Alle Wege führen nach Atlantis: Unterschied zwischen den Versionen

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Stellen Sie sich vor, sie haben noch nie etwas von [[Atlantis]] oder [[Platon]] gehört, sind aber an [[populärwissenschaft]]licher Frühgeschichte interessiert. Wohin wird Sie Ihr Wissen führen? Zum Beispiel haben sie mal gelesen, dass die ersten Bauern aus dem Orient nicht in Mitteleuropa, sondern in Südfrankreich und Südwestspanien um 6500 v. Chr. aufgeschlagen waren. Dort hatten sie die neolithischen Kulturen La Almagra und Lusitanian gebildet und sich nach den Gesetzen der menschlichen Kreatur weiterentwickelt. Und Sie fragen sich: Was ist aus ihnen geworden?
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Stellen Sie sich vor, sie haben noch nie etwas von [[Atlantis]] oder [[Platon]] gehört, sind aber an [[populärwissenschaft]]licher Frühgeschichte interessiert. Wohin wird Sie Ihr Wissen führen? Zum Beispiel haben sie mal gelesen, dass die ersten Bauern aus dem Orient nicht in [https://de.wikipedia.org/wiki/Mitteleuropa Mitteleuropa], sondern in [https://de.wikipedia.org/wiki/S%C3%BCdfrankreich Südfrankreich] und Südwestspanien um 6500 v. Chr. aufgeschlagen waren. Dort hatten sie die neolithischen Kulturen [https://en.wikipedia.org/wiki/La_Almagra_pottery La Almagra] und '''Lusitania''' gebildet und sich [...] weiterentwickelt. Und Sie fragen sich: Was ist aus ihnen geworden?
  
Dann haben Sie mal aus der gleichen Gegend eine TV-Reportage über die Megalith-Kultur gesehen. Vielleicht wurde dort schon die Hypothese vertreten, wonach deren Ausbreitung zeitlich um etwa 1.000 Jahre versetzt zur neolithischen Expansion am [[Atlantik]] erfolgte. Aufgefallen war Ihnen aber, dass die Großsteinsetzer auf der iberischen Halbinsel ihren absoluten Höhepunkt hinsichtlich Anzahl und Größe der megalithischen Konstruktionen erreicht haben mussten. Wer waren diese Leute, wundern Sie sich?  
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Dann haben Sie mal aus der gleichen Gegend eine TV-Reportage über die [https://de.wikipedia.org/wiki/Megalithkultur Megalith-Kultur] gesehen. Vielleicht wurde dort schon die Hypothese vertreten, wonach deren Ausbreitung zeitlich um etwa 1.000 Jahre versetzt zur neolithischen Expansion am [[Atlantis im Atlantik|Atlantik]] erfolgte. Aufgefallen war Ihnen aber, dass die Großsteinsetzer auf der [[Oberien|Iberischen Halbinsel]] ihren absoluten Höhepunkt hinsichtlich Anzahl und Größe der megalithischen Konstruktionen erreicht haben mussten. Wer waren diese Leute, wundern Sie sich?  
  
Auch von den ersten Bronzeschmieden in Mitteleuropa, mit dem abstrusen Namen [ Aunjetitzer-Kultur], haben Sie gelesen. Sie hinterließen uns bei Ausgrabungen vollkommen identische Artefakte wie die Glockenbecherleute aus Südspanien. Die sollen von dort aus ganz [[Europa]] militärisch überrollt haben (Für Insider: bis Ungarn und [[Italien]], nicht aber Griechenland!). Langsam fragen Sie sich, was dort im letzten Zipfelchen [[Europa]]s abgegangen ist?
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Auch von den ersten Bronzeschmieden in [https://de.wikipedia.org/wiki/Mitteleuropa Mitteleuropa], mit dem abstrusen Namen [https://de.wikipedia.org/wiki/Aunjetitzer_Kultur Aunjetitzer-Kultur], haben Sie gelesen. Sie hinterließen uns bei Ausgrabungen vollkommen identische Artefakte wie die [https://de.wikipedia.org/wiki/Glockenbecherkultur Glockenbecherleute] aus Südspanien. Die sollen von dort aus ganz [[Europa]] militärisch überrollt haben (Für Insider: bis Ungarn und [[Italien]], nicht aber Griechenland!). Langsam fragen Sie sich, was dort im letzten Zipfelchen [[Europa]]s abgegangen ist?
  
