Eine Chronologie der Demontage des Beringia- und Clovis-Konzepts (Teil 1): Unterschied zwischen den Versionen

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[[Bild:Old_Crow.gif‎ |thumb|'''Abb. 2''' Ein zusammen- gefasster Querschnitt der Fundstätte von Old Crow. Man beachte die Komplexi- tät der Stratigraphie. (Aus R. E. Morlan's Arbeit in 'Early Man in America', A. L. Bryan, Hrsg., S. 81).]]
 
[[Bild:Old_Crow.gif‎ |thumb|'''Abb. 2''' Ein zusammen- gefasster Querschnitt der Fundstätte von Old Crow. Man beachte die Komplexi- tät der Stratigraphie. (Aus R. E. Morlan's Arbeit in 'Early Man in America', A. L. Bryan, Hrsg., S. 81).]]
  
Lee, der sich weigerte, seine Entdeckungen 'unter den Teppich zu kehren', wurde in Fachkreisen lächerlich gemacht und kaltgestellt; seine Aufzeich- nungen wurden bei einem ungeklärten Einbruch in seine Büroräume ent- wendet und ein Großteil der von ihm entdeckten Artefakte verschwand "''in den Eingeweiden des kanadischen Nationalmuseums, wo man sie vergaß.''" <ref>Quelle: ebd.</ref> 1971 machte sich der Präsident der 'Gesellschaft für amerikanische Ar- chäologie', Richard McNeish, mit einem Artikel in der Zeitschrift [http://www.scientificamerican.com/ Scienti- fic American] unmöglich, in dem er auf die Entdeckung 25 000 Jahre alter Siedlungs-Spuren bei Ayacucho in Peru hinwies <ref>Siehe: [[Otto Muck und „Die Welt vor der Sintflut“|Otto Muck]], "[http://books.google.de/books?id=3lbIAAAACAAJ&dq=Otto+Muck+Alles+%C3%BCber+Atlantis Alles über Atlantis]", München/Zürich, 1976, S. 19, 20</ref>, und auch andere kontroverse Entdeckungen, wie der "''Pleistozäne Mensch von San Diego''", der "''Calaveras-Schädel''" und Dutzende weiterer archäologischer Anomalien wurden von vorneherein als Fälschungen und Fehlinterpretationen abgetan.  
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Lee, der sich weigerte, seine Entdeckungen 'unter den Teppich zu kehren', wurde in Fachkreisen lächerlich gemacht und kaltgestellt; seine Aufzeich- nungen wurden bei einem ungeklärten Einbruch in seine Büroräume ent- wendet und ein Großteil der von ihm entdeckten Artefakte verschwand "''in den Eingeweiden des kanadischen Nationalmuseums, wo man sie vergaß.''" <ref>Quelle: ebd.</ref> 1971 machte sich der Präsident der 'Gesellschaft für amerikanische Ar- chäologie', Richard McNeish, mit einem Artikel in der Zeitschrift [http://www.scientificamerican.com/ Scienti- fic American] unmöglich, in dem er auf die Entdeckung 25 000 Jahre alter Siedlungs-Spuren bei Ayacucho in Peru hinwies <ref>Quelle: [[Otto Muck und „Die Welt vor der Sintflut“|Otto Muck]], "[http://books.google.de/books?id=3lbIAAAACAAJ&dq=Otto+Muck+Alles+%C3%BCber+Atlantis Alles über Atlantis]", München/Zürich, 1976, S. 19, 20</ref>, und auch andere kontroverse Entdeckungen, wie der "''Pleistozäne Mensch von San Diego''", der "''Calaveras-Schädel''" und Dutzende weiterer archäologischer Anomalien wurden von vorneherein als Fälschungen und Fehlinterpretationen abgetan.  
  
Dabei gab es bereits zur Mitte des 20. Jahrhunderts allen Grund dazu, das Beringstraßen-Paradigma in seinen zentralen Aspekten in Frage zu stellen. So lagen schon damals diverse archäologische Hinweise darauf vor, dass der Mensch schon weitaus länger in Amerika lebte, als die meisten US-Wissenschaftler ihm dies zubilligen wollten. Noch wesentlicher erscheint, dass sich vor allem der von der nordamerikanischen Mainstream-Forschung festgeschriebene Migrationsweg nach und nach als 'Luftnummer' entpuppte. Dazu trugen unter anderem auch die Fachleute auf der anderen 'Straßenseite' dazu, die wissenschaftlichen Erd- und Menschheitsgeschichtsforscher aus der UdSSR.
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Dabei gab es bereits zur Mitte des 20. Jahrhunderts allen Grund dazu, das Beringstraßen-Paradigma in seinen zentralen Aspekten in Frage zu stellen. So lagen schon damals diverse archäologische Hinweise darauf vor, dass der Mensch schon weitaus länger in [[Atlantis-Lokalisierungen, Diffusionismus und die Spuren prädiluvialer Kulturen in Amerika|Amerika]] lebte, als die meisten US-Wissenschaftler ihm dies zubilligen woll- ten. Noch wesentlicher erscheint, dass sich vor allem der von der nordamerikanischen Mainstream-For- schung festgeschriebene Migrationsweg nach und nach als 'Luftnummer' entpuppte. Dazu trugen unter ande- rem auch die Fachleute auf der anderen 'Straßenseite' dazu, die wissenschaftlichen Erd- und Menschheitsge- schichtsforscher aus der UdSSR.
  
So weist N. Zhirov 1970 (in: "Atlantis - Atlantology: Basic Problems") darauf hin, dass sowjetische Fachwissenschaftler auf der sibirischen Seite der Beringstraße keinerlei Spuren jener vermeintlichen Großwildjäger finden konnten, die über die interkontinentale Landbrücke gezogen sein sollen: "''Man muss die Tatsache zur Kenntnis nehmen, dass in Ost-Sibirien bisher keine paläolithischen Lager-Plätze entdeckt wurden. E. A. Abramova'' (+5) ''berichtet, dass Mount Afontova (radiokarbondatiert auf ein Alter von nur 20 000 Jahren) die älteste Siedlung in Ostsibirien ist. Doch Lagerstätten selbst diesen Alters würden östlich des Yenisei (d.h. von Mount Afontova) nicht entdeckt, was auch für die Halbinsel Chukotka gilt, über welche, der Theorie zur Besiedlung Amerikas via Asien folgend, die Migration verlief''.
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So weist [[Dr. Nikolai Zhirov|N. Zhirov]] 1970 (in: "[http://books.google.de/books?id=hKVQFP47tJQC&printsec=frontcover&dq=N.+Zhirov+Atlantis+Atlantology+Basic+Problems Atlantis - Atlantology: Basic Problems]") darauf hin, dass sowjetische Fachwissenschaftler auf der sibirischen Seite der Beringstraße keinerlei Spuren jener vermeintlichen Groß- wildjäger finden konnten, die über die interkontinentale Landbrücke gezogen sein sollen: "''Man muss die Tat- sache zur Kenntnis nehmen, dass in Ost-Sibirien bisher keine paläolithischen Lager-Plätze entdeckt wurden. E. A. Abramova'' <ref>Siehe: Z. A. Abramova (1966), "Lokalniye osobennosti paleoliticheskikh kultur Sibiri" ("Local Features of Siberian Paleolithic Cultures"), Seventh International Congress of Prehistorians and Protohistorians, Papers and Communications by Soviet Archaeologists, Moskau, S. 46-55</ref> ''berichtet, dass Mount Afontova (radiokarbondatiert auf ein Alter von nur 20 000 Jah- ren) die älteste Siedlung in Ostsibirien ist. Doch Lagerstätten selbst diesen Alters wurden östlich des [http://en.wikipedia.org/wiki/Yenisei_River Yenisei] (d.h. von Mount Afontova) nicht entdeckt, was auch für die Halbinsel [http://en.wikipedia.org/wiki/Chukchi_Peninsula Chukotka] gilt, über welche, der Theorie zur Besiedlung Amerikas via Asien folgend, die Migration verlief''.
  
