Die weißen Götter: Diffusionismus einmal anders herum: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 10. Mai 2009, 03:10 Uhr

von unserem Gastautor Reinhard Prahl

Abb. 1 Nicht zuletzt die altamerikanischen Sagen von "weißen Göttern" ver- anlassten Thor Heyerdahl (Bild) und andere Vetreter des Diffusionismus, einen Kulturaustausch von Eura- sien/Afrika nach Nord- und Südamerika anzuneh- men.

Die Sagenwelt um „weiße Götter“ ist ein wichtiger Bestandteil in der Erfor- schung um die Existenz einer „Mutter“- oder „Ur“-kultur, die ihre Ideen überall auf der Welt verbreitete. In der Fachwelt wird diese Theorie als Dif- fusionismus (+1) bezeichnet. Überall auf der Welt kennen wir Geschichten über heroische weiße bärtige Kulturbringer, die eines Tages wie aus dem Nichts auftauchten, um den einheimischen Menschen die Errungenschaften ihrer Zivilisation zu lehren. Meist sollen sie aus einem geheimnisvollen weit entfernten Land gekommen sein. Als es unterging sollen sie sich auf Schiffe gerettet haben und gelangten so in andere Gefilde, wo sie von der einheimi- schen Bevölkerung ob ihres großen Wissens als Götter verehrt wurden.

Viele Sagen und Legenden auf der ganzen Welt ranken sich um sie, auch in Amerika. Das veranlasste die meisten renommierten Forscher auf diesem Gebiet, u. a. auch Thor Heyerdahl (Abb. 1) und Graham Hancock, einen Kulturaustausch von Eurasien/Afrika nach Nord- und Südamerika anzunehmen. Der Autor möchte mit dieser Untersuchung „das Pferd von der anderen Seite aufzäumen“ und „Diffusionismus einmal anders herum“ vorschlagen. Wie sich zeigt, gibt es für diese These tatsächlich gute Gründe.


Fortsetung:

Viracocha, Con Tiki/Pachacamac und Quezalcoatl/Kucumatz

Der Kennewick-Man

Der Wahrheitsgehalt der Mythen

Die Kulturbringer aus einem fernen Land



Der Kennewick-Man

Abb. 3 Der Schädel des 'Kennewick-Mannes' (links) und die Rekon- struktion seines Kopfes durch Jim Chatters und Thomas McClelland. (Fo- tos: AP)

Der berühmteste Fund, der unter den Indianerstämmen Nordamerikas für viel Streit sorgte, ist der so genannte „Kennewick Man“ (Abb. 3). 1996 am Ufer des Columbia River bei Kennewick entdeckt, sorgte das fast vollständig erhaltene Skelett des Mannes bei den Archäologen für so manche Verwirrung. Nicht sein 9500 Jahre hohes Alter ist so ungewöhnlich, sondern sein Aussehen. Er will nämlich so gar keine Ähnlichkeit mit den heutigen Indianern aufweisen!

Das sorgt natürlich für so manches Kopfzerbrechen. René Oth schreibt in seinem Buch „Die wahre Geschichte der Indianer [S. 16/17] über den „Kennewick Man“: „Der >Kennewick Man< ist kaukasoid und indo-europäischer Herkunft. Sein fast vollständiges Knochengerüst ergänzt eine Reihe von fünf oder sechs jüngst entdeckter Skelette desselben kaukasoiden Typs. Auch hierbei handelt es sich um Reste von Menschen mit europäischen Geschichtszügen, die vor achttausend bis elftausend Jahren in der mittleren Steinzeit auf dem amerikanischen Kontinent gelebt haben.“

Klar ist außerdem, diese Volksgruppe brachte eine sehr fortgeschrittene Technologie der Steinbearbeitung mit. Man entdeckte Speerspitzen, die von einer unglaublichen Exaktheit und Feinheit sind, besser als alles was man bis dato in Amerika gefunden hatte. Woher kamen sie? Die Speerspitzen weisen eine große Ähnlichkeit zu Funden aus der Kulturstufe des Sulutréen auf, die nach der Fundstätte unterhalb eines Kalksteinfelsens mit gleichen Namen im französischen Département Saône-et-Loir entdeckt wurden. Passenderweise datiert man das Solutréen in die jüngere Altsteinzeit vor 20000 bis 16000 Jahren. Damit hatten diese Menschen etwa 6000 bis 7000 Jahre Zeit, nach Amerika einzuwandern. Aus anthroplogischer Sicht ist dies eine durchaus ausreichende Zeitspanne.