 
Klar kennen Sie auch die archaischen Großreiche der [[Bronzezeit]], wie die Palastkultur in Griechenland, die Minoer auf Kreta, die Hetiter in [[Kleinasien|Anatolien]], die phönizischen Hafenstädte im östlichen [[Mittelmeer]] und natürlich das Alte Ägypten. Und Sie grübeln: Muss es nicht auch ein zivilisatorisches Äquivalent im Westen am Atlantik gegeben haben? Die Innovationen aus dem Nahen Osten waren ja, wie oben gezeigt, immer kurz nach ihrer Einführung auch dort präsent.  
 
Klar kennen Sie auch die archaischen Großreiche der [[Bronzezeit]], wie die Palastkultur in Griechenland, die Minoer auf Kreta, die Hetiter in [[Kleinasien|Anatolien]], die phönizischen Hafenstädte im östlichen [[Mittelmeer]] und natürlich das Alte Ägypten. Und Sie grübeln: Muss es nicht auch ein zivilisatorisches Äquivalent im Westen am Atlantik gegeben haben? Die Innovationen aus dem Nahen Osten waren ja, wie oben gezeigt, immer kurz nach ihrer Einführung auch dort präsent.  
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Die etablierte Wissenschaft erklärt ihnen das alles durch Zufälle, lokale Naturereignisse, Palastrevolten, rituelle Strömungen und prähistorischen Modewandel. Sie können also bisher auch nichts von folgenden Autoren gehört haben, sonst brauchte ich das Zeugs hier nicht zu schreiben: Frank Falkenstein, Bernhard Hänsel, Dirk Husemann, Wolfgang Kimmig, Robert Drews, Reinhard Jung, Mathias Mehofer, Margarita Primas, David Kaniewski, Gustav Lehmann, Albrecht Jockenhövel, Carrilero Millán A. Suárez, Marques Hans Holzhaider, Rosemarie Müller und Karl-Joachim Hölkeskamp. Alles gestandene Hochschulprofessoren! Sie haben o.g. Zusammenhänge wissenschaftlich mit Klimamodellen, uralten Zeugnissen und logischen Mustern bei Völkerwanderungen untersucht. Danach müssen um 1200 v. Chr. Naturgewalten über ganz Europa hereingebrochen sein. Höhepunkt scheint eine Mega-Katastrophe am Atlantik gewesen zu sein (Meteor, Vulkan, Tsunami), mit anschließender Subsistenzkriese und Massenflucht. England, Frankreich, Spanien und Teile Italiens müssen überflutet, die Bevölkerung extrem dezimiert, die Überlebenden in den Osten getrieben worden sein. Dabei haben sie ihre Nachbarn überfallen und erreichten - diese vor sich hertreibend - im Dominoeffekt mit den Seevölkern Ägypten und mit der Schlacht im Tollensetal die Ostsee. Was mag damals am Atlantik passiert sein?  
 
Die etablierte Wissenschaft erklärt ihnen das alles durch Zufälle, lokale Naturereignisse, Palastrevolten, rituelle Strömungen und prähistorischen Modewandel. Sie können also bisher auch nichts von folgenden Autoren gehört haben, sonst brauchte ich das Zeugs hier nicht zu schreiben: Frank Falkenstein, Bernhard Hänsel, Dirk Husemann, Wolfgang Kimmig, Robert Drews, Reinhard Jung, Mathias Mehofer, Margarita Primas, David Kaniewski, Gustav Lehmann, Albrecht Jockenhövel, Carrilero Millán A. Suárez, Marques Hans Holzhaider, Rosemarie Müller und Karl-Joachim Hölkeskamp. Alles gestandene Hochschulprofessoren! Sie haben o.g. Zusammenhänge wissenschaftlich mit Klimamodellen, uralten Zeugnissen und logischen Mustern bei Völkerwanderungen untersucht. Danach müssen um 1200 v. Chr. Naturgewalten über ganz Europa hereingebrochen sein. Höhepunkt scheint eine Mega-Katastrophe am Atlantik gewesen zu sein (Meteor, Vulkan, Tsunami), mit anschließender Subsistenzkriese und Massenflucht. England, Frankreich, Spanien und Teile Italiens müssen überflutet, die Bevölkerung extrem dezimiert, die Überlebenden in den Osten getrieben worden sein. Dabei haben sie ihre Nachbarn überfallen und erreichten - diese vor sich hertreibend - im Dominoeffekt mit den Seevölkern Ägypten und mit der Schlacht im Tollensetal die Ostsee. Was mag damals am Atlantik passiert sein?  
  