''Darüber hinaus wurden die ältesten Lager-Plätze im Gebiet der Bering-See nicht auf dem Kontinent entdeckt, sondern auf den Aleuten-Inseln'' '''(Abb. 3)''' ''bei Alaska; sie wurden auf ein Alter von nur 8425 Jahren datiert'' (+6). [... ; vergl. dazu auch: [[Enorme Struktur an der Mutsu Bay]]; und: [[Ringförmige Strukturen auf den Kurilen-Inseln]] von [[William R. Corliss]]; d. Red.]'' Es ist zweifelhaft, ob es vor 10 000 bis 14 000 eine große Migrationswelle über Alaska gab, als das Klima dort so kalt war, dass selbst die Tundra-Zwergbirke ausstarb. In Alaska existierte die Tundra schon seit einer sehr langen Zeit'' (+7)'', deren Beginn ''[festzustellen]'' außerhalb der Möglichkeiten der Radiokarbon-Methode liegt.''" (+8)  
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''Darüber hinaus wurden die ältesten Lager-Plätze im Gebiet der [http://de.wikipedia.org/wiki/Beringmeer Bering-See] nicht auf dem Kontinent ent- deckt, sondern auf den [http://de.wikipedia.org/wiki/Aleuten Aleuten-Inseln]'' '''(Abb. 3)''' ''bei Alaska; sie wurden auf ein Alter von nur 8425 Jah- ren datiert'' <ref>Siehe: R. F. Black u. W. S. Langbein (1964), "Anangula: A Geologic Interpretation of the Oldest Archaeologic Sites on the Aleutians", [http://www.sciencemag.org/ Science] 143, S. 1321-1322 --- Red. Anmerkung: Die Datierung der Aleuten-Funde von 1964 auf den heutigen Stand (2006) umgerechnet, ergibt ein Alter von 8467 Jahren.</ref>. [... ; vergl. dazu auch: [[Enorme Struktur an der Mutsu Bay]]; und: [[Ringförmige Strukturen auf den Kurilen-Inseln|Ringförmige Struktu- ren auf den Kurilen-Inseln]] von [[William R. Corliss]]; d. Red.]'' Es ist zweifelhaft, ob es vor 10 000 bis 14 000 eine große Migrationswelle über Alaska gab, als das Klima dort so kalt war, dass selbst die Tundra-Zwergbirke ausstarb. In Alaska existierte die Tundra schon seit einer sehr langen Zeit'' <ref>Siehe: P. Colinvaux, (1964) "Origin of Ice Ages; Pollen Evidence from Arctic Alaska", [http://www.sciencemag.org/ Science], 145, No. 3433, S. 707-708</ref>'', deren Beginn ''[festzustellen]'' außerhalb der Möglichkeiten der Radiokarbon-Methode liegt.''" <ref>Quelle: [[Dr. Nikolai Zhirov|N. Zhirov]], "[http://books.google.de/books?id=hKVQFP47tJQC&printsec=frontcover&dq=N.+Zhirov+Atlantis+Atlantology+Basic+Problems Atlantis - Atlantology: Basic Problems]", Progress Publishers, Moskau, (1968) 1970, S. 353
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[nach Reprint: Honolulu/Hawaii, 2001]</ref>
  
Was den Beginn urzeitlicher Besiedlung Amerikas durch den Menschen angeht, war man sich bei der 'wissenschaft-offiziellen' Einschätzung des Problems in der Sowjetunion - und auch auf internationaler Ebene - zwar durchaus uneinig, bewegte sich aber allgemein weit jenseits des 'Temporalen Limes', den man in den USA so vehement verteidigte. Dazu bemerkt Zhirov: "I. K. Ivanova (+9) berichtet, dass der 7. Kongress der INQA [eine internationale Organisation von Quartär-Archäologen; d. Ü.] zur allgemeinen Auffassung gelangte, dass der Mensch vor 15000 bis 20000 Jahren auftrat, d. h. zu Beginn des Holozäns. E. A. Zamyslova (+10) geht dagegen davon aus, dass der Mensch Amerika viel früher erreichte. Um dies zu untermauern, weist sie auf die Entdeckung von fossilen Menschenknochen unter Schichten des Folsom-Typs bei Mid-land, Texas, hin." (+11)
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Was den Beginn urzeitlicher Besiedlung Amerikas durch den Menschen angeht, war man sich bei der 'wissen- schaftsoffiziellen' Einschätzung des Problems in der Sowjetunion - und auch auf internationaler Ebene - zwar durchaus uneinig, bewegte sich aber allgemein weit jenseits des 'Temporalen Limes', den man in den USA so vehement verteidigte. Dazu bemerkt [[Dr. Nikolai Zhirov|Zhirov]]: "''I. K. Ivanova'' <ref>Siehe: I. K. Ivanova (1967), "Voprosy arkheologiı i istorii iskopayemogo cheloveka na VII kongresse" ("Problems of Archaeology and the History of Fossil Man at the 7th Congress"), 7th INQA Congress, Moskau, S. 185-209
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</ref> ''berichtet, dass der 7. Kongress der INQA ''[eine internationale Organisation von Quartär-Archäologen; d. Ü.]'' zur allgemeinen Auffassung gelangte, dass der Mensch vor 15000 bis 20000 Jahren auftrat, d. h. zu Beginn des Holozäns. E. A. Zamyslova'' <ref>Siehe: Y. A. Zamyslova (1967), "Drevniy chelovek v Severnoi Amerike (obzor literatury)" ["Ancient Man in North America (Review of Literature)"], in: Bulletin of the Commission for the Study of the Quaternary Period, No. 34, S. 107-119</ref> ''geht dagegen davon aus, dass der Mensch Amerika viel früher erreichte. Um dies zu untermauern, weist sie auf die Entdeckung von fossilen Menschenknochen unter Schichten des Folsom-Typs bei [http://de.wikipedia.org/wiki/Midland_(Texas) Midland], Texas, hin.''" <ref>Quelle: [[Dr. Nikolai Zhirov|N. Zhirov]], op. cit., S. 352 [nach Reprint: Honolulu/Hawaii, 2001]</ref>
  
Zhirov, selber Berufs-Wissenschaftler (Doktor der Chemie) und als Atlantologe ein entschiede-ner Gegner der Beringstraßen-Theorie, beobachtete sehr genau, dass sich auch vereinzelte US-Wissenschaftler angesichts der Evidenzen gezwungen sahen, vorsichtige Kritik zu äußern. So wies er darauf hin: "Nach einer genauen Untersuchung der tatsächlichen Bedingungen, die während der Eiszeit und den Interglazialen in Alaska und Ost-Sibirien herrschten, haben L. A. Brennan, T. N. Lee, F. Rainey, P. Tolstoy, C. S. Shard und andere amerikanische Anthropolo-gen jetzt auf die großen Härten dieser Route hingewiesen, die erst nach dem völligen Ab-schmelzen der Gletscher beiderseits der Straße zugänglich war." (+12)
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[[Dr. Nikolai Zhirov|Zhirov]], selber Berufs-Wissenschaftler (Doktor der Chemie) und als Atlantologe ein entschiedener Gegner der Beringstraßen-Theorie, beobachtete sehr genau, dass sich auch vereinzelte US-Wissenschaftler angesichts der Evidenzen gezwungen sahen, vorsichtige Kritik zu äußern. So wies er darauf hin: "''Nach einer genauen Un- tersuchung der tatsächlichen Bedingungen, die während der Eiszeit und den Interglazialen in Alaska und Ost-Sibirien herrschten, haben L. A. Brennan, T. N. Lee, F. Rainey, P. Tolstoy, C. S. Shard und andere ame- rikanische Anthropologen jetzt auf die großen Härten dieser Route hingewiesen, die erst nach dem völligen Abschmelzen der Gletscher beiderseits der Straße zugänglich war.''" <ref>Quelle: ebd., S. 352</ref>
  
Die folgenden Jahrzehnte sollten jedoch zeigen, dass selbst ein Trommelfeuer aus neuen Evi-denzen und Erkenntnissen nicht ausreichte, um in den USA das herrschende Lehrgebäude zur ausschließlich rezenten Besiedlung des Doppelkontinents via Sibirien zum Einsturz zu bringen, das sich dort zum integralen Bestandtteil des gesellschaftlichen Status quo entwickelt hatte. Tatsächlich war jedoch längst ein schleichender Aushöhlungsprozess des Beringstraßen-Theorems in Gang, der nur deshalb nicht offenbar wurde, weil Anthropologie, Urgeschichts-For-schung und Archäologie bereits einer dogmatischen 'Neo-Scholastk' verfallen waren, die mit ihrem blinden Festhalten an überkommenen Lehrmeinungen den Erkenntnis-Prozess jahrzehntelang wirksam blockierte.  
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Die folgenden Jahrzehnte sollten jedoch zeigen, dass selbst ein Trommelfeuer aus neuen Evidenzen und Er- kenntnissen nicht ausreichte, um in den USA das herrschende Lehrgebäude zur ausschließlich rezenten Be- siedlung des Doppelkontinents via Sibirien zum Einsturz zu bringen, das sich dort zum integralen Bestandtteil des gesellschaftlichen ''Status quo'' entwickelt hatte. Tatsächlich war jedoch längst ein schleichender Aushöhl- ungsprozess des Beringstraßen-Modells in Gang, der nur deshalb nicht offenbar wurde, weil Anthropologie, Urgeschichts-Forschung und Archäologie bereits einer dogmatischen '[[Neo-Scholastik]]' verfallen waren, die mit ihrem blinden Festhalten an überkommenen Lehrmeinungen den Erkenntnis-Prozess jahrzehntelang wirksam blockierte.  
  
