesentlichen Elemente nonkonformistischer bzw. devianter Menschheits- und Zivilisations-Geschichtsforschung bewegen. [1] Bei diesen drei grundlegenden Betrachtungsweisen handelt es sich um den Diffusionismus, den Euhemerismus, und den Katastrophismus.

Während zum Katastrophismus allgemein zumindest vage Vorstellungen existieren, stellen die Begriffe 'Euhemerismus' und 'Diffusionismus' selbst unter konventionellen und grenzwissenschaftlichen Fachleuten nicht selten 'böhmische Dörfer' dar und werden häufig falsch oder veraltet definiert bzw. interpretiert. Daher nehmen wir in dieser Sektion von Atlantisforschung.de den Versuch einer Diskussion und Klärung des Diffusionismus-Begriffs vor (siehe: Der Diffusionismus - Zur Diskussion eines umstrittenen Konzepts - Teil I) und Der Diffusionismus - Zur Diskussion eines umstrittenen Konzepts - Teil II

Abb. 1 Während frühe kulturelle Interaktionen zwischen Alt-Indien und Ägypten heute kaum noch bezweifelt werden, halten Mainstream-Prähistoriker indische Kontakte nach Mesoamerika für "unmöglich". Bild: Links: Indische Ashoka-Säule mit Löwen-Kapitell. Rechts: Lotus-Säule, gekrönt mit Löwen- köpfen, aus dem pharaonischen Ägypten.

Vereinfacht gesagt, handelt es sich bei ihm heute um ein Ideen-Gebäude mit grundsätzlichen Annahmen zur kulturellen Entwicklung der Menschheit. Im Diffusionismus wird das Entstehen von Hochkulturen und Zivilisationen heute als Ergebnis von kultureller Interaktion zwischen Repräsentanten unterschiedlicher, unabhängig voneinander entwickelter Völker angesehen. Diffusionisten setzten in aller Regel frühe transozeanische Kontakte zwischen alten und ältesten Kulturen voraus (siehe dazu z.B.: Die alten Hochkulturen standen in Kontakt! von Dr. Horst Friedrich, und Schiffahrt und Ozeanrouten in frühgeschichtlicher Zeit von Jürgen Hepke).

Zahlreiche Indizien und Evidenzen (siehe dazu z.B. Mais, Ananas und Sonnenblumen im alten Indien - Ethnobotanische Belege für interkontinentale Reisen in ferner Vergangenheit - und für Atlantis?; sowie Das Koks der Pharaonen - was Forensik mit Atlantisforschung zu tun hat) sprechen dafür, dass sich komplexe Hochkulturen wie die der Ägypter (vergl. dazu: Ägypten und das alte Indus-Empire von Sushama Londhe) oder Olmeken (vergl. dazu: Die Ursprünge der Olmeken liegen in Indien von Gene D. Matlock sowie Afrikanische Skelette in Mittelamerika von Dr. Clyde A. Winters, und Schwarze Zivilisationen Alt-Amerikas (Muu-Lan) und Mexikos (Xi) von Paul Barton) nicht autochthon bzw. isoliert entwickelt haben, sondern nachweisbare Verbindungen untereinander hatten.

Auch wenn massive Argumente für diese Annahme sowie stützende Evidenzen vorliegen, weigern sich die meisten Schulwissenschaftler, sie ernsthaft zu diskutieren. Zu sehr weichen die Szenarien der Diffusionisten von den 'isolationistischen' [2] Konzepten ab, die sich im 20. Jahrhundert in den Universitäten und Instituten durchgesetzt haben; zu radikal sind die Konsequenzen für das gängige Welt- und Menschen-Bild, die mit der Akzeptanz früher transozeanischer Migrationen einhergehen (vergl. zur wissenschaftsgeschichtlichen Entwicklung: Geschichte des Niedergangs der Diffusions- und Migrations-Theorien von Michael Arbuthnot, sowie Historische Forscher-Persönlichkeiten des Diffusionismus von G. King und M. Wright).

Während konventionelle Prähistoriker, die eine mehr oder weniger lineare Kultur-Entwicklung voraussetzen, solche "alten" Hochkulturen als Primärkulturen (= Erst-Kulturen) betrachten, gehen viele Diffusionisten davon aus, dass es bereits viel früher - vor mehr als 10 000 Jahren - kulturell hochstehende und komplex organisierte menschliche Gesellschaften gegeben hat. Auf diese eigentlichen Primärkulturen [3], wie etwa Platon sie in seinem Atlantisbericht und im Dialog Nomoi beschreibt, weisen nicht nur alte Mythen und Legen- den, sondern auch archäologische Belege hin (vergl. dazu z.B.: Die unmögliche Siedlung von Starveco in Jugoslawien nach Rene Noorbergen, Der Ursprung des Großen Sphinx und die Atlantisforschung (Red.); sowie: Yonaguni - Le(Mu)rias Spuren vor Japans Küsten?).