Wenn Sie jetzt nicht all die Experten oben extra lesen wollen, empfehle ich den Englischkundigen in der Wikipedia den Artikel "[https://en.wikipedia.org/wiki/Late_Bronze_Age_collapse Late Bronze Age collapse]. In der deutschen [[Wikipedia]] ist so etwas chancenlos, denn die Geschichtsadministratoren dort scheinen stock-konservativ. Probieren Sie die in Englisch beschriebene Katastrophentheorie mit allen oben genannten Wanderungen, Kriegen und Naturgewalten aus. Die Rätsel der Frühgeschichte scheinen plötzlich wie durch ein Wunder gelöst. Selbst die bisher mythischen Einzelereignisse wie der Kampf um Troja, die lydische Dynastie der Herakliden, der Einmarsch der Phryger in Anatolien, das Bündnis von Seevölkern und Libyern, der Ursprung der Philister, das zweimalige Auftreten von Iberern (Spanien und Kaukasus) - alles passt in dieses Bild. Und welche Kultur konnte das alles anschieben?
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Wenn Sie jetzt nicht all die oben genannten Experten extra lesen wollen, empfehle ich den Englischkundigen in der Wikipedia] den Artikel "[https://en.wikipedia.org/wiki/Late_Bronze_Age_collapse Late Bronze Age collapse]. In der deutschen [[Ceterum censeo Wikipediam esse modificandam|Wikipedia]] ist so etwas chancenlos, denn die Geschichtsadministratoren dort scheinen stock-konservativ. Probieren Sie die in Englisch beschriebene Katastrophentheorie mit allen oben genannten Wanderungen, Kriegen und Naturgewalten aus. Die Rätsel der Frühgeschichte scheinen plötzlich wie durch ein Wunder gelöst. Selbst die bisher mythischen Einzelereignisse wie der Kampf um Troja, die lydische Dynastie der Herakliden, der Einmarsch der Phryger in Anatolien, das Bündnis von Seevölkern und Libyern, der Ursprung der Philister, das zweimalige Auftreten von Iberern (Spanien und Kaukasus) - alles passt in dieses Bild. Und welche Kultur konnte das alles anschieben?
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Bestimmt sagt ihnen der Name Los Millares etwas. Diese über 4.000 Jahre alte befestigte Höhensiedlung in Spanien gilt mit seinen Artefakten als Vorbild aller Wallanlagen, wie sie nach 1200 v. Chr. in ganz Europa und dem Nahen Osten entstanden waren: Lage an einer alten Heer- und Handelsstraße, umwehrtes Dorf auf einem Bergsporn, zusätzliche Akropolis für die Herrscher, gute Rundumsicht, Quelle, Acker- und Weideland, Gräberfeld und Kultstätte in Sichtweite. Davon wurden in Andalusien aus der Bronzezeit viele ausgegraben. Sie alle aber liegen irgendwie nur auf der Ostseite der iberischen Halbinsel, weit weg vom [[Atlantis im Atlanitik|Atlantik]]. Wo aber könnte das Zentrum eines solch vorbildgebenden Gemeinwesens gelegen haben?
  