[[Bild:********.jpg|thumb|'''Abb. 3''' Eine rezente Zu- wanderung nach Amerika über die Aleuten-Inseln (Bld) erscheint wahr- scheinlich, fand offensicht- lich aber frühestens vor etwa 8500 Jhren statt. Die Besiedlung des Doppelkon- tinents muss also auch auf anderen Wegen erfolgt sein.]]
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[[Bild:Aleuten.jpg|thumb|'''Abb. 3''' Eine rezente Zu- wanderung nach Amerika über die Aleuten-Inseln (Bld) erscheint wahr- scheinlich, fand offensicht- lich aber frühestens vor etwa 8500 Jahren statt. Die Besiedlung des Doppel- kontinents muss also auch auf anderen Wegen erfolgt sein.]]
  
Wenn es einen Chronisten dieses langsamen Niedergangs des Beringstraßen-Paradigma samt der daran geketteten Fachwissenschaften gibt, so gebührt dieser Titel dem - von uns bereits mehrfach zitierten - US-amerikanischen Anomalisten und Wissenschafts-Kritiker William R. Corliss, der in seinem grenzwissenschaftlichen Magazin SCIENCE FRONTIERS seit Jahrzehnten allgemein zugängliche Meldungen aus Medien und Fachpresse über kontroverse Funde, ergänzende Evidenzen und die Reaktionen der sogenannten "Fachwelt" archiviert und auswertet. Corliss hat eine lange Kette harter Evidenzen und ernstzunehmender Indizien zusammengestellt, die 'Beringia' & 'Clovis' ad absurdum führen.  
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Wenn es einen Chronisten dieses langsamen Niedergangs des Beringstraßen-Paradigma samt der daran geketteten Fachwissenschaften gibt, so gebührt dieser Titel dem - von uns bereits mehrfach zitierten - US-amerikanischen Physiker, [http://de.wikipedia.org/wiki/Anomalistik Anomalisten] und Wissenschafts-Kritiker [[William R. Corliss]], der in seinem grenzwissenschaftlichen Magazin [http://www.science-frontiers.com/ Science Frontiers] seit Jahrzehnten allgemein zugängliche Meldungen aus Medien und Fachpresse über kontroverse Funde, ergänzende Evidenzen und die Reaktionen der so genannten "Fachwelt" archiviert und auswertet. Corliss hat eine lange Kette harter Evidenzen und ernstzunehmender Indizien zusammengestellt, die 'Beringia' & 'Clovis' ''ad absurdum'' führen.  
  
Beeindruckend ist jedenfalls die hohe Zahl konkreter Hinweise auf eine vergleichsweise frühe Präsenz des Homo sapiens in Amerika. Ein solcher massiver "Hinweis auf wirklich frühe Menschen in Amerika", den Corliss erwähnt, "tauchte auf, nachdem sich 1976 schwere Regenfälle durch 21 Meter Ablagerungen bei Yuha Pinto Wash in Kalifornien, direkt im Norden der Mexikanischen Grenze, hindurchschnitten. Die Artefakte, die noch fest an ihrem Platz sind, und dazu-gehörige Knochen sind unzweifelhaft menschlich. Die darüberliegenden Sedimente werden auf ein Alter von mehr als 50 000 Jahren datiert." (+13)
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Beeindruckend ist jedenfalls die hohe Zahl konkreter Hinweise auf eine ver- gleichsweise frühe Präsenz des Homo sapiens in Amerika. Ein solcher mas- siver "''Hinweis auf wirklich frühe Menschen in Amerika''", den [[William R. Corliss|Corliss]] er- wähnt, "''tauchte auf, nachdem sich 1976 schwere Regenfälle durch 21 Meter Ablagerungen bei Yuha Pinto Wash in Kalifornien, direkt im Norden der mexikanischen Grenze, hindurch schnitten. Die Artefakte, die noch fest an ihrem Platz sind, und dazugehörige Knochen sind unzweifelhaft menschlich. Die darüberliegenden [http://de.wikipedia.org/wiki/Sedimente_und_Sedimentgesteine Sedimente] werden auf ein Alter von mehr als 50 000 Jahren datiert.''" <ref>Quelle: Childers, W. Morlin, und Minshall, Herbert L.; "Evidence of Early Man Exposed at Yuha Pinto Wash," American Antiquity, 45:297, 1980; nach: [[William R. Corliss]], "BERING STRAIT THEORY AGAIN IN TROUBLE, [http://www.science-frontiers.com/ Science Frontiers], Nr.11, Sommer 1980, online unter http://www.science-frontiers.com/sf011/sf011p01.ht</ref>
  
Ein regelrechter 'Paukenschlag' erfolgte zu Beginn der 1980er Jahre. Bis dahin hatten die US-Forscher ohne wenn und aber an dem vorgegebenen Konstrukt festgehalten, das unterstellte, die ersten Amerikaner seien bei der Verfolgung von nach Süden wanderndem Großwild über die Beringstraße immigriert. "Wenn dies stimmen würde", stellt der Alternativ-Historiker Itzli Ehecatl nachdrücklich fest, "sollte man Beweise dafür erwarten, dass diese Reisenden Mega-fauna-Jäger waren und dass das Großwild wirklich Beringia vor ihnen durchquerte. Zur Bestür-zung der Archäologen ist dies jedenfalls nicht der Fall gewesen." (+14)  
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Ein regelrechter 'Paukenschlag' erfolgte zu Beginn der 1980er Jahre. Bis dahin hatten die US-Forscher ohne wenn und aber an dem vorgegebenen Konstrukt festgehalten, das unterstellte, die ersten Amerikaner seien bei der Verfolgung von nach Süden wanderndem Großwild über die Beringstraße immigriert. "''Wenn dies stim- men würde''", stellt der Alternativ-Historiker [[Itztli Ehecatl]] nachdrücklich fest, "''sollte man Beweise dafür er- warten, dass diese Reisenden [http://de.wikipedia.org/wiki/Megafauna Megafauna]-Jäger waren und dass das Großwild wirklich [http://de.wikipedia.org/wiki/Beringia Beringia] vor ihnen durchquerte. Zur Bestürzung der Archäologen ist dies jedenfalls nicht der Fall gewesen''." <ref>Quelle: [[Itztli Ehecatl]], "The Bering Strait Theory", online bei ANGELFIRE unter: http://www.angelfire.com/space/itztli2 --- als deutschsprachige Erstveröffentlichung bei ''Atlantisforschung.de'' unter dem Titel: [[Beringstraßen-Theorie und indianische Überlieferungen (I)]] und [[Beringstraßen-Theorie und indianische Überlieferungen (II)|(II)]]</ref>
  
Natürlich waren nicht alle Fachwissenschaftler in den USA beschränkt oder borniert genug, um derart massive Evidenzen zu ignorieren. So erklärte z.B. Froehlich Rainey (ein zu diesem Zeit-punkt bereits pensionierter Archäologe, dem man beruflich nicht mehr 'am Zeug flicken' konnte), der in den 40er und 50er Jahren '''(Abb. 4)''' an der University of Arizona tätig gewesen war: "Unter den derzeitigen Wetter-Bedingungen stellen das nordwestliche Amerika und Nordost-Asien die unüberwindlichste Barriere für Kommunikation zwischen Menschen dar, die es auf der Welt gibt, und in der Eiszeit muss es noch viel schlimmer gewesen sein.” (+15) Sein muti-ger Kollege Knut Fladmark ging sogar noch einen Schritt weiter, indem er es wagte, eine Al-ternative zur unhaltbar werdenden Hypothese einer Korridor-Passage nach Amerika vorzu-schlagen: War es nicht denkbar, dass der früheste Zugang nach Amerika entlang der Pazifik-Küste, statt durch den inländischen, eisfreien Korridor erfolgt war?  
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Natürlich waren nicht alle Fachwissenschaftler in den USA beschränkt oder borniert genug, um derart massi- ve Evidenzen zu ignorieren. So erklärte z.B. [http://www.mnsu.edu/emuseum/information/biography/pqrst/rainey_froelich.html Froelich Rainey] (ein zu diesem Zeitpunkt bereits pensionierter Archäologe, dem man beruflich nicht mehr 'am Zeug flicken' konnte), der in den 1940er und 1950er Jahren '''(Abb. 4)''' an der [http://www.arizona.edu/ University of Arizona] tätig gewesen war: "''Unter den derzeitigen Wetter-Bedingungen stellen das nordwestliche Amerika und Nordost-Asien die unüberwindlichste Barriere für Kommunikation zwischen Menschen dar, die es auf der Welt gibt, und in der Eiszeit muss es noch viel schlimmer gewesen sein.''" <ref>Siehe: Jeffrey Goodman, "[http://books.google.de/books?id=N351AAAAMAAJ&q=Jeffrey+Goodman+American+Genesis&dq=Jeffrey+Goodman+American+Genesis&pgis=1 American Genesis]", New York, Summit Books, 1981, S. 65</ref> Sein mutiger Kollege Knut Fladmark ging sogar noch einen Schritt weiter, indem er es wagte, eine Alternative zur unhaltbar werdenden Hypothese einer Korridor-Passage nach Amerika vorzuschlagen: War es nicht denkbar, dass der früheste Zugang nach Amerika entlang der Pazifik-Küste, statt durch den inländi- schen, 'eisfreien Korridor' erfolgt war?  
  