Derzeit ist ein recht hartnäckiger Rechtsstreit um den „Kennewick Man“ entbrannt. Fünf Indianerstämme unter Führung der Umatilla-Indianer erheben Anspruch auf seine Überreste, die sie an einem geheimen Ort nach der Sitte ihres Volkes beisetzen möchten. Nach dem sogen. NAGPRA-Gesetz (Native American Graves Protection an Repatriation Act) (+2) stehen den Indianern alle Funde ihrer Vorfahren zu. Sie dürfen weder untersucht, noch ausgestellt werden. Das wollen einige Anthroplogen unbedingt verhindern und so klagten sie beim zuständigen Bezirksgericht in Portland auf Nichtherausgabe der sterblichen Überreste. Das Tauziehen um das Skelett ist bis heute noch nicht beendet und dauert nun seit 1997 an.

Der „Kennewick Man“ ist hingegen ein deutliches Anzeichen dafür, dass in Amerika schon sehr lange weißhäutige Völker existiert haben und wären die Wellen um diesen Fund in der Presse nicht so hoch geschlagen, vielleicht hätten wir niemals davon erfahren. Wie wir am Beispiel Peter Kolosimo gesehen haben, weisen alternative Forscher schon seit Jahrzehnten darauf hin, dass etwas mit dem althergebrachten Dogma, von asiatischen Volksgruppen, die vor 12000 Jahren über die Landbrücke der Beringstraße nach Amerika einwanderten und sich dann über den ganzen Kontinent verbreitet haben, nicht stimmen kann. Nicht nur der „Kennewick-Man“ ist ein sehr deutliches Indiz für diese Auffassung. Wie in einem weiteren Artikel noch dargelegt wird, gibt es hinreichend Beweise dafür, dass Südamerika schon lange vor dem Nordteil des Kontinents besiedelt war.


Der Wahrheitsgehalt der Mythen

Abb. 4 Woher stammte der hellhaarige und bärtige Gott Viracotcha? Sind die Legenden um ihn wirklich Indizien für frühe, inter- kontinentale Kontakte zwi- schen Europa und Ameri- ka?

Aber die Mythen sprechen doch ganz eindeutig davon, Viracocha bzw. Quetzalcoatl sei aus dem Osten gekommen und auch dorthin wieder entschwunden. Also muss doch etwas daran sein! Oder etwa nicht?

Wie Nigel Davies in seinen beiden Büchern „Bevor Columbus kam“ und „Die versunkenen Königreiche Mexikos“ einwandfrei nachweist, stimmt die Interpretation der Mythen, die über das Meer gekommene Götter voraussetzt, nicht. In Mexiko ist eine anthropomorphe (menschengestaltige) Form des Quetzalcoatl vor 700 N. CHR. überhaupt nicht bekannt. [Davies, Mexiko, S. 157]. Die erste bekannte Abbildung der „Gefiederten Schlange“, wie Quetzalcoatl übersetzt heißt, wurde vom mexikanischen Archäologen César Saenz 1960 in Xochicalco (sprich: Schochkalko) entdeckt.

Er fand drei Stelen, die „Abbildungen der klassischen Götter Teotihuacans, vor allem des Hauptgottes Tlaloc, Seite an Seite mit den führenden Göttern der nachklassischen Epoche“ [Davies, Mexiko, S. 155] zeigen. Und weiter: "Diese Stelen, etwa auf 700 n. Chr. datiert, sind die ersten bekannten Portraits von Quetzalcoatl, also kein Symbol mehr wie in den Teotihuacan-Reliefs der >Gefiederten Schlange<, sondern als Mann, mit den kunstvollen Insignien des Morgensterngottes ausgestattet. In dieser Gestalt erscheint er von nun an in Tula und anderen Orten.“ [Davies, Mexiko, S. 157].

Tula war, wie der geneigte Leser vielleicht weiss, die Hauptstadt der Tolteken, die in Mexiko erst um 700 n. Chr. aus dem Dunkel der Geschichte auftauchen und um 1250 n. Chr. wieder von der Bildfläche verschwanden. Ein menschlicher Quetzalcoatl ist also alles andere, als als ursprünglich zu bezeichnen. So ist es also nicht verwunderlich, dass die Spanier diesen toltekischen Mythos, der von den Azteken übernommen worden war, gegenüber Moctezuma, dem letzten Aztekenherrscher, ausnutzen konnten. Doch mit den frühesten Hochkulturen Mexikos, und um diese geht es ja schließlich in diesen Mythen, hat diese Geschichte nichts zu tun. Des-weiteren ist der Teil der Geschichte, nach dem die „Gefiederte Schlange“ dereinst zurückkehren würde, nicht auf einheimische Quellen zurückzuführen.