Bestimmt sagt ihnen der Name Los Millares etwas. Diese über 4.000 Jahre alte befestigte Höhensiedlung in Spanien gilt mit seinen Artefakten als Vorbild aller Wallanlagen, wie sie nach 1200 v. Chr. in ganz Europa und dem Nahen Osten entstanden waren: Lage an einer alten Heer- und Handelsstraße, umwehrtes Dorf auf einem Bergsporn, zusätzliche Akropolis für die Herrscher, gute Rundumsicht, Quelle, Acker- und Weideland, Gräberfeld und Kultstätte in Sichtweite. Davon wurden in Andalusien aus der Bronzezeit viele ausgegraben. Sie alle aber liegen irgendwie nur auf der Ostseite der iberischen Halbinsel, weit weg vom Atlantik. Wo aber könnte das Zentrum eines solch vorbildgebenden Gemeinwesens gelegen haben?
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Wer sich für Geschichte interessiert, kennt sich aus in der Welt. Sicher haben sie die europäische und afrikanische Atlantikküste mehrfach abgeklappert. Sie zeugt mit ihren megalithischen Gräbern und Säulen nicht nur von erfolgreichen prähistorischen Zivilisationen, sondern auch von den enormen Kräften, die das Meer überall auf die Landschaft ausgeübt hat. Wenn sie aber nach den ältesten und meisten archäologischen Funden am [[Atlantik]] fragen, dazu nach der größten Fläche einer möglichen zerstörten Siedlung, landen Sie unweigerlich in Südspanien, im Delta des Guadalete gegenüber von Cádiz. Dort wurden auf einer Fläche von 10.000 Quadratmetern Artefakte besonders aus der [[Bronzezeit]] in chaotischer Anordnung zueinander gefunden. Tausende megalithische Gräber im Umland wurden in eine Zeit vor über 5.000 Jahren datiert. Ab dem 2. Jahrtausend v. Chr. kann ihr Inhalt der Glockenbecherkultur zugeordnet werden. In der Mitte des Deltas liegt die archäologische Ausgrabungsstätte von Dona Blanca, in der in fünf Meter Tiefe monströse Fundamente angeschnitten wurden. Genau um 1200 v. Chr. bricht diese Kultur ab. Erst nach einer Pause, gegen 1.000 v. Chr. wird die Gegend neu von der so genannten Tartessischen Kultur überbaut. Die Quellen bezeichnen sie als schnell aufstrebendes und wohlhabendes Königreich. Das archäologische Gelände nahe der Hafenstadt Puerto de Santa Maria ist öffentlich zugänglich. Im Geschichtsmuseum dort liegt so manches Artefakt, das eine gewisse Ahnung aufkommen lässt. Die Gegend ringsum heißt seit alters her „Gades“. Ja wo, in Dreiteufelsnamen, haben Sie das schon mal gehört?
Wer sich für Geschichte interessiert, kennt sich aus in der Welt. Sicher haben sie die europäische und afrikanische Atlantikküste mehrfach abgeklappert. Sie zeugt mit ihren megalithischen Gräbern und Säulen nicht nur von erfolgreichen prähistorischen Zivilisationen, sondern auch von den enormen Kräften, die das Meer überall auf die Landschaft ausgeübt hat. Wenn sie aber nach den ältesten und meisten archäologischen Funden am Atlantik fragen, dazu nach der größten Fläche einer möglichen zerstörten Siedlung, landen Sie unweigerlich in Südspanien, im Delta des Guadalete gegenüber von Cádiz. Dort wurden auf einer Fläche von 10.000 Quadratmetern Artefakte besonders aus der Bronzezeit in chaotischer Anordnung zueinander gefunden. Tausende megalithische Gräber im Umland wurden in eine Zeit vor über 5.000 Jahren datiert. Ab dem 2. Jahrtausend v. Chr. kann ihr Inhalt der Glockenbecherkultur zugeordnet werden. In der Mitte des Deltas liegt die archäologische Ausgrabungsstätte von Dona Blanca, in der in fünf Meter Tiefe monströse Fundamente angeschnitten wurden. Genau um 1200 v. Chr. bricht diese Kultur ab. Erst nach einer Pause, gegen 1.000 v. Chr. wird die Gegend neu von der so genannten Tartessischen Kultur überbaut. Die Quellen bezeichnen sie als schnell aufstrebendes und wohlhabendes Königreich. Das archäologische Gelände nahe der Hafenstadt Puerto de Santa Maria ist öffentlich zugänglich. Im Geschichtsmuseum dort liegt so manches Artefakt, das eine gewisse Ahnung aufkommen lässt. Die Gegend ringsum heißt seit alters her „Gades“. Ja wo, in Dreiteufelsnamen, haben Sie das schon mal gehört?
 
 
   
 
   
