Fossile Fußspuren auf Kreta – Wieder einmal ein Hinweis auf Unstimmigkeiten in der Evolutionsgeschichte des Menschen: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Bild:Imlhktkc5zokyrl87sib.jpg|thumb|400px|'''Abb. 1''' Freigelegte Fläche mit den 5,7 Millionen Jahre alten Fußspuren]]
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([[rmh]]) Im Artikel "Fossile Fußspuren auf Kreta stellen Theorien zur menschlichen Evolution" <ref>Siehe: '''Andreas Müller''', "[http://www.grenzwissenschaft-aktuell.de/fossile-fussspuren-auf-kreta20170902/ Fossile Fußspuren auf Kreta stellen Theorien zur menschlichen Evolution in Frage]", 02. September 2017, bei [http://www.grenzwissenschaft-aktuell.de grenzwissenschaft-aktuell.de] (abgerufen: 17. September 2017)</ref> vom 02.09.2017 stellt '''Andreas Müller''' bei [http://www.grenzwissenschaft-aktuell.de grenzwissenschaft-aktuell.de] fest, dass versteinerte Fußspuren '''(Abb. 1)''' in der Nähe von [https://en.wikipedia.org/wiki/Trachilos Trachilos] auf [https://de.wikipedia.org/wiki/Kreta Kreta] als Spuren eines Säugetiers galten. Nun ist '''Müller''' zufolge allerdings eine neue Studie aufgetaucht, aus der hervorgeht, dass es sich um die Abdrücke eines "Frühmenschen" zu handeln scheint. Das hieße: Der Mensch ist mindestens 5,7 Millionen Jahre alt! Bisher jedoch bestand Konsens innerhalb der Naturwissenschaft, dass der Mensch in jener Zeit nur in [[Afrika]] lebte - doch gerade diese Theorie steht jetzt auf dem Prüfstand.
  
([[rmh]]) Im Artikel "Fossile Fußspuren auf Kreta stellen Theorien zur menschlichen Evolution"<ref>http://www.grenzwissenschaft-aktuell.de/fossile-fussspuren-auf-kreta20170902/</ref> vom 02.09.2017 stellt Andreas Müller fest, dass versteinerte Fußspuren in der Nähe von [https://en.wikipedia.org/wiki/Trachilos Trachilos] auf [https://de.wikipedia.org/wiki/Kreta Kreta] als Spuren eines Säugetiers galten. Nun ist Müller zufolge allerdings eine neue Studie aufgetaucht, aus der hervorgeht, dass es sich um die Abdrücke eines "Frühmenschen" zu handeln scheint. Das hieße: Der Mensch ist mindestens 5,7 Millionen Jahre alt! Bisher jedoch bestand Konsens innerhalb der Naturwissenschaft, dass der Mensch in jener Zeit nur in [[Atlantis in (Nord-)Afrika - die afro-atlantologische Schule|Afrika]] lebte, doch gerade diese Theorie steht jetzt auf dem Prüfstand.
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<center>[[Bild:Imlhktkc5zokyrl87sib.jpg|660px]]<br>'''Abb. 1''' Die ca. 5,7 Millionen Jahre alten Fußspuren bei Trachilos (Foto: © ''Andrzej Boczarowski'')</center>
  
Seit den Funden des [https://de.wikipedia.org/wiki/Australopithecus Australopithecus] in [[Südafrika aus alternativ-prähistorischer Sicht|Süd- und Ostafrika]] in der Mitte des 20. Jahrhunderts steht dieses "[https://de.wikipedia.org/wiki/Dogma Dogma]". Diesem zufolge blieb der Mensch mehrere Millionen von Jahren in Afrika isoliert und erst nach diesem Zeitraum habe er sich Richtung [[Ex occidente lux - Atlantis in West-Europa?|Europa]] und [[Eine alternativ-historische Reise durch Asien|Asien]] verbreitet.  
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Seit den Funden des ''[https://de.wikipedia.org/wiki/Australopithecus Australopithecus]'' in [[Südafrika aus alternativ-prähistorischer Sicht|Süd- und Ostafrika]] in der Mitte des 20. Jahrhunderts steht dieses "[https://de.wikipedia.org/wiki/Dogma Dogma]". Diesem zufolge blieb der Mensch mehrere Millionen von Jahren in [[Afrika]] isoliert und erst nach diesem Zeitraum habe er sich Richtung [[Ex occidente lux - Atlantis in West-Europa?|Europa]] und [[Eine alternativ-historische Reise durch Asien|Asien]] verbreitet.  
  