Diese Geschichte brachte zwischen 1530 und 1546 Frater Motolina, ein HISPANISCHER CHRONIST auf und erst GEGEN ENDE DES 16. JAHRHUNDERTS berichtet Frater Medieta dieselbe Geschichte [Davies, Columbus, S. 217/218]. Die einheimischen in Nahuatl-Sprache aufgeschriebenen Versionen des Mythos klingen indes ganz anders. Nach ihnen wurde der Gott im Osten ein Opfer der Flammen und anschließend in den Morgenstern (die Venus, d. V.) verwandelt. Eine weitere Version der Geschichte berichtet, er sei in einem Schlangenfloss fortgegangen, von einer Rückkehr ist hier nie die Rede. [Davies, Columbus, S. 218]

Und wie verhält es sich in Peru? Kurz gesagt: sehr ähnlich: „Wie Quetzalcoatl verließ Viracocha schließlich das Land. Die am meisten anerkannte und allgemein verbreitete Darstellung von Tici Viracochas Verschwinden aus der Welt berichtet, er sei zuerst nach Cuzco gegangen, von wo aus er nach vielen Wechselfällen die Küste von Ecuador erreichte, seinen Mantel ausbreitete und über die See jagte wie Schaum (Viracocha bedeutet >Schaum des Meeres<). Die entschwundene Gottheit lebte dann, wie mehrere Darstellungen aussagen, im Himmel, nachdem sie auf dem Meer und den Flüssen gewandelt und zum Himmel aufgefahren war. Andere historische Quellen sagen aus, Viracocha sei (wie auch Quetzalcoatl) an der Küste in Flammen aufgegangen.“ [Davies, Columbus, S. 221] Die Ankunft des Gottes in Ecuador wird auch durch Thor Heyerdahl in seinem Buch „Die Pyramiden von Tucumé“ bestätigt und Heyerdahl darf wohl als Alternativforscher par exellance gelten.

Schwer fällt es dem Fachmann Davies aus seiner Sicht verständlicherweise aber, sich trotz der von ihm zitierten Schurkereien der Spanier mit der Hellhäutigkeit Viracochas anzufreunden. Nach einigen Deutungen war der „Schaum des Meeres“ eine mildtätige Gestalt, die als Wanderprediger über das Land zog und Wunder vollbrachte. ER sei in einem langen weißen Mantel gekleidet gewesen und habe einen Wanderstab bei sich gehabt und einen Bart getragen. Über ihn schreibt Davies: „Dieser Wandergott, mit einem langen weißen Mantel bekleidet und einem Wanderstab als Stütze, hat auch zwangsläufig einen Bart, ist aber nicht immer hellhäutig.“ [Davies, Columbus, S. 221]

Abb. 5 Die Olmeken, die vermutl. um 1500 v. Chr. in Mittelamerika auftauch- ten, brachten bereits eine beeinduckende Kultur in ihre neue Heimat mit.

Diese Aussage bedeutet nichts anderes, als dass es durchaus Vorstellungen von einem weißhäutigen Viracocha gab. Übrigens gab es in einem Ort namens Cacha eine Statue des Gottes, auf die diese Beschreibung passt. Sie wurde u. a. vom hispanischen Chronisten Cieza de León beschrieben. Dies widerlegt die öfter angeführte Vermutung, die oben erwähnte Beschreibung sei von der biblischen Jesusfigur abgewandelt, denn diese Statue gab es lange bevor die Spanier nach Peru kamen.