 
Das Delta des Guadalete wird von sanften Hügeln umrahmt. Klettern sie auf den höchsten Punkt! Trotz der industriellen Zerstörungen ringsum, erkennen Sie deutlich die ringförmige Struktur des Deltas, bestehend aus drei Hügelketten. Gegenüber liegt die ehemalige Insel Cádiz, sicher einmal selbst Teil dieses zerstörten Kreises. Die Landschaft mutet wie ein hügeliger Sandstrand an, die überschwemmt wurde und aus der sich nur noch die Reste der Berge über die Ebene erheben. Auf Ihrem Aussichtspunkt reihen sich zyklopische Monsterwacker aneinander. Rundum finden sich Steine von roter, schwarzer und weißer Farbe, kalte und warme Quellen. Man kann sich gut vorstellen, dass hier eine blühende Zivilisation schon in der Frühzeit gedeihen konnte. Das Klima entsprach dem im Östlichen Mittelmeer, der Boden ist fruchtbar, es gab zwei Ernten im Jahr, das Gebirge Sierra Morena schützt vor den kalten Winden aus dem Norden. Highlight für mich aber sind die riesigen Höhlen entlang der Hügel, die so groß sind, dass selbst antike Schiffe mit Segel und Ruder darin Platz gefunden hätten. Sie befinden so tief in der Erde, dass sie auch heute noch auf dem Niveau des Meeresspiegels liegen. Die Wände der künstlichen Gewölbe sind sauber bearbeitet, teils 10 Meter hoch und 30 Meter lang. Sie muten wie alte Steinbrüche an, aus denen man das Material für vorantike Großbauten geholt hatte. Von den Höhlen führen Schleifspuren von Transportschlitten zum Meer (für Wagenräder zu eng beieinander liegend). Wer kann solche Höhlen angelegt haben, die wie „unterirdische Häfen für Dreiruderer“ anmuten?
 
Das Delta des Guadalete wird von sanften Hügeln umrahmt. Klettern sie auf den höchsten Punkt! Trotz der industriellen Zerstörungen ringsum, erkennen Sie deutlich die ringförmige Struktur des Deltas, bestehend aus drei Hügelketten. Gegenüber liegt die ehemalige Insel Cádiz, sicher einmal selbst Teil dieses zerstörten Kreises. Die Landschaft mutet wie ein hügeliger Sandstrand an, die überschwemmt wurde und aus der sich nur noch die Reste der Berge über die Ebene erheben. Auf Ihrem Aussichtspunkt reihen sich zyklopische Monsterwacker aneinander. Rundum finden sich Steine von roter, schwarzer und weißer Farbe, kalte und warme Quellen. Man kann sich gut vorstellen, dass hier eine blühende Zivilisation schon in der Frühzeit gedeihen konnte. Das Klima entsprach dem im Östlichen Mittelmeer, der Boden ist fruchtbar, es gab zwei Ernten im Jahr, das Gebirge Sierra Morena schützt vor den kalten Winden aus dem Norden. Highlight für mich aber sind die riesigen Höhlen entlang der Hügel, die so groß sind, dass selbst antike Schiffe mit Segel und Ruder darin Platz gefunden hätten. Sie befinden so tief in der Erde, dass sie auch heute noch auf dem Niveau des Meeresspiegels liegen. Die Wände der künstlichen Gewölbe sind sauber bearbeitet, teils 10 Meter hoch und 30 Meter lang. Sie muten wie alte Steinbrüche an, aus denen man das Material für vorantike Großbauten geholt hatte. Von den Höhlen führen Schleifspuren von Transportschlitten zum Meer (für Wagenräder zu eng beieinander liegend). Wer kann solche Höhlen angelegt haben, die wie „unterirdische Häfen für Dreiruderer“ anmuten?

Version vom 23. August 2016, 00:34 Uhr

Baustelle.jpg

von Hans-Joachim Hess

Stellen Sie sich vor, sie haben noch nie etwas von Atlantis oder Platon gehört, sind aber an populärwissenschaftlicher Frühgeschichte interessiert. Wohin wird Sie Ihr Wissen führen? Zum Beispiel haben sie mal gelesen, dass die ersten Bauern aus dem Orient nicht in Mitteleuropa, sondern in Südfrankreich und Südwestspanien um 6500 v. Chr. aufgeschlagen waren. Dort hatten sie die neolithischen Kulturen La Almagra und Lusitania gebildet und sich [...] weiterentwickelt. Und Sie fragen sich: Was ist aus ihnen geworden?

Dann haben Sie mal aus der gleichen Gegend eine TV-Reportage über die Megalith-Kultur gesehen. Vielleicht wurde dort schon die Hypothese vertreten, wonach deren Ausbreitung zeitlich um etwa 1.000 Jahre versetzt zur neolithischen Expansion am Atlantik erfolgte. Aufgefallen war Ihnen aber, dass die Großsteinsetzer auf der Iberischen Halbinsel ihren absoluten Höhepunkt hinsichtlich Anzahl und Größe der megalithischen Konstruktionen erreicht haben mussten. Wer waren diese Leute, wundern Sie sich?