[[Bild:********.jpg|thumb|'''Abb. 4''' Der Archäologe Froelich Rainey (hier, 1940, in jungen Jahren mit seinem Team im Camp bei Pt. Hope) demolierte bereits Anfang der 1980er Jahre das Wissenschafts-Märchen vom "eisfreien Korridor", durch den die  
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[[Bild:Rainey Camp.jpg|thumb|'''Abb. 4''' Der Archäologe Froelich Rainey (hier, 1940, in jungen Jahren mit seinem Team im Camp bei Pt. Hope) demolierte bereits Anfang der 1980er Jahre das Wissenschafts-Märchen vom "eisfreien Korridor", durch den die ersten Amerikaner wie durch einen Flaschenhals auf den Doppel-Kontinent gelangt sein sollen.]]
ersten Amerikaner wie durch einen Flaschenhals auf den Doppel-Kontinent gelangt sein sollen.]]
 
  
Fladmark war übrigens nicht der erste, der solche Überlegungen vorstellte. Bereits zwei Jahr-zehnte zuvor hatte sich der Archäologe E.F. Greenman, mit vergleichbaren Überlegungen un-beliebt gemacht. Auch Greenman hatte sicherheitshalber bis zu seiner Pensionierung gewartet, bevor er mit seinen unbequemen Erkenntnissen an die Öffentlichkeit ging. Itzli Ehecatl schreibt dazu: "E.F. Greenman publizierte einen Artikel mit dem Titel >The Upper Paleolithic and the New World< in der Ausgabe der Current Anthropology vom Februar 1963 und argumentierte darin, dass es keinen Beweis für eine Migration von Asien nach Amerika über die Bering-Straße gegeben habe. Er fuhr mit dem Vorschlag fort, dass es mehr Evidenzen für eine Ankunft mit seetüchtigen Kanus in den nordöstlichen Vereinigten Staaten gäbe, und nicht via Bering-Stras-se." Da Greenman, wie Ehecatl feststellt, "in weiser Voraussicht seine Befunde am Ende seiner Karriere veröffentlichte, traf es ihn nicht, auf die Schwarze Liste gesetzt zu werden.(+16)
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Fladmark war übrigens nicht der erste, der solche Überlegungen vorstellte. Bereits zwei Jahrzehnte zuvor hatte sich der Archäologe E.F. Greenman, mit vergleichbaren Überlegungen unbeliebt gemacht. Auch Greenman hatte sicherheitshalber bis zu seiner Pensionierung gewartet, bevor er mit seinen unbequemen Erkenntnissen an die Öffentlichkeit ging. Bei [[Itztli Ehecatl]] heißt es dazu: "''E.F. Greenman publizierte einen Artikel mit dem Titel >The Upper Paleolithic and the New World< in der Ausgabe der [http://www.journals.uchicago.edu/toc/ca/current Current An- thropology] vom Februar 1963 und argumentierte darin, dass es keinen Beweis für eine Migration von Asien nach Amerika über die Bering-Straße gegeben habe. Er fuhr mit dem Vorschlag fort, dass es mehr Evidenzen für eine Ankunft mit seetüchtigen Kanus in den nordöstlichen Vereinigten Staaten gäbe, und nicht via Bering-Strasse.''" Da Greenman, wie [[Itztli Ehecatl|Ehecatl]] weiter feststellt, "''in weiser Voraussicht seine Befunde am Ende seiner Karri- ere veröffentlichte, traf es ihn nicht, auf die Schwarze Liste gesetzt zu wer- den''. <ref>Siehe: [http://de.wikipedia.org/wiki/Vine_Deloria_junior Vine Deloria Jr.], "[http://books.google.de/books?id=Pz78tSwRAaUC&pg=PP1&dq=Vine+Deloria+Jr.+Red+Earth,+White+Lies#PPP1,M1 Red Earth, White Lies]", Golden, Fulcrum Publishing, 1997, Seite 90</ref>
  
Archäologen erzählen uns, dass es einen eisfreien Korridor gab, der sich nach der jüngsten Eiszeit um etwa 12 000 v.Chr. bildete. Geologen und Biologen haben substantielle Evidenzen zusammengetragen, die demonstrieren, dass, obwohl Beringia eisfrei gewesen sein mag, die Wetter-Bedingungen einer Migration von Megafauna oder Menschen nicht zuträglich waren. Und obenan, >… ist es nicht mehr als gerade einmal 8000 Jahre her, dass sich der eisfreie Korridor öffnete - 4000 Jahre zu spät, um dass Bering-Routen-Szenario funktionieren zu las-sen<.” (+17)
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''Archäologen erzählen uns, dass es einen eisfreien Korridor gab, der sich nach der jüngsten Eiszeit um etwa 12 000 v. Chr. bildete. Geologen und Biologen haben substantielle Evidenzen zusammengetragen, die demon- strieren, dass, obwohl Beringia eisfrei gewesen sein mag, die Wetter-Bedingungen einer Migration von Megafauna oder Menschen nicht zuträglich waren. Und obenan, >… ist es nicht mehr als gerade einmal 8000 Jahre her, dass sich der eisfreie Korridor öffnete - 4000 Jahre zu spät, um dass Bering-Routen-Szenario funktionieren zu lassen<.''" <ref>Quelle: [[Itztli Ehecatl]], op. cit.; Ehecatl zitiert: Jeffrey Goodman, "[http://books.google.de/books?id=N351AAAAMAAJ&q=Jeffrey+Goodman+American+Genesis&dq=Jeffrey+Goodman+American+Genesis&pgis=1 American Genesis]", New York, Summit Books, 1981, Seite 62</ref>
  
Zu diesem eindeutigen Ergebnis kam jedenfalls, wie Jeffrey Goodman 1981 in "American Ge-nesis" festhielt, Dr. Reid Bryson, Meteorologe an der University of Wisconsin: "Er hob zudem hervor, dass auch nach dieser Öffnung des Eis-Korridors die Annahme eines idealen fruchtbaren Tales, von dem Archäologen ausgingen, reine Fantasie sei. Stattdessen wurde Beringia durch >miserable meteorologische Bedingungen sowie niedrigere Temperaturen und stärkere Winde als jene charakterisiert, auf die man am höchsten Punkt der Eisdecke stieß.< Es über-rascht nicht, dass Archäologen Bryson´s Studien links liegen ließen und es nicht einmal wag-ten, seine Entdeckungen zu kommentieren." (+18)
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Zu diesem eindeutigen Ergebnis kam jedenfalls, wie Jeffrey Goodman 1981 in "American Genesis" festhielt, Dr. Reid Bryson, Meteorologe an der University of Wisconsin: "''Er hob zudem hervor, dass auch nach dieser Öffnung des Eis-Korridors die Annahme eines idealen fruchtbaren Tales, von dem Archäologen ausgingen, reine Fantasie sei. Stattdessen wurde Beringia durch >miserable meteorologische Bedingungen sowie niedrigere Temperaturen und stärkere Winde als jene charakterisiert, auf die man am höchsten Punkt der Eisdecke stieß.< Es überrascht nicht, dass Archäologen Bryson´s Studien links liegen ließen und es nicht einmal wagten, seine Entdeckungen zu kommentieren.''" <ref>Quelle: [[Itztli Ehecatl]], op. cit.; Ehecatl zitiert: E.F. Greenman, “The Upper Paleolithic and the New World”, in: [http://www.journals.uchicago.edu/toc/ca/current Current Anthropology] 5, 1, Februar 1963, S. 41-91</ref>
  