Wie wir also sehen gibt es keinen Grund anzunehmen, Viracocha oder Quetzalcoatl sei aus der Alten Welt nach Amerika gekommen. Es handelt sich um einheimische Götter. Andererseits scheint die Geschichte um einen oder wahrscheinlicher eher sogar mehrere weiße Götter dennoch eine Grundlage zu haben. Wenn dieser Ursprung aber nicht in der Alten Welt liegt, kann er nur in Amerika selbst liegen. Wer aber könnte auf ein oder mehrere Völker einen so starken Eindruck hinterlassen haben, dass er oder sie in Mythen zu einem oder mehreren Göttern wurde? Ein Beispiel hierzu:

Im Zusammenhang mit dem Auftauchen der Olmeken in Mittelamerika um 1500 v. Chr. schrieb der bekannte Alt-Amerikanist Jaques Soustelle: „In den Augen dieser einfachen Maisbauern mußten diese merkwürdigen Menschen, die Monumente errichteten, Steine bearbeiteten, bis dahin unbekannte Riten um einen Gott mit katzenarti- gen Zügen zelebrierten, wie Halbgötter, wie verehrungswürdige, aber auch furchteinflößende Magier erscheinen.“ [S. 164] Wir sehen also, die eingangs gestellte Frage ist absolut berechtigt. Doch zu Zeiten der Olmeken gab es die Mythen um Viracocha/Quezalcoatl zumindest in Südamerika nachgewiesenermassen be-reits. Es gibt Reliefs und andere olmekische Kunstwerke, die auf genau diesen Gott anzuspielen scheinen. Die Olmeken können demnach kaum für die Entstehung dieser Mythen verantwortlich zeichnen, sie haben sie allerdings wahrscheinlich nach Mesoamerika importiert. Wo aber sollen wir suchen?


Die Kulturbringer aus einem fernen Land

Abb. 6 Auch der Autor und Forscher Peter Kolosi- mo (Bild) beschäftigte sich mit den "weißen Göttern".

Im Gegensatz zu Amerika existierten in der Alten Welt TATSÄCHLICH My- then um weisse Götter, die aus einem fernen Land kamen und den Urein- wohnern die Zivilisation lehrten. Anschließend gingen sie fort, versprachen aber, dereinst wiederzukehren. In Afrika beispielsweise existieren reichlich von dieser Art Mythen und Sagen, die von hochentwickelten Weißen erzäh- len, die irgendwann einfach da waren, die Eingeborenen unterrichteten und irgendwann von dannen zogen. Afrika ist geradezu eine Fundgrube für „Weiße Götter“. Der französische Gelehrte Serge Hutin berichtet, es gibt in Afrika seit undenklichen Zeiten Riten, in denen uralte Glasstückchen, >Stein- tropfen< genannt, unbekannter Herkunft zu den wichtigsten Kultgegenstän- den gehören.

Peter Kolosimo (Abb. 6) zitiert Hutin folgendermaßen: „Wenn die Weißen Näheres in dieser Sache erfahren wollen, dann antwortet man ihnen, daß Menschen mit heller Haut, die vom Himmel herunterkamen die >Steintropfen< mitgebracht haben. Unter den Stämmen, die am Golf von Guinea ansässig sind, sind noch seltsame Überlieferungen lebendig, die diesen zu-nächst phantastisch erscheinenden Glauben bestätigen.“ [Kolosimo, Sie kamen von einem anderen Stern, S. 35] Zweifellos musste es den primitiven Menschen, die weder von einem großen Land jenseits des Meeres ahnten, noch verstanden, woher ein Mensch solch einen hohen Wissensstand erlangt haben könnte so vorkommen, als seien diese Menschen „Götter“, die vom Himmel gefallen sind

Auch in Ägypten gibt es zahlreiche Hinweise, die auf eine ganze Gruppe „Götter“ schließen lassen. Hermann Junker war der Leiter einer ganzen Reihe von Ausgrabungskampagnen in Gizah, die von 1912 bis in die 20er Jahre hinein fortgesetzt wurde. Er gab ein 12bändiges Werk über die Ergebnisse seiner Untersuchungen und der seines Teams heraus. Band I, „Die Mastabas der IV Dynastie auf dem Westfriedhof“ befasst sich mit den ältesten Grabanlagen von Gizah. Hier wurden auch äusserst seltsame Funde gemacht, die man sich bis heute noch nicht eindeutig erklären kann, sogen. „Portraitköpfe“, oder „Reserveköpfe“. Junker glaubte, die Portrait- köpfe dienten dazu, dass der „Ba“, ein Begriff, den wir vielleicht am ehesten mit „Seele“ umschreiben können, nach seinen Ausflügen ins Totenreich die „Portraitköpfe“ brauchte, um seine verstorbene Hülle wiederzuerkennen, in der er tagsüber ruhen musste.

Abb. 7 Der Gott Osiris brachte den Menschen die Landwirtschaft, die Hand- werkskunst und Gesetze. Kamen er und die anderen göttlichen Kullturbringer möglicherweise doch über den Atlantik nach Ägyp- ten?