Abb. 2 Ein alt-mexikani- sches 'Sello' mit libyschen Schriftzeichen. Skurriler Zufall oder Beweis für frü- he transatlantische Kon- takte?

Sowohl die Annahme prädiluvialer (= vorsintflutlicher) Zivilisationen als auch die transozeanischen Besiedlungs-Szenarien des amerikanischen Dop- pelkontinents (vergl. Farewell, Clovis! - Vom langsamen Sterben eines Paradigma) sowie des Pazifikraums (siehe dazu z.B. Der Ursprung der Polynesier - Stammen die Völker des pazifischen Raums von einem versunkenen Kontinent? von David Hatcher Childress, sowie Peter Marsh´s Szenario zur Besiedlung des Pazifikraums) werden von den Anhängern des isolationistischen Paradigma verworfen und häufig recht unsachlich kritisiert.

Zur Stützung bzw. Aufrechterhaltung der von ihnen präferierten Modelle sind konventionell-schulwissenschaftliche Kritiker nicht selten auch zu Verunglimpfung und Rufmord bereit (vergl. dazu: "Sie finden doch da unten nicht wirklich etwas?" - Thomas E. Lee´s unerwünschte Entdeckungen (bb). So werden etwa Diffusionisten, wie der Alternativ-Historiker Graham Hancock, die transatlantische Migrationen aus dem atlantischen bzw. euro-afrikanischen Großraum nach Amerika voraussetzen (vergl. dazu auch: Ägypter, Phönizier, Kelten & Co in Amerika - Belege für postdiluviale Seefahrt auf dem Atlantik), als angebliche "Rassisten" diffamiert.

Zwar lässt sich bei modernen Diffusionisten nirgendwo eine Tendenz zum Eurozentrismus oder der Hauch einer Behauptung irgendwie gearteter Überlegenheit europäischer Kultur nachweisen, aber das hält die betreffenden "Kritiker" offenbar nicht davon ab, immer wieder derartige Rufmord-Kampagnen loszutreten (vergl. dazu: Rote, gelbe, schwarze und weiße Präkolumbier - Über den angeblich "rassistischen Diffusionismus" (bb) sowie Die weißen Götter: Diffusionismus einmal anders herum von unserem Gastautor Reinhard Prahl.

Team Atlantisforschung.de


Beiträge zum Thema 'Diffusionismus in Theorie und Paxis'

Begriffsbestimmungen zur Terminologie:

  • Urkultur - Anmerkungen zu einem höchst missverständlichen Begriff (red)

Thematische Beiträge:


Siehe auch die Beiträge in dieser Sektion:


Ägypter, Phönizier, Inder & Co in Amerika


Personalia


Externa


Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

  1. Anmerkung: Einen Sonderfall stellt hierbei die Paläo-SETI-Forschung (auch: Präastronautik) dar, die grenzwissenschafts-geschichtlich eine jüngere Erscheinung darstellt, und sich mit putativen außerirdischen Einflüssen auf die kulturelle und zivilisatorische Entwicklung der Menschheit befasst, letztlich also mit einer höchst speziellen - je nach Standpunkt auch: exotischen - Form kultureller Diffusionsprozesse.
  2. Anmerkung: Isolationismus = Ein Axiom oder Paradigma der Menschheits- und Zivilisations-Geschichtsforschung, das - im Gegensatz zum Diffusionismus - voraussetzt, "daß die alten Hochkulturen sich jeweils isoliert, ohne Kontakt und Wechselwirkung miteinander, entwickelt hätten. Insbesondere wird die Möglichkeit transozeanischer und interkontinentaler >Transfusionen< geleugnet." (Def. nach Dr. Horst Friedrich)
  3. Anmerkung: Auch diese Zuordnung der Bezeichnung "Primär-Kulturen" ist keineswegs endgültig, sondern stellt nur eine vorläufige Klassifizierung dar. Krypto-archäologische Indizien deuten nämlich darauf hin, dass es bereits lange vor dem Auftreten der vermuteten, jungpleistozänen Kulturen schon 'zivilisierte' Menschen gegeben hat. Vergl. dazu etwa: Krypto-archäologische Funde in Nordamerika, oder Ein 500 000 Jahre altes Brett aus dem Jordan-Tal (rmh); sowie: Atlantis in Frankreich? - Eine primhistorische Reise durch die französische Urgeschichte

Bild-Quellen:

1) Sushama Londhe, India and Egypt (nicht mehr online; Bild-Bearbeitung durch Atlantisforschung.de)
2) William R. Corliss, The mexican sellos: possible evidence for early european contacts