1961, zwei Jahre vor Brysons missliebiger Publikation, hatten zwei kanadische Geologen Evidenzen vorgelegt, welche die Ergebnisse des Meteorologen interdisziplinär flankieren. N. Zhirov bemerkte dazu: "Die Vereisung der kanadischen Provinz Alberta, welche direkt an die Cordilleras im Osten angrenzt, wurde unlängst von O.P. Gravenor und L.A. Bayrock (+19) untersucht, die herausfanden, dass sich die Eisdecke während des jüngsten Glazials von Nord-westen her ausbreitete, den nördlichen und mittleren Teil der Provinz Alberta überquerte und sich mit dem Cordillera-Vergletscherung im Westen vereinigte. Zurück zog sich die Eisdecke dann nordwärts und nordostwärts. Sie querte vor 31 000 Jahren den zentralen Teil von Alberta, und gab den Süden und die Mitte der Provinz vor 11 000 Jahren frei." (+20)
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1961, zwei Jahre vor Brysons missliebiger Publikation, hatten zwei kanadische Geologen Evidenzen vorgelegt, welche die Ergebnisse des Meteorologen interdisziplinär flankieren. [[Dr. Nikolai Zhirov|N. Zhirov]] bemerkte dazu: "''Die Vereisung der kanadischen Provinz Alberta, welche direkt an die Cordilleras im Osten angrenzt, wurde unlängst von O.P. Gravenor und L.A. Bayrock'' <ref>Siehe: Gravenor O.P. und Bayrock, L.A. : "Glacial Deposits of Alberta", Soils Canada, Toronto, 1961, S. 33-50</ref> ''untersucht, die herausfanden, dass sich die Eisdecke während des jüngsten Glazials von Nord-westen her ausbreitete, den nördlichen und mittleren Teil der Provinz Alberta überquerte und sich mit dem Cordillera-Vergletscherung im Westen vereinigte. Zurück zog sich die Eisdecke dann nordwärts und nordostwärts. Sie querte vor 31 000 Jahren den zentralen Teil von Alberta, und gab den Süden und die Mitte der Provinz vor 11 000 Jahren frei.''" <ref>Quelle: [[Dr. Nikolai Zhirov|N. Zhirov]], op. cit., S. 354</ref>
  
Und schon 1959 hatte L.A. Brennan (+21) darauf hingewiesen, dass es höchst unwahrschein-lich sei, die Bewohner der ältesten anerkannten Lager-Plätze im Norden Amerikas könnten durch die Eishölle des vermuteten Korridors gekommen sein. Dies beweise "ihre Lebensweise, die zeigt, dass sie kein an Kälte angepasstes Volk, d.h. kein Volk aus dem Norden, waren." Die von ihm konstatierten "Massen-Migrationen von Stämmen setzten erst mit dem Ende der Eiszeit ein, d.h. nachdem die Gletscher rapide abzuschmelzen begannen (vor 10 000 Jahren)." (+22) Solche späteren Migranten aus Sibirien müssten die Bering-Straße allerdings schon mit Booten, Flößen oder Schiffen überquert haben.   
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Und schon 1959 hatte L.A. Brennan <ref>Siehe: L.A. Brennan, "No Stone unturned - An Almanac of North American Prehistory", New York, 1959, S. 119</ref> darauf hingewiesen, dass es höchst unwahrscheinlich sei, die Bewoh- ner der ältesten anerkannten Lager-Plätze im Norden Amerikas könnten durch die Eishölle des vermuteten Korridors gekommen sein. Dies beweise "''ihre Lebensweise, die zeigt, dass sie kein an Kälte angepasstes Volk, d.h. kein Volk aus dem Norden, waren.''" Die von ihm konstatierten "''Massen-Migrationen von Stämmen setzten erst mit dem Ende der Eiszeit ein, d.h. nachdem die Gletscher rapide abzuschmelzen begannen (vor 10 000 Jahren).''" <ref>Quelle: [[Dr. Nikolai Zhirov|N. Zhirov]], op. cit., S. 353</ref> Solche späteren Migranten aus Sibirien müssten die Bering-Straße allerdings schon mit Booten, Flößen oder Schiffen überquert haben.   
  
Zu Zeiten der Clovis-Kultur war Beringia, das angebliche "Tor zur Erstbesiedlung Amerikas", eine Sackgasse! Wer auch immer sich später durch die Eishölle des entstehenden Korridors gewagt hätte, wäre bei erbärmlichem Nahrungsangebot beiderseits der Bering-Straße auf “eine Reihe von wilden Berg-Ketten gestoßen, [die] eine größere Barriere [darstellten], selbst wenn eine Landbrücke existierte.” (+23) Die ersten Amerikaner MUSSTEN demnach eine andere Route genommen haben, und eigentlich hatte die Beringstraßen-Theorie spätestens zu Beginn der 1980er Jahre als Lehrmeinung ausgedient. Eigentlich.
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Zu Zeiten der Clovis-Kultur war Beringia, das angebliche "Tor zur Erstbesiedlung Amerikas", eine Sackgasse! Wer auch immer sich später durch die Eishölle des entstehenden Korridors gewagt hätte, wäre bei erbärmli- chem Nahrungsangebot beiderseits der Bering-Straße auf "''eine Reihe von wilden Berg-Ketten gestoßen, ''[die]'' eine größere Barriere [darstellten], selbst wenn eine Landbrücke existierte.''" <ref>Quelle: [[Itztli Ehecatl]], op. cit.</ref> Die ersten Amerikaner MUSSTEN demnach eine andere Route genommen haben, und eigentlich hatte die Beringstraßen-Theorie spätestens zu Beginn der 1980er Jahre als Lehrmeinung ausgedient. Wie gesagt: eigentlich.
  
Obwohl an ihrem 'Knock-out' auch mit zielführend gedrechselten Hilfs-Theorien nichts mehr zu ändern war, blieben die tonangebenden 'Paradigmen-Reiter' unter den Alt-Amerikanisten in den USA nämlich, statt Konsequenzen zu ziehen und nach Alternativen zu suchen, erkenntnis-restistent. Dabei häuften sich immer mehr Evidenzen an, die z.T. völlig vom Beringstraßen-Dogma abweichende Szenarien nahelegen und die Erstbesiedlung Amerikas durch den Menschen tatsächlich alles andere als "rezent" erscheinen lassen. Die "Clovis-Polizei", wie Corliss die Kreuzritter des menschheits-geschichtlichen Status quo in den USA ironisch bezeichnet, bekam alle Hände voll zu tun.
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Obwohl an ihrem 'Knock-out' auch mit zielführend gedrechselten Hilfs-Theorien nichts mehr zu ändern war, blieben die tonangebenden 'Paradigmen-Reiter' unter den Alt-Amerikanisten in den USA nämlich, statt Kon- sequenzen zu ziehen und nach Alternativen zu suchen, erkenntnisrestistent. Dabei häuften sich immer mehr Evidenzen an, die z.T. völlig vom Beringstraßen-Dogma abweichende Szenarien nahelegen und die Erstbe- siedlung Amerikas durch den Menschen tatsächlich alles andere als "rezent" erscheinen lassen. Die "[[Die Clovis-Polizei|Clovis-Polizei]]", wie [[William R. Corliss|Corliss]] die 'Kreuzritter' des menschheits-geschichtlichen ''Status quo'' in den USA ironisch be- zeichnet, bekam alle Hände voll zu tun.
  
  
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(+5) Siehe: Z. A. Abramova (1966), "Lokalniye osobennosti paleoliticheskikh kultur Sibiri" ("Local Features of Siberian Paleolithic Cultures"), Seventh International Congress of Prehistorians and Protohistorians, Papers and Communications by Soviet Archaeologists, Moskau, S. 46-55
 
  
  

Version vom 13. Mai 2009, 23:49 Uhr

Die Besiedlungsgeschichte Amerikas und das Atlantis-Problem, Teil 4a

Abb. 1 Das Cranium des sogenannten 'Laguna-Mädchens' gehört zu den ersten Funden, die in kras- sem Widerspruch zum Modell einer ausschließlich rezenten Immigration mongolider "Paläo-India- ner" via Beringstraße nach Amerika standen.

(bb) Mitte des 20. Jahrhunderts galt die klassische Atlantis-Hypothese (was Westeuropa und die USA anging [1]) allgemein als 'tot' und nur vereinzelte "Spinner" und "Verückte" innerhalb und außerhalb des akademischen Be- triebs wagten es noch, sich dieser Auffassung zu widersetzen und alternative Modelle zur urzeitlichen Besiedlung Amerikas zu präsentieren, in denen Atlantis sowie post-atlantidische Migrationen auf dem Seeweg, von Europa aus, eine Rolle spielten.