Jetzt haben jedoch die Forscher Gerard Gierlinski und Grzegorz Niedzwiedzki vom Polnischen Geologischen Institut im Fachjournal "Proceedings of the Geologists' Association" <ref>http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S001678781730113X</ref> neue Analyseergebnisse von Spuren, die 2002 von Gierlinski gefunden wurden, veröffentlicht, die nahe Kreta entdeckt wurden, vorgelegt. Neu ist die Datierung der Funde auf das Alter von 5,7 Jahren und die Überraschung war groß: Die [https://de.wikipedia.org/wiki/Fossil fossillierten] Fußspuren weisen menschenartige anatomische Merkmale auf, und somit deute sich eine "offenbar komplexere Historie und Entstehung der Entwicklung des Menschen" an.
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Jetzt haben jedoch die Forscher [https://www.researchgate.net/profile/Gerard_Gierlinski Gerard Gierlinski] und [https://katalog.uu.se/profile/?id=N11-2196 Grzegorz Niedzwiedzki] vom Polnischen Geologischen Institut im Fachjournal ''[https://www.journals.elsevier.com/proceedings-of-the-geologists-association Proceedings of the Geologists' Association]'' <ref>Siehe: '''Gerard D. Gierlińskia''', '''Grzegorz Niedźwiedzkib''', '''Martin G. Lockleyc''' et al., "[http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S001678781730113X Possible hominin footprints from the late Miocene (c. 5.7 Ma) of Crete?]", 31. August 2017, bei ''[http://www.sciencedirect.com/science/journal/00167878 Proceedings of the Geologists' Association]'' (abgerufen: 17. September 2017)</ref> neue Analyseergebnisse von Spuren, die 2002 von [https://www.researchgate.net/profile/Gerard_Gierlinski Gierlinski] gefunden wurden, veröffentlicht, die auf [[Das minoische Atlantis des Dr. Angelos Galanopulos (Teil I)|Kreta]] entdeckt wurden, vorgelegt. Neu ist die Datierung der Funde auf das Alter von 5,7 Jahren und die Überraschung war groß: Die [https://de.wikipedia.org/wiki/Fossil fossillierten] Fußspuren weisen menschenartige anatomische Merkmale auf, und somit deute sich eine "''offenbar komplexere Historie und Entstehung der Entwicklung des Menschen''" an.
 
   
 
   
Dagegen gleichen die Füße des ungefähr 4,4 Millionen Jahre in [https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%84thiopien Äthiopien] gefundene alten [https://de.wikipedia.org/wiki/Ardipithecus_ramidus Ardipithecus ramidus] mit seinem seitlich abstehenden großem Zeh noch eher den von Menschenaffen bzw. menschlichen Händen. Dies war der Grund dafür, warum er "als direkter Vorfahre der späten [https://de.wikipedia.org/wiki/Menschenartige Hominoiden] und der menschenähnliche Fuß damals als noch nicht entwickelt" galt.
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Dagegen gleichen die Füße des ungefähr 4,4 Millionen Jahre in [[Äthiopien]] gefundene alten ''[https://de.wikipedia.org/wiki/Ardipithecus_ramidus Ardipithecus ramidus]'' mit seinem seitlich abstehenden großem Zeh noch eher den von Menschenaffen bzw. menschlichen Händen. Dies war der Grund dafür, warum er "''als direkter Vorfahre der späten [https://de.wikipedia.org/wiki/Menschenartige Hominoiden] und der menschenähnliche Fuß damals als noch nicht entwickelt''" galt. Dies steht in offensichtlichen Widerspruch zu der neuen Studie. Diese räumt die Möglichkeit ein, dass es sich bei ihrem Fund auch um bislang vollkommen ungekannten [https://de.wikipedia.org/wiki/Primaten Primaten] handeln könnte.  
  