Seltsam ist, dass der Brauch der „Reserveköpfe“ nur sehr kurz währte. Eigentlich gibt es entsprechende Funde fast nur aus der IV. Dynastie, ausgerechnet in einer Zeit, in der die südamerikanischen Völker auf der Höhe ihrer Schaffenskraft waren. Es gibt zwar noch ein, zwei Funde aus der nachfolgenden 5. Dynastie, doch sind diese als Einzelfall zu werten, und danach tauchen gar keine Köpfe mehr auf. Auffallend an diesen Köpfen ist die Lebenstreue, mit der sie gestaltet sind. Interessant an diesen Köpfen für unsere Untersuchung ist nun die Möglichkeit, an ihnen auch völlig unterschiedliche, wie Junker es nannte „Rassentypen“ zu ermitteln.

Hier ein Auszug aus dem Abschnitt „Der Rassetyp“, [Junker, Bd. I. S. 64]: „Das Hauptgewicht liegt bei den Portraitköpfen, sie sind nicht nur in der Überzahl, die schematische flächige Andeutung des Haares läßt die Kopfform und die Schädelbildung viel klarer hervortreten als bei den Reliefs oder Statuen. Das Bild, das sich hier bietet, ist keineswegs einheitlich, kaum in einem Belang. Generell kann gesagt werden, daß neben einem rassigen adeligen Typ ein grober bäuerlicher steht; [...] Snfrw-snb zeigt einen länglichen Schädel mit stark ausgeprägten Hinterkopf, seine Stirn ist auffallend gerade, die Nase schmal, Oberlipppe gerade usw., während Nr. 4440 einen Rundschädel besitzt, mit flacher Vorderpartie, seine Nase ist fleischig, die Lippen sind aufgeworfen usw.[...] Von den übrigen Köpfen erscheinen Reisner die aus Nr. 4330 und 4640 stammenden ausgesprochen unägyptisch im Typ. Professor Elliot Smith glaubt, daß sie zu den >>foreign skulls<< (ausländischen Schädeln, d. V.) gehören, die er in den Priester-gräbern der späten IV. Und V. Dynastie in Giza fand;[...]“

Es scheint also klar, dass es einen Typ Mensch in Ägypten gab, der wahrscheinlich die Reichs-einigung herbeiführte und der sich im Aussehen erheblich von den Einheimischen unterschied. Später kam es zu Vermischungen, einer Erbverdünnung, so dass auch Könige hin und wieder dem bäuerlichen Typ. Entsprachen.

Abb. 8 Der britische Ägyptologe Walter Bryan Emery (1903-1971)

Junker war nicht der einzige, der an eine „dynastische Rasse“ glaubte. Der berühmte Ägyptologe W. B. Emery (Abb. x) erregte 1964 mit seinem Buch „Ägypten , Geschichte und Kultur der Früh-zeit“, als er schrieb [Emery, S. 17]: „Im Gegensatz zu der in der vorliegenden Schrift vertre-tenen Theorie, der rasche Aufstieg der Zivilisation im Niltal unmittelbar vor der Einigung sei dem Auftauchen einer >>dynastischen Rasse<< zu verdanken gewesen, sind manche For-scher der Meinung, die äußeren Einflüsse seien begrenzt gewesen und die eigentliche Ursache sei in einer natürlichen Entfaltung der einheimischen Kultur in der prädynastischen Periode zu suchen.“ Und weiter unten: „Die heutige Forschung läßt oft die Möglichkeit außer acht, daß beide Gebiete von einem bisher noch nicht bestimmten Gebiet aus erobert und besiedelt wurden.“

Dieses Gebiet ist bis heute noch nicht bestimmt. Es gibt nurmehr sehr wenige Ägyptologen, die Emery folgen, gerade weil die gefunden Skelette und Schädel sich keiner bekannten Rasse einordnen lassen. Deshalb geht man davon aus, es handelt sich hier um eine eigene ägyptische Volksgruppe. Doch Emery widersprach dem eindeutig [ebd.]: „Wie dem auch sei, gegen Ende des vierten Jahrtausends v. Chr. bildete das Volk, das in der Überlieferung unter dem Namen „Gefolge des Horus“ bekannt ist, allem Anschein nach eine zivilisierte Aristokratie oder Herrenrasse, die ganz Ägypten beherrschte. Die Annahme der Existenz einer solchen Herren-rasse wird dadurch gestützt, daß man in Gräbern aus der späten prädynastischen Zeit im nördlichen Teil Oberägyptens die Knochenreste einer Volksgruppe entdeckt hat, deren Schädel breiter und deren Körper größer waren als die der Eingeborenen. Der Unterschied ist so deutlich, daß man unmöglich behaupten kann, diese Menschen hätten sich aus der früheren Rasse entwickelt.“