Für Anhänger des anthropologischen und archäologischen Main- streams nahmen derartige Überlegungen spätestens zu dieser Zeit den Charakter von 'Hochverrat' an; hatte man sich doch im archäologischen Establishment der USA gerade 'unter Schmerzen' mit der Vorstellung ar- rangiert, dass der Mensch nicht erst seit 5000 Jahren, sondern schon seit et- wa 12 000 Jah- ren in Amerika präsent war (vergl. dazu: Urzeit-Riesen in Nordamerika: (k)ein Streitpunkt für Archäologen? - Teil III). Vor diesem Paradigmenwechsel, der letztlich nur eine Verschiebung des zuvor akzeptierten Modells um wenige Jahrtausende und eine teilweise Nachbesserung der gültigen Vorstellungen bedeutete, hatte man noch allgemein vorausgesetzt, "daß der Mensch alles, aber auch alles in Amerika sein konnte, nur nicht alt". [2]

Eindeutig ältere Funde, wie der bereits 1933 entdeckte und später auf ein Alter von zwischen etwa 18 620 und 15 680 Jahre datierte Schädel des sogenannten 'Laguna-Mädchens' (Abb. 1), die den neuen 'temporalen Li- mes' in Frage stellten, waren selten und stellten absolute Glücksfälle dar, die ihre Erforschung und Auswert- ung dem Zusammentreffen einer ganzen Reihe spezieller Umstände verdankten. So war der Finder des Schä- dels, H. Wilson, kein Wissenschaftler, sondern ein archäologie-begeisterter Jugendlicher, dem die Konsequenz seiner Entdeckung ebensowenig bewusst war, wie ihr potentiell kontra-paradigmatischer Charakter. Besonde- re Umstände des Fundes machten es den Skeptikern in diesem Fall unmöglich, die Authentizität der Entdeck- ung in Frage zu stellen oder sie, wie üblich, als "laienhafte Fehlinterpretation" abzutun. Schließlich verhinder- ten auch international renommierte Spitzen-Fachleute, wie Louis S.B. Leakey, durch ihr Engagement, dass der Laguna-Schädel ignoriert werden konnte (vergl. dazu auch: Das Laguna-Mädchen von C.W. Ceram).

Während die Beringstraßen-Dogmatiker im Fall des 'Laguna-Mädchens' ihre Erkenntnis-Resistenz durch konsequentes 'aussitzen' des Problems unter Beweis stellten, ging man in anderen Fällen, wie etwa bei dem kanadischen Archäologen Thomas E. Lee, sogar bis zum Rufmord und zur Unterdrückung von Funden. (Siehe: "Sie finden doch da unten nicht wirklich etwas?" - Die unerwünschten Entdeckungen des Thomas Lee von Michael Baigent) Lee, der zu diesem Zeitpunkt bereits seit langem erfolgreich als Kurator am kanadischen Nationalmuseum von Toronto gearbeitet hatte, war im Sommer 1951 bei Grabungen auf der Manitoulin-Insel im Huronsee, Ontario, bei dem heutigen Dorf Sheguiandah auf eine frühere menschliche Siedlungsspuren und zahlreiche Steinwerkzeuge gestoßen.

Geologische Gutachten zu den Ergebnissen der Grabungen, die bis 1955 fortgesetzt wurden, ergaben zweifels- frei, "daß sämtliche Werkzeuge mindestens 65 000 Jahre alt waren, vielleicht aber auch viel älter - die Rede war von bis zu 125 000 Jahren. 1954 unternahmen 40 bis 50 Geologen Exkursionen zum Fundort und stimmten mit dieser geologischen Analyse der Gesteinsschicht überein. Damit nicht genug; Im Verlauf der Jahre haben mehr als einhundert Geologen die Stätte während der Grabungen besucht; sie alle hatten reich- lich Gelegenheit, die Schicht und die darin entdeckten Objekte zu begutachten. Doch trotz aller geologischen Übereinstimmung bezüglich ihrer Datierung stellten die Funde für die landläufige Auffassung über das Alter des Menschen in Nordamerika ein unlösbares Problem dar - sie waren ganz einfach inakzeptabel." [3]

Abb. 2 Ein zusammen- gefasster Querschnitt der Fundstätte von Old Crow. Man beachte die Komplexi- tät der Stratigraphie. (Aus R. E. Morlan's Arbeit in 'Early Man in America', A. L. Bryan, Hrsg., S. 81).

Lee, der sich weigerte, seine Entdeckungen 'unter den Teppich zu kehren', wurde in Fachkreisen lächerlich gemacht und kaltgestellt; seine Aufzeich- nungen wurden bei einem ungeklärten Einbruch in seine Büroräume ent- wendet und ein Großteil der von ihm entdeckten Artefakte verschwand "in den Eingeweiden des kanadischen Nationalmuseums, wo man sie vergaß." [4] 1971 machte sich der Präsident der 'Gesellschaft für amerikanische Ar- chäologie', Richard McNeish, mit einem Artikel in der Zeitschrift Scienti- fic American unmöglich, in dem er auf die Entdeckung 25 000 Jahre alter Siedlungs-Spuren bei Ayacucho in Peru hinwies [5], und auch andere kontroverse Entdeckungen, wie der "Pleistozäne Mensch von San Diego", der "Calaveras-Schädel" und Dutzende weiterer archäologischer Anomalien wurden von vorneherein als Fälschungen und Fehlinterpretationen abgetan.

Dabei gab es bereits zur Mitte des 20. Jahrhunderts allen Grund dazu, das Beringstraßen-Paradigma in seinen zentralen Aspekten in Frage zu stellen. So lagen schon damals diverse archäologische Hinweise darauf vor, dass der Mensch schon weitaus länger in Amerika lebte, als die meisten US-Wissenschaftler ihm dies zubilligen woll- ten. Noch wesentlicher erscheint, dass sich vor allem der von der nordamerikanischen Mainstream-For- schung festgeschriebene Migrationsweg nach und nach als 'Luftnummer' entpuppte. Dazu trugen unter ande- rem auch die Fachleute auf der anderen 'Straßenseite' dazu, die wissenschaftlichen Erd- und Menschheitsge- schichtsforscher aus der UdSSR.

So weist N. Zhirov 1970 (in: "Atlantis - Atlantology: Basic Problems") darauf hin, dass sowjetische Fachwissenschaftler auf der sibirischen Seite der Beringstraße keinerlei Spuren jener vermeintlichen Groß- wildjäger finden konnten, die über die interkontinentale Landbrücke gezogen sein sollen: "Man muss die Tat- sache zur Kenntnis nehmen, dass in Ost-Sibirien bisher keine paläolithischen Lager-Plätze entdeckt wurden. E. A. Abramova [6] berichtet, dass Mount Afontova (radiokarbondatiert auf ein Alter von nur 20 000 Jah- ren) die älteste Siedlung in Ostsibirien ist. Doch Lagerstätten selbst diesen Alters wurden östlich des Yenisei (d.h. von Mount Afontova) nicht entdeckt, was auch für die Halbinsel Chukotka gilt, über welche, der Theorie zur Besiedlung Amerikas via Asien folgend, die Migration verlief.

Darüber hinaus wurden die ältesten Lager-Plätze im Gebiet der Bering-See nicht auf dem Kontinent ent- deckt, sondern auf den Aleuten-Inseln (Abb. 3) bei Alaska; sie wurden auf ein Alter von nur 8425 Jah- ren datiert [7]. [... ; vergl. dazu auch: Enorme Struktur an der Mutsu Bay; und: Ringförmige Struktu- ren auf den Kurilen-Inseln von William R. Corliss; d. Red.] Es ist zweifelhaft, ob es vor 10 000 bis 14 000 eine große Migrationswelle über Alaska gab, als das Klima dort so kalt war, dass selbst die Tundra-Zwergbirke ausstarb. In Alaska existierte die Tundra schon seit einer sehr langen Zeit [8], deren Beginn [festzustellen] außerhalb der Möglichkeiten der Radiokarbon-Methode liegt." [9]

Was den Beginn urzeitlicher Besiedlung Amerikas durch den Menschen angeht, war man sich bei der 'wissen- schaftsoffiziellen' Einschätzung des Problems in der Sowjetunion - und auch auf internationaler Ebene - zwar durchaus uneinig, bewegte sich aber allgemein weit jenseits des 'Temporalen Limes', den man in den USA so vehement verteidigte. Dazu bemerkt Zhirov: "I. K. Ivanova [10] berichtet, dass der 7. Kongress der INQA [eine internationale Organisation von Quartär-Archäologen; d. Ü.] zur allgemeinen Auffassung gelangte, dass der Mensch vor 15000 bis 20000 Jahren auftrat, d. h. zu Beginn des Holozäns. E. A. Zamyslova [11] geht dagegen davon aus, dass der Mensch Amerika viel früher erreichte. Um dies zu untermauern, weist sie auf die Entdeckung von fossilen Menschenknochen unter Schichten des Folsom-Typs bei Midland, Texas, hin." [12]

Zhirov, selber Berufs-Wissenschaftler (Doktor der Chemie) und als Atlantologe ein entschiedener Gegner der Beringstraßen-Theorie, beobachtete sehr genau, dass sich auch vereinzelte US-Wissenschaftler angesichts der Evidenzen gezwungen sahen, vorsichtige Kritik zu äußern. So wies er darauf hin: "Nach einer genauen Un- tersuchung der tatsächlichen Bedingungen, die während der Eiszeit und den Interglazialen in Alaska und Ost-Sibirien herrschten, haben L. A. Brennan, T. N. Lee, F. Rainey, P. Tolstoy, C. S. Shard und andere ame- rikanische Anthropologen jetzt auf die großen Härten dieser Route hingewiesen, die erst nach dem völligen Abschmelzen der Gletscher beiderseits der Straße zugänglich war." [13]

Die folgenden Jahrzehnte sollten jedoch zeigen, dass selbst ein Trommelfeuer aus neuen Evidenzen und Er- kenntnissen nicht ausreichte, um in den USA das herrschende Lehrgebäude zur ausschließlich rezenten Be- siedlung des Doppelkontinents via Sibirien zum Einsturz zu bringen, das sich dort zum integralen Bestandtteil des gesellschaftlichen Status quo entwickelt hatte. Tatsächlich war jedoch längst ein schleichender Aushöhl- ungsprozess des Beringstraßen-Modells in Gang, der nur deshalb nicht offenbar wurde, weil Anthropologie, Urgeschichts-Forschung und Archäologie bereits einer dogmatischen 'Neo-Scholastik' verfallen waren, die mit ihrem blinden Festhalten an überkommenen Lehrmeinungen den Erkenntnis-Prozess jahrzehntelang wirksam blockierte.