Dies steht in offensichtlichen Widerspruch zu der neuen Studie. Diese räumen die Möglichkeit ein, dass es sich bei ihrem Fund auch um bislang vollkommen ungekannten [https://de.wikipedia.org/wiki/Primaten Primaten] handeln könnte.  
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[[Bild:Osizfyrvbyxkmjwhi72f.jpg|thumb|300px|'''Abb. 2''': Detailansicht einer der Fußspuren  (Foto: © ''Andrzej Boczarowski'')]]
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Die Studie deckt sich jedoch mit jüngsten Funden in [https://de.wikipedia.org/wiki/S%C3%BCdosteuropa Südosteuropa], deren Alter erst vor kurzen auf 7,2 Millionen Jahren datiert hatten. Damals schrieb '''Müller''' bei [http://www.grenzwissenschaft-aktuell.de/ grenzwissenschaft-aktuell.de]: "''Tübingen (Deutschland) – Nicht in Afrika, sondern auf dem [https://de.wikipedia.org/wiki/Balkanhalbinsel Balkan] haben Wissenschaftler Hinweise auf eine 7,2 Millionen Jahre alte Vormenschen-Art gefunden und rütteln damit an der bisherigen Lehrmeinung über [[Afrika]] als sogenannte '[https://de.wikipedia.org/wiki/Wiege_der_Menschheit Wiege der Menschheit]' und vermuten zugleich, dass sich die Entwicklungslinien von Schimpansen und Menschen hier möglicherweise mehrere hunderttausend Jahre früher getrennt haben als bislang angenommen.''" <ref>Quelle: '''Andreas Müller''', "[http://www.grenzwissenschaft-aktuell.de/wiege-der-menschheit-in-suedosteuropa-nicht-afrika20170523/ Neue Funde legen nahe: Wiege der Menschheit lag in Südosteuropa – nicht in Afrika]", 23. Mai 2017, bei [http://www.grenzwissenschaft-aktuell.de/ grenzwissenschaft-aktuell.de] (abgerufen: 17. September 2017)</ref>
  
[[Bild:Osizfyrvbyxkmjwhi72f.jpg|thumb|300px|'''Abb. 2''': Detailansicht einer der Fußspuren]]
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Basis der Entdeckung war eine Studie von Professorin [https://de.wikipedia.org/wiki/Madelaine_B%C3%B6hme Madelaine Böhme] vom [http://www.senckenberg.de/root/index.php?page_id=12793&preview=true Senckenberg Centre für Human Evolution und Paleaoenvironment an der Universität Tübingen] und  [https://www.researchgate.net/profile/Spassov_Nikolay|Nikolai Spassov von der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften] in gleich zwei Fachartikeln <ref>Siehe: '''Madelaine Böhme''','''Nikolai Spassov''','''Martin Ebner''' et al., "[http://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0177347 Messinian age and savannah environment of the possible hominin ''Graecopithecus'' from Europe]", 22. Mai 2017, bei [http://journals.plos.org/plosone/ PLOS | One]; sowie: '''Jochen Fuss''', '''Nikolai Spassov''', '''David R. Begun''' und '''Madelaine Böhme''', "[http://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0177127 Potential hominin affinities of Graecopithecus from the Late Miocene of Europe]", 22. Mai 2017, bei [http://journals.plos.org/plosone/ PLOS | One] (beide abgerufen: 17. September 2017)</ref> zwei Fossilfunde des ''[https://de.wikipedia.org/wiki/Graecopithecus_freybergi Graecopithecus freybergi]'' mit modernen Methoden untersucht haben und zum Schluss gekommen sind, dass "''es sich um eine bisher unbekannte Vormenschart handelt''". "''Auf der Grundlage dieser Schlussfolgerung vermuten die Wissenschaftler zudem, "dass die Abspaltung der menschlichen Linie im östlichen [[Mittelmeer-Raum|Mittelmeerraum]] stattgefunden hat und nicht – wie bisher vielfach angenommen – in [[Afrika]]''", schreibt '''Müller'''.
 
Die Studie deckt sich jedoch mit jüngsten Funden in [https://de.wikipedia.org/wiki/S%C3%BCdosteuropa Südosteuropa], deren Alter erst vor kurzen auf 7,2 Millionen Jahren datiert hatten. Damals schrieb Müller in Grenzwissenschaft aktuell: "''Tübingen (Deutschland) – Nicht in Afrika, sondern auf dem [https://de.wikipedia.org/wiki/Balkanhalbinsel Balkan] haben Wissenschaftler Hinweise auf eine 7,2 Millionen Jahre alte Vormenschen-Art gefunden und rütteln damit an der bisherigen Lehrmeinung über Afrika als sogenannte '[https://de.wikipedia.org/wiki/Wiege_der_Menschheit Wiege der Menschheit]' und vermuten zugleich, dass sich die Entwicklungslinien von Schimpansen und Menschen hier möglicherweise mehrere hunderttausend Jahre früher getrennt haben als bislang angenommen.''"<ref>http://www.grenzwissenschaft-aktuell.de/wiege-der-menschheit-in-suedosteuropa-nicht-afrika20170523/</ref>
 