Schade, dass es heute kaum noch Freidenker wie Emery in der Archäologie gibt, doch dies nur am Rande. Dies alles passt jedenfalls recht gut zur Osiris-Legende, wie sie im Totenbuch andeutungsweise wiedergegeben ist. Osiris war demnach ein heroischer Kulturbringer, der eines Tages nach Ägypten kam, um die Menschen die Zivilisation zu lehren. Vorher waren die ägyptischen Eingeborenen nicht viel mehr als unkultivierte Barbaren, doch Osiris brachte den Menschen die Landwirtschaft, die Handwerkskunst und Gesetze. Eines Tages verschwand er, wie kann es anders sein, mit dem Versprechen, dereinst wiederzukehren.

Wir sehen also: Wenn es „Weiße Götter“ gab, stammten diese viel eher aus Amerika und beeinflussten Kulturen der Alten Welt, denn umgekehrt. Denn während auf der einen Seite definitiv nichts über eine „göttliche Heimkehr gen Osten“ bekannt ist, aber die weißen Götter eine außerordentliche Rolle in der Mythen- und Sagenwelt der amerikanischen Völker spielen, sieht das für die Geschichten aus Ägypten und anderen Ländern Eurasiens und Afrikas ganz anders aus. Mythen über kulturbringende Götter, die in das oben dargelegte Schema passen, gibt es außer in Schwarzafrika und Ägypten noch in Mesopotamien, Indien und China, also den Ländern mit den ältesten Kulturen der Welt.

Und noch eines fällt auf. Alle diese frühen Hochkulturen befinden sich in einem Streifen zwischen dem Wendekreis des Krebses und dem Wendekreis des Steinbocks, die meisten kann man sogar noch auf den 30. Breitengrad fixieren. Und alle diese Hochkulturen liegen an den grössten und schiffbaren Flüssen der Erde. Ist all dies und vieles mehr nur Zufall? Haben sich die Ainu tatsächlich aus den Jomon entwickelt, oder vielmehr aus einer amerikanischen Urbevölkerung? Nur weil es gerade in die gängige Theorie der Altamerkanisten und Ethnologen passt, sollten wir uns nicht so einfach mit den herkömmlichen Antworten zufrieden geben. Dies gilt auch für den Diffusionismus.


Anmerkungen und Quellen

(+1) Redaktionelle Anmerkung: Um Missverständnissen vorzubeugen, sei dazu festgestellt, dass Reinhard Prahl hier vom klassischen Diffusionismus des 19. Jahrhunderts spricht, wie er im Kontext der Atlantisforschung z.B. von Ignatius Donnelly entwickelt und populär wurde. Heute gehört die Annahme einer einzigen "Urkultur" oder "Initialen Zivilisation" allerdings nicht mehr zu den Axiomen des Diffusionismus (siehe z.B. ATLANTIS, MU, LEMURIA - Gab es eine Ur-Zivilisation? von Dr. Horst Friedrich).

(+2) Redaktionelle Anmerkung: Siehe dazu auch: "Freund & Feind" in der amerikanischen Prähistorik - oder: Wem nutzt NAGPRA? von Bernhard Beier


Verwendetes Material

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TV-Dokumentation des ZDF: Terra X: Planet der Pyramiden, ausgestrahlt erstmals 1999


Bild-Quellen

(1) nrk, unter: http://www.nrk.no/img/444269.jpeg

(x) Wikizilla, Talk: Quetzalcoatl

(2) MERIDIAN, unter: http://www.meridianmagazine.com/ancients/images/bearded%20foreigners%200001a.jpg

(3) Urs Willmann, Der falsche Mann zur falschen Zeit am falschen Ort

(4) http://home.tiscali.be/asbayudanos/Viracocha.jpg (nicht mehr online)

(5) http://www.mayanworldalltours.com/images/olmecs-village.jpg (nicht mehr online)

(6) Fantascienza.com, PK: Peter Kolosimo, sognatore patafisico

(7) http://www.ankhonline.com/osiris.jpg (nicht mehr online)

(8) Calgary Coin, Archaic Egyptian Art