Abb. 3 Eine rezente Zu- wanderung nach Amerika über die Aleuten-Inseln (Bld) erscheint wahr- scheinlich, fand offensicht- lich aber frühestens vor etwa 8500 Jahren statt. Die Besiedlung des Doppel- kontinents muss also auch auf anderen Wegen erfolgt sein.

Wenn es einen Chronisten dieses langsamen Niedergangs des Beringstraßen-Paradigma samt der daran geketteten Fachwissenschaften gibt, so gebührt dieser Titel dem - von uns bereits mehrfach zitierten - US-amerikanischen Physiker, Anomalisten und Wissenschafts-Kritiker William R. Corliss, der in seinem grenzwissenschaftlichen Magazin Science Frontiers seit Jahrzehnten allgemein zugängliche Meldungen aus Medien und Fachpresse über kontroverse Funde, ergänzende Evidenzen und die Reaktionen der so genannten "Fachwelt" archiviert und auswertet. Corliss hat eine lange Kette harter Evidenzen und ernstzunehmender Indizien zusammengestellt, die 'Beringia' & 'Clovis' ad absurdum führen.

Beeindruckend ist jedenfalls die hohe Zahl konkreter Hinweise auf eine ver- gleichsweise frühe Präsenz des Homo sapiens in Amerika. Ein solcher mas- siver "Hinweis auf wirklich frühe Menschen in Amerika", den Corliss er- wähnt, "tauchte auf, nachdem sich 1976 schwere Regenfälle durch 21 Meter Ablagerungen bei Yuha Pinto Wash in Kalifornien, direkt im Norden der mexikanischen Grenze, hindurch schnitten. Die Artefakte, die noch fest an ihrem Platz sind, und dazugehörige Knochen sind unzweifelhaft menschlich. Die darüberliegenden Sedimente werden auf ein Alter von mehr als 50 000 Jahren datiert." [14]

Ein regelrechter 'Paukenschlag' erfolgte zu Beginn der 1980er Jahre. Bis dahin hatten die US-Forscher ohne wenn und aber an dem vorgegebenen Konstrukt festgehalten, das unterstellte, die ersten Amerikaner seien bei der Verfolgung von nach Süden wanderndem Großwild über die Beringstraße immigriert. "Wenn dies stim- men würde", stellt der Alternativ-Historiker Itztli Ehecatl nachdrücklich fest, "sollte man Beweise dafür er- warten, dass diese Reisenden Megafauna-Jäger waren und dass das Großwild wirklich Beringia vor ihnen durchquerte. Zur Bestürzung der Archäologen ist dies jedenfalls nicht der Fall gewesen." [15]

Natürlich waren nicht alle Fachwissenschaftler in den USA beschränkt oder borniert genug, um derart massi- ve Evidenzen zu ignorieren. So erklärte z.B. Froelich Rainey (ein zu diesem Zeitpunkt bereits pensionierter Archäologe, dem man beruflich nicht mehr 'am Zeug flicken' konnte), der in den 1940er und 1950er Jahren (Abb. 4) an der University of Arizona tätig gewesen war: "Unter den derzeitigen Wetter-Bedingungen stellen das nordwestliche Amerika und Nordost-Asien die unüberwindlichste Barriere für Kommunikation zwischen Menschen dar, die es auf der Welt gibt, und in der Eiszeit muss es noch viel schlimmer gewesen sein." [16] Sein mutiger Kollege Knut Fladmark ging sogar noch einen Schritt weiter, indem er es wagte, eine Alternative zur unhaltbar werdenden Hypothese einer Korridor-Passage nach Amerika vorzuschlagen: War es nicht denkbar, dass der früheste Zugang nach Amerika entlang der Pazifik-Küste, statt durch den inländi- schen, 'eisfreien Korridor' erfolgt war?

Abb. 4 Der Archäologe Froelich Rainey (hier, 1940, in jungen Jahren mit seinem Team im Camp bei Pt. Hope) demolierte bereits Anfang der 1980er Jahre das Wissenschafts-Märchen vom "eisfreien Korridor", durch den die ersten Amerikaner wie durch einen Flaschenhals auf den Doppel-Kontinent gelangt sein sollen.

Fladmark war übrigens nicht der erste, der solche Überlegungen vorstellte. Bereits zwei Jahrzehnte zuvor hatte sich der Archäologe E.F. Greenman, mit vergleichbaren Überlegungen unbeliebt gemacht. Auch Greenman hatte sicherheitshalber bis zu seiner Pensionierung gewartet, bevor er mit seinen unbequemen Erkenntnissen an die Öffentlichkeit ging. Bei Itztli Ehecatl heißt es dazu: "E.F. Greenman publizierte einen Artikel mit dem Titel >The Upper Paleolithic and the New World< in der Ausgabe der Current An- thropology vom Februar 1963 und argumentierte darin, dass es keinen Beweis für eine Migration von Asien nach Amerika über die Bering-Straße gegeben habe. Er fuhr mit dem Vorschlag fort, dass es mehr Evidenzen für eine Ankunft mit seetüchtigen Kanus in den nordöstlichen Vereinigten Staaten gäbe, und nicht via Bering-Strasse." Da Greenman, wie Ehecatl weiter feststellt, "in weiser Voraussicht seine Befunde am Ende seiner Karri- ere veröffentlichte, traf es ihn nicht, auf die Schwarze Liste gesetzt zu wer- den. [17]

Archäologen erzählen uns, dass es einen eisfreien Korridor gab, der sich nach der jüngsten Eiszeit um etwa 12 000 v. Chr. bildete. Geologen und Biologen haben substantielle Evidenzen zusammengetragen, die demon- strieren, dass, obwohl Beringia eisfrei gewesen sein mag, die Wetter-Bedingungen einer Migration von Megafauna oder Menschen nicht zuträglich waren. Und obenan, >… ist es nicht mehr als gerade einmal 8000 Jahre her, dass sich der eisfreie Korridor öffnete - 4000 Jahre zu spät, um dass Bering-Routen-Szenario funktionieren zu lassen<." [18]

Zu diesem eindeutigen Ergebnis kam jedenfalls, wie Jeffrey Goodman 1981 in "American Genesis" festhielt, Dr. Reid Bryson, Meteorologe an der University of Wisconsin: "Er hob zudem hervor, dass auch nach dieser Öffnung des Eis-Korridors die Annahme eines idealen fruchtbaren Tales, von dem Archäologen ausgingen, reine Fantasie sei. Stattdessen wurde Beringia durch >miserable meteorologische Bedingungen sowie niedrigere Temperaturen und stärkere Winde als jene charakterisiert, auf die man am höchsten Punkt der Eisdecke stieß.< Es überrascht nicht, dass Archäologen Bryson´s Studien links liegen ließen und es nicht einmal wagten, seine Entdeckungen zu kommentieren." [19]

1961, zwei Jahre vor Brysons missliebiger Publikation, hatten zwei kanadische Geologen Evidenzen vorgelegt, welche die Ergebnisse des Meteorologen interdisziplinär flankieren. N. Zhirov bemerkte dazu: "Die Vereisung der kanadischen Provinz Alberta, welche direkt an die Cordilleras im Osten angrenzt, wurde unlängst von O.P. Gravenor und L.A. Bayrock [20] untersucht, die herausfanden, dass sich die Eisdecke während des jüngsten Glazials von Nord-westen her ausbreitete, den nördlichen und mittleren Teil der Provinz Alberta überquerte und sich mit dem Cordillera-Vergletscherung im Westen vereinigte. Zurück zog sich die Eisdecke dann nordwärts und nordostwärts. Sie querte vor 31 000 Jahren den zentralen Teil von Alberta, und gab den Süden und die Mitte der Provinz vor 11 000 Jahren frei." [21]

Und schon 1959 hatte L.A. Brennan [22] darauf hingewiesen, dass es höchst unwahrscheinlich sei, die Bewoh- ner der ältesten anerkannten Lager-Plätze im Norden Amerikas könnten durch die Eishölle des vermuteten Korridors gekommen sein. Dies beweise "ihre Lebensweise, die zeigt, dass sie kein an Kälte angepasstes Volk, d.h. kein Volk aus dem Norden, waren." Die von ihm konstatierten "Massen-Migrationen von Stämmen setzten erst mit dem Ende der Eiszeit ein, d.h. nachdem die Gletscher rapide abzuschmelzen begannen (vor 10 000 Jahren)." [23] Solche späteren Migranten aus Sibirien müssten die Bering-Straße allerdings schon mit Booten, Flößen oder Schiffen überquert haben.