  
Basis der Entdeckung war eine Studie von Professorin [https://de.wikipedia.org/wiki/Madelaine_B%C3%B6hme Madelaine Böhme] vom [http://www.senckenberg.de/root/index.php?page_id=12793&preview=true Senckenberg Centre für Human Evolution und Paleaoenvironment an der Universität Tübingen] und  Nikolai Spassov von der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften [https://www.researchgate.net/profile/Spassov_Nikolay]in gleich zwei Fachjournalen [ref] http://www.grenzwissenschaft-aktuell.de/wiege-der-menschheit-in-suedosteuropa-nicht-afrika20170523/  und  http://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0177127 </ref> zwei Fossilfunde des [https://de.wikipedia.org/wiki/Graecopithecus_freybergi Graecopithecus freybergi] mit modernen Methoden untersucht haben und zum Schluss gekommen sind, dass "es sich um eine bisher unbekannte Vormenschart handelt". "Auf der Grundlage dieser Schlussfolgerung vermuten die Wissenschaftler zudem, "dass die Abspaltung der menschlichen Linie im östlichen [[Mittelmeerraum]] stattgefunden hat und nicht – wie bisher vielfach angenommen – in Afrika", schreibt Müller.
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Er zitiert bezüglich der neuen Studie nahe [[Das minoische Atlantis des Dr. Angelos Galanopulos (Teil I)|Kreta]] die Wissenschaftler mit den Worten: "''Zur Zeit, als die Fußspuren von [https://en.wikipedia.org/wiki/Trachilos Trachilos] hinterlassen wurden, einer Periode die als das Späte [https://de.wikipedia.org/wiki/Mioz%C3%A4n Miozän] bezeichnet wird, gab es die [https://de.wikipedia.org/wiki/Sahara Saharawüste] noch nicht und [https://de.wikipedia.org/wiki/Savanne savannenartige] Landschaften reichten von [[Atlantis in (Nord-)Afrika - die afro-atlantologische Schule|Nordafrika]] bis in den östlichen [[Mittelmeer-Raum|Mittelmeerraum]]. Zudem war [[Das minoische Atlantis des Dr. Angelos Galanopulos (Teil I)|Kreta]] noch mit dem heutigen [https://de.wikipedia.org/wiki/Griechenland griechischen] Festland verbunden. Deshalb ist es auch nicht schwer vorstellbar, wie sich frühe [https://de.wikipedia.org/wiki/Hominini Homininen] sowohl in [[Afrika]] als auch im südöstlichen [[Europa]] ausgebreitet haben konnten.''"
  
Dieser zitiert bezüglich der neuen Studie nahe Kreta die Wissenschaftler mit den Worten: "''Zur Zeit, als die Fußspuren von Trachilos hinterlassen wurden, einer Periode die als das [https://de.wikipedia.org/wiki/Mioz%C3%A4n Späte Miozän] bezeichnet wird, gab es die Saharawüste noch nicht und savannenartige Landschaften reichten von Nordafrika bis in den östlichen Mittelmeerraum. Zudem war Kreta noch mit dem heutigen [https://de.wikipedia.org/wiki/Griechenland griechischen] Festland verbunden. Deshalb ist es auch nicht schwer vorstellbar, wie sich frühe Homininen sowohl in Afrika als auch im südöstlichen Europa ausgebreitet haben konnten.''"
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Weiter schreibt '''Müller''': "''Auch die neuerliche Entdeckung bzw. Neudatierung der Spuren von [https://en.wikipedia.org/wiki/Trachilos Trachilos] stellen also das bisherige Bild der frühen menschlichen Evolution in Frage und heizen die Debatte um die 'Wiege der Menschheit' sicherlich erneut an''", so [http://www.uceg.uu.se/aboutus/staff/per-ahlberg/ Prof. Per Ahlberg] von der [https://de.wikipedia.org/wiki/Universit%C3%A4t_Uppsala Universität Uppsala] und Mitautor der Studie abschließend: "''Ob nun auch die Wissenschaftsgemeinde diese Spuren als Beweis für die damalige Anwesenheit von Frühmenschen auf [[Das minoische Atlantis des Dr. Angelos Galanopulos (Teil I)|Kreta]] während des [https://de.wikipedia.org/wiki/Mioz%C3%A4n Miozäns] akzeptieren wird, bleibt abzuwarten.''"
  