Auch von den ersten Bronzeschmieden in Mitteleuropa, mit dem abstrusen Namen Aunjetitzer-Kultur, haben Sie gelesen. Sie hinterließen uns bei Ausgrabungen vollkommen identische Artefakte wie die Glockenbecherleute aus Südspanien. Die sollen von dort aus ganz Europa militärisch überrollt haben (Für Insider: bis Ungarn und Italien, nicht aber Griechenland!). Langsam fragen Sie sich, was dort im letzten Zipfelchen Europas abgegangen ist?

Klar kennen Sie auch die archaischen Großreiche der Bronzezeit, wie die Palastkultur in Griechenland, die Minoer auf Kreta, die Hetiter in Anatolien, die phönizischen Hafenstädte im östlichen Mittelmeer und natürlich das Alte Ägypten. Und Sie grübeln: Muss es nicht auch ein zivilisatorisches Äquivalent im Westen am Atlantik gegeben haben? Die Innovationen aus dem Nahen Osten waren ja, wie oben gezeigt, immer kurz nach ihrer Einführung auch dort präsent.

So ist Ihnen vielleicht schon mal der Disput über eine alte Schiffsverbindung zwischen der Levante und Spanien bereits ab dem 5. Jahrtausend v. Chr. unter gekommen. Wenn die Phönizier ab 1000 v. Chr. Cádiz planmäßig aufgebaut haben, kann sich jeder selbst zurechtlegen, wie lange der Seeweg „hinter die Säulen des Herakles“ zuvor bekannt gewesen sein muss?

Sicher haben Sie schon von der Dorischen, minoischen, ionischen Wanderung oder der, der Seevölker gelesen. Dabei konnten Sie erkennen, wie um 1200 v. Chr. alle Hochkulturen am Mittelmeer zuerst von Erdbeben und Tsunamis zerstört und anschließend von Invasoren nacheinander vernichtet worden waren. Vielleicht haben Sie auch gestutzt, als Sie erfuhren, dass zur gleichen Zeit in Mitteleuropa abrupt die übliche Tradition der Ganzkörperhügelgräber abgebrochen wurde und die Urnenfelderleute sich aus dem Pariser Becken heraus breit machten. Von den damals bei uns allerorts schlagartig auftretenden Höhenwallanlagen, speziellen Waffen und vergrabenen Schätzen wissen nur wenige. Welche Katastrophe hat solche Umwälzungen ausgelöst?

Die etablierte Wissenschaft erklärt ihnen das alles durch Zufälle, lokale Naturereignisse, Palastrevolten, rituelle Strömungen und prähistorischen Modewandel. Sie können also bisher auch nichts von folgenden Autoren gehört haben, sonst brauchte ich das Zeugs hier nicht zu schreiben: Frank Falkenstein, Bernhard Hänsel, Dirk Husemann, Wolfgang Kimmig, Robert Drews, Reinhard Jung, Mathias Mehofer, Margarita Primas, David Kaniewski, Gustav Lehmann, Albrecht Jockenhövel, Carrilero Millán A. Suárez, Marques Hans Holzhaider, Rosemarie Müller und Karl-Joachim Hölkeskamp. Alles gestandene Hochschulprofessoren! Sie haben o.g. Zusammenhänge wissenschaftlich mit Klimamodellen, uralten Zeugnissen und logischen Mustern bei Völkerwanderungen untersucht. Danach müssen um 1200 v. Chr. Naturgewalten über ganz Europa hereingebrochen sein. Höhepunkt scheint eine Mega-Katastrophe am Atlantik gewesen zu sein (Meteor, Vulkan, Tsunami), mit anschließender Subsistenzkriese und Massenflucht. England, Frankreich, Spanien und Teile Italiens müssen überflutet, die Bevölkerung extrem dezimiert, die Überlebenden in den Osten getrieben worden sein. Dabei haben sie ihre Nachbarn überfallen und erreichten - diese vor sich hertreibend - im Dominoeffekt mit den Seevölkern Ägypten und mit der Schlacht im Tollensetal die Ostsee. Was mag damals am Atlantik passiert sein?