Zu Zeiten der Clovis-Kultur war Beringia, das angebliche "Tor zur Erstbesiedlung Amerikas", eine Sackgasse! Wer auch immer sich später durch die Eishölle des entstehenden Korridors gewagt hätte, wäre bei erbärmli- chem Nahrungsangebot beiderseits der Bering-Straße auf "eine Reihe von wilden Berg-Ketten gestoßen, [die] eine größere Barriere [darstellten], selbst wenn eine Landbrücke existierte." [24] Die ersten Amerikaner MUSSTEN demnach eine andere Route genommen haben, und eigentlich hatte die Beringstraßen-Theorie spätestens zu Beginn der 1980er Jahre als Lehrmeinung ausgedient. Wie gesagt: eigentlich.

Obwohl an ihrem 'Knock-out' auch mit zielführend gedrechselten Hilfs-Theorien nichts mehr zu ändern war, blieben die tonangebenden 'Paradigmen-Reiter' unter den Alt-Amerikanisten in den USA nämlich, statt Kon- sequenzen zu ziehen und nach Alternativen zu suchen, erkenntnisrestistent. Dabei häuften sich immer mehr Evidenzen an, die z.T. völlig vom Beringstraßen-Dogma abweichende Szenarien nahelegen und die Erstbe- siedlung Amerikas durch den Menschen tatsächlich alles andere als "rezent" erscheinen lassen. Die "Clovis-Polizei", wie Corliss die 'Kreuzritter' des menschheits-geschichtlichen Status quo in den USA ironisch be- zeichnet, bekam alle Hände voll zu tun.


Fortsetzung:

Eine Chronologie der Demontage des Beringia- und Clovis-Konzepts (Teil 2)


Anmerkungen und Quellen

  1. Anmerkung: In der vormaligen Sowjetunion (UdSSR) verlief die Entwicklung anders. Wissenschaftsgeschichtlich lässt sich feststellen, dass dort - in mehreren für die Atlantologie relevanten Fachwissenschaften (z.B. Geologie, Ozeanographie, Ethnologie und Urgeschichtsforschung) - Paradigmenwechel NICHT mitgetragen wurden, deren Umsetzung im "westlichen" Wissenschaftsbetrieb wesentlich zur Marginalisierung und Diskreditierung atlantologischer Forschung beitrug. So wurden in der sowjetischen Forschung z.B. weder der Katastrophismus noch der Diffusionismus "geächtet", und das Atlantis-Problem wurde an den dortigen Universitäten zwar durchaus kontrovers diskutiert, galt allerdings zu keiner Zeit - wie in Westeuropa und den USA - generell als "pseudowissenschaftliches" Thema. Vergl. dazu z.B.: N. Zhirov, "Atlantis - Atlantology: Basic Problems", Progress Publishers, Moskau, 1968 u. 1970 [Reprint: Honolulu, Hawaii 2001]
  2. Quelle: C.W. Ceram, Der erste Amerikaner - Das Rätsel des vor-kolumbischen Indianers, Rohwolt, 1972, S. 275
  3. Quelle: Michael Baigent, "Das Rätsel der Sphinx", vollständige Taschenbuchausgabe, Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf., 2002. Als Online-Beitrag ist der entsprechende Textauszug unter dem Titel "Sie finden doch da unten nicht wirklich etwas?" - Die unerwünschten Entdeckungen des Thomas Lee bei Atlantisforschung.de zu finden.
  4. Quelle: ebd.
  5. Quelle: Otto Muck, "Alles über Atlantis", München/Zürich, 1976, S. 19, 20
  6. Siehe: Z. A. Abramova (1966), "Lokalniye osobennosti paleoliticheskikh kultur Sibiri" ("Local Features of Siberian Paleolithic Cultures"), Seventh International Congress of Prehistorians and Protohistorians, Papers and Communications by Soviet Archaeologists, Moskau, S. 46-55
  7. Siehe: R. F. Black u. W. S. Langbein (1964), "Anangula: A Geologic Interpretation of the Oldest Archaeologic Sites on the Aleutians", Science 143, S. 1321-1322 --- Red. Anmerkung: Die Datierung der Aleuten-Funde von 1964 auf den heutigen Stand (2006) umgerechnet, ergibt ein Alter von 8467 Jahren.
  8. Siehe: P. Colinvaux, (1964) "Origin of Ice Ages; Pollen Evidence from Arctic Alaska", Science, 145, No. 3433, S. 707-708
  9. Quelle: N. Zhirov, "Atlantis - Atlantology: Basic Problems", Progress Publishers, Moskau, (1968) 1970, S. 353 [nach Reprint: Honolulu/Hawaii, 2001]
  10. Siehe: I. K. Ivanova (1967), "Voprosy arkheologiı i istorii iskopayemogo cheloveka na VII kongresse" ("Problems of Archaeology and the History of Fossil Man at the 7th Congress"), 7th INQA Congress, Moskau, S. 185-209
  11. Siehe: Y. A. Zamyslova (1967), "Drevniy chelovek v Severnoi Amerike (obzor literatury)" ["Ancient Man in North America (Review of Literature)"], in: Bulletin of the Commission for the Study of the Quaternary Period, No. 34, S. 107-119
  12. Quelle: N. Zhirov, op. cit., S. 352 [nach Reprint: Honolulu/Hawaii, 2001]
  13. Quelle: ebd., S. 352
  14. Quelle: Childers, W. Morlin, und Minshall, Herbert L.; "Evidence of Early Man Exposed at Yuha Pinto Wash," American Antiquity, 45:297, 1980; nach: William R. Corliss, "BERING STRAIT THEORY AGAIN IN TROUBLE, Science Frontiers, Nr.11, Sommer 1980, online unter http://www.science-frontiers.com/sf011/sf011p01.ht
  15. Quelle: Itztli Ehecatl, "The Bering Strait Theory", online bei ANGELFIRE unter: http://www.angelfire.com/space/itztli2 --- als deutschsprachige Erstveröffentlichung bei Atlantisforschung.de unter dem Titel: Beringstraßen-Theorie und indianische Überlieferungen (I) und (II)
  16. Siehe: Jeffrey Goodman, "American Genesis", New York, Summit Books, 1981, S. 65
  17. Siehe: Vine Deloria Jr., "Red Earth, White Lies", Golden, Fulcrum Publishing, 1997, Seite 90
  18. Quelle: Itztli Ehecatl, op. cit.; Ehecatl zitiert: Jeffrey Goodman, "American Genesis", New York, Summit Books, 1981, Seite 62
  19. Quelle: Itztli Ehecatl, op. cit.; Ehecatl zitiert: E.F. Greenman, “The Upper Paleolithic and the New World”, in: Current Anthropology 5, 1, Februar 1963, S. 41-91
  20. Siehe: Gravenor O.P. und Bayrock, L.A. : "Glacial Deposits of Alberta", Soils Canada, Toronto, 1961, S. 33-50
  21. Quelle: N. Zhirov, op. cit., S. 354
  22. Siehe: L.A. Brennan, "No Stone unturned - An Almanac of North American Prehistory", New York, 1959, S. 119
  23. Quelle: N. Zhirov, op. cit., S. 353
  24. Quelle: Itztli Ehecatl, op. cit.


Bild-Quellen

(1) Steve Turnbull, Laguna Woman - The First American, unter: http://www.light-headed.com/asite/laguna/laguna_graphics/lagunawoman/LWskull_2.jpg

(2) Science Frontiers - Digest of Scientific Anomalies unter: http://www.science-frontiers.com/sf051/sf051a01.htm

(3) http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thum/a/a8/Kamtschatka-(Bering).png/300px-Kamtschatka-(Bering).png (Bild dort nicht mehr online)

(4) The University of Alaska Fairbanks - Department of Anthropology, study ARCHAEOLOGY in the LAND OF THE MIDNIGHT SUN