Weiter schreibt Müller: "''Auch die neuerliche Entdeckung bzw. Neudatierung der Spuren von Trachilos stellen also das bisherige Bild der frühen menschlichen Evolution in Frage und heizen die Debatte um die 'Wiege der Menschheit' sicherlich erneut an''", so [http://www.uceg.uu.se/aboutus/staff/per-ahlberg/ Prof. Per Ahlberg von der Universität Uppsala] und Mitautor der Studie abschließend: "''Ob nun auch die Wissenschaftsgemeinde diese Spuren als Beweis für die damalige Anwesenheit von Frühmenschen auf Kreta während des Miozäns akzeptieren wird, bleibt abzuwarten.''"
 
  
Quellen:
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=== Anmerkungen und Quellen ===
  
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'''Fußnoten:'''
 
<references />
 
<references />
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'''Bild-Quelle:'''
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:1 und 2) '''Andrzej Boczarowski]''' (©); nach: '''Andreas Müller''', "[http://www.grenzwissenschaft-aktuell.de/fossile-fussspuren-auf-kreta20170902/ Fossile Fußspuren auf Kreta stellen Theorien zur menschlichen Evolution in Frage]", 02. September 2017, bei [http://www.grenzwissenschaft-aktuell.de grenzwissenschaft-aktuell.de]

Aktuelle Version vom 18. September 2017, 17:33 Uhr

(rmh) Im Artikel "Fossile Fußspuren auf Kreta stellen Theorien zur menschlichen Evolution" [1] vom 02.09.2017 stellt Andreas Müller bei grenzwissenschaft-aktuell.de fest, dass versteinerte Fußspuren (Abb. 1) in der Nähe von Trachilos auf Kreta als Spuren eines Säugetiers galten. Nun ist Müller zufolge allerdings eine neue Studie aufgetaucht, aus der hervorgeht, dass es sich um die Abdrücke eines "Frühmenschen" zu handeln scheint. Das hieße: Der Mensch ist mindestens 5,7 Millionen Jahre alt! Bisher jedoch bestand Konsens innerhalb der Naturwissenschaft, dass der Mensch in jener Zeit nur in Afrika lebte - doch gerade diese Theorie steht jetzt auf dem Prüfstand.

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Abb. 1 Die ca. 5,7 Millionen Jahre alten Fußspuren bei Trachilos (Foto: © Andrzej Boczarowski)

Seit den Funden des Australopithecus in Süd- und Ostafrika in der Mitte des 20. Jahrhunderts steht dieses "Dogma". Diesem zufolge blieb der Mensch mehrere Millionen von Jahren in Afrika isoliert und erst nach diesem Zeitraum habe er sich Richtung Europa und Asien verbreitet.

Jetzt haben jedoch die Forscher Gerard Gierlinski und Grzegorz Niedzwiedzki vom Polnischen Geologischen Institut im Fachjournal Proceedings of the Geologists' Association [2] neue Analyseergebnisse von Spuren, die 2002 von Gierlinski gefunden wurden, veröffentlicht, die auf Kreta entdeckt wurden, vorgelegt. Neu ist die Datierung der Funde auf das Alter von 5,7 Jahren und die Überraschung war groß: Die fossillierten Fußspuren weisen menschenartige anatomische Merkmale auf, und somit deute sich eine "offenbar komplexere Historie und Entstehung der Entwicklung des Menschen" an.

Dagegen gleichen die Füße des ungefähr 4,4 Millionen Jahre in Äthiopien gefundene alten Ardipithecus ramidus mit seinem seitlich abstehenden großem Zeh noch eher den von Menschenaffen bzw. menschlichen Händen. Dies war der Grund dafür, warum er "als direkter Vorfahre der späten Hominoiden und der menschenähnliche Fuß damals als noch nicht entwickelt" galt. Dies steht in offensichtlichen Widerspruch zu der neuen Studie. Diese räumt die Möglichkeit ein, dass es sich bei ihrem Fund auch um bislang vollkommen ungekannten Primaten handeln könnte.