Wenn Sie jetzt nicht all die oben genannten Experten extra lesen wollen, empfehle ich den Englischkundigen in der Wikipedia] den Artikel "Late Bronze Age collapse. In der deutschen Wikipedia ist so etwas chancenlos, denn die Geschichtsadministratoren dort scheinen stock-konservativ. Probieren Sie die in Englisch beschriebene Katastrophentheorie mit allen oben genannten Wanderungen, Kriegen und Naturgewalten aus. Die Rätsel der Frühgeschichte scheinen plötzlich wie durch ein Wunder gelöst. Selbst die bisher mythischen Einzelereignisse wie der Kampf um Troja, die lydische Dynastie der Herakliden, der Einmarsch der Phryger in Anatolien, das Bündnis von Seevölkern und Libyern, der Ursprung der Philister, das zweimalige Auftreten von Iberern (Spanien und Kaukasus) - alles passt in dieses Bild. Und welche Kultur konnte das alles anschieben?

Bestimmt sagt ihnen der Name Los Millares etwas. Diese über 4.000 Jahre alte befestigte Höhensiedlung in Spanien gilt mit seinen Artefakten als Vorbild aller Wallanlagen, wie sie nach 1200 v. Chr. in ganz Europa und dem Nahen Osten entstanden waren: Lage an einer alten Heer- und Handelsstraße, umwehrtes Dorf auf einem Bergsporn, zusätzliche Akropolis für die Herrscher, gute Rundumsicht, Quelle, Acker- und Weideland, Gräberfeld und Kultstätte in Sichtweite. Davon wurden in Andalusien aus der Bronzezeit viele ausgegraben. Sie alle aber liegen irgendwie nur auf der Ostseite der iberischen Halbinsel, weit weg vom Atlantik. Wo aber könnte das Zentrum eines solch vorbildgebenden Gemeinwesens gelegen haben?

Wer sich für Geschichte interessiert, kennt sich aus in der Welt. Sicher haben sie die europäische und afrikanische Atlantikküste mehrfach abgeklappert. Sie zeugt mit ihren megalithischen Gräbern und Säulen nicht nur von erfolgreichen prähistorischen Zivilisationen, sondern auch von den enormen Kräften, die das Meer überall auf die Landschaft ausgeübt hat. Wenn sie aber nach den ältesten und meisten archäologischen Funden am Atlantik fragen, dazu nach der größten Fläche einer möglichen zerstörten Siedlung, landen Sie unweigerlich in Südspanien, im Delta des Guadalete gegenüber von Cádiz. Dort wurden auf einer Fläche von 10.000 Quadratmetern Artefakte besonders aus der Bronzezeit in chaotischer Anordnung zueinander gefunden. Tausende megalithische Gräber im Umland wurden in eine Zeit vor über 5.000 Jahren datiert. Ab dem 2. Jahrtausend v. Chr. kann ihr Inhalt der Glockenbecherkultur zugeordnet werden. In der Mitte des Deltas liegt die archäologische Ausgrabungsstätte von Dona Blanca, in der in fünf Meter Tiefe monströse Fundamente angeschnitten wurden. Genau um 1200 v. Chr. bricht diese Kultur ab. Erst nach einer Pause, gegen 1.000 v. Chr. wird die Gegend neu von der so genannten Tartessischen Kultur überbaut. Die Quellen bezeichnen sie als schnell aufstrebendes und wohlhabendes Königreich. Das archäologische Gelände nahe der Hafenstadt Puerto de Santa Maria ist öffentlich zugänglich. Im Geschichtsmuseum dort liegt so manches Artefakt, das eine gewisse Ahnung aufkommen lässt. Die Gegend ringsum heißt seit alters her „Gades“. Ja wo, in Dreiteufelsnamen, haben Sie das schon mal gehört?

Das Delta des Guadalete wird von sanften Hügeln umrahmt. Klettern sie auf den höchsten Punkt! Trotz der industriellen Zerstörungen ringsum, erkennen Sie deutlich die ringförmige Struktur des Deltas, bestehend aus drei Hügelketten. Gegenüber liegt die ehemalige Insel Cádiz, sicher einmal selbst Teil dieses zerstörten Kreises. Die Landschaft mutet wie ein hügeliger Sandstrand an, die überschwemmt wurde und aus der sich nur noch die Reste der Berge über die Ebene erheben. Auf Ihrem Aussichtspunkt reihen sich zyklopische Monsterwacker aneinander. Rundum finden sich Steine von roter, schwarzer und weißer Farbe, kalte und warme Quellen. Man kann sich gut vorstellen, dass hier eine blühende Zivilisation schon in der Frühzeit gedeihen konnte. Das Klima entsprach dem im Östlichen Mittelmeer, der Boden ist fruchtbar, es gab zwei Ernten im Jahr, das Gebirge Sierra Morena schützt vor den kalten Winden aus dem Norden. Highlight für mich aber sind die riesigen Höhlen entlang der Hügel, die so groß sind, dass selbst antike Schiffe mit Segel und Ruder darin Platz gefunden hätten. Sie befinden so tief in der Erde, dass sie auch heute noch auf dem Niveau des Meeresspiegels liegen. Die Wände der künstlichen Gewölbe sind sauber bearbeitet, teils 10 Meter hoch und 30 Meter lang. Sie muten wie alte Steinbrüche an, aus denen man das Material für vorantike Großbauten geholt hatte. Von den Höhlen führen Schleifspuren von Transportschlitten zum Meer (für Wagenräder zu eng beieinander liegend). Wer kann solche Höhlen angelegt haben, die wie „unterirdische Häfen für Dreiruderer“ anmuten?

Eine letzte Frage könnte Ihnen zu den Völkerbewegungen nicht lange nach den Katastrohen um 1200 v. Chr. einfallen. Sie denken an die Ionische Kolonisation der griechischen Stadtstaaten, bei der beispielsweise Marseille gegründet wurde, die Phönizische Expansion aus dem Nahen Osten heraus, die auch Karthago hervorbrachte, die Etrusker, die jüngst als anatolische Lydier entlarvt wurden, aber auch die Kelten, die von Zentraleuropa bis auf die Iberische Halbinsel wanderten. Nach und nach hatten sich alle noch kurz zuvor ums Überleben ringende Kulturen aufgerafft und schickten Ableger Richtung Westen. Als wenn dort neues Land entstanden wäre, oder - logischer - zerstörtes Land sich langsam erholen würde. Mögliche Antworten wie Überbevölkerung, Klimawandel oder Zeitgeist haben Sie schon als abwegig erkannt. Eine der ersten phönizischen Expeditionen muss um 1000 v. Chr. in das am weitesten entfernte Cádiz stattgefunden haben. Dort scheinen sich mit den Tartessern gegenüber auf dem Festland bereits Überlebende der Naturkatastrophe wieder etabliert zu haben. War dies das „heilige“ Zentrum einer untergegangenen Hochkultur?

So könnte ich Ihnen weitere Fragen stellen, aber Sie ahnen was nun kommt. Setzen sie bitte bei allen obigen Fragen das Wörtchen Atlantis als Antwort ein. Nehmen Sie alle von Platon beschriebenen Details des mythischen Königreiches her und vergleichen Sie es mit diesem Standort. Ach ja, natürlich müssen Sie statt dem Jahreskalender den ägyptischen Mondkalender benutzen, um nicht vor 11.000 Jahren für den Untergang von Atlantis durch eine Tsunamikatastrophe rauszukommen, sondern bei 1200 v. Chr. Und Sie sollten die ägyptischen Bezeichnungen für Insel und Halbinsel vergleichen, sowie sich mit der geografischen Entwicklung Iberiens beschäftigen. Viele Gebiete nördlich der Pyrenäen sind nicht älter als 5000 Jahre. Da fehlt nicht viel für ein Eiland.

Auf all diese Fragen hat mich Jürgen Hepke gebracht, der in diesem Portal seine Atlantis-Theorie untersetzt. Ihm verdanke ich die Anregung für einen populärwissenschaftlichen Vergleich aller hier aufgeführten Lokalisierungsversuche. Wer allerdings auf dieser Anhöhe über Dona Blanca gestanden hat, wird kaum mehr Zweifel an der Platzierung des Mythos Atlantis aufbringen können. Es war niemand anderes als die bronzeschmiedenden Glockenbechertypen, die von den Naturgewalten eiskalt erwischt worden sind. Die ringförmige Struktur ihrer Königsstadt wird heute nicht nur durch die Hügelketten, sondern auch durch Bewässerungskanäle in der Ebene verstärkt. Sogar die von Platon angegebenen Maße für die Inselkreise und für das riesige Umland des Andalusischen Beckens stimmen erschreckend genau überein. Natürlich finden Sie vielleicht andere Antworten, besonders wenn Sie gerade ein Buch über die Lokalisierung von Atlantis andernorts geschrieben haben. Mich würde Kritik an meinen implizierten Fragen aber trotzdem interessieren: atlantischeseuropa.blogspot.de.