Abb. 2: Detailansicht einer der Fußspuren (Foto: © Andrzej Boczarowski)

Die Studie deckt sich jedoch mit jüngsten Funden in Südosteuropa, deren Alter erst vor kurzen auf 7,2 Millionen Jahren datiert hatten. Damals schrieb Müller bei grenzwissenschaft-aktuell.de: "Tübingen (Deutschland) – Nicht in Afrika, sondern auf dem Balkan haben Wissenschaftler Hinweise auf eine 7,2 Millionen Jahre alte Vormenschen-Art gefunden und rütteln damit an der bisherigen Lehrmeinung über Afrika als sogenannte 'Wiege der Menschheit' und vermuten zugleich, dass sich die Entwicklungslinien von Schimpansen und Menschen hier möglicherweise mehrere hunderttausend Jahre früher getrennt haben als bislang angenommen." [3]

Basis der Entdeckung war eine Studie von Professorin Madelaine Böhme vom Senckenberg Centre für Human Evolution und Paleaoenvironment an der Universität Tübingen und Spassov von der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften in gleich zwei Fachartikeln [4] zwei Fossilfunde des Graecopithecus freybergi mit modernen Methoden untersucht haben und zum Schluss gekommen sind, dass "es sich um eine bisher unbekannte Vormenschart handelt". "Auf der Grundlage dieser Schlussfolgerung vermuten die Wissenschaftler zudem, "dass die Abspaltung der menschlichen Linie im östlichen Mittelmeerraum stattgefunden hat und nicht – wie bisher vielfach angenommen – in Afrika", schreibt Müller.

Er zitiert bezüglich der neuen Studie nahe Kreta die Wissenschaftler mit den Worten: "Zur Zeit, als die Fußspuren von Trachilos hinterlassen wurden, einer Periode die als das Späte Miozän bezeichnet wird, gab es die Saharawüste noch nicht und savannenartige Landschaften reichten von Nordafrika bis in den östlichen Mittelmeerraum. Zudem war Kreta noch mit dem heutigen griechischen Festland verbunden. Deshalb ist es auch nicht schwer vorstellbar, wie sich frühe Homininen sowohl in Afrika als auch im südöstlichen Europa ausgebreitet haben konnten."

Weiter schreibt Müller: "Auch die neuerliche Entdeckung bzw. Neudatierung der Spuren von Trachilos stellen also das bisherige Bild der frühen menschlichen Evolution in Frage und heizen die Debatte um die 'Wiege der Menschheit' sicherlich erneut an", so Prof. Per Ahlberg von der Universität Uppsala und Mitautor der Studie abschließend: "Ob nun auch die Wissenschaftsgemeinde diese Spuren als Beweis für die damalige Anwesenheit von Frühmenschen auf Kreta während des Miozäns akzeptieren wird, bleibt abzuwarten."


Anmerkungen und Quellen

Fußnoten:

  1. Siehe: Andreas Müller, "Fossile Fußspuren auf Kreta stellen Theorien zur menschlichen Evolution in Frage", 02. September 2017, bei grenzwissenschaft-aktuell.de (abgerufen: 17. September 2017)
  2. Siehe: Gerard D. Gierlińskia, Grzegorz Niedźwiedzkib, Martin G. Lockleyc et al., "Possible hominin footprints from the late Miocene (c. 5.7 Ma) of Crete?", 31. August 2017, bei Proceedings of the Geologists' Association (abgerufen: 17. September 2017)
  3. Quelle: Andreas Müller, "Neue Funde legen nahe: Wiege der Menschheit lag in Südosteuropa – nicht in Afrika", 23. Mai 2017, bei grenzwissenschaft-aktuell.de (abgerufen: 17. September 2017)
  4. Siehe: Madelaine Böhme,Nikolai Spassov,Martin Ebner et al., "Messinian age and savannah environment of the possible hominin Graecopithecus from Europe", 22. Mai 2017, bei PLOS | One; sowie: Jochen Fuss, Nikolai Spassov, David R. Begun und Madelaine Böhme, "Potential hominin affinities of Graecopithecus from the Late Miocene of Europe", 22. Mai 2017, bei PLOS | One (beide abgerufen: 17. September 2017)

Bild-Quelle:

1 und 2) Andrzej Boczarowski] (©); nach: Andreas Müller, "Fossile Fußspuren auf Kreta stellen Theorien zur menschlichen Evolution in Frage", 02. September 2017, bei grenzwissenschaft-aktuell.de